Irgendwo in den Weiten von Anthar...
unweit des Yggdrasil...
Die Gruppe ruhender Elfen saß kreisförmig im Schatten eines Urbaums, dessen sanft leuchtenden Blüten die nächtliche Landschaft in ein bläuliches Licht tauchten. Hier und da ruhten auf den Sträuchern Glühwürmchen. Die Luft roch nach Nachtblumen und frischem Moos.
Die Elfen jedoch, jeder im Schneidersitz verharrend und sich gegenseitig zugewandt, bemerkten von all dieser nächtlichen Schönheit nichts. Sie waren in tiefer Meditation versunken. Eine Notwendigkeit, betrachtete man, die vor jedem Elfen in der Luft schwebende sacht pulsierende Kugel aus arkaner Energie. Einige von diesen Konstrukten wiesen unzähliger schwingender Linien auf, die gebändigt in die Form einer Kugel gezwungen wurden. Jede Kugel hatte ihren eigenen Klang, einige summten leise, andere knackten, als würde Feuer kleine Zweige
verzehren. Wieder andere erinnerten an das ferne Geheul aufkommenden Windes und einige gaben den Klang plätscherndes Wasser von sich.
Noch standen die Klänge der Kugeln in Disharmonie zu einander, doch je länger die Mediation dauerte, je länger die Kugeln vor den Elbe schwebten, desto mehr schlich sich ein Gleichklang ein.
Die meisten der sitzenden Elfen wirkten für das ungeübte Auge von gleicher Gestalt, die meisten hatten helles, oftmals weisses Haar, trugen ebenso weiße Kleidung und fixierten ihre Kugeln mit tief violetten Augen. Nur eine der Elfen trug weder die leichte sanft fallende helle Kleidung, noch wies ihr Haar die Farbe von Spinnweben auf, auch wenn einige Strähnen ihres Haares bereits in Wandlung begriffen war. Sie trug grobes Wildleder, harte Stiefel und das lange dunkelbraune Haar war mit einigen Stäben gebändigt. Doch auch ihre Augen waren von einem dunklen violetten Schein und die Kugel vor ihr, vielmehr die hunderte in sich geschlungenen Linie, pulsierten in Braun und Grautönen.
Tears Finger der linken Hand, welche unterhalb der Kugel mit dem Handrücken nach oben ruhte, bewegten sich unmerklich und veränderten die Struktur der Energiekugel. Es entstand ein neuer Rhythmus, ein Klang, harmonischer, als der erste. Ein sachtes Lächeln umspielte ihre Lippen, sie schien mit ihrer Arbeit zu Frieden. Nun galt es sie in das Gefüge der anderen Kugeln einzuweben. Eine weitere intensivere Bewegung ihrer Finger und die Kugel begann nach oben zu schweben, wo auch andere harmonisch pulsierende Energiebälle ihre Bahnen zu ziehen begonnen hatten.
Dann lenkte sie ein leichtes Kribbeln im Nacken ab. Eines von der Art, wenn ein lästiges Insekt auf der Haut herumkrabbelte. Die Wildelfe ignorierte es und konzentrierte sich weiter. Sie würde später ein ernstes Wort mit dem Käfer wechseln... aber das Kribbeln verschwand nicht, es intensivierte sich und kurz darauf wusste die angehende Fenyar, dass sich kein Insekt Zugang zu ihrer Konzentration verschaffen wollte...sondern etwas gänzlich anderes.