Beiträge von Niro

    Fröhlich vor sich hinpfeifend kommt Niro zurück von seinem Ausflug.


    Das ist ja blendend gelaufen. Dabei hatte ich nur geplant, ein bißchen auszuspannen... Bin ich jetzt ein reicher Mann? Für meine Eltern sicher schon - aber für die Leute hier? Eher nicht. Aber einige Sorgen bin ich damit los. Reicht das für ein eigenes Haus? Wer weiß - vermutlich nicht. Das kostet sicher das Hundertfache. Ich habe keine Ahnung, was ein Haus kostet - das ist ja auch bisher unvorstellbar gewesen.


    Niro sieht sich in seinem winzigen, kargen Zimmer um.


    Will ich hier weg? Es ist eigentlich ganz schön hier. Gemütlich... alles da, was ich brauche. Nur ein bißchen wenig Schutz. Ich muss Principal Meanor unbedingt bitten, mir etwas über Schutzkreise beizubringen. Aber erst einmal liegt eine Menge Arbeit vor mir.


    Er knackte mit den Fingern, holte seine Glasfeder heraus und begann zu schreiben...

    <<< Die Akademie zu Renascân (2, p.17)


    Niro kam aus der Akademie, legte seine Akademie-Sachen ab und warf sich auf sein Bett.
    Was für ein Tag! Was sollte er nur mit den Merquatores-Schwestern und was mit Morgaine machen? Hatte er überstürzt gehandelt? Er brauchte dringend eine Auszeit. Vielleicht sollte er irgendwoanders hin Reisen und über alles nachdenken oder sich sinnlos besaufen?


    Kurz entschlossen packte Niro seine Wanderausrüstung und machte sich auf...

    Ich Idiot, dachte Niro. Warum hast Du nur den Mund aufgemacht. Pluspunkte verspielt... Vielleicht lag es daran, dass die letzten beiden Male, als ich einer Barriere begegnet bin, einige Magier für eine Stunde blind geworden waren wegen der Blendung auf der Astralebene.


    "Die Barriere ist also eingerichtet wurden, um das Böse drin zu halten und niemanden damit in Berührung kommen zu lassen. Möglicherweise, weil das Böse jemanden beflecken kann, der damit in Berührung gerät. Oder jemand mit mächtigen Kräften will verhindern, dass z.B. Naturvölker weiter dem bösen Gott dort opfern", murmelte Niro in seinen Bart.

    Niro wunderte sich. Durch einen Zufall hatte er im vergangenen Herbst eine ähnliche Situation erlebt. Ein paar Hexen hatten eine gigantische Barriere um einen Kessel gelegt, in dem sie einen Einhornschädel kochten. Niros blaue Kristallkugel stammte von dort. Sie hatte zusammen mit insgesamt 5 Kugeln die Magie des Schutzkreises aufrecht erhalten. Niro hatte damals die Informationen zusammengetragen und die Puzzelsteine zusammengesetzt, so dass das Ritual sabotiert werden konnte, und die bösen Hexen statt eines Unsterblichkeitstrankes ein Gift gebraut hatten, an dem sie schließlich starben.


    Niro hatte eigentlich keine Lust zu antworten, denn er wollte das Lob von Meanor nicht gleich wieder kaputt machen, in dem er etwas Dummes erzählte. Aber die übrigen Studenten und Studentinnen blieben auch stumm.


    So sagte er schließlich:


    "Nun... wenn ich alleine reise, kann ich hier nicht viel tun. Ich informiere lieber schnell weitere, kampfkräftige und magiebegabte Leute und kehre dann zurück. Zumal die Gefahr besteht, dass das Wissen um diesen Platz verloren geht, wenn ich mich unnütz der Gefahr aussetze und vom Necromanten selbst geopfert werde. Diese Gefahr ist groß, denn wenn der Schutzkreis nicht abgeschlossen wurde, merkt er Necromant vermutlich meinen Eindringversuch. Wenn der Schutzkreis abgeschlossen wurde, kann ich mit einer zurückkehrenden Gruppe von Magiern oder Priestern versuchen, die Magie des Schutzkreises durch ein Gegenritual abzubauen. Oder ich finde eine Schwachstelle. Bei der Erschaffung einer Barriere muss man Bedingungen definieren, was abgehalten werden soll. Hält sie z.B. nur magiebegabte Personen ab, schickt man Krieger rein, die den Kreis von innen verwischen oder anders zerstören. Oder wenn jemand ein abgerichtetes oder vertrautes Tier hat, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Schutzkreis es möglicherweise durchlässt und das Tier den Job machen kann.


    Hat man eine aktiv aufrecht erhaltene Barriere vor sich, so hilft es, die Quelle der Magie abzuschneiden. Falls der Necromant sie selbst aufrecht erhält, wäre es möglicherweise sehr effektiv, auf der Lauer liegende Bogenschützen einen Pfeil abschießen zu lassen oder mit Kriegern gegen ihn vorzugehen. Falls die Quelle z.B. ein Opfer ist, dem Lebensenergie entzogen wird, muss man das Opfer befreien. Das ist ohnehin eine Sache, die rasch angegangen werden muss, um akut bedrohte Leben zu retten und dem Necromanten Kraft zu entziehen, die er in einem Ritual würde umsetzen können.


    Hat man den Schutzkreis durchbrochen, muss dann noch der Altar und der Ort mit einem Ritual gereinigt werden..."


    Einigen anderen Studenten und -innen stand der Mund offen. Was erzählte Niro da? Woher wusste er das alles? Oder hatte er den Punkt, auf den Menaor hinauswollte, völlig verfehlt?

    "Interessanterweise ist mir so ein Fall, wie zuvor beschrieben, schon vorgekommen. Ein Krieger lag bewußtlos am Boden und dem Tode nahe. Ich bin hin, und heilte ihn. Gerade, als ich fertig war, kam ein Felscher aus der gleichen Gruppe angerannt und meinte, dass ihr Glaube magische Heilung verbietet. Ich solle ihn nicht weiter heilen. Ich half dann weiter, den Krieger an einen geschützten Ort zu bringen, wo der Felscher sich in aller Ruhe um ihn kümmern konnte. Trotzdem - wenn auch zögernd - dankten sie mir. Sie sagten, ich hätte es ja nicht wissen können.


    Danach habe ich überlegt, was ich machen würde, wenn ich denjenigen das nächste Mal im Sterben liegen sehen würde. Ich muss sagen, ich wäre versucht, ihn trotzdem zu heilen und mich dann aus dem Staub zu machen. Wenn Verletzte sich häufen, hat man doch häufig die Situation, dass viel mehr Leute durch äußere Angriffe bedroht sind. Und dann hat der Krieger, meiner Meinung nach, die verdammte Pflicht, möglichst schnell wieder auf den Beinen zu sein, um die anderen und auch mich zu beschützen! Sollte ich da auf solche, meiner Meinung nach, irregeleiteten Vorstellungen hören?


    Zu der Frage mit den Räubern kann ich nur sagen: Letztlich kann man nur aus der Situation heraus handeln. Dummes passiert halt, ich sollte möglichst kräfteschonend vorgehen. Aber wenn es sich dann doch um einen Unschuldigen gehandelt hätte, wäre es doch noch schlimmer, wenn ich ihn nicht geheilt hätte.


    Zudem habe ich da draußen schon häufiger Heiler und Magier kennengelernt, die ohne Ansehen und Abstammung der Person Freund und Feind geheilt haben. Wer sagt denn, dass der Räuber nicht auch eine Familie fürsorglich umsorgt und nur durch eine Notlage in diese Situation gekommen ist, dass er sich jetzt als Räuber verdingt."

    "Na, das ist doch einfach", sagt Niro, nachdem er sich gemeldet hat und drangekommen war.
    "Wenn es nicht eindeutig als Falle zu erkennen ist und man nicht gerade den untoten Necromanten den Nachbardorfs wiedererkennt, dann gehe ich hin und heile den Verletzten. Möglicherweise, wenn mir irgendetwas seltsam vorkommt, schaue ich danach, ob ich irgendetwas über die Identität des Verletzten herausbekomme. Wenn ich beispielsweise erkenne, dass er die Schärpe der Räuber trägt, von denen die Bäuerin im letzten Gasthaus erzählt hat, fessle ich ihn."

    Waren Minuten oder Stunden vergangen? Niro wusste es nicht. Plötzlich sah er Mori ein paar Meter von ihnen entfernt barfuß durch's Gras laufen. Schuldbewusst trennten sie sich wieder.


    "Ähem, ja... Schön... schöner Garten...", sein Kopf war tiefrot.


    Das Mori sich nicht an ihnen störte, machte alles eher noch schlimmer. Geradezu schamlos. Voyeuristisch. Morgaine strich ihr Kleid glatt.


    "Wir sollten das wiederholen... ich meine... Spazierengehen zum Beispiel", sagte Niro.


    Dies war mal wieder einer dieser Momente, wo nur hohle Seifenblasen aus seinem Mund zu kommen schienen.

    Ihre Arme verknoten sich ineinander und Niro schließt die Augen. Die Lippen kommen sich immer näher und plötzlich...


    "Aua! Was war das?", sagt Niro und zuckt zurück.


    Eine elektrische Entladung ist zwischen ihren Lippen übergesprungen. Er fährt sich kurz mit der Hand an die Lippen.


    "Warum muss immer mir so was Dummes passieren!", klagt er.


    Dann lächelt er wieder und sagt:


    "Du entkommst mir nicht, egal was das eben war!"


    Damit zieht er sie heftig an sich und küsst sie endlich leidenschaftlich. Seine Hände ertasten ihren Kopf, ihre Haare und Ohren und tasten sich dann weiter an ihrem Körper nach unten.


    Ihre Lippen sind... weich, denkt Niro und dann gleich darauf Wie kannst Du so Dummes denken?

    "Morgaine... Schau mich an", sagt Niro, stellt sich vor sie und fischt mit dem Finger die Träne von der Wange.


    Behutsam streichelt er mit der Hand ihre Wange.


    "Talinor hat ein gutes Herz. Er würde nie auf Dich verzichten wollen. Dafür kochst Du viel zu gut", lächelt er und versucht Morgaine damit aufzuheitern.


    "Du hast ja nicht mitbekommen, was passiert ist, als Du weg warst. Eigentlich dachte Talinor, dass sein Schankbursche wegen des Riesenandrangs Miriel eingestellt hat. Aber Miriel, die eigentlich nur aus guter Laune mit angepackt hat, um Patuljak, der kurz vor dem Herzkasper stand, zu entlasten, suchte auch wirklich einen Job. Also hat Talinor sie einerseits eingestellt, um ihr etwas Gutes zu tun, andererseits ist im Zaunkönig ist immer so viel los, dass er eine weitere helfende Hand gut gebrauchen kann. Der Zaunkönig ist eine Goldgrube. Talinor ist sicher reich. Er soll den Zaunkönig bar bezahlt haben. Er würde Dich selbst dann nicht entlassen, wenn weniger los wäre. Er betreibt den Zaunkönig, denke ich, mehr zu seinem Amusement, als um Geld zu verdienen. Ihn interessieren die Atmosphäre und die Geschichten der Reisenden und die Möglichkeit jederzeit seiner Profession als Barde nachkommen zu können."


    Niro nimmt Morgaine in den Arm und drückt sie ganz fest und streicht Ihr mit einer Hand behutsam über ihr seidiges Haar, bis das Zittern aus Ihr verschwunden ist. Dann gibt er ihr zaghaft einen Kuß auf die Stirn.


    "Schön, ist es hier übrigens", sagt er und schaut Ihr dabei tief in die Augen.


    Ihre beiden Nasen sind nur einen Zentimeter voneinander entfernt.

    "Hallo Morgaine. Ich hab' Deine Tasche...", sagt Niro. Dann stutzt er, denn er entdeckt die Spuren, die die Tränen auf Morgaines Gesicht hinterlassen haben.


    "Hast Du geweint?", fragt er leise und zaghaft. "Möchtest Du Dich mit mir alleine unterhalten?"

    <<< Die Anlegestelle von Renascân (2)


    Niro kommt an Meanors Haus an. Über seiner Schulter hängen zwei Taschen. Eine von ihm und eine von Morgaine.


    Ihm kommt dabei eine vage bekannte Gestalt kurz vor dem Haus entgegen. Beinahe wäre sie ihm nicht aufgefallen, da so viele Leute hier unterwegs sind. Dieses häßliche Gesicht kennt er aus dem Zaunkönig... Die Frau sieht ihm auch. Erschrickt, aber im letzten Moment, als sie sich in eine Seitengasse abbiegt und sich noch einmal zu ihm umdreht, meint Niro ein hämisches Grinsen in ihrem Gesicht zu entdecken. So etwas wie... Triumpf oder Schadenfreude.


    Niro ist sehr verwirrt.


    Verfolgt die mich auch? Erst die Merquatores Schwestern, jetzt dieses Waschweib mit der häßlichen Warze auf der Nase. Oh, nein Niro. Warum fliegen ausgerechnet die häßlichsten Frauen auf Dich? Kann denn nicht einmal eine normale oder gar eine hübsche darunter sein, wie Morgaine, zum Beispiel?


    Er seufzt.

    <<< Von der Taverne "Zum Zaunkönig" (5, p. 28))


    Niro tritt auf den Dorfplatz. Von den Waschweibern ist ausnahmsweise nichts zu sehen. Er will ein umherlaufendes Mädchen nach Meanors Haus fragen, aber es läuft vor ihm weg:


    "Iiiiiiih", ruft es.


    Niro wundert sich. Habe ich Aussatz? Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass mir das passiert, denkt er sich.


    Schließlich fragt er einen Bauern, der ihm bereitswillig Auskunft gibt:


    "Des is inna Undastadt, hinda da wo die de Schiffe baue..."


    Niro grübelt eine kurze Weile darüber nach, was der Bauer ihm sagen wollte. Da ist dieser schon weitergelaufen.


    "Okay, Unterstadt... ich komme", sagt er dann zu sich selbst und läuft den Hügel hinab.


    >>> Die Anlegestelle von Renascân (2)

    "Dieser neue Gast ist jetzt aber schnell wieder von oben runtergekommen, oder? Ich dachte, der wollte schlafen?", schüttelt Niro den Kopf.


    "Entschuldigung, Miriel. Ich darf doch Miriel sagen? Ihr dürft Niro zu mir sagen... Mir lässt das keine Ruhe mit Morgaine. Ich werde mal schauen, ob ich sie finde und Ihr die Tasche zurückbringen. Vielleicht kann ich das Mißverständnis aufklären. Wir sehen uns hoffentlich noch öfter hier? Ich weiß immer nicht viel über Euch", sagt Niro.


    Er verabschiedet sich, grüßt auch die übrigen Gäste im Zaunkönig und tritt hinaus auf den


    >>> Dorfplatz von Renascân (2, p.9)

    "Einen Moment bitte", sagt Niro und springt auf.


    Er hastet Morgaine hinterher. Dummerweise ist es mittlerweile so voll in der Taverne, das es einige Zeit braucht, ehe er sich zur Tür gekämpft hat. Er hebt Morgaine Tasche auf, wundert sich einen Moment darüber und stößt dann die Tür zum Zaunkönig auf.


    Er blickt auf den Dorfplatz, aber Morgaine ist verschwunden.
    Wohin bist Du gegangen, Morgaine, denkt Niro. Zur Bibliothek oder zu Meanor? Tja, wenn ich jetzt noch wissen würde, wo der Principal wohnt, dann wäre das toll.


    Enttäuscht dreht sich Niro wieder um und kehrt mit der Tasche an Miriels Tisch zurück.


    "Seltsam, als ob sie einen Geist gesehen hätte", sagt Niro. "Ob sie enttäuscht war, dass ich mich mit Euch so nett unterhalten habe?", fragt er.