Du hast mich gefragt, ob ich wüsste, wie es ist, nicht zu wissen, ob man träumt oder wach ist, so tief versunken in Alpträumen, dass es am Verstand kratzt und rüttelt und man dem Wahnsinn näher ist, als dem klaren Gedanken.
Keine Antwort. Ich senke nur verhalten meine Lider und lasse dich so wissen, ich könnte nicht verstehen, was du fühlst. Deine Ansicht über meinen Mangel an Empathie, hilft dir deine Rolle, als Gezeichneter eines unwissenden Schicksals weiter zu spielen.
Ich war dabei, als fünf Gestirne vom Himmel fielen und Welten in Feuer und Sturm aufgelöst wurden. Ich war dort, nackt und zerfleischt von Dämonen, nur mit meinem eigenem Atem bekleidet und konnte nicht hinaus, aus der Hölle Elberoth.
Ich war dort, als aus Asche und brennendem Stein ein Gott geboren wurde und sein Name war Zeit und als er mich küsste und mir verhieß, dass seine zu sein… lies ich den klaren Gedanken dort und kehrte mit Wahnsinn in einer kleinen Schachtel aus Lehm zurück.
Der Brief erreichte den Boten noch vor Tagesanbruch und ein Schiff brachte ihn einen Kontinent weiter. Vermutlich hätte es viele Monde gedauert, ehe ich vielleicht gewusst hätte, dass er sein Ziel erreichte und somit Antwort kam. Aber Zeit ist ein relativer Begriff in einer Welt aus Harfe und Schwert.
Ich wusste nicht, ob das niedergeschriebene Worte nur von meinen Augen berührt worden war oder ob das andere, das meine kleine Welt zum Erschüttern gebracht hatte, nahe genug gewesen war. Ein Teil meines Verstandes verließ sich auf die Unwichtigkeit meiner Rolle, in dem Spiel, dass gerade begonnen hatte sich zu offenbaren, der andere analytische, logische Teil, mahnte mich aufgrund der mit Leichtigkeit überwundenen Bollwerks zur Vorsicht.
Was immer dort draußen lauerte in der Dunkelheit eines Träumers, es war nicht in meinen Verstand gedrungen, hatte sich nicht meiner Sehnsüchte bemächtigt und Gefühlen bedient, um voran zu kommen. Aber wie hatte Melyanna schon so treffend bemerkt hatte: „Bekommt man das Ziel nicht zu fassen, nimmt man ihm die Umgebung, so dass es sich nicht mehr verstecken kann.“
Tage später zeugte ein weiteres Haus vom ewigen Verfall des Hafenviertels. Eine notdürftig mit fauligem Ried abgedeckte Unterkunft, nicht viel mehr als eine Scheune mit windschiefer Eingangstüre, auf der sich Moder und Moos einen Durchgang fraßen. Über dem Rundbogen, der Einlass in einen verwilderten Hof bot, baumelte im nasskalten Wind eine zerbeulte kleine Laterne.
Durch zerbrochene Fenster erahnt man, dass hier früher Leben war, vom Schimmel zersetzte Kissen, zerbrochenes Geschirr, löchrige Vorhänge, gesprenkelt mit Rattenkot.
Mein Blick wandert hinauf zum Giebel des dahinterliegenden Hauses. Dort hatte ein Leben begonnen und ein anderes war zurückgekehrt. Hier hatte es für wenige Jahre einen Funken Zukunft gegeben, ehe er ausging, beiläufig.
Ich bin nicht traurig oder wütend, es ist der Lauf der Zeit, nichts ist von Dauer. Zeit weiter zu ziehen.
Seele kommt mit mir... Seele bleibt dort. Anders ist es nicht möglich, das macht Menschlichkeit aus.