Beiträge von Niro

    Mochte Dolores Niro auch noch so einen giftigen Blick zuwerfen... Er würde sie jetzt in den Zaunkönig bringen. Langsam querten sie den Dorfplatz wo vor ihnen Hadra und ein anderer Mann in die selbe Richtung gingen.


    "Was ist mit Dir? Du wirkst, als ob Du Schmerzen hast. Hast Du öfters? Oder ist es die schmerzliche Erinnerung?", fragte Niro mitfühlend, aber doch irgendwie unbeholfen.

    <-- Haus der Merquatorez-Schwestern


    Nach Einbruch der Dunkelheit kam Niro mit zwei Frauen im Arm, aber ohne sein markentypisches Barett aus einer Gasse gerannt. Spitze Schreie hallten durch die Gasse, die sie verließen.


    In Niros Geist arbeitete es fieberhaft. Alles, was er so hastig geplant hatte war schief gegangen. Eigentlich wollte er ja nur den Merquatorez-Schwestern Isabell als seine angebliche Freundin vorführen. Aber natürlich hatte die das nicht davon abgehalten, ihn zu verfolgen. Und zu allem Unglück war auch noch Dolores aufgetaucht und regierte äußerst ungehalten auf Isabell.


    "Laya, warum hast Du mich so gestraft...", entfuhr es ihm in einem Seufzer.


    Er ließ beide Frauen los. Da bemerkte er, dass Isabell immer noch die Augen geschlossen hatte und das Gesicht verzog. Etwas stimmte definitiv nicht mit Ihr. Hatte sie Schmerzen?


    "Dolores, das ist Isabell. Isabell, falls Du mich hörst, das ist Dolores. Isabell, Dolores und ich werden Dich jetzt in den Zaunkönig bringen. Da kannst Du Dich ausruhen. Komm, Dolores, stütze sie mal auf der anderen Seite", sagte Niro.

    Etwas zerriss hinter Niro und er spürte die fuchtelnden Finger einer Merquatorez Schwester. Er machte eine Vorwärtssprung und wäre beinahe gestolpert. Und wo war eigentlich sein Barett? Er stöhnte und stolperte weiter, zog die beiden Frauen ein paar Meter mit sich, bis sie den Dorfplatz von Renascân erreichten.


    --> Dorfplatz von Renascân

    Das Knutschgeräusch, die gespitzten Lippen und dass jetzt auch noch Cecilie aus dem Haus kam weckten ungeahnte Kräfte in Niro. Da sah er, dass Isabell zusammenzuckte und die Augen schloß - eine beginnende Ohnmacht? Kein Wunder bei den Schwestern!


    "WÄÄÄÄÄÄGGGGG HIIIIIIIIIIEEEEERRR!", schrie er, zerrte Dolores mit sich, die an seinem Arm hing und in die selbe Richtung zog. Im Vorüberstürmen packte er Isabell mit dem anderen Arm und zog beide Frauen Richtung Osten aus der Gasse, die in den Dorfplatz mündete.

    Niro war perplex. Er hatte doch nur gewollt, dass die fürchterlichen Schwestern ihn mit einer anderen Frau an seiner Seite sehen würden. Deshalb hatte er extra einen so lauten Vortrag gehalten. Und diese Rechnung aufgegangen, dem gedämpften Kreischen hinter den Fensterscheiben nach zu urteilen.


    Warum musste ausgerechnet jetzt Dolores vorbei kommen?


    Ehe er sich's versah hatte er sich eine von Dolores gefangen.


    "Aber ich wollte doch nur...", fing er an.


    Dann wurde ihm bewusst, was Dolores da eben gesagt hatte.


    "ISABELL IST KEINE SCHNE... DU ENTSCHULDIGST DICH GEFÄLLIGST! Sie ist eine gute..."


    In diesem Moment hörte er das schrille Flöten von Felizitas hinter sich und roch die betäubende Wolke von Parfüm, welche aus dem Haus auf die Gasse wehte. Das Parfüm, welche bei ihm normalerweise eine Panik-Reaktion auslöste. Er wollte fliehen, aber Dolores hielt ihn fest. Außerdem stand Isabell in der Fluchtrichtung.

    <-- Wohnheim der Akademie


    Niro kam mit Isabell um die Ecke gebogen. Er hatte seinen rechten Arm verschränkt und stürzte ihn mit der linken. Isabell hatte sich in diese "Gentleman-Führung" seiner Armbeuge eingeharkt.


    Das Haus auf der nördlichen Gassenseite hatte rosafarbene Fenstervorhänge mit großen dunkelgrünen Punkten.
    Ein leichter Schauer bzw. Zittern durchlief Niro, während er verstohlen das nördliche Gebäude musterte, was Isabell durch den seinen Arm spürte.


    Niro blieb genau vor einem Fenster des nördlichen Hauses stehen und wandte sich der Akademie im Süden zu.


    In der Academia könne man die profunden und die arcanen Künste erlernen, erklärte Niro mit lauter Stimme.


    "Wir Magonier sind sehr stolz auf die Academia. Vielleicht möchtest Du Dich auch dort einschreiben, Isabell? Auch Du wirst es lieben!", sagte Niro wiederl mit unnatürlich lauter Stimme, als ob er eine Tempelglocke übertönen müsste.

    Niro führte Isabell die Gasse hinauf auf den Tempel der 5 Götter zu. Er bot nach rechts ab, die letzten paar Meter den Pfad in die Oberstadt hinauf und bog dann scharf nach links ab. Sie hatten von dort aus einen wunderbaren Blick auf die Unterstadt und den Hafen und Niro wies Isabell darauf hin. Sie blieben kurz stehen und genossen den Anblick der langsam sich dem Horizont nähernden Sonne. Aber es war zu kalt um länger hier stehen zu bleiben und so setzten sie den Fußmarsch fort. Niro bog wieder in eine Gasse nach rechts ab und Niro erklärte Isabell, dass jenes impossante Gebäude, auf welches sie zu marschierten die "Academia Artes Ingeniae ad Renascân" sei.


    Niro ging am Akademie-Gebäude links vorbei und zog Isabell mit sich in die schmale Gasse zwischen der Akademie und einem anderen mit schwerem Türklopfer.


    --> Haus der Merquatorez-Schwestern.

    Niro klang enttäuscht, aber dann lächelte er wieder.


    "Ja, das kann ich verstehen... Morgen ist auch noch ein Tag. Hast Du schon eine Unterkunft oder kann ich Dir etwas empfehlen? Keine Wiederrede, ich werde Dich zumindest noch zu Deiner Unterkunft begleiten."


    Damit zog er einen Umhang vom Haken und schlang ihn sich um und sie verließen das Zimmer, stiegen die knarrende Treppe hinunter und standen schließlich wieder auf der Straße.


    "Ich kann den Zaunkönig empfehlen. Da ist es am gemütlichsten. Sauber, leckeres Essen und Morgaine arbeitet auch dort. Kennst Du noch die Heilerin, die uns damals begleitet hat - oder war die nicht dabei...? Vielleicht kann ich Dir da eine für Dich kostenfreie Unterkunft für ein paar Tage besorgen."

    Niro starrte eine Zeit lang der Zettel entgeistert an. Dann lachte er.


    "Keine Ahnung, was das soll. Schätze, dass ist so ein Müll von einigen amonlonder Studenten. Die haben eine Dämonkratie da. Stell Dir vor, der Landesherrscher wird dort von den Untertanen gewählt! So ein Blödsinn!"


    Dann sah Niro, dass Isabells Tasse leer war.


    "Noch einen Tee und quatschen, oder soll ich Dir die Stadt zeigen?", fragte Niro.

    Niro machte einen zerknirschten Gesichtsausdruck. Hätte er das Thema doch nicht angeschnitten...


    "Ach... äh... unwichtig... Nur zwei häßliche, alte Schnepf... ähem... ich meine Renascanerinnnen, die die örtliche Zeitung herausgeben. Aber ansonsten ist es hier seeehr friedlich."

    Einerseits war Niro erleichtert, dass er nicht Schuld war. Aber dann trat ein schmerzvoller Ausdruck in seine Augen.


    "Oh... Das tut mir leid... Mein Beileid zum Tod Eurer Mutter... Das ist ja wirklich alles sehr traurig... So hast Du quasi alles verloren, was Dir mal etwas bedeutet hat. Deine Eltern und Geschwister und Deine Heimat, das Dorf..."


    Sanft berührte Niro mit seiner Hand Isabells Schulter und streichelte beruhigend ihren Arm, als er sah, dass seine Worte wieder drohten, weitere Tränen auszulösen. Er wollte sie am liebsten in den Arm nehmen und sie drücken, bis ihre Tränen aufhören würden zu fließen. Aber Isabell saß auf dem Bett und er würde sich ziemlich komisch verdrehen müssen, um so etwas zu tun.


    "Es ist gut, dass Du gekommen bist. Letztlich zu den einzigen anderen Menschen, die... nun... Euch zumindest einmal Hoffnung gegeben haben. Bleibe hier bei m... uns. Hier in Magonien scheint die Sonne heller. Seitdem der große Bruderkrieg vorbei ist, gibt es Frieden hier. Und solch ein Gesockse wie Orks und Untote gibt es hier nicht", sagte Niro und versuchte ihre Stimmung aufzuhellen.


    Er verschwieg wohlweislich den sogenannten Namenlosen.


    "Hier haben die Leute das Herz auf dem richtigen Fleck! Man hat Humor und man feiert gerne! Man ist hier sicher. Und die Garde beschützt uns vor allem, was da kommen mag. Das Schlimmste, worüber sich die Leute hier aufregen ist ein Magier, der einen Windstoß gegen die Wachen gezaubert hat.", lachte Niro freundlich.


    "Das Allerschlimmste sind eigentlich die Merquatorez-Schwestern", sagte Niro während sein Lachen leicht ins Hysterische abdriftete. "Aber das erkennen die Wenigsten..."

    "Du hast gesagt, dass Du Dein Zuhause verloren hast... Ist etwas passiert? Ich meine..."


    Niro's Stimme stockte. Er fiel ihm sichtlich schwer weiterzusprechen und er fiel, ohne es zu bemerken wieder ins Siezen.


    "Gab... gab es vielleicht... abergläubige Dorfbewohner, die... die Euch beschuldigt haben, nicht mehr leben zu dürfen, weil sie Euch... nun... geglaubt haben, Euch tot gesehen zu haben...


    Bin... bin ich sozusagen Schuld, an... dem, was Sie Euch... nun... was Ihr erleiden musstet?"

    Ich fand's toll! Gerne wieder. Auch die Location ist super in Ordnung. Habt Ihr ja alle auch liebevoll dekoriert.


    Danke an alle! Und vor allem Dolores für Niros unvergeßliche Nacht 8o.
    Obwohl... da ist er ja ganz anderes gewöhnt ;). Psst.


    :flucht


    Zum Dank gibt's weitere Bilder.

    Als Isabell gerade im Aufstehen begriffen war, drückte Niro sie sanft aber bestimmt wieder zurück auf's Bett,


    "Isabell, das ist Unsinn! Wenn Du diesen weiten Weg zurückgelegt hast, um uns zu Danken, dann kann ich Dir wohl noch ein wenig Gastfreundschaft anbieten und zuhören. Ich sehe doch, dass Dir etwas auf dem Herzen liegt.


    Und wenn Du noch nicht die Kraft hast, darüber zu reden, so setze Dich zumindest noch ein Weilchen, und wir trinken zusammen in Ruhe den Tee aus. Und nachher kann ich Dir vielleicht noch die Stadt zeigen.


    Ich bin ein guter Zuhörer..."

    Das konnte nur die halbe Wahrheit sein, dachte Niro. Jemand, der eine so weite Reise auf sich nahm und so aufgewühlt war wie Isabell, musste noch einen anderen Grund haben. Aber sie war offenbar noch nicht bereit, ihm gegenüber davon zu sprechen und sich damit die Last von der Seele zu nehmen. Vielleicht halfen Fragen.


    "Du hast einen weiten Weg auf Dich genommen, nur um uns das zu sagen...
    Das ehrt Dich. Was ist in Deiner Heimat passiert, nachdem wir die Orks besiegt haben?"

    Niro stellte seinen Tee ab und legte Isabell tröstend eine Hand auf die Schulter.


    "Isabell...", sagte er mit sanfter, tiefer Stimme. "Es ist alles gut... Es bedeutet mir sehr viel, dass Du gekommen bist, um Dich bei mir zu bedanken."


    Niro war etwas verursichert, er wusste nicht genau, ob er sie tröstend in den Arm neben sollte oder nicht. Er achtete sehr genau auf ihre Reaktionen und würde beim ersten Anzeichen von Ablehnung den Versuch sie zu umarmen abbrechen.


    "Normalerweise hätte ich gesagt, 'Nicht der Rede wert' oder 'Danke für den Dank'... aber ich fühle, dass das zu schwach für dass, was es Dir bedeutet..."


    Niro wusste nicht, ob dass was er sagte, die Gefühle für Isabell traf oder ob er es völlig mißverstanden hatte. Seine eigentliche Frage war: Warum bist Du jetzt zu mir gekommen? Was kann ich Dir geben oder sagen, damit Du Dich besser fühlst?


    Aber er spürte, dass dies die falschen Fragen waren. Was war es, was sie von ihm wollte? Möglicherweise Absolution - weil sie sich damals nicht richtig bedanken konnte?
    Wollte Sie quasi Ihre Schuld begleichen - ihm etwas zurück geben?
    Oder fühlte sie sich gar fehl auf der Welt, weil sie eigentlich tot sein sollte? Letztes war der schlimmste Gedanke. Jedes falsche Wort, welches er sagen würde, könnte ein Hornissennetz auslösen und alles nur schlimmer machen.


    "Vielleicht tröstet Dich das... wenn Du an Götter glaubst. Ich denke, es hat einen Grund, warum Du weiterlebst. Letztlich ist auch der beste Heiler machtlos, wenn die Götter den Tod einer Person beschlossen haben."


    Dann lächelte er, während sein Blick in die Ferne wanderte.


    "Mir fällt gerade ein: Er gibt sogar eine magonische Sage, die in etwa genau dies aussagt. Möchtest Du, dass ich sie Dir erzähle? Oder möchtest Du erzählen, was Dir auf der Seele liegt?"

    Niro wollte schon schnell antworten, dass das doch selbstverständlich gewesen sei, aber dann hielt er inne. Die ganze Anspannung, die in ihr steckte... Er war eine Weile ganz still, den Blick nach innen gekehrt und die Bilder kamen wieder.


    Der Ankunftstag in den Landen der Drachenkrieger... Mulumulu der Orks im Wald... Die aufgeregten Dorfbewohner, die berichteten, dass eine Frau von Orks entführt wurde.
    Eine Gruppe der Reisenden, die mit Niro in den Wald stürmten. Dieser fürchterlicher Todesschrei, als die Orks vor den Augen der Reisenden die Frau abstochen... ins Herz... Niro war sofort vorgestürmt um ihr Leben zu retten. Die anderen Reisenden kümmerten sich um die Orks.
    Es war äusserst schwierig und anstrengend gewesen, aber er hatte sie zurück geholt... Lange war sie bewusstlos gewesen, Stunden... aber dann wachte sie endlich wieder auf.
    Schließlich sagte er zögernd:
    "Nun... nur wenige bedanken sich. Nur weniger begreifen den Wert des Lebens, wenn in einer Schlacht Dutzende Heiler dafür sorgen, dass die Krieger nicht sterben... Selten hört man Dank und noch seltener bekommt man sogar etwas dafür.Und es gibt nicht wenige Krieger, die der Heilung gar nicht bedürfen, da sie so schnell regenerieren, dass man fast dabei zusehen kann.


    Nur wenige haben heute noch Ehrfurcht vor dem Leben. Man muss wohl schon vor der Schwelle des Todes stehen, seine Hand schon gedrückt haben... wie bei Dir... und ihm dann noch einmal entrissen werden.


    Ich glaube, ich kann nur ansatzweise verstehen, was Du empfunden haben muss.