Beiträge von Leandra

    Emma blickt auf Askir, dann auf das Getränk, das er ihr hinhält. Ohne ein Wort nimmt sie den Becher und leert ihn in einem Zug. "Askir", setzt sie mit einem Seufzer der Erleichterung zu und legt ihm die Hand auf die Schulter, "es war eine gute Wahl, dich zum Geschäftspartner zu machen." Wie zur Bekräftigung klopft sie dem Mann noch einmal auf die Schulter, bevor sie sich in die Küche begibt.

    Beim Anblick des halbnackten Mannes läuft Emma rot an. Schnell dreht sie sich um, das Kleiderbündel angewidert zwischen zwei Fingern haltend. "Ich...ich...seh mal, was sich machen lässt", murmelt sie, bevor sie wieder in der Küche verschwindet.

    Emma, den Blick noch immer auf den wankenden Karan gerichtet, verschränkt die Arme vor der Brust. "Tststs.....", ist alles, was sie begleitet von einem Kopfschütteln und einer hochgezogenen Augenbraue von sich gibt. Dann läuft sie, einer plötzlichen Eingebung folgend, zurück in die Küche und holt den Eimer mit dem frischen, klaren Wasser, das sie gerade zum Putzen erwärmen wollte. Mit einem diabolischen Grinsen leert sie den Eimer über dem verdreckten, stinkenden Waldläufer aus.


    "Das ist noch immer das beste Mittel gegen einen Kater. Und jetzt sieh zu, dass du nach hinten in die Scheune kommst, da kannst du dich waschen und kämmen...is nötig, glaub mir. Ach und auf deinem Weg sag Karl bitte Bescheid, er soll die Zimmer kontrollieren, wäre ja mal ganz interessant zu wissen, wer noch so alles hier ist..."


    Sie dreht sich auf dem Absatz um und schaut in die Gesichter der Gäste. "Wem kann ich denn noch etwas Gutes tun? Tee? Kaffee? Etwas zu Essen?" Das Lächeln hat sich wieder in ihrem Gesicht ausgebreitet.

    Emma waren die fragenden Blicke der anderen nicht entgangen. Vermutlich hatten sie von ihr erwartet, dass sie nun noch einmal wiedergab, wie sie ihre Schwester tot aufgefunden hatten...wie Karl stundenlang den vereisten Boden bearbeitet hatte, um Richmodis eine letzte Ruhestätte zu schaffen...wie sie selbst Tharea im Arm gehalten und ihre Tränen getrocknet hatte, während sie die ihren kaum zurückhalten konnte...verbissen hatte Emma auf ihr Häkelgarn geblickt; nein, sie konnte das alles nicht noch einmal erzählen. Irgendwann war auch ihre Kraft am Ende. Stattdessen war sie aufgestanden und hatte begonnen, lautstark in der Küche zu werkeln.


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    Als sie mit einem Nachschub an frischem Obst und belegten Broten wieder den Schankraum betritt, blickt sie erstaunt in die große Runde, die sich mittlerweile dort versammelt hatte.


    "Na da brat mir doch einer 'nen Storch", murmelt sie, bemüht, wieder ein Lächeln aufzusetzen. "was da noch so alles aud den Bettritzen kriecht!"


    Sie stellt das Essen auf einen der Tische, wischt sich die Hände an der Schürze ab und beobachtet amüsiert Karans Versuche, seinen eigenen Körper zu beherrschen.

    "Was Askir meint", wirft Emma ein, "sind bezahlte Schläger." Wieder einmal dankt sie insgeheim den Erfahrungen, die sie am Hofe des Herrn von der Aue, ihrem bisherigen Arbeitgeber, gemacht hat. Es war eben manchmal gar nicht so leicht, die Sprache der Wölfe zu sprechen...oder den rauhen Charme ihrer Worte in eine allgemein verständliche Sprache zu übersetzen.


    "Wie dem auch sei", Emma kramt ebenfalls in ihrer Schürze und befördert ein buntes Wollknäuel zutage, in dem eine Häkelnadel steckt, "Varus hat schon recht. In diesen Zeiten ist es schwer, Fremden zu vertrauen." Gekonnt schlingt Emma den Wollfaden um die Finger und lässt die Häkelnadel tanzen. "Wie viele Wölfe sind wohl zur Zeit noch hier in den Wäldern? Es können doch nicht alle an der Front sein." Ihr Blick richtet sich fragend an Luchs.

    Emma reibt sich mit leicht schmerzverzerrtem Lächeln das Handgelenk. Mein lieber Junge, die zierliche Halbelfe hatte einen ordentlichen Händedruck drauf....


    "Ich stimme dir völlig zu, Luchs. Diese Taverne ist und bleibt eine Wolfstaverne, Richmodis hat selbst jahrelang dafür gekämpft." Sie schlägt mit der Faust auf den Tisch. "Das lassen wir uns von niemandem nehmen!" Wilde Entschlossenheit ist in ihren Augen zu erkennen, als sie sich verschwörerisch über den Tisch beugt, als wolle sie die drei in ein Geheimnis einweihen. "Deshalb hat Askir hier", mit einem Lächeln zeigt sie auf ihren Geschäftspartner, "der so freundlich ist und mich bei der Führung der Taverne unterstützt, auch den Aufruf nach bezahltem Schutzpersonal gestartet. Nur mangelt es, fürchte ich, momentan an schlagkräftigen Männern und Frauen, die nicht gerade an der Front stehen und die Schergen der Verdammten zurück in die Krähenberge befördern!" Wut hatte sich erneut in ihre Stimme eingeschlichen ob der Ungerechtigkeit, dass sie hier im Inneren des Landes so auf sich allein gestellt waren.

    Emma lächelt bei dem Gedanken, dass Cara sich ihren Jugendtraum erfüllt hat.


    Einladend winkt sie die beiden Männer heran, die noch immer an der Theke stehen, die Fenster nach draußen nicht aus den Augen lassend. "Askir, Varus, setzt euch doch zu uns." Sie wendet sich wieder Luchs zu und hält ihre Hand zum Gruß hin. "Ich bin übrigens Emma, die Schwester von Richmodis. Und wie du vielleicht gerade mitbekommen hast", setzt sie mit einem Seufzer hinzu, "steckt der Waldkrug noch immer in gehörigen Schwierigkeiten..."

    "So, hat etwas länger gedauert, aber dafür ist er jetzt ganz frisch: einen Pfefferminztee für dich." Sie stellt einen dampfenden Becher vor die junge Waldläuferin. "Und eine kleine Stärkung können wir sicherlich alle gebrauchen." Mit der anderen Hand stellt sie ein Brett mit frischem Brot und Kräuterbutter, sowie einigen aufgeschnittenen Äpfeln auf den Tisch, der traditionell den Wölfen vorbehalten ist. Dann macht sie es sich auf einem der Stühle bequem und knabbert an einem der Apfelschnitze.


    "Vom Rudel der Schwarzrücken, hm?", verschmitzt sieht sie in Richtung der Späherin. "Wie geht es Cara, dem alten Rotschopf? Ist sie immernoch so eine Kräuterhexe wie damals?"


    Belustigt denkt Emma an die unbeschwerten Kindertage zurück, in denen sie mit Cara durch die Wälder gestreift war. Bei Lukranis, sie hatte die Freundin wahrlich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.

    Emma, das Brotmesser noch immer in der Hand, starrt erstaunt zur Tür. Waren sie tatsächlich so sehr in Gedanken gewesen, dass sie das Nahen einer Person nicht bemerkt hatten? Bedenklich...


    Sie gibt sich einen Ruck, zaubert ein Lächeln in ihr Gesicht und legt das Messer zurück. Der harsche Umgangton, der den Wölfen so eigen ist, hatte sie noch niemals aus dem Konzept gebracht.


    "Ach, der eine oder andere würde mir da schon einfallen", entgegnet sie mit einem Zwinkern in Richtung des Gasts. "Aber vorerst komm rein und wärm dich am Kamin auf; was darfs denn sein?"

    "Varus, ich bin völlig deiner Meinung", erwidert Emma mit Bestimmtheit. "An diesem Pack sollte ein Exempel statuiert werden, ein für alle mal, damit klar wird, dass hier jetzt ein anderer Wind weht. Askir hat ja bereits ein paar Maßnahmen ergriffen." Sie deutet mit einem Kopfnicken auf den Aushang an der Tür. "Nur fürchte ich auch, dass das nicht ausreichen wird. Wir müssen schnell handeln - bevor sie auf die Idee kommen, zurückzukehren."


    Wie zur Bekräftigung ihrer Worte schnappt sich Emma eines der Brotmesser, die zum Spülen auf dem Tresen liegen, und wischt es an ihrer Schürze ab. Der Mut der Verzweiflung steht ihr ins Gesicht geschrieben.


    "Irgendwelche Vorschläge, meine Herren?"

    Emma schenkt Varus ein warmherziges Lächeln und legt ihm mitfühlend die Hand auf den Unterarm. "Keiner nimmt es dir übel, dass dich die Ereignisse so mitgenommen haben. Wie du schon gesagt hast: Tharea war noch ein Kind und hatte das Leben noch vor sich..." Sie seufzt, während sie sich mit einem Krug zum Zapfhahn bewegt."Und Richmodis", fügt sie nachdenklich hinzu, "sie kanntest du vermutlich sogar besser als ich. Ich kann nicht sagen, dass ich unseren Kontakt in den letzten Jahren besonders gepflegt hätte."


    Emmas Blick fällt auf Askir, der sich zu ihnen an die Theke gesellt hatte. "Nun, Varus", Emmas Stimme gewinnt wieder an Überzeugung, "es gab tatsächlich einige Änderungen während deiner Abwesenheit." Emma macht eine kurze Pause, stellt Varus sein Bier hin und fährt fort, während dieser den Humpen ansetzt.


    "Ich habe mich entschlossen, den Waldkrug an Stelle meiner Schwester weiterzuführen - und zwar mit Askir als Geschäftspartner."

    "Also wenn du mich fragst, Askir", sagt sie und krempelt die Ärmel ihres Kleides hoch, "sollten wir dringend den Rest dieses Packs ausfindig machen und ihnen den Garaus machen bevor sie auf die Idee kommen, hier wieder aufzutauchen. So viele können das doch nicht mehr sein...oder? Und wenn wir diesem...wie hieß er noch...Dural noch einmal einen Brief zukommen ließen? Vielleicht kann er ja doch noch ein paar Männer schicken die uns helfen..."

    Das kann natürlich gut möglich sein.", erwidert Emma und lässt sich neben Askir auf einen Stuhl sinken. "Aber was können wir denn dagegen tun?" Ihr Unmut steht Emma ins Gesicht geschrieben als sie, ihr Kinn auf beide Hände gestützt, die Ellbogen auf den Tisch sinken lässt. "Wir können doch schließlich nicht die gesamte Gegend von diesen Halunken befreien..."

    "Ja, sowas hatte ich schon befürchtet", erwidert Emma nachdenklich. Gedankenverloren dreht sie sich in Richtung Theke um Askir ein Bier zu zapfen. "Ehrlich gesagt hatten Karl und ich auch den Hintergedanken, mit unserer Hochzeit hier ein bisschen für frischen Wind zu sorgen und vielleicht etwas mehr Kundschaft anzulocken." Sie stellt das schäumende Bier ab. "Aber ich verstehe das nicht..." Ungläubig blickt sie in den Dschungel aus Zahlen, der sich vor ihr in den aufgeschlagenen Büchern ausbreitet. "Richmodis erzählte eigentlich immer, dass die günstige Lage an der Handelsstraße nach Trabant so viele Händler anlocken würde, zumindest wenn die Markttage anstanden."
    Sie gießt noch etwas Bier nach und stellt den Krug vor Askir ab.

    "Verflucht!" Emma wirft dem Deckel der Truhe, in der sie gerade kopfüber verschwunden war, einen wütenden Blick zu. Mit der rechten Hand balanciert sie einen Stapel verstaubter Bücher, während sie sich mit der linken den Hinterkopf reibt. Na fein, das würde sicherlich eine ordentliche Beule geben. Aber wenigstens hatte sie gefunden, wonach sie nun den ganzen Tag gesucht hatte: die alten Kassenbücher ihrer Schwester Richmodis, deren Taverne sie so plötzlich und unter unschönen Umständen geerbt hatte...


    Noch ein paar Verschimpfungen in Richtung der vermaledeihten Truhe murmelnd, macht sich Emma auf den Weg in den Schankraum, der nun endlich wieder sauber und aufgeräumt ist. Sie findet Askir noch immer vertieft in die Bestandsaufnahme der Taverne; genau genommen scheint er immernoch genauso dazusitzen, wie vor einigen Stunden: die Nase in Tabellen gesteckt, mit Zahlen um sich werfend und hin und wieder etwas aufs Papier kritzelnd.


    "So!" Mit einem Rums lässt Emma die Bücher vor Askir, der gerade noch schnell genug seinen Hut wegziehen kann, auf den Tisch fallen. "Wie ich es mir gedacht habe, alles da. Die Abrechnungen der letzten 5 Jahre."


    Der Staub, der sich in den letzten 5 Jahren auf den Büchern gesammelt hatte, lässt Emma dreimal herzhaft niesen.



    ...die Deutschlehrerin sagt: Es gibt aber dafür das Verb "echoen" im Sinne von "widerhallen", warst also gar nicht so weit entfernt, Rassel! ;)

    Auch für mich war der Tanzball ein absolut gelungenes Fest. Nachdem sich Leandra in den letzten Jahren vermehrt in wilde Abenteuer gestürzt hat, waren 7 durchgetanzte Stunden mit Blasen an den Füßen so etwas wie "nach Hause kommen". :P


    Das Tanztraining war sehr nach meinem Geschmack, die Tänze wurden zügig und verständlich erklärt.


    Ich fand es auch sehr angenehm, dass der Ball aufgelockert wurde durch die Einlagen einiger Bauerntänze wie Mazurka und Gallopede; sowas lässt ein Zigeunerherz höher schlagen!! :) Und gekrönt wurde das ganze dann durch eine dargaresisch-dorlonische Spontanpolka, hervorragend! :.


    Fazit: Ich konnte meinen Charakter schon lange nicht mehr so ausgelassen und fröhlich spielen. Die "lustige Leandra" konnte sich hier endlich mal wieder auf das Wesentliche konzentrieren:
    "Tanz ist ein Telegramm an den Himmel mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft."


    In diesem Sinne bedanke ich mich bei allen, die an diesem wundervollen Abend beteiligt waren...


    @ Silia & Elias: Wie immer war es mir eine Freude mit euch gespielt zu haben! Vielen Dank für die "stürmische" Polkaeinlage!
    @Tearasel: Schade, dass die "lustige Leandra" und die "tiefgründige Tearasel" nicht wirklich auf einer Welle sind... :%% danke für viel Spaß, gute Gespräche und die Mitfahrgelegenheit!
    @Cordo: Du warst ein äußerst überzeugender Galan: Immer zur Stelle, wenn ich Tanzwut hatte, kompetenter Gesprächspartner und sogar ein Diner bei Kerzenschein...was braucht ein "Zigeunerschnitzel" mehr?! 8-)


    Auf dem nächsten Tanzball bin ich auf jeden Fall wieder dabei!


    Herzallerliebste Grüße
    Leandra, die jetzt ihren Muskelkater auskuriert... :rolleyes: