Beiträge von Alanis Tatius

    "Vor ein paar Tagen habe ich noch mit ihm zusammen in irgendwelchen Magengruben rumgewühlt", murmelt sie und wird sich dann bewusst, daß das für einen Menschen, der nicht mit dem derben Humor von Heilern gesegnet ist, vielleicht etwas seltsam klingt. Sie räuspert sich."Nun, nichts desto trotz. Wo waren wir? - Ach, ja, bei Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten in Amonlonde. Stimmt es, dass Orks bei Euch Bürgerrechte haben?"

    Sie schmunzelt, die leichten Falten unter ihren Augen, die von Humor, aber auch harten Zeiten sprechen, vertiefen sich."Oh, ich mache mir keine Sorgen um meine Sicherheit, wenn Du das denkst. Die Sicherheit anderer Menschen ist eher mein Geschäft." Als Cornelius Name fällt, horcht sie auf."Achso, stimmt, er lebt ja auch in der Stadt. Vielleicht könnte ich... ."Sie grübelt über die Möglichkeit nach, Hilfe anzubieten.

    "Braucht man Stadtmauern nicht, um sich zu schützen? Ich dachte, hier ist es friedlich?"bohrt Alanis nach, klappt dann aber abrupt den Mund wieder zu. Ihre blassen Wangen röten sich."Entschuldige bitte, ich klinge wie die Inquisition. Ich bin wohl zu sehr daran gewöhnt, daß überall Probleme lauern, daß ich potentielle Punkte sofort sehe. - Ich bin mir sicher, daß Malglin eine gute und richtige Entscheidung treffen wird. Ich habe ihn noch nicht oft getroffen, aber es macht den Eindruck eines weisen und erfahrenen Mannes. Ich wünsche Euch auf alle Fälle alles Glück, damit das hier weiterhin ein Ort wirklich freier Menschen bleiben kann."

    "Puh, keine Entscheidung, um die man einen Mann beneiden kann", stellt sie fest und hebt dann die Schultern."Natürlich ist es an sich nicht richtig, vor dem Bösen und vor Gewalt zu kapitulieren, aber der Preis ist oftmals einfach zu hoch." Sie legt den Kopf leicht schief. "Was denkst Du darüber?"

    "Nun, das unterscheidet die Nymbras leider nicht von vielen bösen Rassen, denen man auf den Reisen durch die Lande begegnet. Aber im Vergleich mit ihnen scheinen sogar Dunkelelfen noch wahre Musterschüler an gutem Benehmen und Diplomatie zu sein." Sie erinnert sich an die ausgezeichnete Kooperation mit den Dunkelelfen in Mythodea und ihre Mundwinkel ziehen sich kurz nach oben. Wahrlich, hin und wieder gab es auf dieser Welt doch noch Dinge, die sie überraschten."Werdet Ihr versuchen, diese Stadt in Montralur wieder zu besiedeln oder ist das zu gefährlich?"

    "Was sind Nymbra?", erkundigt sie sich neugierig, hört sie dieses seltsame Wort doch das erste Mal in ihrem Leben. Den Namen Montralur hat sie schon hin und wieder vernommen, kann aber auch das Land nicht wirklich einordnen. Hatten die Montralurer nicht einen elbischen Herrscher? Ihre Stirn legte sich kurz in Falten, als sie nachdenken, doch dann blickt sie ihren Begleiter wieder an.

    "Und schon wieder - was für ein Glück."Alanis misst ihn ihrerseits mit einem abschätzenden Blick."Als klar wurde, daß das untote Fleisch das Heerlager binnen eines Tages überrennen würde, brach Panik aus. Ich habe niemanden mehr getroffen, den ich kannte, also bin ich alleine los. - Aber man ist ja schließlich niemals allein, nicht wahr?"Ihr Tonfall klingt munter, doch der Humor erreicht ihre Augen nicht. Rasch fragt sie:"Und, wo wohnst Du? Im Hafen oder in der Stadt Amonlonde? Oder gibt es hier mehrere Siedlungen? Ich muss gestehen, ich weiss so gut wie gar nichts über diesen Ort."

    Sie rückt ihr Schultertasche, in der sie das vertrauenserweckende Gefühl der Dinge spürt, mit denen sie die Elemente besser zu sich rufen kann, ein wenig zurecht und stellt sie schließlich kurzentschlossen zwischen ihren Füßen ab. Ihre Hand fährt über ein paar Blutstropfen auf ihrem Rock, die sich auf dem grünen Stoff, der definitiv schon bessere Tage gesehen hat, bräunlich ab.


    "Ich lebe eigentlich nirgendwo richtig. Öfters vielleicht einmal in Dargaras, dem Land hinter den Nebeln. Vor kurzem war ich im Krieg auf dem Kontinent Mythodea, wo ich den Katschmarek und seine Frau getroffen habe. Und da mich mein Schiff hierhin brachte, dachte ich mir, ich gehe von Bord und sehe mir diesen Ort einmal an."

    "Puh, dann habe ich aber nochmal Glück gehabt."Sie spürt ein Lachen in ihrer Kehle aufsteigen, das in ihrer Stimme vibriert. Es fühlt sich deutlich besser an, als ständig gegen einen Kloß im Hals zu kämpfen. Sie setzt sich neben den jungen Mann auf den harten Holzsitz und reicht ihm die Hand."Hallo, ich bin Alanis. Ich bin auf der Durchreise und wollte mir den Hafen der Freien einmal ansehen."

    "Mahlzeit. Ja, offenkundig allein. Du aber auch." Sie beschließt, ihren desolaten Zustand zu ignorieren und ihren letzten Rest Charme herauszuholen und auf Hochglanz zu polieren. Sie lässt ihre weissen Zähne aufblitzen. "Du hast nicht zufälligerweise noch ein Plätzchen frei, falls Du zur Stadt fährst?" Hoffnungsvoll blickt sie ihn an und ihr fällt in just diesem Moment auf, wie müde sie eigentlich ist. Seit Wochen hatte sie nicht mehr als drei Stunden pro Nacht geschlafen.

    Alanis hebt den Kopf, als die Geräusche in ihre Ohren dringen und verzieht ein wenig das Gesicht ob der Liederquälerei. Dann blickt sie in die Richtung, aus der der Karren herankommen muss - und dann an sich herunter, nur um festzustellen, daß sie aussieht wie das Opfer eines blutigen Massakers, das in einem brennende Haus stattgefunden hat, das inmitten eines Schweinetrogs gestanden hat. Ja, es war Krieg und sie hat lange nicht mehr in einem Zuber gesessen.

    Es dämmert mitten am Tage ein wenig und sieht nach Regen aus, einem kleinen, vorwitzigen Sommerregen, der den einen Garten netzt, den Nachbargarten jedoch außer acht lässt. Alanis blickt hin und wieder in den Himmel, ist sonst jedoch in Gedanken versunken. Ein wenig Wasser von oben wie auch Wasser von unten können sie nicht mehr schrecken. Sie hat den Seehafen schon lange hinter sich gelassen und kommt gut voran, trotz der schwere Kiepe, die all die Dinge enthält, die sie nach Mythodea mitgenommen hatte. Kleine Steine knirschen unter ihren Schuhen, stieben davon oder hüpfen noch eine Weile vor ihr her.


    War sie verärgert? Enttäuscht? Vielleicht alles zusammen. Vielleicht aber auch gar nichts. In letzter Zeit hatte sich viel geändert, sie regte sich nicht mehr über die Dinge auf, die ihr zustießen, denn welchen Sinn hatte das denn? Sich über Menschen zu ärgern - Menschen starben viel zu schnell, ihre Worte verwehten im Wind und der Grund für Groll mit ihnen. Sich über Orte und Dinge zu ärgern - alles konnte innerhalb eines Lidschlags vergehen, sie hatte es in Mythodea gesehen.


    Und dennoch rumorte etwas in ihr, das sie nicht benennen konnte. Nachdenklich reibt sie sich über die Schläfe, an der eine frische rosa Narbe glänzt. Ihr Zusammentreffen mit einem Belegnagel hatte leider nicht mit einem Sieg für sie selbst geendet. Auch die Hand, mit der sie ihr Gesicht berührt, ist noch immer verbunden, und das seit Wochen, weil der Schnitt, den sie an jedem Ort des Grauens erlitten hatte, einfach nicht heilen wollte. Waren das äußere Zeichen dafür, daß etwas von jener Hässlichkeit, die die Burg im Niemandsland in sie gesäet hatte, tatsächlich in ihr zurückgeblieben war? Oder kamen Wut, Enttäuschung und die sich dann darüber deckende Resignation einfach aus ihr selbst? Fragen über Fragen.


    Sie vermisste ihre Leute, wusste aber zur selben Zeit, dass deren Antworten ihr nicht genügen würden. Mehr noch, sie hatte Angst, diese Dinge mit ihnen zu besprechen. Würden sie sich dann erneut hinter ihrem Rücken über sie unterhalten, ihr Dinge vorenthalten, ihr nicht mehr vertrauen?


    Priesterin des Vertrauens? Sie schnaubt leise. War sie das noch? Aus dem Zelt geworfen von einem Niemand und von ihrer besten Freundin noch nicht einmal vorgestellt oder gar verteidigt worden. Noch nicht einmal als vertrauenswürdig vorgestellt worden. Priesterin des Vertrauens. Lächerlich.


    Ja, man traute ihr wohl nicht mehr und vielleich hatten sie allen Grund dazu. Vielleicht hatten sie viel früher erkannt, was Alanis erst jetzt erkannte. Wie schön es war, nicht immer der gute, der nette, der opferbereite Depp vom Dienst zu sein, der für jeden eine Lanze brach und doch am Ende nichts herausbekam als ein schnelles Begräbnis auf der Reise. So war der Lauf der Dinge. Sie selbst musste entscheiden, wie angenehm der Weg war, den sie selbst wählen wollte, so lange es der Weg der Elemente war.


    Ein Eichhörnchen nimmt Reißaus und Alanis schreckt aus ihren Gedanken hoch. Wo kam nur diese Gleichgültigkeit her? Sicherllich hatte Mythodea endgültig die Waagschale kippen lassen, das Blut, die Verwundeten und Sterbenden, die schreckliche Gleichgültigkeit, die überall geherrscht hatte und die Alanis eins bewiesen hatte: man kam nur voran, wenn man sich selbst half. Das Verteidigen der Verwundeten, ihre eigene Verletzung, das unermütliche Beten und Heilen - alle hatten sie sich bedankt, doch neben dem Geld. wo waren all die Recken, vor allem, wo waren die ganzen 'Freunde' gewesen, als sie einsam und allein am Kai gestanden hatte, den brennenden Himmel hinter und den schmierigen Mistkerl von einem Kapitän vor ihr?


    Sie schnaubt erneut, seufzt dann und schert von der Straße aus, um sich auszuruhen. Unter einer alten Weide nimmt sie die Kiepe von ihrem Rücken und sucht ihren Flachmann und ein wenig trockenes Brot und Pökelfleisch heraus, die sie auf dem Schiff hatte einstecken können. Während sie an dem zähen Fleisch kaut und das Ganze mit einigen Schluck Wasser des Lebens herunterspült, wandert sie ruhelos hin und her, bis sie sich schließlich auf einen großen Stein setzt und für eine ganze Weile einfach nur schweigt und die Natur genießt, um ihr inneres Gleichgewicht zurückzufinden.

    Ein kleines Handelsschiff, das vor ein paar Tagen Mitraspera verlassen hat, läuft in den Hafen ein. Brandflecken auf den Segeln, den Spieren, Wanten und der Reling legen Zeugnis davon ab, dass hier einiges passiert sein muss. Die Stimmung an Bord ist jedoch gut. Eine kleine Schar Frauen kümmert sich an Deck um einige Verletzte, einige von ihnen offenkundig Krieger mit älteren Wunden, andere sind Seeleute, die aussehen, als lägen unter ihren Hintern Minen, die jederzeit explodieren könnten.


    Alanis steht mit zwei anderen Frauen in langen, fließenden Gewändern auf der Brücke und versucht, im Angesicht des arg eingeschüchterten Kapitäns, der seinen Leuten befiehlt, die Tonnen auszuwerfen und das Schiff am Kai anzuleinen, nicht zu lächeln. Deutliche Brandspuren auf ihrer Kleidung und eine neue Narbe an ihrer Schläfe sprechen davon, dass sie nicht untätig dabei war, den Mistkerl, der seine Passagiere aufgrund ihrer Notlage mit horrend hohen Überfahrtspreisen zu erpressen versucht hatte, für sein Verhalten zu bestrafen. Da sie noch zwei überaus fähige Magierinnen unter den Heilerinnen an Bord getroffen hatte, denen es mit Hilfe von Freundschaftszaubern gelungen war, die Hälfte der Mannschaft unter ihren Einfluss zu bringen, hatte Alanis Teil nur aus einer Menge theatralischem Schauspiel, einigen Feuerbällen und einer Prügelei mit dem ersten Maat bestanden.


    Erleichterung verbreitet sich auf dem Schiff, als es endlich angelegt hat. Nachdem ihr die Magierinnen Alanis versichert haben, dass sie das Schiff auch gut ohne eine brandgefährliche Priesterin in die Mittellande bringen können, verabschiedet sich Alanis dankbar und freundlich von den Heilern und Patienten, um dann, beladen mit ihrer Kiepe, endlich an Land zu gehen.


    "Das ist also der Hafen der Freien", sagt sie bei sich und atmet tief die frische Seeluft ein. Bei einem Priem kauenden Seemann erkundigt sie sich nach der Lage von Amonlonde Stadt und macht sich dann, ohne Eile und mit einem Lächeln auf dem Lippen, auf den, wie man ihr sagte, langen Weg.

    Don Emerald : Ich bin NICHT Cornelius Schülerin...*würdevoll räuspert* Ich kann das schon ganz alleine....jawoll....;) Muss übrigens das Kompliment an Dich zurückgeben, der Heiler hat nur Spass, wenn die Patienten auch mitspielen! Ich bin da auf COM sehr angenehm überrascht worden, weil wirklich 98% aller Patienten ganz toll mitgemacht haben.


    Mein Dank an Cornelius für die gute Arbeit und an Viola für ihre unheimlich angenehme und ruhige Art!


    Beste Grüße auch an den Maglor, den ich ja Jahre nicht mehr gesehen hatte und an Moreta.


    Dankeschön, Meanor, für die tolle Schildkröte, sie hat den Namen "Morgain" erhalten und wird mich von nun an treu begleiten! :D


    Und natürlich auch an Bellaria mit dem dicken Dankeschön für das unglaublich schöne Lied!


    Achso, bevor sich jemand wundert: Alanis = Gilda ;)