Beiträge von Niro

    "Ich studiere hier an der Akademie. Privat unterrichte ich eine Schülerin, die Lesen und Schreiben bei mir lernt. Und dann habe ich noch einen Auftrag von einer Ritterin, eine Abschrift meiner Reisetagebücher für die Bibliothek der Drachen anzufertigen. Das ist ziemlich aufwändig, da darin viele Zeichnungen und Symbole vorkommen", erzählt Niro.


    "Außerdem reise ich auch gerne, wenn ich von interessanten Begebenheiten höre und meine Zeit es erlaubt."


    "Und was tut Ihr hier in Renascân?"

    Da Niro schon einen Engel hat wirken sehen, ist sein Vertrauen in die Götter ungebrochen. So eine einfache Regel, um den Schutz einer Göttin zu erlangen, findet er sehr sympathisch. Er beschließt es so zu machen.


    "Ich bin in Lodybeydschan aufgewachsen. Meine Eltern waren arme Leute, wie die meisten Leute dort. Die Kluft zwischen arm und reich ist dort sehr groß. Allerdings gibt es auch eine Förderung bestimmter, begabter Untertanen, der ich einen Großteil meiner Ausbildung verdanke. Als ich begann auf Reisen zu ziehen, was eine Voraussetzung für die weiterführende Ausbildung war, brach ein Bürgerkrieg in Lodybeydschan aus.


    Es gibt eine hübsche Anekdote, die ich gerne erzähle, wenn man mich fragt, wie ich in Magonien gelandet bin:


    Ich war auf der Insel Atvia und reiste allein - was in heutigen Zeiten recht gefährlich sein kann. Da traf ich eine Gruppe magonischer Gardisten und fragte sie, ob ich mich ihnen anschließen darf. Sie fragten mich nach meinen Fähigkeiten. Mit einem Schriftgelehrten konnten sie wenig anfangen, so erzählte ich, dass ich auch ein wenig heilen könne. Das sei schon eher zu gebrauchen, sagten sie und fragten, ob ich denn singen könne. Ich verneinte und war schon sicher, dass die Truppe mich fallen lassen würde. Aber im Gegenteil: Sie begannen zu jubeln!


    Diese Art von Humor war mir sehr sympathisch, und nachdem ich das kurze Magonien-Lied der Garde kennengelernt hatte, wusste ich auch, warum sie gefragt hatten. Auf eine Einladung hin, beschloss ich ihnen nach unserem Abenteuer zu folgen. Und hier bin ich nun.


    Um jetzt gleich möglicher Empörung vorzubeugen: Es gibt hier auch ganz fantastische Barden und Bardinnen, deren Können ich bewundere. Zum Beispiel - um die prominentesten zu nennen - auch Talinor, der Wirt hier und Bellaria, zu derem Bardensang ich die Ehre hatte eingeladen zu sein", beschwichtigt Niro.

    "Ich? Ansehen? Ich bin doch nur ein einfacher Schriftgelehrter. Das muss ein Irrtum sein... obwohl, doch manchmal...", Niro läuft vor Verlegenheit rot an. "Naja, manchmal schätzt man meinen Rat. Stimmt... man hat mich schon gelobt, für das, was ich tue."


    Wenn jetzt nur das neugierige Waschweib hier gewesen wäre! Sie hätte das alles mit der angeblichen Zuhälterei in Zusammenhang gebracht.


    "Oh, vielen Dank für Eure Karten. Bekommt Ihr bzw. Eure Göttin etwas dafür?"

    Niro war von der plötzlichen Hektik im Zaunkönig fasziniert. Er versuchte alle Vorgänge zu verfolgen. Eine neue Schankmaid, Talinor, der zurückkehrte, ein neuer unbekannter Krieger, der sich schnell wieder Richtung Badehaus begeben hatte...


    Beinahe hätte er Miriels Frage überhört.


    "Wie bitte, Orakel von Tele... Ähem? Ihr wollt mir die Karten legen? Klar doch. Wenn Ihr wollt."


    Da stürzte Morgaine in den Zaunkönig. Eben noch voller Elan, sah sie jetzt nicht mehr glücklich aus. Niro bemerkte es sofort.

    "Oh, das ist ja schön... Ihr lebt wieder!", sagte Niro und biß sich im selben Moment auf die Zunge. "Ich meine... schön, dass Ihr die Geschichte schön fandet..."


    Oh Mann, warum musst Du nur solchen Mist von Dir geben!, dachte er.


    Niro lief rot an. Die Erzählung dieser blöde Reise hatte ihm bislang nur Unglück gebracht. Erst die Merquatorez-Schwestern, die es für eine Liebesgeschichte hielten, die er extra für SIE verfasst hatte - dabei wollte er doch nur einen Artikel für den Renascâner Landboten verfassen...


    "Sagt: Was führt Euch nach Renascân?", fragte Niro, um sich von den Gedanken abzulenken.

    Bisher hatte seine Tischgenossin, die sich als Miriel Lobach vorgestellt hatte, noch nichts gesagt. Auch auf direkte Ansprache hatte sie nicht reagiert. Sie saß nur da, den Blick in weite Ferne gerichtet. War da ein Speichelfaden, der langsam aus dem linken Mundwinkel tropfte? Niro wurde unheimlich zu Mute. Er hoffte inständig, dass sie nicht noch in ein paar Tagen hier so saß, wenn er zurückkehrte.


    Vorsichtig streckte er den Finger aus und stupste sie an...


    Immer noch keine Reaktion!


    Plötzlich lief es ihm heißkalt den Rücken herunter.


    Bin ich daran Schuld? Lag es an der Geschichte, die ich erzählt habe? Seitdem ist sie erstarrt.


    Niro fühlte sich verantwortlich. Man musste sie außer Sicht schaffen - zurück auf ihr Zimmer. Und man sollte Ihren Zustand möglichst nicht mit ihm in Verbindung bringen.


    So rief er nach dem Schankburschen.
    "PATULJAK!"

    Niro sah das Waschweib mit ihrem Korb und ihre überstützte Flucht aus dem Zaunkönig.


    "Hmmm... Ich hoffe, ich habe nichts Falsches gesagt bzw. in der Gegenwart der falschen Leute. Irgendwie kam mir diese unglaublich hässl.... ähem... diese Frau, die eben aufgestanden ist, bekannt vor. Ich meine, ich habe sie schon irgendwo einmal gesehen. Wo nur? Beim Bardensang...? Vielleicht..."

    "Heute Abend habe ich zu tun", sagt Niro. "Aber vielleicht morgen oder an einem anderen Tag. Schauen wir mal... Läuft ja nicht davon! Heute ist ohnehin nicht mein Tag.... Grüß' den Principal von mir. Ich glaube, ich muss mir mal den süßen Fratz ansehen, den er verbirgt", grinst Niro.


    Als Morgaine mit den anderen den Zaunkönig verlassen hat, wendet er sich an Miriel Lobach, die alles bisher stumm verfolgt hat.


    "Kennt Ihr den Principal Meanor?", fragt er sie. "Ich frage mich, warum er mir noch nie etwas davon erzählt hat, dass er ein Kind im Hause hat. Kennt ihr es - ich glaube Jinni heißt es. Ob es wohl unehelich ist? Uuups... Ich habe nichts gesagt...", sagt er und hält sich den Mund zu.

    Patjulak hatte gerade eine dampfende Suppe vor Niro abgestellt, die dieser bestellt hatte. Niro hatte gerade den Löffel in die Hand genommen, als Moreta an den Tisch trat. Niro legte seinen Löffel zu Seite begrüßte sie und Alanis freundlich. Nun sagt er:


    "Nein, nein, kein Problem. Uns sind ohnehin gerade die Gesprächsthemen ausgegangen."


    Seine Lippen bilden dabei einen Strich.


    "Meine Damen...", er deutet eine Verbeugung an. "Wir sehen uns sicher noch zu einem späteren Zeitpunkt.", lächelt er wieder höflich.

    "Nun, Du musst es wissen", sagt Niro zu Morgaine.


    Dann schaut er zum ersten Mal Miriel richtig an und mustert sie.


    "Ich habe Euch noch nie hier gesehen. Ihr seid keine Magonierin, oder? Seid Ihr auf der Durchreise oder sucht Ihr etwas Bestimmtes in Renascân?", fragt er dann.

    "Wie kannst Du das auseinander halten? Sehen nicht alle Katzen gleich aus? Und nachts sind sowieso alle grau", grinst er. "Wer ist Dschinni? Eine Maus? Ach nee, Du sagtest ja, ein Pixie, was bei Meanor wohnt. Nur was ist ein Pixie? Und warum machst Du Dir Sorgen?"

    Niro sieht die Katze und grinst:


    "Hat der ein Glück, dass der Gardekö... Ähem... ich meine, Moclin nicht da ist!"


    Er hält sich den Mund zu, als ihm klar wird, dass ein Gardist anwesend ist und es vielleicht nicht so lustig findet, wenn man das Maskotchen der Garde so betitelt, wie es ihm eben beinahe herausgerutscht wäre.

    Niro wirft dem Gardisten kurz einen Blick zu - aber er kennt keinen JeMerik. September ist ein seltsamer Nachname, denkt er. Möglicherweise ist er im September geboren?


    Dann erzählt er weiter.


    "Während wir die Bibliothek katalogisierten fielen Uthrul und ich plötzlich in Schlaf - genauer gesagt in einen Alptraum. Ein humanonides, unheimliches Wesen klopfte uns auf die Schultern. Wir hatten natürlich keine Waffen und es hätte vermutlich auch nichts genutzt. Das Wesen stellte uns Fragen - ganz subtil. Ich durchschaute das sofort und versuchte Uthrul zu warnen. Es war der Dschinn. Er versuchte uns dazu zu bringen einen Wunsch zu äußern.


    Ihr habt Angst, nicht wahr? Wollt Ihr zurück?, sagte der Dschinn.
    Nichts sagen!, warnte ich Uthrul.
    Ihr wollt also nicht zurück?, fragte der Dschinn.
    Nichts sagen!, warnte ich Uthrul abermals.
    Aber wir müssen doch..., begann er.
    Wir haben gar nichts gesagt!, erklärte ich dem Dischinn.


    Da brach er mir einfach die Beine!!! Welche Schmerzen! Ich schrie!


    Willst Du, dass Dein Freund keine Schmerzen mehr leidet?, fragte der Dschinn listig Uthrul.
    Nein, antwortete er.
    Dann willst Du also das er weiter leidet, dass er stirbt?, fragte der Dschinn.


    Und Uthrul, dieser Idiot, sagte: Ja.


    Niro macht eine dramaturgische Pause und fragt Patuljak nach seinem Eintopf. Dann schaut er Morgaine an.


    "Hmmm. Ich sehe, ich langweile Dich. Das tut mir leid. Was beschäftigt Dich?"

    Du kannst Dir vorstellen, wie begeistert ich von der Bibliothek war. Später in der gesamten restlichen Nacht bis in die frühen Morgenstunden hinein brachte ich Ordnung und System in die Schriftrollen und legte, zusammen mit einem Elfen mit dem unaussprechlichen Namen Uthrul...", Niro verklemmt die Zunge bei dem 'th' seltsam zwischen den Zähnen, so dass es irgendwie nach einer Misching zwischen Pusten und Zischen anhört - wie ungefähr 'pfffdt'. "... einen Katalog an. Es war gigantisch: Lieder, Gedichte, magische Rituale, Beschreibungen und Zeichnungen von exotischen Tieren und Wesenheiten, Geschichten, Sagen, Märchen, Pflanzen... kurz: Alles Mögliche! Ein wahrer Schatz des Wissens!"


    "Aber davor fanden wir noch eine verglaste Statue einer Kalifentochter - sie war verzaubert. Bei den Bewohnern und an einigen Stellen fanden wir Kacheln oder Bruchstücke davon, auf denen jeweils ein Zeichen vom Tempel und eins vom Zeitportal abgebildet war. Es gab auch ein höheres Wesen, welches uns helfen wollte und für die Lösung eines Rätsels ein Drittel einer Kachel heraus rückte. Es hatte Hochkonjunktur und auch ich löste dort viele Rätsel."


    "Nachdem einige Meistermagier herausgefunden hatten, dass das rote Portal ein Zeitportal war, welches die Oase alle paar Tage in die Zeit schickt und tausende von Jahren weiter transportiert, wollten wir die Reise beenden. Wir ahnten, dass die Kacheln in das erwähnte Zeitportal eingesetzt werden mussten. Ca. 60 an der Zahl - vermutlich würden auch die Hälfte reichen, aber mindestens 5 Kacheln pro Säule. Wir hatten am Ende 43 Kacheln, aber es fehlte für eine Säule eine Kachel, so dass wir das Problem hatten noch fieberhaft in den letzten Minuten noch mindestens 3 weitere Puzzelsteine zu beschaffen und damit ebensoviele schwere Rätsel erfolgreich hätten lösen müssen!"


    "Aber ich greife wieder vor... Unterbrecht mich ruhig mit Euren Fragen", sagt Nrio, als er eine Pause in seiner Erzählung macht. Sein Hals ist trocken vom vielen Reden und er würde ein Glas Wasser gut vertragen können - oder auch ein Bier. Gierig trank er den Becher in einem Zug leer.

    "Gestatten, dies ist Morgaine", sagt Niro und zeigt auf Morgaine. "... und mein Name ist Niro Mythenreich. Ich bin Schriftgelehrter."


    Als sich Miriel gesetzt hat, fährt er fort:


    "... und es war Nacht auf dem Friedhof. Ungefähr 8 Reisende waren bei mir, die ebenfalls dem Geschichtenerzähler gelauscht hatten und nun an diesem Ort erwacht waren. Wir untersuchten kurz den Friedhof, wollten aber die Totenruhe nicht stören und liefen weiter auf ein rötliches Licht zu.


    Dort trafen wir andere Reisende, die bei einem magischen Portal erwacht waren. Sie erzählten, dass zwei Reisende das Portal betreten hatten und nicht wieder heraus gekommen seien. Kurze Zeit später, tauchten jene, dem Tode nahe, aus dem Portal auf. Sie erzählen von eine Art Thron und Geistern oder Wesen, die sie hinterrücks angegriffen und vertrieben hätten. Wir untersuchten das Portal von außen. 6 viereckige Säulen mit insgesamt 10 Zeichen pro Säule umgaben das magische Portal - von dem sich später herausstellte, dass es sich um ein Zeitportal handelte. Ich zeichnete alles ab.


    Wir zogen weiter in Richtung eines hell erleuchteten Palastes und wurden dort vom Kalifen willkommen geheißen. Auf dem Basar - die geschäftstüchtigen Händler öffneten ihn für uns trotz der späten Zeit wieder - gab es wunderliche Waren. Exotische Waffen, mächtige Zauberstäbe, leckere Süßigkeiten, exotische Nüsse, magischen Zeitsand und so manches andere.


    Es kamen noch mehr Reisende, die in der Nähe eines anderen seltsamen, geschlossenen Tempels herausgekommen waren, welcher den sogenannten "Alten" geweiht war - allesamt keine freundlichen Zeitgenossen, wie wir wenig später herausfanden, denn sie stellten sich mit ihrem Gefolge nach und nach vor und unsere Kämpfer und Magier mussten sie zurückschlagen.


    Außerdem gab es zwei Harpien - von der Liebe enttäuschte Kalifentöchter, die sich in Wesen mit schwarzen Flügeln verwandelt hatten. Die eine hatte sich mit ihren Schicksal abgefunden, die andere hatte sich erst vor wenigen Tagen verwandelt und hing noch an dem Herz eines Händlers, der dann aber am nächsten Tag unglücklicherweise erschlagen wurde, so dass wir sie nicht mehr retten konnten.


    Der Geist einer jungen Frau mit Gedächtnisverlust suchte grüne juwelenartige Steine, die er verloren hatte. Jedes Mal, wenn man ihm einen gab, kehrte ein Teil seines Gedächtnisse zurück. Es stellte sich später heraus, dass die Frau eine Kaufmannstochter war, die auf einer Karawanenreise von Räubern überfallen und getötet worden war. Auf dem Friedhof gab es ein Grab von ihr. Wir konnten sie erlösen, aber scheiterten bei der zweiten Aufgabe: Es gab ein Ritual, mit dem sie im Tode wieder mit ihrer Familie vereint werden konnte.


    Der Kalif hatte eine mehr oder weniger frei zugängliche Schatzkammer mit soviel Gold - wie ich es noch nie auf einem Haufen gesehen habe. Ein paar Langfinger stellten schnell fest, dass es verflucht war.


    Aber noch viel kostbarer war eine große Bibliothek mit über hundertfünfzig, verbleibenden, frei zugänglichen Schriftrollen und Büchern, die von einer Abenteuergruppe tags zuvor - also vor 6000 Jahren unserer Zeit (aber ich greife vor) - verwüstet und geplündert worden war...

    "Ich riskiere den Eintopf", grinst Niro. "... und ein Wasser, bitte"


    "Die Anreise war völlig unproblematisch. In der Hafenstadt Caivanos, ging ich an Land und schaute mich auf dem Markt um. Ich fand einen wunderlichen Geschichtenerzähler mit zerlumpten, dessen Geschichte ich mir anhörte. Und die ging etwas so:


    Vor vielen tausend Jahren, da lebte in einer Wüstenoase ein mächtiger Kalif mit seinen wunderschönen Töchtern. Es war zu einer Zeit, da war Caivono noch ein geteiltes Land mit mächtigen Herrschern. Eine der Töchter aber war die schönste von allen. Ihr Name war...


    Und da geschah etwas seltsames. Ein Mann neben mir murmelte "Deria". Ich dachte erst, er hätte die Geschichte schon einmal gehört, aber es war anders, wie ich später erfuhr. Der Geschichtenerzähler fuhr fort:


    Deria. Alle Prinzen des Landes begehrten sie, aber sie hatte nur Augen für einen, dem ihre wahre Liebe galt, dem Wesir ihres Vater. Doch dieser war kein Adeliger, kein Prinz, sondern ein einfacher Bediensteter. Wie sollte er den Kalifen um die Hand der schönen Deria bitten? Er hatte kein Gold, keine Schätze - nur Wissen und Weisheit.


    Die Sonne brannte auf meinen Kopf und irgendwie wurde mir schwummerig, und ich setzte mich in den Schatten und schlief ein.


    Ich erwachte auf einem Friedhof...


    Hier macht Niro eine kleine, dramatische Pause...