Beiträge von Eniya

    Auch Eniya greift nach ihrer Tasse, ehe der Tee ein weiteres Mal kalt wird.


    "Nein, das musst Du auch nicht. Wie ich sagte, die Welt braucht solche und solche, um im Gleichgewicht zu bleiben."

    Eniyas Blick wird traurig.


    „In diesem Land geschehen furchtbare Dinge. Es leidet und blutet, die Menschen hier ebenso. Einige kämpfen, andere verstecken sich, wieder andere versuchen, weiterzuleben.“


    Ihre Gedanken schweifen zu den Inhabern des Waldkrugs, die versuchten, schlichtweg zu überleben.


    „Es gibt Schlachten, die müssen geschlagen werden, weil das Ziel den Kampf Wert ist. Freiheit gehört mit Sicherheit dazu. Und ich weiß, dass es Menschen geben muss, die diese Kämpfe austragen, denn ansonsten wird die Finsternis eines Tages einfach alles überrollen.“


    Ihr Herz wird schwer bei dem Gedanken an so viele Dinge, die sie schon gesehen hat.


    „Nur, weil ich Kampf und Gewalt für mich ablehne, heißt das nicht, dass ich ihre Bedeutung im Gefüge der Welt verkenne. Trotzdem werde ich immer die Gnade sein, wo andere die Vernichtung sind.“


    Sie hebt den Blick und begenet seinem.


    „Nein, Irush, ein Picknick wird es kaum werden.“ Einen Herzschlag später fügt sie, um dem Augenblick die Schwere zu nehmen, hinzu: „Man würde Dich auch nicht ernst nehmen, wenn Du mit einer rot-weiß karierten Picknickdecke und einem geflochtenen Korb mit Leckereien in die Schlacht ziehst. Das würde nicht mal ich tun.“


    Sie erwiedert sein vorangegangenes Zwinkern und lehnt sich nun ebenfalls zurück.

    Auch Eniya lacht nun wieder.


    „Oh, ich bin sicher, es gibt einige, die das sagen, jetzt, wo Du doch auch Pazifist bist.“


    Ihre Augen funkeln schelmisch, als sie sich zu ihm herüber beugt, um ihr Rauchkraut an dem Streichholz zu entzünden.

    Zwinkernd und über seine Selbsterkenntnis grinsend zieht sie ein Rauchkraut aus seinem Etui.


    "Siehst Du, der schlechte Einfluss beruht auf Gegenseitigkeit", meint sie lachend.

    Bei dieser fürsorglichen Geste und der leichten, kaum merklichen Berührung muss Eniya wieder lächeln, wissend, dass sie nicht zufällig war. Solche Zufälle passieren niemandem, der seinen Körper so gut unter Kontrolle hat.


    „Ich bin bereit, zu versuchen, mich zu bemühen, mich möglicherweise zu bessern, sollte sich die Gelegenheit ergeben.“

    Natürlich hatte sie Angst vor Luxburg, Todesangst, um genau zu sein. Sie hatte sich nichts mehr gewünscht, als nie wieder dorthin zurückkehren zu müssen. Dennoch war es nur ein geringer Preis, in Anbetracht der Umstände.


    „Ich werde… wirklich… versuchen, Dir nicht zur Last zu fallen…“


    Sie überlegt kurz.


    „Und ich verpreche, dass ich… auf Dich hören werde. Ich werde keine Dummheiten machen. Wenn Du sagst, bleib im Haus, bleibe ich im Haus. Wenn Du sagst, Versteck, Dich… na ja, ich würde zumindest mein bestes geben.“


    Grinsend denkt sie an ihre bunte Kleidung und den Klimperkram. Dann wird sie wieder ernst.


    „Und wenn Du sagst, lauf…..“


    Sie lässt den Satz in Erinnerung an eines ihrer vorangegangenen Gespräche unvollendet.

    Nervös beißt Eniya sich auf die Lippe. Was wenn er Recht hatte, und sie alles nur noch schlimmer machte?


    Seufzend sinkt sie ein wenig in sich zusammen. Nein, sie hatte ihre Entscheidung getroffen, die Sache war nicht mehr verhandelbar.


    „Ich kann auf mich aufpassen“, entgegnete sie stattdessen mit der gleichen hohlen Phrase wie schon bei der Diskussion zuvor. „Du musst Dich nicht sorgen.“


    Kurz berührt sie seinen Arm, zieht ihre Hand jedoch sogleich langsam wieder zurück.

    Nun sieht Eniya ihn sehr Ernst an. Wissend, dass jedes falsche Wort neuen Ärger heraufbeschwören kann, versucht sie, sie die folgenden sorgsam zu wählen.


    "Wenn ich sehe, ist es jedes mal anders", beginnt sie. "Manchmal sehe ich wichtige Dinge, manchmal unwichtige. Die Kunst ist, sie voneinander zu unterscheiden. Manches bewahrheitet sich, anderes nicht. Darauf kommt es nicht an. Die Zukunft ist nichts als eine Möglichkeit im Nebel. Manches ist für mich belanglos, aber anderes hat die Macht, meine eigene kleine Welt ins Chaos zu stürzen. Und hier ist die Kunst, das Herz und die Intuition entscheiden zu lassen, wo man das Schicksal wenden möchte."


    Ihre Augen bohren sich in seine.


    "Luxburg steht für mich nicht zur Debatte. Und wenn Du es wagst, mich wieder stehen zu lassen, wenn Du wieder ohne ein Wort gehst, dann werde ich nachkommen, wenn es sein muss, auch alleine. Also überleg es Dir gut."


    Ihre letzten Worte klingen wie eine Drohung, auch wenn ihre Stimmlage sich kaum verändert.

    Eniyas Ausdruck wird trotzig.


    "Das haben wir bereits ausdiskutiert", stellt sie fest. "Irgendwann nach "Ich hatte gehofft, Dich hier zu treffen" und vor Deinem wortlosen Verschwinden..."


    Ihr Blick wird wieder herausfordernd.

    "Dann, junger Irush, wirst Du Dir auf ewig meinen Zorn zuziehen", erklärt sie mit pathetischer Stimme und grinst gleich wieder schelmisch.


    "Oder ich werde einfach in Luxburg alle Kaffeebohnen verstecken und Dir dabei zusehen, wie Du den ganzen Tag missmutig herumläufst."


    Nun ist es an ihr, ihn herausfordernd anzusehen.

    Gespielt erbost zieht Eniya die rechte Augenbraue nach oben.


    "Ich warne Dich, wehe ich höre etwas anderes!"


    Erfreut darüber, dass die Stimmung wieder etwas entspannter ist, nimmt sie lächelnd noch einen Schluck Tee und verzieht den Mund, als sie bemerkt, dass er beinahe kalt ist.

    Nun muss Eniya doch lachen, und irgendwie wirkt es befreit.


    „Ich glaube Dir kein Wort!“, spottet sie grinsend. „Aber Du bist gut darin, Frauen zu sagen, was sie hören wollen!“

    Kurz schließt Eniya bei seiner Berührung die Augen. Es gibt nichts mehr, was sie noch sagen könnte. Aber die Zeit würde kommen.


    Ein trauriges Lächeln umspielt für einen Augenblick ihre Mundwinkel.


    „Du störrischer… Mensch!“ flucht sie, nun wieder mit funkelnden Augen und Akzent.

    Eniyas Blick wird nun sehr weich. Sie hatte sich niemals eingeredet, dass sie es bis zu ihm schaffen würde, sie wusste, dass es unmöglich war. Wichtig war nur, dass er es auch wusste…


    „Gut“, erwidert sie mit rauer Stimme. „Dann mach einfach keine Dummheiten.“

    Seufzend öffnet Eniya die Augen und neigt den Kopf leicht in die andere Richtung, um ihn besser ansehen zu können, ohne dass er das Kraulen einstellen muss.


    „Ich gehe nicht davon aus, dass das eine Einladung war, mitzukommen.“ Es ist kaum zu sagen, ob das eine Feststellung oder eine Frage war, aber dass es nicht ihr Ernst ist, zeigt das spöttische Grinsen.


    Ohne den Blick von ihm abzuwenden, tastet sie mit der Rechten nach der Kette auf dem Tisch, findet sie schließlich, und steckt sie wieder ein.


    Ihr Blick wird herausfordernd.


    „Ich finde Dich, Irush. Wenn ich auch nur einen Augenblick das Gefühl habe, dass Du Dummheiten machst, werde ich Dich finden.“ Ihre eindringlichen Worte klingen sachlich, ernst.

    Seufzend schließt Eniya die Augen und ein genießerisches Lächeln umspielt ihre Mundwinkel. Leicht neigt sie den Kopf zur Seite, unfähig, das Gespräch weiter zu führen. Dort, wo seine Fingerspitzen über ihre Haut streichen, bildet sich sofort eine Gänsehaut.

    Eniya schüttelt den Kopf und grinst.


    „No, meistens finde ich ihn gar nicht. Weißt Du, wenn man so viele Kleider und eine so kleine Kleidertruhe hat, dann kann so ein winziger Dolch ganz schnell verloren gehen… oder der Gürtel…. Oder beides!“


    Bei dem Gedanken an das heillose Chaos, das sie zu Hause erwarten würde, lacht sie leise, schiebt den Gedanken jedoch gleich wieder von sich.

    „Nachdem meine Familie mich abgeholt hat. Damals, als ich hier mit euch in Daynon war… nach Luxburg…“


    Ihre Stimme wird leiser und fast unmerklich rückt sie ein kleines Stück näher an ihn heran, wie aus dem Instinkt heraus, Schutz bei jemandem zu suchen, der ihn gewähren kann.