Beiträge von Tear

    "Oh Kassandra hat ihr Wort nicht gebrochen," erwidert sie ruhig, als Bauls Blick Kassandra trifft,"ich habe andere Quellen."



    Ruhig kommt sie auf die Beine und nimmt ihre Schwerter, die auf ihren Knien, nahe des Fensters geruht haben mit sich.


    "Abgesehen davon ist es kein Geheimnis, dass ihr Arakur nicht mehr führt, oder, sagen wir im Augenblick nicht. Ich verspreche, euren Aufenthalt hier in Amonlonde für mich zu behalten und an meine Versprechen bin ich gebunden, solange kein Verrat mich eines besseren belehrt."


    Sie tritt zwischen Baul und Kassandra und scheint sich Richtung Ausgang zu begeben. Kurz, gerade als sie an Baul vorbei gehen will, sieht sie ihm noch einmal in die Augen und ihre Pupillen verfärben sich für einen Moment gelblich, ehe sie augenblicklich wieder ins klare Blau wechseln.


    "Ein Wolf weiß um die Seele der Wölfe, Sardos wußte es...ich weiß es auch." flüstert sie.


    Als sie Kassandra wieder anblickt und Baul hinter sich lässt, geht ihr Wort, fast ohne Übergang, nur lauter weiter.


    "Wir teffen einander in der abgemachten Zeit am Hafen, ich werde mich vorbereiten gehen."


    Mit diesen Worten scheint sie die Räumlichkeiten verlassen zu wollen.

    Sie sieht zu Kassandra hinüber.


    "Es lag nicht in meiner Absicht, zynisch oder sarkastisch zu sein. Seine Größe ist unübersehbar."


    Mit einem kurzen Lächeln deutet sie auf die hochgewachsene Gestalt Bauls.


    "Was den Rest angeht, darin wird mir Baul zustimmen können, es ist die Wahrheit, dennoch nur solange, bis sich anderes ergibt, ava? Wissen erschöpft sich nicht, auch nicht in den Geheimnissen, die es oft umwoben. Doch seid euch sicher, was ich weiß, sei euch nicht zum Nachteil gereicht."


    Und mit ihren letzten Worten blickt sie wieder zu Baul hinüber und lächelt undurchsichtig.

    "Sieh an, ein Orakel, das sich selbst schreibt."


    Sie nimmt ihren Blick vom Fenster und sieht zu dem Mann hinüber.


    "Ihr seid Baul nicht wahr, der große Führer der Arakurer, der das Exil wählen musste, weil die Wölfe ihm nicht mehr folgen?"

    Tear'asel öffnet ihre Augen wieder und sieht zu Baul hinüber.


    "Wie passt ihr in diese Geschichte?," fragt sie ruhig und sieht wieder auf den Sonnenuntergang.

    Die Elbe blickt Kassandras Tun schweigend nach, hin und wieder schmunzelt sie nur.


    Dann als Kassandra die Kinder zu Bett bringt, schnürt sie ihre Schwerter vom Rücken, setzt sie sich in der Küche ans Fenster und blickt in die untergehende Sonne.


    Ab und zu, in ihren Gedanken versunken, berühren ihre Finger, das zart schimmernde Amulett in Form eines in einen Diamanten eingeschlossenen Samenkorns. Kaum berühren ihre Kuppen den Edelstein und das darin eingeschlossene Kleinod, pulsieren die Linien auf ihrer Haut, und nur dann zu sehen, auf und versiegen wieder, wenn sie sich von der Berührung wieder löst.


    Wie es aussieht, Blutsschwester wird unsere Begegnung noch ein wenig warten und ich gewinne Zeit, zu entscheiden, ob ich dir mit dem Herzen der Zweifelnden oder der Konsequenz unser beider Flüche gegenübertreten werde.


    In Gedanken versunken schließt sie ihre Augen und wartet.

    Die Elbe ging auf die Wortwahl Kassandras nur mit einem kurzen Lächeln ein, das genauso schnell verschwand, wie es gekommen war.


    "Meine Geschichte verhindert, das ich Visionen, ohne das ich es will, empfangen kann, doch blieb mir die kurze Erschütterung nicht verborgen, wenn gleich ich nur ihre Nachwehen zu spüren bekam," gibt sie wahrheitsgemäß zu. "Ich werde dich begleiten, doch nun müssen wir uns besinnen, deine Kinder und die Ancalimas müssen zur Ruhe kommen und versorgt sein, solange wir fort sind, um die zu suchen, die solange aller Augen entschwunden war."

    Ein wenig geht ihr Blick hin und her, ganz so als würde sie innerlich etwas abschätzen. Dann sieht sie ihre Freundin wieder ruhig an.


    "Das Schicksal geht seine ganz eigenen Pfade und die Dinge kommen zusammen, die zusammen kommen sollen."


    Wieder schwieg sie einige Momente lang, dann...


    "Ich werde mich in diese Geschichte nicht einmischen, es sei, denn du wünschst dir meine Begleitung."

    Die Elbe sieht sich kurz in der Küche um, ehe sich ihr Blick auf Kassandra fixiert.


    "Mae, erzähle mir, was dich so erschüttert."


    Sie wiederholt die Aussage Kassandras vom Flur.

    Die Elbe blickt etwas unangenehm berührt auf die Hand, die sie in Richtung der Küche zieht. Sich vorsichtig, um Kassandra nicht in eine unangenehme Situation zu bringen, löst sie sich aus dem sachten Griff und legt sanft eine ihrer Hände an ihren Rücken, sie in die Küche begleitend. Auf ihren Satz über Arsinoe scheint sie nicht - oder noch nicht- einzugehen.

    Tear'asel tritt an Baul vorbei, doch ihr Ziel scheint weniger Samira zu sein, als die auf der Treppe sitzenden Kassandra. Ihr Blick haftet noch einen Moment an Arsinoes und Sardos Tochter, dann wenden sich ihre Augen, wie auch ihre Hand gen Kassandra.


    Vorsichtig legt sie sie auf die Schulter der Menschenfrau ab und ihre Stimme ist sanft, fast einfühlsam, als sie ihr Wort an Kassandra richtet.


    "Das Licht fällt an diesem Nachmittag auf mehr als die Welt, die wir sehen. Deine Augen sprechen davon, wie auch die Blätter im Wind. Was ist geschehen, abgesehen vom Blut Sardos, dass zurückgekehrt ist?"

    Der Blick der Elbe ruckt leicht versetzt hinter Baul stehend zur Treppe hinauf und bleibt dort direkt auf dem kleinen dunkelhaarigen Mädchen stehen.


    "So kreuzen sich die Wege des Schicksals," entfährt ihr hauchend.

    Ein erneuter Blick, doch diesmal geht er an Balthasar vorbei, wieder auf den breitgefächerten Weg des Lichtes, das durch das Fenster in den Flur kommt.


    "Nein..., " sagt sie hauchend und abwesend, ihre Augen noch immer auf die Sonnenstrahlen gerichtet, "er ist es nicht."


    Ihr Blick, ein wenig verklärt und dennoch von einem seltsamen Glanz erleuchtet, fällt wieder auf Baul und ihre Stimme gewinnt an Festigkeit, während ihr Ton, fast keinen Widerspruch zu dulden scheint.


    "Ich folge euch."

    Tear'asel zieht die Hand zurück, als sich die Türe so abrupt öffned und sie Baul gegenübersteht. Ihr Kopf hebt sich ein wenig.


    Einen ebenso kurzen Moment, wie er selbst mustert die Elbe ihr Gegenüber und scheint abzuwarten, was der ehemalige Führer der Arakurer jetzt tut.

    .. vom Eingang des Hauses kommend


    ... nimmt die Elfe in angemessen ruhigem Schritt, neben Ancalima den Flur zum Arbeitszimmer des amonlondischen Führers und hält vor der Türe inne.


    Was...will ich hier..ich wollte doch nur Ancalimas Kinder...


    Ihr Blick geht den Flur zurück über die Schulter und fängt den Lichtschein ein, der durch eines der Fenster kommt.


    ...Die Schritte der Elben sind niemals grundlos


    Tear'asel zuckt zusammen und ihr Blick richtet sich nach vorne, zu dem vermeintlichen Sprecher... doch der Gang ist leer.


    Zögerlich und sich wieder fangend, klopft sie schließilich an die Türe.

    ...von der Nordstraße kommend


    Vor dem Haus angekommen, hob Tear'asel Estolad von dem Rücken des stolzen Hengstes hinunter und wartete bis Ancalima mit Falas neben ihr war. Gemeinsam betraten sie den Vorgarten des Hauses und Estolad lies es sich nicht nehmen, an Malglins und Kassandras Haus zu klopfen.

    Orcrist Nüstern blähten sich und die kraftvollen Beine stießen immer wieder in die Erde, als er gegen Alagos einen Meter nach dem anderen gutmachte. Alagos war jung aber die Elbe, die er trug war stämmiger, als Ancalima und besaß im Gegensatz zu Orcrist nicht die langen Jahre der Erfahrung, die ihm eine außergewöhnliche Kraft und Zähigkeit gelehrt hatten.


    Kopf an Kopf stürmten die Pferde den Weg entlang und ließen in Windeseile Baumreihen, Sträucher und Findlinge hinter sich. Tear'asels Kapuze glitt nach hinten und ihr langes rotes Haar wirbelte umher. Ab und zu blickte sie über die Schulter und erwiderte den Blick ihrer Gefährten. Dann trieb sie Alagos weiter an.


    Die Kreuzung zur Nordstraße kam in greifbare Nähe, je länger und weiter der Wettstreit dieser kraftvollen elbischen Pferde ging. Noch einmal wies die Elbe den Jungen hinter sich an, sich gut festzuhalten, dann zog sie einen der Zügel heran und stemmte ihr Bein in die Flanke des Hengstes. Wie ein Wirbelwind glitt Alagos um die Kurve der Kreuzung und galoppierte weiter.


    „Die Eiche soll das Ziel sein, amin!“


    Flanke an Flanke preschten die Pferde dem Ziel entgegen und Falas und Estolad feuerten ihre jeweiligen Pferde zusätzlich an. Ancalimas Pferd gewann immer mehr an Boden und schließlich kurz vor der Eiche zog sie an der Elbe vorbei.


    Es dauerte seine Zeit, bis Orcrist sich ausgelaufen hatte und Ancalima das Pferd schließlich wendete und neben der Khel'Anhor zum stehen kam. Alagos schnaufte und blies die Nüstern. Er tänzelte, seine Niederlage nicht akzeptieren wollend hin und her, doch schließlich bekam Tear'asel den Hengst wieder gänzlich unter ihre Kontrolle. Mit einem kurzen Schmunzeln und respektvollen Nicken in Richtung ihrer Gefährtin, strich sie sich das verwehte Haar aus den Zügen.


    „Mae amin, möge Alagos einst so stark und ausdauernd sein wie Orcrist.“


    Gemeinsam und nun in einem gemächlicheren Tempo ritten sie die Straße hinunter, bis sie schließlich an Malglins Haus ankamen. Auf Falas und Estolads Zügen lag ein Lächeln und die Elbe konnte das Herz des Jungen in ihrem Rücken schlagen hören. Gut gemacht, hörte sie sich selbst leise in ihren Gedanken flüstern.


    Weiter bei Malglins Haus...

    mehr als einen halben Mond später...


    Vor ein paar Stunden war der anhaltenden Regen einem warmen Sonnenschein gewichen und langsam trocknete der Weg durch die Wälder, der sich in ein paar Stunden mit der Nordstraße kreuzen würde. Die Hufe der drei Pferde, deren Reiter schweigend und noch mit vom Regen schweren Mänteln verhüllt waren, wirbelten feuchtes Erdreich auf.


    Erst von Nahen, wären sie nicht alleine unterwegs gewesen, konnte man die filigrane Machart der Mäntel erkennen und die zarten Broschen in Form der Mallorn-Blätter. Hier waren Elben unterwegs.


    Orcrists Rücken trug Ancalima und Falas, während Tear'asel Ancalimas zweiten Sohn Estolad mit auf Alagos genommen hatte. Es schien, als mochte er den jungen Hengst aus den königlichen Herden Elanors, der Tear'asel als Leihgabe für ihre Reisen bereitgestellt worden war.


    Sie hatten nicht viel gesprochen und man sah Falas und Estolad die ereignislosen Stunden an. In Thule hatten sie sich tapfer gegen eine Horde von Nordmännern behauptet, die marodierend durch die Gegend gezogen war und das Sommerfest, auf dem Tear'asel das erste Mal auf Ancalimas Gemahl Ciryon und ihre Kinder getroffen war, gestört hatten. Jetzt, da alle Waffen ruhten und die schwüle Luft ihr Übriges tat, bedurfte es , wie Khel'Anhor fand, einer Abwechslung für die Beiden.


    Ihr Blick glitt über die Schulter und hin zu Ancalima, dann richtete die Elbe ihren Oberkörper auf und nahm die Zügel fester in die Hand.


    „Halte dich gut fest Estolad ion Ciryon!“


    Mit ihren leisen Worten riss sie den Jungen aus der Apathie und wendete Ancalima erneut ihren Blick zu. Sie spürte, wie sich die Hände des Jungen in freudiger Erwartung in ihre Hüften krallten und rief der Elbe neben sich zu:


    „Hon mabathon!“


    Ancalimas Augen ruckten zu der Khel'Anhor hinüber und wurden schlagartig wach.


    Tear'asel senkte ihren Kopf zum Hals des Rappen.


    „Alagos?“


    Die Ohren des Hengstes gingen nach oben.


    Wenn Orcrist seine Ehre gegenüber dem jungen Pferd nicht verlieren wollte und Ancalima auf den kleinen Wettstreit einging, würden die letzten Stunden der Heimreise, zusammenschrumpfen und Falas und Estolad bald wieder mit den Kindern in Kassandras Haus spielen können.


    „Noro lim!“


    Der Hengst ging augenblicklich von einem leichten Trab in den Galopp hinüber und wirbelte die noch feuchte Erde des Waldweges noch weiter auf.