Beiträge von Wiyakawe

    Sie hob den Becher zum Grusse und sah dem Wirt hinterher, bevor sie sich das Getränk erneut schmecken liess.


    Wiederum die anderen Gäste in der Taverne musternd, blieb ihr Blick an einer zierlichen Frau hängen, die offenbar etwas in ein Buch schrieb. Sie beobachtete sie einen Augenblick und versuchte zu erkennen, was diese dort machte. Aus den Augenwinkeln erhaschte sie eine Bewegung Wanagis und ihre Aufmerksamkeit wurde auf die Gefährtin gelenkt. Offenbar stand dieser Ärger bevor. Wiyakawe legte den Kopf ein wenig zur Seite, um zu sehen, wem diese drohende Körperhaltung galt. Dann lehnte sie sich entspannt zurück und widmete sich wieder ihrem Becher Met.

    Wiyakawe leerte auch den Rest des zweiten Bechers mit einem Zug. Sie musterte den Wirt kurz argwöhnisch bevor sie mit den Schultern zuckte.


    „Wir sind Skruta“, antwortete sie, als wäre damit alles gesagt.


    Während sie erneut zum Krug griff beobachtete sie, zu wem Wanagi gegangen war. Elben? Sie schüttelte den Kopf. Dann sah sie wieder zum Wirt.


    „Sni. Nein, kein Essen, nur trinken.“

    Als der Wirt zurück an ihren Tisch kam, stellte Wiyakawe belustigt fest, dass er immer noch die Keule mit sich herum trug. Mutig war er, der alte Mann, stellte sie für sich fest, und offensichtlich bereit, sein Eigentum zu verteidigen. Das gefiel ihr.


    Genau wie Wanagi, nahm auch sie sich einen der Becher und stürzte dessen Inhalt in einem Zug hinunter. Dann hielt sie einen Moment inne, so als spüre sie dem Geschmack hinterher.


    „Hm, waste! Gut!“


    Sie nickte anerkennend und schenkte sich selbst nach. Als sie dies gerade auch bei Wanagi tun wollte, stand diese auf und verlies ihren Tisch. Wiyakawe schaute ihr hinterher, für einen kurzen Moment, einen eigenartigen Blick in den Augen. Dann wandte sie sich dem Wirt zu. Sie hatte eigentlich keine Lust, sich mit ihm zu unterhalten, aber da er ihnen gegenüber Mut bewiesen hatte, lies sie sich darauf ein.


    „Leute wie uns? Was heisst das?“


    Sie sah ihn fragend an, während sie einen neuen Schluck aus ihrem Becher nahm.

    Wanagis Reaktion quittierte Wiyakawe mit einem Kopfnicken.


    Das Grinsen des Wirtes erwiederte sie.


    "Dann bring uns Met für den Anfang. Aber guten. Und einen grossen Krug voll."


    Damit drehte sie sich herum und hob zum zweiten Mal an diesem Tag einen Stuhl vom Boden auf und setzte sich. Wanagi forderte sie mit einem Blick und einer entsprechenden Kopfbewegung auf, es ihr gleich zu tun.

    Der Angriff kam nicht überraschend, er war jedoch mit solcher Wucht ausgeführt, dass Wiyakawe sich nicht auf dem Stuhl halten konnte und beim Aufprall auf dem Boden hart mit dem Kopf aufschlug. Kurz verzog sie schmerzhaft das Gesicht, für einen Augenblick unfähig zu reagieren. Das nächste was sie sah, war der auf sie zielende Axthieb, der dann in der Tischplatte sein Ende fand. Sie hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, sondern Wanagi starr angesehen.


    Als diese ihr eine erneute Beleidigung an den Kopf warf, trübte sich ihr Blick kurz und sie schüttelte langsam den Kopf. Dann stand sie schnell auf, als der Wirt zu ihnen trat. Die Attacke war gegen sie gerichtet gewesen, aber sie war sich nicht sicher, ob nicht auch jemand anderes unter diesen Umständen, Ziel von Wanagis Wut werden könnte. Sie sah die immer noch äusserst angespannt wirkende Frau an, als sie, wenn auch leise, so doch mit einigem Nachdruck sprach:


    „Miye toka sni. Wiyakawe koda a Wanagi. Ka Wanagi sdo ‘ca.”


    Sie stellte sich neben sie und hörte sich an, was der Wirt zu sagen hatte. Um einen freundlichen Gesichtsausdruck bemüht, hob sie abwehrend die Hände.


    „Wir wollten nur was trinken. Was hast du denn für uns?“

    Wiyakawe trat einen Schritt zur Seite, so dass Wanagi keine Gelegenheit mehr hatte, sie anzurempeln und als diese an ihr vorbei wollte, packte sie sie am Arm und hielt sie fest. Gefährlich leise fragte sie:


    "Kto?"


    Sie fasste noch einmal nach.


    "He on Wanagi he 'ci?"


    Damit lies sie ihr Gegenüber wieder los und gab ihr gleichzeitig einen leichten Stoss in Richtung Theke. Sie lachte kurz kehlig auf.


    "Hi ya'!"


    Damit drehte sie sich um und schnappte sich einen der umgestürzten Stühle. Neben einem leeren Tisch setzte sie sich und begann, die Gäste in der Taverne zu mustern.

    Eine Hand der Frau ballte sich kurz zu einer Faust und für den Bruchteil eines Augenblicks flackerte Wut in ihren Augen auf. Dann jedoch fand das Lächeln von eben wieder seinen Weg in ihr Gesicht und ihr Blick bohrte sich jetzt herausfordernd in den ihrer Gegenüber.


    "Miye wakokipa."


    Es klang nicht so, als würde sie das, was sie da sagte, wirklich so meinen.

    Von draussen war ein Lachen zu hören.


    "Wie du kommst schon wieder heraus? Wolltest du nicht was trinken gehen?"


    Wieder das Lachen, dann ein leicht erstauntes Ächzen. Einen Augenblick später flog eine zweite Gestalt durch die nun offene Tür am Wirt vorbei in die Taverne und landete exakt dort, wo vorhin die erstere Person wieder aufgestanden war.


    Kurz blieb die Gestalt liegen und atmete einmal tief ein und aus. Dann lachte sie erneut und rappelte sich auf. Die anderen Personen in der Taverne völlig ignorierend blieb sie stehen und schaute Richtung Tür.