Ein kleines Laya-Kloster in der Vogtei Telvenik

  • Auf einem Hügel nahe eines Dorfes steht eine kleine Ansammlung von Holzhütten, die beinahe selbst ein zweites Dorf sein könnten. Fünf Häuschen aus Holz stehen in einem Halbrund um ein kleines Amphiteater, das seine Bühne den Hang hinunter am Fuße des Hügels hat. Den Hügel hinauf schlängelt sich ein mit Erlen gesäumter Weg vom Dorf zu den Häuschen.


    Neben der Bühne ist ein Brunnen, dessen Gestell mit Glöckchen geschmückt ist, die hell im Wind klingen.

  • Ein Liedchen summend hüpft eine junge Frau in einem senfgelben Kleid die kleine Treppe zum Amphitteather herunter. In beiden Händen schlenkert ein noch leerer Eimer.


    Am Brunnen steht ein Junge und betätigt die Winde um den Eimer wieder ans Tageslicht zu holen. Die Frau winkt heftig und ruft


    "Hallo Ramon!"


    Erschrocken zuckt der Junge zusammen und schlägt sich seinen Kopf an dem Gestell, so dass die Glückchen wild klingen. Als er sich noch den Kopf reibt hört man das Platschen, als der Eimer wieder ins Grundwasser fällt.
    Inzwischen ist die Frau heran und grinst fröhlich.


    "Nicht immer so schreckhaft sein. Oder haben wir ein schlechtes Gewissen?" [/I ]Sie zwinkert ihm verschmitzt zu.


    Der Junge mag etwa 14 Jahre alt sein. Für sein Alter ist er schon recht groß, aber schlacksig - wie es nun einmal mit 14 Jahren so ist. Sein von strohblonden Haaren eingerahmtes Gesicht bedecken eine Horde von Sommersprossen. Die Haut darunter färbt sich gerade dunkelrot.


    "Guten Morgen, Schwester Miriel." und steht sich den Kopf reibend und etwas unschlüssig da.


    "Na? Willst du nicht deine Eimer füllen?" fragt die Frau ihn unschuldig.


    Auch wenn man es kaum vermutet hätte, aber darauf wird Ramons Gesicht noch dunkler. [I]"Ja, ehm.. ja. Ehm.. darf ich?" fragt er leicht stotternd und deutet auf ihre Eimer.


    "Das ist lieb, Ramon. Gerne." antwortete Miriel und reichte ihm die Eimer. Während der Junge die Winde drehte, setzte sie sich auf den Brunnenrand und plauderte wie ein Wasserfall.

  • Vor einigen Tagen hatte die Oberin ihr gesagt, dass die Lächelnde wohl anderes für sie vorgesehen hatte. Das Orakel hatte gesprochen. Und das Orakel irrte nicht. Es hatte gesagt, dass sie dort hin gehen müsse, wo die Zukunft ihre Hände ausstreckt und das einfordere, was schon längst überfällig sei. Dorthin, wo Kapal, Akestera und Ellyris bereits ihre Schritte gelenkt hatten und dorthin, wo zwei von ihnen verweilt und die dritte in ihrem ewigen Wissensdrang weiter gezogen war.
    Neben ihr auf dem Wagen saß der Händler, halb schlafend. In der Hand hielt er die Gerte, mit der er die Ochsen ab und an antrieb, wenn sie gerade wieder stehen bleiben wollten.


    Frierend wickelte sich die junge Frau in ihren Umhang und zog das Fuchsfell um ihren Hals fester. Dann blickte sie suchend in den Himmel. Es war seit Tagen bewölkt und ab und an fiel schon Schnee. Dann schlich sich ein Lächeln in ihre Züge. In Renascân würde ihre Sonne wieder aufgehen.