Beiträge von Wiyakawe

    Noch bevor Turak sprach hatte Wiyakawe als Reaktion auf Wanagi's Worte laut durch die Nase geschnaubt und ungläubig den Kopf geschüttelt.


    Dann griff sie nach dem Krug und füllte wieder ihren Becher, nahm diesen in die Hand und hob diese, niemand bestimmten dabei ansehend.


    "Darauf trinke ich. Yelo."


    Sie trank und stellte den Becher erneut ab.


    Als Turak zu erzählen begann, hörte sie ihm zu und lies dabei wiederum ihren Blick zwischen ihm und der anderen Skruta hin- und herwandern.

    Wiyakawe hatte die Veränderung in Turaks Körpersprache gespürt und aufgeschaut. Nachdem Wanagi sich wieder zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte, beobachtete die Skruta sie und den Pakk düster und wortlos.

    Wiyakawe wandte sich Turak zu und einige Momente lang schaute sie ihn einfach nur an. Er hatte den sicheren Eindruck, dass die Skruta selbst nicht so genau wusste, was sie darauf antworten sollte. Dann zuckte sie mit den Schultern.


    "Sie hat dich wakanpi - Zauberer - genannt. Und die mag sie nicht."

    Wanagis Hieb hatte die Skruta von den Füssen geholt. Aufgrund des doch erheblichen Alkoholkonsums funktionierten ihre Reflexe nicht wie gewohnt und so beförderte sie der Schlag auf den Tavernenboden. Hart schlug sie mit dem Rücken auf und ein Stöhnen entrang sich ihr, als ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde.


    Kurz benommen, blieb sie liegen und bewegte sich leicht, um festzustellen, ob sie irgendwelchen Schaden genommen hatte. In diesem Moment strömte die Stadtwache in die Taverne und Wiyakawe hob kurz den Kopf, um zu sehen, was los war aber Wanagi, die plötzlich vor ihr stand, versperrte ihr die Sicht.


    Mit einem wütenden Grummeln rappelte die Skruta sich auf. Wieder stehend, streckte sie sich einmal kurz und musterte dabei die Wachen. Dann mit einem kurzen Seitenblick zu Wanagi, drehte sie sich um und ging zum Tisch.


    "Wiyakawe pu zu."


    Sie setzte sich auf ihren alten Platz, griff zum Metkrug, schenkte sich ein und trank den Becher in einem Zug leer.

    Wiyakawe wurde langsam ungeduldig. Wanagi hatte einen Kampf gewollt. Den hatte sie bekommen. Und statt zu kämpfen, stand sie nun dort vorn und redete. Sie konnte nicht einmal genau verstehen, was.


    Die Skruta trat vor und an Turak vorbei auf Wanagi zu.


    "Dan’ ka he? Pestonogge opi, pestonogge na ma…", damit zeigte sie zuerst auf Feena, dann auf Phoenix. "Wanagi kte sni, Wanagi i a…" Sie machte eine entsprechende Geste mit der Hand.


    Mit einem frechen Grinsen im Gesicht fuhr sie fort.


    "Taku niye ya go?"

    Auch Wiyakawe hatte aus zusammengekniffenen Augen das Geschehen beobachtet. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass diese Elbe in der Taverne einen Zauber anwenden würde und daher zu spät reagiert. Zufrieden sah sie, dass Feena sich dieses Problems schon angenommen hatte. Weiterhin angespannt und auch die Reaktionen der Pakk am Tisch nicht aus den Augen lassend beobachtete sie weiter.

    Als Wanagi sie zu Seite stiess, fing Wiyakwe sich schnell ab. Mit unbändiger Wut im Blick schaute sie der Skruta hinterher und wollte sich gerade auf sie stürzen, als Turak sich erhob und nun zwischen ihnen stand. Das Verhalten des Pakk hinderte sie nun daran, ihre Gefährtin erneut anzugehen. Jetzt war es eine Sache zwischen ihm und Wanagi. Weiterhin vor Wut schwer atmend beobachtete Wiyakawe was weiter geschah.

    Wiyakawe hatte überrascht aufgeschaut, als Wanagi aufgesprungen war. Sie schnellte ebenfalls hoch und stellte sich vor sie, den Blick fest auf die Skruta gerichtet. Hatte sie eben noch völlig passiv über ihrem Becher gehangen, so schien sie jetzt wieder völlig nüchtern zu sein.


    „Sni, Wanagi.“ Sie brüllte die andere Skruta förmlich an. „Iye Wakanpi sni. Iye Pakk. Iye kc’anka.“


    Deutlich drohender fuhr sie fort.


    „Wanagi wa kte sni wica yat kan’ on’ Wiyakawe. Sdo ca he?“


    Sie hatte diese Worte schnell ausgestossen und nahm nun aus den Augenwinkeln wahr, dass Turak ebenfalls aufgestanden war. Als er zu sprechen begann, hörte sie zu, blieb aber weiterhin vor Wanagi stehen.

    Wiyakawe hatte kurz aufgeschaut, als die Pakk an ihrem Tisch erschien. Sie nickte ihr zu und bedeutete ihr mit einem Blick in Richtung des leeren Stuhls, dass sie nichts dagegen hatte, wenn sie Platz nahm.


    Sie hörte Turak reden, hatte aber mittlerweile etwas Mühe dem Thema zu folgen. Der viele Alkohol zeigte langsam Wirkung. Und so bekam sie auch nicht mit, was der Pakk ihrer Gefährtin zeigte. Sie nahm erneut den Krug zur Hand und schenkte sich ein. Dann sass sie wieder über ihren Becher gebeugt am Tisch. Die langen Haare fielen ihr ins Gesicht, so dass man ihre Züge kaum noch erkennen konnte.

    Als Turak das Thema so einfach fallen lies, konnte man so etwas wie Enttäuschung in Wiyakawes Blick erkennen. Sie sah ihm allerdings an, dass er vor einem ähnlichen Rätsel stand wie sie selbst. Unmut darüber, dass er sich scheinbar nicht traute weiterzufragen, machte sich bei ihr breit und sie machte sich Luft indem sie ihrem Met erneut zusprach. Einen undefinierbaren Laut von sich gebend, setzte sie den leeren Becher schwer vor sich auf den Tisch.


    So verharrte sie, düster vor sich hinstarrend und hörte dem weiteren Gespräch nur noch halbherzig zu.

    Wiyakawe wurde von Wanagis plötzlichem Stimmungsumschwung überrascht. So sehr, dass sie sich halb zu ihr umdrehte und sie für einen Moment erstaunt anschaute. Dann wandte sie sich wieder ab und versuchte, sich Turaks Antwort ins Gedächtnis zu rufen und genau einzuprägen. Sie wollte zu einem späteren Zeitpunkt darüber nachdenken, warum die Gefährtin so reagierte. Eine düstere, jedoch noch völlig unbestimmte Ahnung stieg in ihr auf.


    Als Turak nun seinerseits Wanagi aufforderte, etwas von sich zu erzählen, hatte Wiyakawe kurz den Kopf geschüttelt und Turak mit einem fast bedauernden Blick angesehen. Und als Wanagi auf seine Frage antwortete, verdrehte sie die Augen. Wie oft hatte sie dies oder ähnliches schon gehört in der letzten Zeit? Sie schaute Turak an, gespannt darauf, ob er weiterfragen würde. Halb hoffte sie es. Erwartungsvoll und innerlich nun auch leicht angespannt, nahm sie einen Schluck Met zu sich.

    Wiyakawe hatte Wanagis Blick nur kurz und völlig ausdruckslos erwidert. Sie hatte Turak aufmerksam zugehört und fühlte sich in ihrer Annahme bestätigt, dass dieses Wesen da vor ihr einiges mit Geistern zu tun hatte, was ihrer Meinung nach in den Aufgabenbereich eines Schamanen gehörte. Sie konnte damit nichts anfangen und wenn ihr bei der Erzählung Turaks auch etwas mulmig wurde, so schien sie rein äusserlich nicht sehr beunruhigt. Wer wusste schon genau, was Schamanen so alles trieben.


    Wanagi, in ihrem Rücken sitzend, hingegen, schien ein weitaus grösseres Problem damit zu haben. Wiyakawe wusste, dass es in Wanagis Vergangenheit einen Punkt geben musste, über den sie nichts wusste und über den Wanagi niemals mit ihr gesprochen hatte. Seit sie vor einiger Zeit auf die Gefährtin gestossen war, hatte sie sich bemüht, etwas zu erfahren. Aber Wanagi schwieg eisern und hatte es damit der Skruta bislang fast unmöglich gemacht, ihr Verhalten zu verstehen.


    Wiyakawe war durchaus interessiert daran, noch mehr über den Pakk zu erfahren und vielleicht mochte ihr das auch im Verständnis für Wanagi weiterhelfen. Dennoch sah sie sich im Moment als Schild zwischen der Skruta und dem Pakk und machte das durch ihre Haltung auch klar. Sie blickte zu Turak und wartete gespannt auf seine Antwort.

    Wiyakawe dankte dem Wirt mit einem Nicken, als dieser ihr den frisch gefüllten Krug über den Tresen zuschob. Sie nahm ihn und ging zurück zu ihrem Tisch, die Elbe neben ihr völlig ignorierend.


    Am Tisch angekommen setzte sie sich wieder an ihren alten Platz und schenkte sich Met ein. Mit einem Blick zu Feena stellte sie fest, dass diese ihren Becher so gut wie nicht angerührt hatte. Fragend hob die Skruta die Augenbrauen, wandte sich dann aber Turak zu und schob diesem den Krug über den Tisch zu. Mit einem Grinsen und einem Nicken forderte sie ihn auf, sich einzuschenken.

    Die Skruta ging zur Theke. Nur einem guten Beobachter wäre aufgefallen, dass ihr Gang eine Spur unsicherer war als vorher.


    Sie stellte den Krug auf den Tresen und wartete, dass der Wirt ihn wieder füllen würde.

    Mit unbewegtem Gesicht hörte Wiyakawe Turak's Rede zu. Irgendwann verzog sich ihr Mund zu einem anerkennenden Grinsen und sie nickte beifällig. Als er sie jedoch zu fixieren begann, zogen sich ihre Brauen erneut zusammen, doch sie hielt dem Blick stand. Was sie sah, oder glaubte zu sehen, war ihr nicht ganz geheuer. Aber hatte Turak nicht eben gesagt, er könne mit Geistern reden? Dann konnte er auch sicher andere Dinge tun, von denen sie, die Kriegerin, keine Ahnung hatte. Schamanenkram...


    Seine eindeutige Herausforderung allerdings, konnte sie nicht so stehenlassen.


    "Nymbra? Wir brauchen nicht reisen, bis wir einen Nymbra finden. Wir können hier und jetzt vor die Tür gehen und gegeneinander kämpfen."


    Sie wies mit der Hand Richtung Tür.


    "Aber Wiyakawe glaubt dir, Turak Anar, dass du mutig bist und einem Kampf nicht aus dem Weg gehst. Und heute ist nicht der Tag zu kämpfen, heute wollen wir trinken und erzählen."


    Damit griff sie nach dem Krug und wollte Met nachschenken, doch der Krug war so gut wie leer. Sie brummte etwas unverständliches vor sich hin, stand auf und wandte sich zur Theke. Wanagi ingnorierte sie nach wie vor völlig.

    Etwas aufbrausend antwortete Wiyakawe.


    "Ein Krieger nennt seinen Namen immer mit Stolz, denn er wurde ihm verliehen. Jeder soll diesen Namen hören und alle Feinde sollen sich davor fürchten. Und die Freunde werden am Feuer die Geschichten dazu erzählen."


    Es schien, als hätte sie sich ein wenig in Fahrt geredet.


    "Wenn dein Name dir Ärger einbringt, dann ist es nur gut, wenn du ihn laut aussprichst."


    Jetzt wurde ihr Blick abfällig und der Tonfall ihrer Stimme herausfordernd.


    "Es sei denn, dir fehlt der Mut dazu."


    Sie nahm ihren Becher und stürzte den Rest Met in einem Zug herunter. Sie blickte wieder zu Turak und stutzte plötzlich, so als wäre ihr gerade etwas aufgefallen. Ihre Brauen zogen sich zusammen und ihr Blick wurde stechend.


    "Was meinst du damit - in dir sind zwei Seelen?"

    "So?"


    Wiyakawe schaut Turak prüfend an.


    "Ein Krieger muss einen guten, starken Namen haben den er mit Stolz tragen kann. Den er sich erworben hat in vielen guten Kämpfen und im Krieg. Du bist ein Krieger. Warum flüsterst du?"


    Sie nahm einen Schluck Met aus ihrem Becher und beobachtete ihr Gegenüber dabei.


    "Wer hat dir diesen Namen gegeben?"

    Wiyakawe war die Regung Turak's nicht entgangen. Sie fragte sich, warum er offensichtlich ein Problem mit ihrer Frage hatte und vermutete, dass er keinen guten Namen hatte. Sie wartete und als er dann sprach, beugte sie sich automatisch etwas vor, um ihn überhaupt verstehen zu können.


    Ihre Augen wurden erneut etwas gross, dann flog ihr Blick wieder hinüber zu Wanagi. Auf Turak's Frage hin, schüttelte sie ein wenig unwirsch den Kopf. Wie konnte er fragen, warum sie sein Name interessierte. Er war doch auch ein Krieger, zumindest behauptete er das.


    "Bist du nicht Stolz auf deinen Namen?"


    Ihre Augen fixierten ihn, ihr Gesicht war völlig ausdruckslos.

    Die Skruta hatte die Veränderung, die in Turak vor sich ging, bemerkt und nickte kurz. Als er jedoch zu sprechen anfing wurden ihre Augen für einen kurzen Augenblick gross und ihre Haltung etwas aufrechter. Ihr Blick glitt dahin, wo sie Wanagi vermutete, aber ohne diese anzusehen, bevor er wieder auf Turak ruhte. Erneut legte sie den Kopf schief und musterte ihn eindringlich aus jetzt leicht zusammengekniffenen Augen. Dann nickte sie erneut.


    "Waste."


    Sie griff zu ihrem Becher Met, prostete ihrem Gegenüber zu und nahm einen Schluck, lies Turak dabei jedoch nicht aus den Augen. Übergangslos wechselte sie das Thema.


    "Dein Name, Turak, was bedeutet er?"

    Jetzt war es an Wiyakawe etwas verwundert zu schauen. Mit einem Schulterzucken sagte sie:


    "Du kannst ihn fragen, was du willst. Er soll die Geister befragen."


    Die Skruta hatte das Gefühl, Turak nahm die ganze Sache nicht wirklich ernst. Daher legte sie den Kopf ein wenig schief und schaute ihn abschätzend an.


    "Du willst sie doch finden, oder?"