Beiträge von Eniya

    Hm, keine Ahnung, wohin das am besten passt, aber ich versuche es mal hier:


    Eine Freundin von mir hat noch eine Karte für das CoM zu verkaufen (Seefahrerlager).


    Falls jemand von euch Interesse hat, bitte schickt mir eine PN.


    Viele Grüße
    Kristina

    Als Irush das Papier entfaltet, fallen zwei Dinge heraus, die darin eingeschlagen waren. An einer silbernen Kette hängend gleitet ein silberner Skorpionanhänger auf den Tisch, den Irush zweifelsfrei wieder erkennt. Der andere Gegenstand ist ein kleiner Stein von reiner, weißer Farbe. Wenn Irush ihn in die Hand nimmt, bemerkt er, dass er warm ist. Er scheint sich perfekt in seine Hand zu schmiegen, als wäre er für ihn gemacht, und ganz deutlich geht noch etwas anderes von ihm aus, das er jedoch nicht fassen kann. Jedes mal, wenn seine Gedanken ein Bild geformt haben, welches das Gefühl beschreiben kann, fehlt das Wort, es zu benennen, und das Bild ist wieder verschwunden.


    Das Papier, in das die beiden Dinge eingeschlagen waren, stellt sich als Brief heraus. Eine schwungvolle Handschrift, deutlich weiblich und offenbar durchaus geübt im Verfassen von Briefen, erstreckt sich über anderthalb Bögen Papier.

    Auch auf sein Eintreten hin rührt sich in dem Raum niemand. Erst, nachdem Irush einige weitere Schritte hinein gemacht hat, bemerkt er, dass er leer ist. Das Bett ist ordentlich gemacht, Eniyas Mantel, ihre Tasche und ihre kleine Holzkiste sind weg. Auf dem Tisch, auf den nun die Morgensonne scheint, steht eine herunter gebrannte Kerze.


    Mitten auf dem Tisch, so dass es für jeden aufmerksamen Eintretenden sichtbar ist, liegt ein sauber gefalteter Bogen Papier.

    Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne tauchen das kleine Zimmer in rotes Licht. Die Kerze auf dem Tisch in Eniyas Zimmer ist beinahe herunter gebrannt, als sie die Feder beiseite legt. Einen Augenblick verharrt sie bewegungslos, kann sich jedoch nicht dazu durchringen, das Geschriebene noch einmal zu lesen. Sie verschließt das kleine Tintenfass wieder und verstaut es zusammen mit der Feder in ihrer Kiste, als ein dünner Rauchfaden von der erloschenen Kerze aus zur Decke aufsteigt.


    So endet es also.


    Nur wenige Minuten später verlässt sie das Gasthaus. In den frühen Morgenstunden sind nur wenige Menschen auf den Straßen unterwegs, oder vielleicht sieht Eniya sie auch einfach nicht. Die Kapuze ihres Mantels ins Gesicht gezogen, folgt sie zielsicher den Gassen. Auch heute hat sie darauf verzichtet, Schmuck und Münzgürtel anzulegen. Sich Kahris Rat in Erinnerung rufend, bemüht sie sich um einen sicheren Schritt, doch sie ist ohnehin so tief in Gedanken, dass sie weder Geräusche noch Bewegungen um sich herum wahrnimmt. Nebel wabert durch die Gassen, und die Sehnsucht nach ihrer Heimat wird übermächtig, als sie den ersten Schritt hinein tritt.

    Langsam schließt Eniya die Türe hinter ihm. Was für ein seltsamer Tag, denkt sie ans Fenster tretend. Unter ihr erstrecken sich die Straßen Kephrams. Trotz – oder gerade wegen – der späten Stunde sind noch immer Menschen unterwegs. Der Mond bescheint die Gassen, doch scheint es ihr, als würde er mehr Schatten als Licht spenden. Allerdings zweifelt sie nicht daran, dass gerade diese vielen hier willkommen sein würden. Ein einzelnes Wort kreist immer wieder durch ihre Gedanken, und ein trauriges Lächeln stiehlt sich auf ihre Züge.


    Seufzend kehrt sie dem Fenster den Rücken. Es war Zeit, sich zur Ruhe zu begeben.

    Für einige Augenblicke lehnt sie sich an ihn, das Gefühl genießend, dass ihr hier wirklich nichts geschehen kann, dass er es nicht zulassen würde.


    Dann stellt sie sich auf die Zehenspitzen, umfasst mit beiden Händen sanft sein Gesicht und zieht es zu sich herunter. Auch ihre Lippen berühren leicht seine Stirn.


    „In manchen Völkern ist das ein Zeichen des Respekts und der tiefen Zuneigung“, zitiert sie lächelnd seine Worte, die nun schon so viele Jahre zurück liegen, die ihr jedoch noch immer im Gedächtnis sind.


    Noch einen weiteren Herzschlag lang verharrt sie an ihn gelehnt, ehe sie sich löst und einen Schritt zurück tritt.


    „Gute Nacht.“

    Neugierig schiebt Eniya die Türe auf und wirft einen Blick in das kleine, aber vollkommen ausreichend eingerichtete Zimmer. An der Wand hängt ein kleiner Spiegel, nichts besonderes, aber ausreichend, um ihrer Eitelkeit genüge zu tun, und das Bett sieht mehr als einladend aus. Vor dem Fenster steht ein Tisch mit zwei Stühlen, darauf bereits vorbereitet eine Kerze und Zündhölzer. Eniya hatte nicht vor, lange zu bleiben, weswegen ihr die Ausstattung vollkommen genügte.


    Als sie sich umdreht, sieht sie Irush in der Türe gelehnt stehen.



    "Danke!", meint sie schlicht, als sie noch einmal zu ihm heran tritt.

    Eniya ist es sichtlich unangenehm, dass jemand anders die Scherben, die ihr Missgeschick verursacht hat, beseitigen muss.


    Beinahe hilflos sieht sie Irush an.


    „Tut mir wirklich leid“, murmelt sie kleinlaut. „Ich will niemandem zur Last fallen,“ setzt sie mit einem Blick auf die junge Frau leise hinzu.

    Auch Eniyas Lächeln wirkt angestrengt, jedoch ist schwer auszumachen, woran es liegt. Die Müdigkeit ist nach dem Genuss des Absinths schlagartig zurückgekehrt und ihr ist klar, dass sie sich nur noch durch einige Stunden Schlaf besiegen lassen würde. Ihre Augen wirken sehr niedergeschlagen und müde.


    „Si, das wäre großartig. Danke.“


    Umständlich müht sie sich aus dem tiefen, weichen Sessel hervor. Beim Aufstehen achtet sie jedoch nicht auf das Tischbein, stößt heftig dagegen und ihr Becher, den sie wie immer zu nah am Tischrand abgestellt hatte, kippt, fällt und zerspringt auf dem Boden. Für einen Moment sieht es aus, als würde die Müdigkeit siegen und ihr Tränen in die Augen treiben, doch dann zeichnet sich Resignation auf ihren Zügen ab und Laut fluchend bückt Eniya sich nach den Scherben.

    „Ich… No, eigentlich… habe ich alles….“


    Ohne dass er in ihrem Blick lesen könnte, sieht sie ihn an.


    „Ein Zimmer in einer der schönsten Städte, die ich je besucht habe mit einer Türe, die man abschließen kann, und genug Absinth, damit ich gut schlafen kann.“

    Eniyas Blick wird verschlossen. Ihre ganze Haltung hat sich merklich verspannt.

    „No, ich… die letzten Tage waren lang, die Nächte kurz…“


    Sie stockt, überspielt den Moment jedoch, indem sie ihr Rauchkraut in der kleinen Schale auf dem Tisch ausdrückt.

    Einige Zeit schweigt Eniya nachdenklich, ehe sie leise weiterspricht.


    „Ich kenne nur eines ihrer Ziele, und Du kennst es auch. Sie hat es Dir erklärt, ich habe es Dir erklärt, aber uns beiden wolltest Du nicht zuhören… No, jetzt rede ich!“, schneidet sie ihm scharf das Wort ab, ehe er sie an dieser Stelle unterbrechen kann.


    „Darüber hinaus… Ich halte sie für einen fürsorglichen Menschen, der die, die sie ins Herz geschlossen hat, wie eine Raubkatze verteidigt. Ich sehe, dass ihr euch sehr ähnlich seid. Beide macht ihr oft den Eindruck, mit dem Rücken zur Wand zu stehen, verstrickt in einen Kampf gegen die ganze Welt, distanziert von den meisten, hingerissen von einigen wenigen anderen….“


    Kurz dachte sie an die Dinge, die sie gesehen hatte, schwieg aber dazu.

    Eniya zögert eine Sekunde.


    „Du vertraust ihr und sie würde alles tun, um Dich zu schützen. Mehr muss ich nicht wissen.“


    Nach dieser sachlichen Feststellung lässt sie sich zurück in den Sessel sinken, doch ihr Blick wirkt aufmerksam.

    Deutlich irritiert von dem Themenwechsel runzelt Eniya die Stirn, fängt sich aber schnell wieder.


    „In welcher Hinsicht?“, hakt sie vorsichtig nach.


    Sie stellt den Becher, den sie bislang in der Linken gehalten hatte, zurück auf den Tisch und nimmt einen weiteren Zug von dem Rauchkraut.

    Wieder zieht Eniya die rechte Augenbraue in die Höhe.


    „Schneckchen, sollten wir in Luxburg wirklich zwischen den furchtbaren Dingen, die dort immer geschehen, Zeit dafür haben, und sollte es tatsächlich ungefährlich sein, sich irgendwo abseits der Gruppe aufzuhalten und sollten meine Nerven dann stark genug sein, mich entspannt in die Sonne zu legen, dann bin ich sofort dabei…“


    Sie ließ den Satz offen, doch es war deutlich, dass sie mit keinem der drei Umstände wirklich rechnete, auch wenn sie es bedauerte.

    Eniya beugt sich zu ihm hin, um ihr Rauchkraut am dargebotenen Streichholz zu entzünden, ehe sie es ausbläst.


    Dann greift sie nach ihrem Becher und nimmt einen weiteren Schluck Absinth.


    „Das wäre traumhaft, ehrlich“, scherzt sie.

    „Oh, glaub mir, für Kephram schuldest Du mir eine Blumenwiese im Frühling!“


    Herausfordernd grinst Eniya ihn an, ehe sie wieder einmal nach dem silbernen Kästchen in ihrer Tasche fischt. Sie nimmt zwei Rauchkräuter heraus und hält ihm eines davon hin.