Beiträge von Tear

    Auf seinen ersten Satz geht Kahri nicht ein aber sie kann sich einer gewissen Fazination für Kyeels fahrige Handbewegungen auf der Tischplatte nicht entziehen. Doch ihr Blick zeigt kein Mitgefühl, sondern etwas anderes, dem keine Wärme innewohnt.


    Die Bedienung, eine hübsche Frau, die mehr als nur in das Fangschema der Betreiber der Taverne passen, nähert sich mit einem großen Zinnhumpen, während Kahri ein filigranes Glas, gefüllt mit einer fast wie Blut wirkenden Flüssigkeit auf den Tisch gestellt bekommt. Der sich sofort ausbreitende aromatische Duft, der sogar das herbe Aroma von Kyeels Ale verdrängt, lässt darauf schließen, dass sich die schwarzgekleidete Frau Portwein bestellt hatte.


    Kahri entrichtet den Preis für beide Getränke und entlässt die Bedienung wortlos. Dann richtet sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Künstler.


    "Was, wenn sie es waren... erklär mir das, dass sie nicht waren, was sie sein wollten oder sollten? Auf wieviele Scherben deines Selbst bist du getroffen?"

    Doch da war nichts, außer eine von den Kerzen und Fackeln unberührte Ecke aus Schatten und Dunkelheit. Weiter unten ruckt der Kopf einer Bedienung zur oberen Etage auf, dann entsteht unten am Thresen eifrige Geschäftigkeit.


    "Ich habe dir Ale bestellt," plaudert sie weiter, während man Schritte vernimmt, welche die Treppe hinaufführen.


    "Der Nebel war nur eine Umgebungsvariable, es sei denn deine Geschichte belehrt mich etwas besseres... egal... ich hatte nach dem Teil der Geschichte gefragt, in der du jemanden oder etwas angeschrien hast, dich endlich gehen zu lassen."


    Eine eigenartige Kälte, fast wie Berechnung hatte sich in Kahris Tonfall eingeschlichen hatte aber Kyeel konnte sich dahingehend auch irren.

    Kahri lächelte kurz. "Ja... irgendwie tut sie das." Dann seufzte sie leise und richtete ihren Blick aus der Nische hinaus, ohne jedoch wirklich etwas zu fixieren.


    "Du wirst nun auf viele treffen, die einen Teil deiner Geschichte abbekommen möchten. Einige werden mehr davon als andere für sich beanspruchen. Wieder andere möchten dich zurückführen, auf den Pfad, den du vor all dem hier bestritten hast und einige wenige werden dich finden, um dich tiefer hineinzuführen in die Dunkelheit."


    Ihre Stimme ist wieder sehr leise geworden, sie sieht ihn immer noch nicht wieder an.


    "Ich möchte wissen, was dir passiert ist in den Nebeln. Welchen Dämonen hast du dich gestellt?... und wenn ja... war es einer von ihnen?"


    Mit diesen Worten deutete sie nur mit einem Blick über Kyeels Schulter, in das in Dunkelheit liegende Ende des oberen Flurs, etwa 5 Schritt hinter der Nische in der sie saßen.

    Auf seinen ersten Satz hin, nickte sie nur kurz. Es sah nicht aus wie Einsicht, sondern nur nach einer allgemeinen Bestätigung seiner Aussage. Doch dann erklärt sie sich.


    "Ich fühle mich nicht bedroht, doch es liegt nicht an diesem Ort, im Grunde ist er wie jeder andere auch... es ist das Spiel mit Worten... aber ich bin," und das nächste Worte kommt wie so oft zuvor, eher unwillig über ihre Lippen, "dankbar, dass du von vornherein klärst, wieso du diese Worte wähltest und weiter mit Bedacht sprechen wirst - ich kenne wie gesagt, derlei Stolpersteine nur all zu gut."


    Ein sachtes Lächeln, dass besänftigend erschien, gleitet über ihre Lippen.


    "Ich rede über Corvus aber nicht über sein Wesen, sondern über das, was er war. Ich mag weder Grausamkeit, noch die Arroganz von Überlegenheit," sie hielt kurz inne und verbesserte sich anschließend, "von vermeintlicher Überlegenheit aber ich bin ein Teil der Dunkelheit, die mich umgibt und Corvus war auch so. Wie wirst du sein... jetzt und in Zukunft?"

    Blattspiel wurzelt zu ihr hinüber und lässt sich Kassandra nachahmend neben sie fallen. Kurz streifen Zweige, schwer von kleinen saftig grünen Blättern das Profil der Bardin.


    "Nein... kriegst du nicht... so funktioniert das nicht, es sei denn du fragst einen von ihnen nach einem Gespräch mit Mutter... aber...," sie tat kurz so als würde sie niesen und sieht dann spitzbübisch zu Kassandra hinüber... "so ein Unsinn machst du nicht... zumal man dir beigebracht hat, es selbst zu tun. Es sei denn dein," und sie deutete mit einem ihrer rindenbewährten Finger zu ihrer Schläfe, "du wirst dann wieder komisch."


    Blattspiel schien keine Meinung zu Kassandras Ansinnen zu haben, zumindest, stand sie ihm nicht negativ gegenüber.

    Kahri sieht der Feder ebenso zu aber ihre kurz zusammengekniffenen Augenbrauen sind die Konsequenz von Kyeels Worten, nicht vom Flug der Feder. Dann gleitet ihr Blick zur Tischplatte und sie wirkt nachdenklich.


    "Ich denke ich gehe das Risiko ein." Ihre Stimme hatte einen abgeklärten Unterton angenommen und konnte Kyeel das seltsame Gefühl vermitteln, dass sie deises Gespräch nicht zum ersten Mal führte.


    Als sie wieder aufsieht, liegt ein Hauch von Trauer in ihren Augen. Irgendeine Erinnerung, die sie jedoch schnell wieder versteckt. "Es gibt einen Grund, wieso du diese Feder behalten hast...also spielen wir keine Spiele, deren Pfade wir schon kennen."

    "Du gehörst zu ihnen, deine Kräfte kommen von ihm. Bist du wie mein kleines schwarzes totes Vögelchen?"

    "Stimmt. Auch wenn man nicht unbedingt zaubern muss, einige Blumen kann man auch überreden." Blattspiel zuckte mit den Schultern. "Muss aber nicht sein, da hast du recht. Was für eine Idee hast du denn, schließlich hast du gesagt, sie ist auch mit Ärger verbunden?"

    "So schlimm wird es nicht," antwortete sie, wollte sich schon wegdrehen, um an der Theke eine Bestellung aufzugeben, als sie noch einmal innehielt. "Aus meinem Mund klingt wie eine ständige unverhohlene Lüge, oder?"


    Ohne auf eine Antwort zu warten, wendete sie sich der Bar zu und gab eine Bestellung auf, die das Wort scharf enthielt. Dann ging sie nach oben.


    Die Nische war privat gehalten und man hatte gute Einsicht darauf, wer sich ihr näherte. Wenn die Wände innen nicht hohl waren, konnte man hier ein privateres Gespräch führen. Die abgewetzten Sitzkissen und der gut gebrauchte Tisch liessen die Vermutung zu, dass schon viele andere zu dieser Ansicht gekommen waren. Kahri nahm Platz und schob sich die Kapuze ihrer Gugle in den Nacken.

    "Du weisst, was ich für Fragen habe."

    Mit einer übertriebenen Geste, fasste sich Blattspiel ans Kinn und rieb es. "Ich frag dich später was platonisch bedeutet. Aber das Einhorn ist sehr nett, es mag den Wald... hier... und den mag ich auch." Sie grinste frech und stieg dann wieder vom Hocker hinunter, um ein wenig näher zu Kassandra zu kommen.


    "Also, was für einen Streich spielen wir? Verzaubern wir die Nachtelfenblumen so, dass alle niesen müssen, wenn sie daran riechen? Das wäre lustig, besonders bei den grimmigen, die immer mit ihren Waffen herumlaufen...?"

    Über Kahris Gesicht huscht ein etwas irritierter Blick und für einen Moment legt sie den Kopf ein wenig schief, nachdenklich. Dann aber schmunzelt esie nur und antwortete:

    "Ich denke, den geeigneten Ort für Inspiration und Privatsphäre zugleich finden wir eine Etage weiter oben."
    Sie deutete mit einer leichten Kopfbewegung zur Galerie hinauf. Die Treppe hinauf war ebenso wie der Eingang der Taverne bewacht, auch wenn die Männer, welche den Aufgang kontrollierten etwas subtiler erschienen, als die draußen erschienen. Sie saßen, ein Getränk haltend und leicht über ein Würfelspiel gebeugt an einem der Tische neben der Treppe.

    "Was möchtest du trinken? Ich lade dich ein."

    Blattspiel machte dicke Wangen. "Kein Faun... die sind mir zu nympisch." Sie lächelte unschuldig und kratzte sich dann zwischen zwei Zweigen, dort wo ein neuer Trieb kam.


    "Was machst du eigentlich hier? Hier ist doch niemand." Beiläufig fischte sie sich eine kleine Raupe aus dem Wurzeln in ihrem Nacken und betrachtete grinsend das aufgebrachte Tier, das nun auf ihrem Finger hin und her raupte.


    "I ich helf dir, ausser du machst etwas mit Feuer, dann helfe ich dir nicht."

    "Ein wenig frühlingshaft, ein wenig einsam aber sehr knospig," antwortete das Avatar und machte dabei einen erstaunlich nachdenklichen Eindruck, ganz so, als wähle sie ihre seltsamen Worte tatsächlich mit Bedacht. Ein rindiges Lächeln huschte über ihre Lippen und dann glänzten die dunklen Augen auf. Augenblicklich platzten mehreren noch von Grün zusammengehaltene weisse Schlehenblüten auf und präsentierten ihre zartschimmernden Blätter.


    "Warum werden die Elfen dir den Hintern aufreissen? Hast du etwas angestellt und wenn ja, wieso durfte ich nicht mitmachen?"


    Sie setzte noch einen SChritt in die Höhle hinein, erklomm dann den zu einem Hocker geformten Felsen am kleinen Tisch ihrer Mutter und überschlug die Beine.

    "Ins Ash'bad's," kam die vorerst knappe Antwort. "Es ist von hier nicht weit."



    Tatsächlich war der Weg zu genannter Taverne kürzer als erwartet. Nur ein paar schmutzige Straßenzüge kristallisierte sich, ein weitaus besser in Schuss gehaltenes Gebäude aus dem feuchten Nebel, als die restlichen Gebäude, an das es säumte.


    Zwei heruntergekommene Männer standen vor der massiven Türe und schienen miteinander zu murmeln. Es fehlte nur ein offenes Feuer, über das sie ihre verdreckten Hände wärmen konnten.


    Kahri ging zügig vora. Sie verharrte kurz vor der Tür und warf einen beiläufigen Blick auf die beiden Bettler. Diese hoben ihre schmutzigen Gesichter in Kahris Richtung und schienen sie aus dumpfen von Alkohol getränkten Augen zu mustern.


    Die dunkelhaarige Frau nickte kurz darauf unmerklich, die Männer wandten sich wortlos wieder ihrem Tun zu und ohne zu klopfen, öffnete sie die Türe.


    Von drinnen stob die typisch abgestandende Luft heran, angefüllt von Bier und Weinaroma und dem Geruch verbranntem Shisha-Tabak.


    Das Ash'bad's schien heute abend gut besucht.

    von den Straßen Kephrams kommend:


    Kahri überschritt ohne zu zögern die Schwelle. Der Schankraum war ein gewaltiges Quadrat mit mehreren abtrennten Bereichen, die große Tavernentische in der Mitte umrahmten. Mehrere Treppen führten in weiter oben gelegene Etagen, die sich wie Galerien an die Wände des Schankraums schmiegten.


    Mann konnte auf den Galerien Türen ausmachen, die in weitere Räume führten. Vielleicht waren sie als Unterkünfte zum Übernachten konzipiert, möglicherweise dienten sie auch Besuchern für wenige Stunden als Aufenthalt, besah man sich die erstaunliche Anzahl von Huren, die an der Theke und an großen Tischen herumlungerten und sich wie Fliegen, um die Besucher der Taverne scharrten.


    Über Kahris Züge huschte ein abwertendes Lächeln. Es schien amüsiert aber konnte den abwehrenden Ekel der Szenerie nicht völlig verdecken.


    "Willkommen in einem der schönsten Schankräume Kephrams."

    "Diese Welt hilft nicht gerade dabei, es erscheint als wären die Mächte, gutmütige Mütterchen, die verzeihen und mit einer halbherzig hochgezogenen Augenbraue ihre Süssigkeite verteilen.


    Es gibt Ausnahmen, wie winzige schwarze Flecken auf der Landkarte, wo das arkane Netz keine Diletanz verzeiht und die Götter, sich noch mit den Konsequenzen ihrer Geschenke auseinandersetzen. Zumeist sind diese Ländereien jedoch komplett verwüstet oder in der Hand weit dunklerer Feinde, als jene, die sich überraschend schnell Magier, Kleriker oder Schamanen nennen."

    Ein kurzes aber eindeutiges Schmunzeln huscht über Kahris Lippen.


    "Genug Gekrähe schwarzer Vögel.... für den Augenblick. Wir besuchen eine Taverne, die fest in vertrauter Hand ist."


    Sie hob ihre Hand und wies den Weg geradeaus...

    "Ich übertreibe," lenkt sie nach einem kurzen Augenblick des Nachdenkens ein. "Was immer deine Landsleute auch tun, es zeigt seine Wirkung." Beiläufig streift sie sich eine Strähne hinter das Ohr.


    "Die Welt, in die ich geboren und wo ich aufgewachsen bin, ist ein kompliziert gesponnenes Netz aus vielerlei Fäden unterschiedlichstem Material. ... mh...," Kahri scheint nach Worten zu suchen und findet sie schließlich, "Magie oder Schamanismus zum Beispiel. Hier ist sie ein Handwerk, zu erlernen von jedem Diletanten, der halbwegs Zugang zu diesen Mächten hat. Nur die wenigsten erheben dieses Talent mit der nötigen Demut zur Kunstform, die meisten sehen es als Handwerk, dass man nach ein paar Prüfungen ausübt, wie ein Bauer, der seinen Karren zum und vom Feld fährt. Dort wo ich herkomme, hat man bei all der Macht die Magie mit sich bringt, nie vergessen, sich auch vor ihr zu fürchten. Und das ist die Quintessenz ob nun mit Mystras Netzen, den Gaben, die die Götter einem geben oder der Zugang zu den Geistern, die oftmals besser in Ruhe gelassen werden sollten... fehlende Demut. Nicht alle, natürlich nicht aber viele."


    Sie bleibt wieder einen Moment stehen und sieht mit ernster Miene zu Kyell hinüber.


    "Ich hoffe, du verstehst, was ich meine."

    Sie schüttelt ihren Kopf. "Nicht mehr, als sonst..."


    Ein Moment vergeht, dann richtet sie ihre Aufmerksamkeit vollends auf Kyell. Es scheint jedoch, als hätte sie sich zusammenreissen müssen.

    "In Dargaras versucht man auch in einem Furz die Zukunft zu deuten oder tanzt, um die Ahnen nach dem nächsten Stuhlgang zu befragen..."
    Kahris Tonfall verrät einen Hauch von Verärgerung aber sie bleibt eine Erklärung schuldig. Statt dessen folgt ein kleiner Durchatmer, sie bleibt stehen und hebt leicht ihre Schultern.


    "Ja manchmal haben auch Federn eine Bedeutung." Es klingt fast wie eine Entschuldigung. "Und du bist der Bedeutung letztlich keine Antwort offen geblieben. Auch wenn sich nun neue Fragen aufgetan haben."


    Ihr Augenmerk richtet sich auf den Himmel. "Hier gibt es jede nur erdenkliche Inspiration... Gewalt, Lust, Nervenkitzel... den Tod in jeder erdenklichen Variation. ...Gedanken und Lieder. Farbe und Baukunst. Götter und auch Magie.Du wählst."

    "Wie machen Elfen das...? Den Hintern aufreissen?"


    Die glockenhelle alterslose Stimme mit dem Hauch von Erde und Rinde erklang vom Eingang. Man hörte ein leises Knacken und Knarzen und eine wohlbekannte und dennoch seltsam fremd erscheinende Gestalt lies sich an ein paar dunklen Lianen auf den Boden gleiten. Als die nackten mit Rinde behafteten Füsse die steinerne Erde berührten, erklang kein Geräusch.


    Blattspiel trug Frühling. In den kleinen Zweigen waren die Blüten von Schlehen zu sehen, zarte hellgrüne Ranken mit kleinen Knospen bildeten die Kleidung, die sie über ihrer zumeist mit frischer Rinde bedeckten Haut trug.

    Auf die Frage des Kompliments, erntet Kyeel von Kahri nur ein kurzes Schmunzeln. Schnell liegt ihre Aufmerksamkeit wieder auf der Umgebung und man sieht, dass ihre Hände in der Nähe der Griffe ihrer Dolche bleiben, je weiter sie sich von dem Laden der Kräuterfrau fortbewegen.

    "Ich bin mir nicht sicher, was sie beabsichtigt hat, vermutlich ist es, was du vermutest, Kundschaft fangen. Das Malachitstaub hier in Kephram etwas bedeutet, glaube ich nicht."


    Besonders die Dächer der Häuser hatten es Kahri angetan, immer wieder gleitet ihr Blick über die Schindeln und Dachziegel.


    "Was brauchst du noch," fragt sie halb abwesend aber mit geringer Lautstärke.

    Kahri nickt nur und wendet ihren Blick im gleichen Atemzug zur Türe. Zeit zu gehen. Fela zählt im Hintergrund das Geld für ihr Geschäft und beisst auf die eine oder andere von Kyeel gegebene Münze.


    Draußen empfängt Kyeel und Kahri wieder die eisige Kälte und der Gestank des Armenviertels von Proudmoore. Die triste Umgebung straft dem düster romantischen Lied, das Leandra hier und dort zum Besten gegeben hat, eher Lügen.


    Schaudernd schmiegt sich Kahri enger in ihren Mantel. Nebel bildet sich vor ihrer Kapuze als sie ein und ausatmet.


    "Beeindruckend...dabei warst du nicht halb so charmant, wie man es sonst von deinem dargaresischen Blut gewohnt ist." Kahris Züge sind nicht zu sehen aber die Art wie sie spöttelt lässt schnell vermuten, dass sie in der Dunkelheit ihres Gesichts über beide Wangen grinst.