Beiträge von Leo Kirsch

    "Ha, ungewohntes Gefühl, frag mich mal," platzt es aus Leo heraus.


    "Tschuldigung, aber mein Ruf dürfte dir schwerlich entgangen sein, aber irgendiwe ist es manchmal anders."


    "Aber jetzt bist du drann, mal mehr zu erzählen."

    "Tja, wo wir fast schon wieder bei einer politischen Diskussion wären. Das sollte hier in Amonlonde anders werden, aber es wird nicht einfach. Wenn ich sehe, wie viele Leute Probleme mit den Goblins haben, nur weil sie die Dinge oft von eienr anderen Seite andenken, dann macht mir das echt Sorgen.


    Was meine Familie angeht, so glaube ich, dass du dich mit meiner Mutter gut verstehen würdest. Sie war nie jemand, der gerne von einem Mann abhängig war und sie würde dich für dein Geschäft bewundern. Aber ich denke ich sollte erstmal einige Zeit hier bleiben, hier werde ich mehr gebraucht."


    Er lächelt sie an.

    Leo merkt, dass er Lillis Neugier entfacht hat. Mal sehen, was noch so in dem Hobbit steckt.


    "Natürlich bin ich nicht als Theaterdirektor auf die Welt gekommen. Mein Vater war ein angesehener Tempelbildhauer für hölzerne Standbilder, ist aber schon vor einigen Jahren verstorben. Wir hatten aber eh nie viel miteinander zu tun, nachdem ich damals von Zuhause aufgebrochen bin. Er war immer mehr Handwerker als Künstler und hat es nie verstanden, dass ich mich mit solchem 'Gesindel' rumgetrieben habe.


    Meine Mutter besuche ich so oft ich in der Gegend bin. Sie hat ein gutes Auskommen, da mein Vater in der Gilde für sie vorgesorgt hat.


    Der ältere meiner beiden älteren Brüder wohnt auch noch in Tympelfelz. Er wollte meinem Vater nachfolgen, hat es aber nie zu viel gebracht, heute arbeitet er als Aushilfe bei den Tischlern. Mein anderer Bruder ist früh verstorben.


    Ich muss vier oder fünf gewesen sein, als er bei einer Messerstecherei in der Taverne umgekommen ist. Vielleicht kommt es daher, dass mein Vater nie viel von Tavernen gehalten hat. Ich kann mich kaum an ihn erinnern, außer, dass er ein Pferdenarr war und mir immer das Reiten beibringen wollte, aber dazu ist es nie gekommen. "

    "Oh, du fragst nach der Zeit vor jenem denkwürdigen Abend.


    Eigentlich wollte ich dir jetzt gerade berichten, wie es dann weiterging", lenkt er ab.


    "Ich war nämlich damals gerade auf der Suche nach einigen Gauklern um eine Gruppe zur Tavernenunterhaltung zusammenzustellen und zusammen kamen wir dann auf die Idee, es mal mit einem Theaterstück zu versuchen.


    Stehwein fing an zu schreiben und ich aktivierte ein paar alte Kontakte. Nikolaus aus Tympelfelz empfahl mir ein paar junge Freunde, die nicht übel Lust auf ein Schauspiel hatten. Bald hatten wir eine kleine Truppe zusammen und spielen unser erstes Stück 'Sommerabendgeträume'. Es war sehr poetisch, aber ich habe schon dafür gesorgt, dass auch ein wenig Spaß hinzukam. Es war ein voller Erfolg und wir spielten viele Abende vor der Taverne. Als es uns dann allmählich langweilig wurde, beschlossen wir mit dem Stück umherzuziehen und so trafen wir auf die Taverne zum brennenden Tisch.


    Was eigentlich als gutes Geschäftsverhältnis begonnen hatte, erwies sich aber dann bald als verhägnisvolle Verbindung. Aber von solch dunklen Tagen muss heute nicht unbedingt die Rede sein. Seit ich hier in Amonlonde bin geht es ja wieder beständig aufwärts und der Erfolg des 'Jedermensch' gibt mit, glaube ich, recht, dass hier in Amonlonde ein Bedarf für gute Kunst besteht."

    Glücklicherweise handelte es sich nicht um einen rüden, ruppigen Krieger im Kettenhemd, der mich mit seinem Bihänder gleich in zwei Teile zerlegen wollte, sondern um einen zwar nicht schmächtigen, aber doch nicht unbedingt vor Muskelkraft strotzenden Mann, den man an seinen verschmierten Händen gleich als Schreiber erkannte und glücklicherweise spielte Nikolaus, ein berühmter Aelm-Arthosischer Feuerspeier und ein Freund aus alten Tagen mit an dem Tisch. Dieser begrüßte mich herzlich, ich lies dem Fremden einen großen Krug Met spendieren und der Abend war gerettet.


    Am nächsten Abend saß der Fremde, der mir inzwischen als ein gewisser Herr Stehwein vorgestellt worden war allein an einem Tisch, es war noch früh am Abend. Er forderte mich gleich zu einem Spielchen auf und da ich nichts Besseres zu tun hatte, ließ ich mich darauf ein. So kamen wir ins Gespräch. Allerdings war er nur halb bei der Sache, denn immer wieder wandte er den Blick zur Tür. Insbesondere als eine holde Weiblichkeit den Raum betrat. Er konnte danach kaum den Blick von ihrem Tische wenden. Nach einigen Krügen Met, die Taverne hatte sich intzwischen gefüllt, bat er mich, ihn zu entschuldigen.


    Er ging zum Tisch der Dame, kniete nieder, packte einen Zettel aus und verlas ein wahrhaft flammendes Liebesgedicht. Leider schien die Dame seiner Kunst nicht sehr zugetan und auch der Rest der Taverne brach ob des Anblicks in schallendes Gelächtter aus. Die Dame errötete erst, stimmte aber dann ins Gelächter ein und Stehwein verließ wutentbrannt mit einigen Flüchen über kulturlose Banausen den Saal.


    Naja, so lernte ich Stehweins Künste kennen. Schreiben konnte er, bzw. kann er immer noch, aber die Verführung ist nicht seine Kunst. Die Dame war übrigens gar nicht so spröde, wie man vermuten könnte, sie hatte nur leider mehr für Met und Spiel übrig, als für seine Kunst und ich habe noch einen recht lustigen Abend mit ihr verbracht. Davon weiss Stehwein allerdings bis heute nichts.

    "Wie gesagt, es war ein ganz gewöhnlicher Tavernenabend. Ich saß mit ein paar alten Freunden um ein paar immer wieder neu gefüllte Krüge zusammen. Und so gewöhnlich wie er begonnen hatte, sollte der Abend auch enden. Wie es soft geschieht, beginnen die großen Veränderungen mit einem kleinen Stein des Anstoßes. Dieser Anstoß war an jenem Abend meiner, ich war mich kurz etwas erleichtern gegangen, in nicht mehr ganz nüchternem Zustand an einen Tisch mit Spieler,n die würfelten.


    Ich hatte einem Fremden wohl die Würfel verdreht, weil er plötzlich aufsprang und mich beschuldigte seinen ersten Sieg für des Abends verhindert zu haben."

    "Ja, so ist es, der Alltag nimmt einen oft so in Beschlag, dass man selten dazu kommt, Geschichten aus alten Tagen auszutauschen.


    Nun, was mich angeht, wo soll ich anfangen? Der Weg ist noch lang, also fang ich vielleicht ganz vorne an. Obwohl, hmm, vielleicht willst du einiges gar nicht hören. Alles ist dann vielleicht doch zu lang, aber wir haben hoffentlich ja noch oft Zeit uns Geschichten zu erzählen.


    Interessant wird es eigentlich erst in dem Moment, als ich Stehwein getroffen habe. Das muss, lass mich nachdenken vor etwa 6 Jahren gewesen sein. Man ist das lange her.


    Es war einer dieser üblichen Abend irgendwo in einer Taverne in Tympelfelz. Obwohl ich damals schon lange von Zuhause weg war, zog es mich immer mal wieder in die alte Heimat. Lomeanar ist für mich immer noch einer der reizvollsten Landstriche, die ich je gesehen habe und wie sich Tympelfelz so am Zusammenfluss der beiden Flüsse an den Hang schmiegt - es fasziniert mich immer wieder. Und wenn ich nach langen Reisen den Kirchturm schon vom weitem durchs Tal erblicke, lange bevor es den Blick auf den Rest der Stadt preisgibt, weiss ich, dass man seine wirkliche Heimat nie verlässt. "


    Der leicht verklärte Blick in Leos Augen gibt seinen Worten recht.

    "Stimmt, ich habe nur noch vage Erinnerungen an die Feierlichkeiten, aber so ist es bei mir irgendwie mit fast allen Feierlichkeiten. An die Eröffnung des Pfannkuchenahuses erinnere ich mich allerdings noch sehr gut. Bei der Erinnerung läuft mir jetzt noch das Wasser im Munde zusammen. Was war die Spezialität, flambierte Apfelpfannkuchen, oder?


    Was hast du eigentlich vorher gemacht?"

    "Na dann." Leo nimmt Lilli so gut es geht in den Arm und sie gehen weiter.


    Vorbei an den freien Feldern betreten sie den bunt belaubten Wald.


    "Hmm, wenn ich so zurück denke, wann haben wir uns eigentlich kennengelernt?"

    "Ach Lilli, du nimmst mir eine große Last vom Herzen." Er bleibt stehen und umarmt sie, dann umspielt Traurigkeit kurz seine Augen. "Ich habe wirklich gelitten, als ich dir bei Voltans-Beerdigung nicht beistehen durfte. "


    Er hat sich jedoch schnell wieder gefangen.


    "Danach war es mir dann auch egal, was die anderen sehen. Du hast so recht, die vergangenne Tage haben jeden von uns ein wenig verändert.


    Aber was ist mit Bormir?"

    [Intimebeschreibung]
    Aus der Siedlung Amonlonde führt eine Straße ziemlich genau Richtung Norden heraus, vorbei an Feldern, durch einen lichten Wald biegt sie nach einiger Zeit nach Westen ab, wo man zum Flußhafen absteigen kann.


    Die Straße ist breit genug für Fuhrwerke von denen sie auch regelmäßig befahren wird. Meist wird Holz transportiert.


    Etwa eine Viertelstunde außerhalb der Stadt, lange bevor er nach Westen abbiegt, passiert der Weg eine sehr alte Eiche. Hier zweigt der Weg zu Taras Haus ab.
    [/Intimebeschreibung]

    Eine Zeit lang gehen sie nebeneinander her durch die Siedlung, betrachten das Abendliche Treiben auf dem Marktplatz und vor dem 'Brennenden Tisch'. Dann lassen sie die Häuser hinter sich, passieren den Marso Tempel, das Amphitheater und verlassen Amonlonde-Stadt in Richtung Norden.


    Am Wegesrand glänzen golden die Garben der Gerstenfelder. Es ist fast, als würden sie Leo und Lilli im letzten Licht der sinkenden Sonne zublinzeln.


    Auf der Straße ist weder Mensch noch Maus zu sehen, so greift Leo nach Lillis Hand. Zuerst ein wenig zögerlich, dann aber doch entschlossen geht Leo das Problem, das ihn bedräng, an:


    "Was wohl die Leute von uns denken?"

    Als Leo näherkommt, sieht er, dass Lilli gerade die Tische abwischt, aber keiner mehr im Raum zu sein scheint. Also betritt er frohgemut den Gastraum und schließt die Tür hinter sich.


    "Hallo Lilli", flötet er in ihre Richtung.

    Leo liebt die Abwechslung. Er findet es einfach herrlich, nach einem Nachmittag voller grübelnder Gedanken über Freiheit und Weisheit, über Vernunft und Emotion die hochtrabende Wissenschaft hinter sich lassen zu können um das Leben der einfachen Leute zu leben. Taras Einladung hat ihn mal wieder davon überzeugt, dass es beides geben muss, daher begibt er sich mit einem Korb voll Weinflaschen im Arm auf den Weg zum Pfannkuchenhaus. Die Sonne hat schon die obersten Baumwipfel berührt und es wird nicht mehr lange dauern, bis sie am Horizont verschwindet.


    Die große Eingangstür von Lillis Reich ist noch offen, ob noch Gäste da sind? Lilli wollte doch vor Sonnenuntergang schließen.

    Zufrieden betritt Leo seine Stube. Plötzlich hatt er sich daran erinnert, dass er ja noch etwas Wichtiges Aufschreiben wollte. Nach dem Vorfall mit Stefanus und dem Gespräch mit Kassandra und Tara hatte er es schon fast vergessen und Lilli war ihm so wie so wichtiger, als alles andere. Aber der Abend ist ja gerettet, so kann er in Ruhe noch einige Stunden versuchen, der Weisheit zu frönen.


    Wie hat er noch gleich angefangen:
    "Der wirkliche Feind kommt von innen und er heißt Unvernunft."


    Ein guter Titel. Er öffnet sein Tintenfass, nimmt eine einigermaßen saubere Feder und schreibt ihn an den oberen Rand eines leeren Blattes.


    Leo schwirren viele Fragen durch den Kopf, daher nimmt er bevor er weiterschreibt eine kleine Schreibtafel und kritzelt die Fragen schnell mit einem Stück Kreide darauf. Er muss die Gedanken erst ordnen, ehe er weiterschreiben kann.


    "Was ist Vernunft? Ist Vernunft eine Bedingung der Freiheit? Sind Emotionen Unfreiheit? Stehen Emotionen im direkten Gegensatz zur Vernunft? Heißt Denken-können auch Verstehen-können? Wer oder was denkt?"


    Nun nimmt er sich jede der Fragen einzeln vor und macht wieder Notizen. Irgendwie hat diese Bedrohung der Freiheit einen Stein ins Rollen gebracht, der nun nicht mehr aufzuhalten ist.

    Leo schenkt Wein nach, bei sich, bei Lilli und in ein Glas, was sich auf unerklärliche Weise plötzlich auf dem Tisch befindet, für Tara. (Die Guten Geister der Taverne mögen Tara.)


    "Nun gut, dann auf einen schönen Abend und eine arbeitsame Zeit. Irgendwo hab ich mal gelesen:


    Ein jegliches hat seine Zeit: geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit;


    Mit anderen Worten: die Kunst kann warten."


    Die Aussicht auf einen netten Abend mit Lilli bei Tara und den Bauern und einen vorherigen Waldspaziergang in trauter Zweisamkeit motiviert Leo sich dann doch noch kurz mit seinen Schriften zu beschäftigen.


    "Ich werde trotzdem die Zeit bis heute abend nutzen und noch ein wenig schreiben. Wer weiss, wann ich wieder dazu komme. Meine Damen, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag


    Lilli, ich hole euch dann kurz vor Sonnenuntergang im Pfannkuchenhaus ab." Ein kleines Zwinkern in Lillis Richtung kann er sich nicht verkneifen.


    Dann will er die Weinflasche nehmen, stellt aber fest, dass sie leer ist. Also ordert er bei Kassandra noch eine zweite und bittet sie sechs Flaschen für den Abend vorzubereiten. Er zahlt ausnahmsweise sofort und bar. Dann verschwindet er mit einem Gruß an die verbliebenen Damen durch die Hintertür in Richtung Tavernenrohbau.

    "Es war leider schon trotz Gage schwierig genug, die Schauspieler zusammen zu halten, aber ich kann es gerne versuchen.


    Vielleicht sollten wir erst die Scheunen wieder herrichten, damit die Ernte, die eingefahren wird, nicht verdirbt und erst dann die Höfe angehen. Die Holzfäller leisten doch wie ich höre gute Arbeit, dass genug Bauholz zur Verfügung steht. Tragen helfen kann ich gerne, aber kommt bloß nicht auf die Idee mir einen Hammer in die Hand zu drücken.


    Mit den Lebensmittel können w..*räusper* könnt IHR doch sicher noch einige Zeit aushelfen, Lilli. Vielleicht kann der Rat beschließen, dass zumindest die Unkosten aus Steuergeldern finanziert werden, oder er kann den Bauern in dieser schwierigen Situtation die Steuern teilweise erlassen, so dass sie mit ihrer Ernte, die ja vom Überfall nicht sonderlich betroffen war, selbst für sich sorgen können."

    "Das klingt nach einer guten Idee, insbesondere, da hier in der Taverne die vergangenen Tage wenig los war. Aber wenn alles Volk sich bei euch versammelt, wer soll dann noch hier sein.


    Was haltet IHR davon Lilli, wenn wir heute abend mal zu Tara raus gehen und ein wenig Lebensmittel mitnehmen, das könnt ihr doch sicher gebrauchen, Tara, ich nehme ein paar Flaschen Wein mit. Die Einnahmen vom letzten Stück waren ja nicht zu verachten.


    Vielleicht können wir den Leuten ein wenig Hilfe anbieten. Ich komme mir mit meiner Kunst manchmal so nutzlos vor."