Beiträge von Vittoria

    "Na dann. Oh, da jammert Fellis schon wieder. Ich hoffe, der kriegt endlich mal seine Zähne." Sie steht auf und hebt ihr Baby aus der Hängematte. Alexander und bald auch die anderen Kinder klettern selber heraus - bis auf die Babys natürlich. "Einpacken, Jungs und Mädels, und ab nach Hause. Doch, du auch, ist doch nicht das letzte Mal. Wir kommen noch öfter hierher, alle zusammen. Dann bau ich euch eine Schaukel. Aber jetzt los." Sie packen alles zusammen und brechen auf zu Malglins Haus.

    "Nette Tierchen. Hättest du mir das sagen können, bevor ich hier angefangen hab zu bauen?" Vittorias Stimme zeigt - zum ersten Mal überhaupt, soweit Kassandra sich erinnert - etwas wie Sarkasmus. "Naja, du meinst, hierher kämen sie wohl nicht, oder? Und vielleicht, mit etwas Zeit, kann ich die Bäume überreden, ein bißchen aufzupassen und mich notfalls zu warnen." Sie blickt liebevoll zum Waldrand hinüber. "Sie sind ängstlich. An Menschen erinnern sie sich nur in Zusammenhang mit Äxten und Feuer. Aber ich glaube - ich glaube . . ." Sie ißt eine Handvoll Nüsse.

    "Schaben? Die kenn ich nur in Klein, so groß wie'n Zeh etwa. Wie groß werden die Biester denn hier?" Gedankenverloren fängt sie an, ihre Handaxt zu wetzen. "Der Rückenpanzer ist fast unzerstörbar? Was ist mit den Seiten und dem Bauch? Wie reagieren die auf Feuer? Krabbeln die über Mauern drüber?"

    Als Kassandra und Ellemir eintreffen, wird gemütlich gepicknickt. Vittoria beschließt, baldmöglichst einen Zaun um die Hütte zu bauen, damit die Kleinkinder nicht ganz so genau überwacht werden müssen. Nach dem Essen spannt sie gemeinsam mit Kassandra eine große Decke zwischen zwei Bäume in der dann fast alle Kinder nebeneinander liegend ein Nickerchen machen. Währenddessen sammelt Vittoria einen kleinen Sack voller Pilze, Nüsse und Kräuter am Waldrand und beschreibt Kassandra, wie man daraus eine herrliche Soße zu einem Braten machen kann.

    An der Hütte angekommen, werden die Kinder 'abgeladen', anschließend ebenso die Baumstämme. Diese werden längst zur Giebelrichtung der Hütte gelegt. Vittoria markiert die Länge, um sie in den nächsten Tagen zurechtzuschneiden. Dann macht sie ein Feuer, um Brot zu rösten und Käsestücke anschmelzen zu lassen. Die Kinder haben jedenfalls einen Riesenspass, vor allem als Vittoria ihnen ein Haselnussgebüsch am Waldrand zeigt und ihnen Steine zum Knacken der Nüsse bringt.

    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück packt Vittoria Brot, Wurst und Käse in ihren Rucksack, bindet sich Fellis auf den Rücken und marschiert mit Magnus, Caspar und Sophie in dem Tragegeschirr der Ziege, einem Lehrling Malglins und der ganzen Rotte Kinder aus Malglins Haus los. Draussen werden Sophie und Magnus in einen der Handwagen gesetzt, den Vittoria zieht. Der Lehrling nimmt sich den zweiten Handwagen, in den sich alsbald die anderen Kinder gequetscht haben. Unüberhörbar und von lächelnden Gesichtern der Umstehenden betrachtet, wandert die Gruppe zu dem zukünftigen Bauplatz von Liandras Haus. Während die größeren Kinder auf die kleineren aufpassen, laden Vittoria und der Lehrling zwei der dort liegenden Baumstämme auf die Handkarren, je ein Ende auf den vorderen, eins auf den hinteren Karren. Vittoria befetigt das Tragegeschirr der Ziege sorgfältig an den Baumstämmen, sodass ein Sack links, einer rechts herunterhängt. Hierin bringt sie die Babys unter, bindet für jedes gut erreichbar etwas zum Beißen oder zum Spielen fest und hilft dann den anderen Kindern beim Aufsitzen auf die Stämme. Anschließend kriegt jedes Knd etwas zu Essen in die Hand und am späten Vormittag setzt sich die Karawane in Bewegung quer durch die Stadt. Von der fröhlich lachenden Kinderschar breitet sich eine Karnevalsstimmung aus, der sich die meisten Menschen, an denen sie vorbeikommen nicht verschließen können. Hier werden den Kindern Äpfel in die Hände gedrückt, da frisch gebackene süße Brötchen oder getrocknetes Obst. Einige, die in dieselbe Richtung müssen, helfen auch ein Stück weit beim Schieben und Ziehen des Gespanns. Am frühen Nachmittag erreicht die Truppe endlich die Hütte am Waldrand.

    "Gut, dann werd ich mich da morgen mal umsehen, wenns noch hell ist nachdem die Stämme an der Hütte sind. Aber jetzt erst mal was essen und dann schlafen - ohja, schlafen." Vittoria verdreht die Augen. "Wenn die Kinder mich lassen." Sie bringt die geschälten Kartoffeln zum Herd und schneidet sie in den schon vorbereiteten Topf mit Wasser. Dann schiebt sie den Topf übers Feuer. Von draussen hört man lautes Getrampel und Kindergelächter, dann poltert der ganze Trupp Kinder in die Küche, Alexander vorneweg. "Mama, wir morgen mitfahrn auf Bäumen? Sin ganz lieb." Vittoria wirft Kassandra einen 'Na, was hab ich gesagt'-Blick zu und antwortet. "Wenn noch ein Erwachsener beim Ziehen hilft, meinetwegen. Aber natürlich nur, wenn eure Eltern zustimmen. Und du, junger Mann," sie zieht Alexander zum Tisch, "schluckst jetzt erst mal deine Medizin." Sie gießt einen Schluck Flüssigkeit aus einer Tonflasche in einen Becher und gibt hm den.
    "Oh nö, bah" jammert Alexander, schluckt aber alles runter. Dann schüttelt er sich und flitzt zum Herd. "Was gibts hamham?"

    "Hm, gute Idee mit den Häuten. Aber den Karren - mit Tierheilung kenn ich mich nicht aus, kein bißchen. Mit den zwei Handkarren hintereinander, über die die Stämme drüber gelegt werden, gehts schon. Und vorab danke fürs Kinder hüten. Ich werd wohl morgens schneiden gehen, da ist Fellis . . . pflegeleichter. Der Wald neben der Hütte, wem gehört der? Darf ich da sammeln gehen? Da gibts haufenweise Pilze."

    Als Vittoria in die Küche zurückkommt, fängt sie an, die Kartoffeln zu schälen. "Unerfahrene Männer, die Bäume fällen sollen? Kassandra, das Holz kannst du dann noch zum Feuern verwenden, aber nicht zum Bauen. Ne, beim Fällen komm ich schon klar. Aber morgen beim Transportieren lass ich mir gerne helfen, da gehts einfach nur um Kraft. Reichen die Zwiebeln oder soll ich noch welche aus dem Garten holen? Nächste Woche fang ich dann an, Schilf zu schneiden und zu binden. Da kann ich die Kinder nicht mitnehmen, zu gefährlich und zu nass auf Sumpfland. Kann eine von euch auf sie aufpassen? Ich denke, wenn ich drei halbe Tage schneiden kann, hätt ich genug. Beim Binden können die Kinder dann wieder dabei sein. Wenn alles klappt, ist das Dach in zwei bis drei Wochen fertig. Dann kann ich den Rest in Angriff nehmen. Nur wie ich die Fenster bezahlen soll, weiß ich noch nicht, mal sehen, ob die Akademie Interesse am Kräuterbuch hat. Bin noch nicht dazu gekommen, da mal hinzugehen."

    "Das kannst du laut sagen," stöhnt Vittoria. "Fünf Bäume und haufenweise Gebüsch. Aber zwei der Bäume darf ich haben. Damit brauch ich nur noch einen fürs Dach. Am südlichen Stadtrand steht ein gut geeigneter auf einem Grundstück, auf dem gebaut werden soll. Ende der Woche soll ich da helfen beim säubern, dann krieg ich den Stamm. Morgen will ich die zwei Stämme zur Hütte rausschaffen und mir den Rest des tages freinehmen." Sie lächelt schief. "So viel Rest wies halt geben wird - es ist ja ein ganz schönes Stück bis da raus.
    "Sie lacht. Wenn mir einer von euch hilft, dürfen die Kinder wieder alle auf den Bäumen mitfahren, aber allein schaff ich das nicht nochmal. Aber es sah zu niedlich aus - wie die Spatzen auf der Leine und alle mit Brötchen in den Händen und auf vollen Backen am Kauen." Sie lacht. "Kinder sind was tolles." Fellis fängt an zu jammern. Vittorias Lächeln wird etwas schief. "Meistens." Sie steht auf, nimmt das Baby und geht zur Tür. " Baden, füttern, hinlegen - dann helf ich dir beim Kochen, wenn du willst. Bis gleich."

    Einige Tage später betritt Vittoria abends die Küche, Fellis auf dem Arm, draussen hört man Alexander lautstark nach den anderen Kindern rufen. Nachdem sie Fellis abgesetzt und Teewasser aufgesetzt hat, läßt Vittoria sich am Tisch nieder, stützt die Ellenbogen auf und reibt sich den Nacken. "Oh, Mann" stöhnt sie leise. "So ne Schufterei." Sie macht sich Tee und schlürft ihn langsam und genießerisch, während Fellis eifrig in der Küche rumkrabbelt, gelegentlich heftig niest und sich immer öfter die Augen reibt. "Müde, mein Kleiner?" Vittoria streichelt ihm über den Kopf, als er mal an ihr vorbeikrabbelt. "Gleich bade ich dich und dann gehts ins Bett. Ich brauch nur erst mal ne kurze Pause. Bäume fällen ist anstrengend, auch wenns noch junge sind. Aber bald haben wir genug, dann wirds etwas weniger anstrengend. Nicht sehr viel, aber wenigstens etwas." Sie lehnt sich zurück, streckt sich ächzend und legt dann den Kopf auf die Tischplatte.

    "Mandel, Erdmandel. Und es schmeckt wirklich nach Nuss. Aber vor allem macht es gut satt und ist nicht viel Arbeit beim Kochen. Wächst wie Unkraut, wenn der Boden einigermaßen ist." Sie lacht das Baby an. "Niedlicher Kerl. Fängt wohl bald an zu krabbeln, so wie er immer die Beine streckt. Der Kräuteralmanach ist eigentlich nur ne Sammlung von Beschreibungen von weitverbreiteten, mehr oder weniger allgemeinbekannten Kräutern mit Anweisungen zum Anpflanzen, Sammeln, Trocknen, Verarbeiten und Anwenden. Nix Magisches, keine Alchemie, nur simple Kräuterkunde. Sind auch ein paar sanfte Beruhigungsmittel drin beschrieben. Eins davon ist auch hier drin." Sie zeigt auf die Tonflasche, die sie vor kurzem gefüllt hat. "Kriegt Fellis beim Einschlafen. Ein Schlückchen trinken, ein bißchen ins Zahnfleisch einmassieren. Dann kann er wenigstens ein paar Stunden durchschlafen, eh ihn das Zahnweh wieder weckt. Und eh es mich dann auch weckt," fügt sie mit leicht verzogenem Gesicht hinzu. "Oh, wenn man vom Regen spricht," sie steht auf, "das ist Fellis, der da schreit. Naja, ich geh mal mit den Kindern spazieren. Damit Alexander sich ein bißchen eingewöhnt. Den Hafenmeister sollte ich fragen wegen der Hütte, meintest du. Na, dann such ich den mal auf und löchere ihn. Dann versuch ich mal, Liandra aufzutreiben und auszufragen. Bis heut abend, oder morgen früh, je nachdem, wann die Kinder ins Bett gehen. Dann geh ich nämlich auch ins Bett, sonst krieg ich nicht genug Schlaf. Ok, bis dann. Und danke für alles." Sie verläßt schnellen Schrittes die Küche.

    "Nein, das Tümpelfeuer beruhigt nur, allerdings heftig. Es verhindert also nicht, es hilft nur beim Kontrollieren. Und was 'Sander angeht: Er hat zuhause einen jungen Wolf als Spielgefährten, einen Waisen. Er spürt meist sehr genau, wie weit er gehen kann, ehe es richtig kracht. Nur wenn er mal ein Spielzeug abgeben soll - da könnte es laut werden. Ich hab übrigens als wir ankamen schon mal über den Zaun in deinen Kräutergarten geschaut. Recht gut bestückt, Kompliment. Ein oder zwei Erweiterungen könnte ich dir noch anbieten, allerdings bin ich nicht sicher, ob die eine hier wächst, sie braucht lehmigen Boden. Und ich hab noch eine Pflanze - weit aus dem Südosten, wie der Händler behauptet - die auf dem Speiseplan einfach Wunder wirkt. Ähnlich wie die Kartoffel, aber im Geschmack nussiger und viel pflegeleichter. Blüht auch schön. Sie wirkt auch gut, wenn man schlecht oder zu gut auf Klo kommt. Erdmandel, hat der Händler sie genannt. Ich hab vier Knollen dabei, zum Tauschen."

    Vittoria sieht erleichtert aus. "Liandra meinte, dass die Nachtschatteneiche vielleicht helfen könnte, wenn sie wirklich Magie aufsaugt. Allerdings hat Nikodemus auch schon mit Blättern, Wurzeln und Ästchen herumexperimentiert und keine Tinktur und keinen Trank mit magieblockender Wirkung herstellen können. Vielleicht braucht man dazu die Samen. Aber dafür ist der Baum noch zu jung, geblüht hat er nicht. Vielleicht nächstes Jahr, so schnell wie der wächst." Ich hab auf jeden Fall vor, Liandra eine der ersten Eicheln zukommen zu lassen. Dann kann sie jemanden beauftragen, der sich damit besser auskennt, so magisch gesehen." Sie lächelt verliebt. "Nikodemus ist magisch wie ne abgelatschte Schuhsohle." Sie hebt abwehrend die Hände. "Sagt er selber, nicht meine Worte." Sie schaut den Kindern hinterher. "Alexander wird sich hier richtig wohlfühlen. Zuhause hat er keine Spielgefährten in seinem Alter. Wird vermutlich auch einige Schwierigkeiten geben, am Anfang, weil er das Zusammenspielen mit anderen ja erst lernen muss."

    Vittoria kaut auf ihrer Unterlippe herum. "Ähm, das fragst du sie besser selbst, es ist was sehr - intimes, weiß nicht, ob ich das erzählen sollte, also lass ichs lieber. Sei nicht böse, aber . . ." Es ist ihr sichtlich unangenehm, nicht antworten zu können.
    "Meinst du, sie könnten Hilfe beim Roden brauchen, ich hab ein besonderes Talent dafür, die Wurzeln mir rauszukriegen, damit die nicht im nächsten Jahr wieder austreiben."

    "Na, das war doch wohl nicht das Schlechteste, oder? Ich muss sagen, ich bin bisher noch jedesmal angekommen, manchmal dauerts nur was länger. Und man braucht eine möglichst genaue Vorstellung vom Ziel. Als ich zum Beispiel das Ziel 'Gasthaus Brennender Tisch' hatte, ohne nähere Angaben, da kam ich erst drei mal ganz woanders raus - aber überall gabs ein Gasthaus mit diesem Namen." Sie lehnt sich vor. "Wenn's soweit ist, hol ich dich - oder euch - ab, dann klappts bestimmt. . . . Kassandra, weißt du, ob Liandra mit der Pflanze, die ich ihr mitgebracht hatte, was anfangen konnte? Wo doch Vollmond ist."

    Vittoria schaut lächelnd von der Tür aus zu. Zu Kassandra gewandt: "Hat 'sander auch ne Zeit lang gemacht, bis ich angefangen hab zurückzubeißen. Nicht feste, nur so dass ers grad als unschön fühlt. Vier- Fünfmal, dann hat er's lieber gelassen, seinen Bruder zu beißen. Hat natürlich auch geholfen," fügt sie lachend hinzu, "dass Iswas - die Brückentrollin - gedroht hat, ihn zu beißen, wenn er sich nicht benimmt. Er hat ihre Beißer sehr genau angeguckt und sich ganz kleinlaut davongemacht. Nicht, dass sie ihm wirklich was tun würde, sie vergöttert ihn regelrecht." Sie setzt sich wieder und trinkt ihren Tee. "Du bist herzlich eingeladen, uns im Sichelwald zu besuchen. Ist gar nicht weit und ihr habt hier ja regelmäßig Nebel, so an der Küste. Liandra wollte auch mal kommen und sich den Baum genauer ansehen. Vielleicht kann er ihr ja helfen . . . Und es ist doch ziemlich einsam bei uns. Mir machts nix, aber wenn die Kinder etwas größer sind, muss ich mir da wohl was einfallen lassen."

    Vittoria lacht. "Bei mir hat noch keine Sanduhr lange gelebt. Ich hab ein Talent dafür die Dinger kaputt zu kriegen. Und Alexander auch." Sie guckt etwas nachdenklich. "Ich hab den Samen der Nachtschatteneiche im Zauberwald bekommen, von einem Satyr namens Fellis. Er sagte, sie würde mich vor Unheil schützen wenn ich sie um den Hals trage. Und wenn ich sie pflanze, meinte er, würde sie ewig über mich und meine Lieben wachen. Ich glaube, er wollte nur eine Verbindung zwischen seinem Wald und meinem herstellen. " Sie lacht. "Hoffentlich sieht ihn Nikodemus nicht, wenn Fells mich mal besuchen kommt. Dann würde er glaub ich mit ner Axt auf die Eiche losgehen."Sie sieht leicht verwirrt in die Runde. "Warum können Männer nicht verstehen, dass eine Nacht mit einem Satyr nicht als Seitensprung zählt sondern für sie mehr so was wie ein . . ." Sie sucht sichtlich nach Worten ". . . Handschlag ist.?" Sie schüttelt den Kopf. "Naja, also, ich hab die Eichel fast fünf Jahre lang um den Hals getragen in einem kleinen Beutel. Ich hab nicht wirklich damit gerechnet, dass sie noch keinem würde. Aber nach dem Ritual, in dem ich sie und einige andere Baumsamen an mich gebunden habe, sind sie alle gekeimt, und zwar innerhalb von wenigen Tagen. Das war letzten Herbst. Die meisten Bäumchen sind jetzt etwa hüfthoch - schnellwüchsig, sagt Nikodemus dazu - aber die Nachtschatteneiche überragt mich schon um eine Handbreit. Einmal hab ich nachts unter der Eiche Licht zaubern wollen, aber die Magie wurde einfach so von mir weg in den Baum rein gesaugt. Das hab ich ein paar mal ausprobiert, auch mit einem anderen Zauber - sonderlich viele kann ich ja noch nicht - und es passiert jedes Mal dasselbe. Wenn man den Baum ansieht und Magie sehen kann, dann glüht er manchmal richtig. Nach Vollmond hingegen ist er fast normal. Ich wollte die Eiche die ganze Zeit mal bei Vollmond beobachten um zu sehen, wo die Magie hin verschwindet, aber es ist jedesmal was dazwischen gekommen."

    Vittoria lächelt in ihre Teetasse. "Ach, das Lied? Das war nur ein Zeitmesser, keine Magie. Ich hab kein gutes Zeitgefühl, darum hab ich diese Lied erfunden. Genauso lange muss Hustensaft kochen, ein Sud für Wundauflagen braucht doppelt so lange, zum Beispiel." Sie schaut betont nicht auf den Zettel. "War schon wieder Vollmond? Wie schnell die Zeit vergeht." Nachdenklich. "Kennt eine von euch einen Baum, der Nachtschatteneiche genannt wird? So eine hab ich in meinem Wald. Und daran ist was Besonderes: Magie wirkt in der Nähe nicht, der Baum scheint sie regelrecht aufzusaugen. Schon mal von so was gehört?"