Beiträge von Alanis Tatius

    Eine Weile beobachtet Alanis die Anstrengung der Tiere, dann springt sie vom Wagen, schon deutlich ausgeruhter als zu Beginn ihrer Karrenfahrt, um nebenher zu laufen. Ihr Blick huscht über den Fluss, den Wald, sie atmet tief ein und aus und wirkt entspannt.

    "Hm, die meisten großen Insekten, die ich kenne, brennen. Die Riesenameisen, die ich mal im Land Ruwenien gesehen habe, haben es auf jeden Fall getan. Aber für Studien am lebenden und angreifenden Objekt bin ich sicherlich nicht hier." Sie wartet brav, bis er etwas getrunken hat, bevor sie sich die Flasche aus einer Hand stibitzt und selbst einen großen Schluck nimmt. Dann gibt sie ihm die Flasche aber wieder und atmet erst einmal die Alkoholdämpfe aus. "Ah, danke für das Kompliment, daß meine Gesellschaft zumindest ein bisschen Kupfer aufwiegt." Sie zwinkert ihm zu und lacht. Der Alkohol brennt angenehm in ihrem Magen und da es nicht ihr erster Schluck des Tages ist, wärmt er sie schön von innen nach außen durch.

    "Brennen die Dinger? Also, ich meine die Schaben und die Blätterhaufen?" Sie schreibt den Flachmann mit dem Wasser des Lebens auf und reicht ihn ihrem kurzzeitigen Reisegefährten."Dann mache ich mir keine Sorgen. Aber ich war auch schon immer ganz groß darin, Fersengeld zu geben, keine Angst."

    "Also doch eine Gefahr in Amonlonde? Gut, ich beherzige den Ratschlag gerne, danke sehr. Ich neige zwar dazu, die Fettnäpfchen der Welt zielsicher zu finden und hineinzutreten, aber wenn da so ein großes ist, verzichte ich dann doch lieber."Sie zieht eine übertrieben bedauernde Miene, kramt dann wieder in ihrem Korb hinter sich und holt ihren Flachmann heraus."Schlückchen?"

    "Ja. Nicht was Du jetzt gesagt hast, aber ich habe schon von einigen anderen gehört, daß dieser Ort gegründet wurde, um den Repressalien einer Ständegesellschaft zu entfliehen. Was ich ja ziemlich gut verstehen kann. In der Heimat meiner Lehrmeister gibt es auch keinen Adel und eine Ratsversammlung, die die Entscheidungen trifft. Und in Dargaras, wo ich herkomme, herrschen die Fahrenden - also auch kein so gewöhnliche Regierungsform. " Sie schaut ein wenig wegmütig drei, dann blitzt Interesse in ihren Augen auf. "Ruinen und Haine. Klingt spannend. Schaue ich mir vielleicht mal an. Meine Meister würden mich schelten, wenn ich mir die Gelegenheit, Wissen zu sammeln, verstreichen lassen würde."

    "Klingt fast zu gut, um wahr zu sein." Sie streckt sich unter der Decke und lässt die Knochen knacksen. Dann drängt sich hier noch eine Frage auf."Es klingt so, als wäre Amonlonde nicht immer auf diesem Land gewesen. Was war denn vorher hier?"

    "Naja, dann wird das hier wahrscheinlich eine nette Reiseerinnerung werden und in ein paar Wochen werde ich wieder kribbelig und gehe irgendwo anders hin." Sie grinst schief und macht sich daran, ihren losen Zopf neu zu flechen."Aber möglicherweise habe ich auch einfach mal die Möglichkeit, an einem einigermaßen friedlichen Ort ein wenig Erholung zu finden und mal nicht ständig mich selbst und andere aus der Sch..., entschuldige bitte, aus der Bredouille ziehen zu müssen. Was denkst Du, wie stehen meine Chancen?"

    Alanis schaut ihn eine Weile nicht an, weil ihre Wangen noch immer brennen. Dann atmet sie tief durch. "Inzwischen bin ich in der Lage, mich gegen so etwas zu wehren, zum Glück." Sie lässt den Fächer wieder in die Tasche gleiten und fühlt sich dennoch sicher dabei, dieses Symbol ihrer Wehrhaftigkeit aus der Hand zu lassen."Ich bin auch hier, weil ich eine dumme Welt, in der man ständig immer nur kämpft und miteinander ringt und versucht, sich gegenseitig zu übervorteilen, ein wenig hinter mir lassen möchte. Aber das ist wohl zu sehr Teil des menschlichen Wesens, als dass es das hier nicht auch gäbe, nicht wahr?"

    "Ähm, also, jetzt ist's aber gut." Ihre Gesichtsfarbe ändert sich in Richtung eines gesunden Tomatenrots. "Sitte und Anstand bitte!" Ihr Tonfall klingt bestimmt, aber nicht unfreundlich. Sie taucht unter seinem Arm weg, greift in die Tasche zwischen ihren Beinen und holt ihren Fächer hervor, um sich energisch Luft zuzuwedeln.

    Alanis muss auch lachen, hat aber gleichzeitig das Bedürfnis loszuheulen, mit den Füßen zu strampeln und die Welt zum Teufel zu schicken - oder zu irgendeinem anderen unangenehmen Zeitgenossen. Stattdessen bleibt sie einfach sitzen, genießt das bisschen Mitleid, das sie bekommen kann und fühlt sich einfach gut. Ein 'armes Mädchen' hat sie zuletzt ihre Mutter genannt - vor mehr als 10 Jahren. Manchmal, überlegt sie, brauchen aber auch erwachsene Mädchen, die überdies Priesterinnen sind, ein wenig Seelenstreicheln.


    "Nee, keine schlechten Erfahrungen gemacht", gibt sie zurück und stubst ihren Begleiter sacht mit dem Ellbogen."Aber Ihr Männer seid immer so unglaublich anstrengend, wo das Leben doch zusätzlich schon anstrengend genug ist."

    "Na, dann habe ich Dich ja wohl verdammt richtig eingeschätzt. Aber nicht schlimm, eine Schulter kann ich gerade ganz gut gebrauchen." Sie blickt ihn fröhlich an, grinst, setzt dann aber ernster hinzu: "Der Rest Deiner wandernden Körperteile bleibt aber bei Dir! Mein Bedarf an Schwerenötern ist so gut wie gedeckt."

    "Keine Angst, auf Malglin hab ich es nicht abgesehen." Gut gelaunt schlägt sie ein Bein über das andere und gluckst leise."Eigentlich wollte ich nur unauffällig erfahren, ob Deine Bereitschaft, mich mitzunehmen und mich warm einzupacken einfach nur der Tatsache entspringt, daß Du einfach gerne Mädchen auf Deinem Karren mitnimmst. - Das habe ich dann ja mal kräftig versaut."

    Mit sicherem Griff übernimmt Alanis die Zügel. Ihre rechte Augenbraue zuckt hoch, als sie von einem fast völlig Fremden derart liebevoll bedacht wird. Sie reicht die Zügel zurück, kuschelt sich enger in die Decke und fragt dann vorsichtig:


    "Und, wie sieht so der...Heiratsmarkt hier in Amonlonde aus?"

    "Das klingt wirklich nach einer Aufgabe, die etwas für mich sein könnte. Wollen wir hoffen, dass das nicht neureicher Geldadel mit dem Benehmen eines Stinktieres ist... . Reiche oder mächtige Leute bringen mich immer aus dem Konzept, Dich nicht auch?" Sie zieht ihr Schultertuch enger um sich, weil eine leichte Böe etwas kühlere Luft mit sich bringt. Oder ist sie einfach müde?

    "Das klingt doch ziemlich gut. Mit der Versorgung größerer Gruppen kenne ich mich aus, ich habe oft für meine Sippe oder Gäste in dem Wirtshaus gekocht, in dem ich gearbeitet habe. - Weisst Du, wer da bauen lässt?" Neugierig blickt sie ihn an.

    "Akademien sind tatsächlich nichts für mich, muss ich sagen. Die Luft meistens zu trocken und die Magier und Alchemisten fliegen so tief. Etwas im Handwerk wäre großartig, ob nun bei einem Bäcker, Händler, irgendwo in einem Lagerhaus oder meinetwegen auch bei Gisbert. Ich bin für alles offen."

    Alanis überlegt kurz, dann beginnt sie aufzuzählen.


    "Ich kann Lesen und Schreiben, leidlich zeichnen und malen, ich kann nähen, sticken, häkeln, stricken, ich kann kochen, backen, Shishas stopfen und gut Kopfrechnen. Zudem kann ich Wagen lenken und einigermaßen mit Werkzeugen umgehen. Dazu bin ich erfahrene Feldscherin und habe keine Angst vor körperlicher Arbeit. - Meinst Du, damit kann ich etwas anfangen?"

    "nein, ich auch nicht. Meine erste Begegnung mit einem Schwarzork endete direkt mit einer Klinge in meinem Bauch und wenn ich an die Schwarzorks auf Mythodeas Schlachtfeldern denke, wird mir jetzt noch ganz anders." Und wirklich, ein Schauer kriecht über ihren Rücken. Sie beugt sich zurück zu ihrer Kiepe und zieht unter dem Tuch, das den Inhalt abdeckt, ihr weißes Schultertuch hervor, das auch eine ordentliche Wäsche vertragen könnte. "Sag mal, meinst Du, ich könnte hier auf der Insel irgendwo Arbeit finden für ein paar Wochen? Ich bin des Reisens einfach Leid."

    "Nun, Orks sind ja nicht Orks. In Dorlónien, ein Land, aus dem viele meiner Freunde stammen, sind die Orks mit Dämonen im Bunde und löschen gnadelos alles aus, was ihnen in den Weg kommt. Mit anderen Orks habe ich wiederrum schon in der Schlachtreihe gestanden und "Für das Licht!" gerufen. Ich könnte mir definitiv schlechtere Inselmitbewohner als ein paar anständige, stinkende Orks vorstellen. - Warum sind sie gegangen?"