Worte
Wie gebannt blieb sie sitzen, nicht fähig, die Bewegung zu Ende zu führen. Sie wusste, dass sie gehen sollte, nein, fliehen vor der Macht, die ihre Gedanken hatten.
Seine schön geschwungenen Lippen verzogen sich. Er lächelte sie an und selbst wenn er es nicht darauf angelegt hatte, wurde ihre Blicke wie von selbst zu diesem Mund gezogen.
Ein Mund, aus dem honigsüße Worte dringen konnten. Ein Mund, der - .
„Du solltest nicht hier sein“, sagte er leise und auf eine seltsame Art fast zärtlich.
Sie schluckte hart. Der Klang seiner Stimme erzeugte ein nervöses Flattern in ihrem Magen. Worte, die sie wie sachte Berührungen bewegen konnten. Worte, die verführen konnten, deren eigentliche Bedeutung fast nebensächlich war.
Ihre Stimme war ihr nicht mehr zu Eigen, als sie antwortete.
„Ich weiß“, wisperte sie.
Ihr Denken war nur noch auf das Eine ausgerichtet. Sie wollte ihn so sehr, dass jeder verstreichende Moment wie eine Hand war, die sich um ihren Körper legte und zudrückte.
Schwäche durchströmte sie ebenso wie Scham. Warum geschah dies alles? Sie liebte einen anderen Mann mit aller Kraft ihrer Seele und doch war es ein Elb, ein Prinz ihres eigenen Volkes, der ihre Sinne und ihren Leib erregte. Im Haus ihres Vaters brach sie alle Versprechen und mit ihrer eigenen Überzeugung.
Er beobachtete sie unbewegt, abwartend. Noch immer lag er auf dem Bett, doch jetzt wirkte sein schlanker Körper angespannt, bereit, Dinge zu tun, die sie sich kaum vorzustellen wagte.
„Geh!“ Sie zuckte bei seiner Bitte zusammen, auch wenn sie wusste, dass er der Stimme seiner Vernunft folgte. Diese war in ihr jedoch längst verstummt, in dem Moment, in dem sie sein Gemach betreten hatte.
„Nein“, gab sie zurück. „Ich kann nicht.“
Eine kleine Weile verging, in der nichts geschah. Sie folgte den tanzenden Punkten des Lichts auf der Wand mit den Augen, da sie es nicht wagte, ihn anzublicken.
Plötzlich setzte er sich auf, so abrupt, dass sie erschrak. Der Abstand, der bis zu diesem Moment zwischen ihn bestanden hatte, war verschwunden. Ihre Gesichter waren sich so nahe wie noch niemals zuvor.
Dann berührte er sie.