Beiträge von Glanwen Menelir

    Sirene sah den Beiden nach, wie sie, getrennt voneinader, sich vom Schiff entfernten, die Eine mit der Kutsche, der Andere zu Pferd.


    "Wie verliebte Jugendliche", murrte sie und genoss die Zeit, die sie nun Ruhe auf der Asalto Ehilos haben würde. Ihr war der Landgang und die damit verbundenen Intrigenspiele zuwider. Sie liebte die rauhe See, die war wenigstens fast immer ehrlich zu ihr.

    Sie hörte Schritte in der Kajüte nebenan und wusste, wie Elfen das nunmal wissen, weil sie ein gespür dafür zu haben scheinen, dass die erste Offizierin nebenan wie ein Tiger im Käfig auf und ab ging.


    Shirin hätte gern irgendetwas durch die Kajüte an die Wand geworfen, aber schließlich gehörte nicht alles in diesem Raum ihr und mit fremder Leute Eigentum ging sie eigentlich recht sorgsam um.
    Die Jungs waren alle von Deck und trieben sich vermutlich irgendwo an Land herum, in Bordellen oder Spelunken, vermutlich eher beides.


    Das waren Momente, in welchen sie sich ein wenig einsam fühlte. Die Schiffspapiere waren ordentlich beim Hafenmeister hinterlegt, das hatte alles der Captain dieses Mal getan, sodass ihr nicht viel zu tun blieb. Die Asalto blitzte und blinkte, die Segel waren ausgebessert und blütenweiß zusammengerollt.


    "Ach ich hasse solche Tage. Nichts zu tun, niemand da... bei Akestera da muss man ja trübsinnig werden.", murmelte sie und setzte sich an ihren Schreibtisch, um gedankenverloren aus dem Fenster zu starren...

    "JETZT!"


    Sirene riss die Arme hoch und im nächsten Moment rollten sich die Segel auf und der Wind fuhr hinein und blähte sie. Das Zeichen wurde an die Flotte weitergegeben und in Windeseile war die gesamte Flotte wie weiße Möwen auf dem Meer zu sehen.



    "Segel gesetzt", Asalto!", rief Sirene zufrieden.

    "Aye, Asalto!"
    Sirene brüllte ein lautes "Achtung", woraufhin jeder Seemann wusste, was als nächstes kam. Alle warteten sie auf Taurons Zeichen. Shirin selbst warf einen Prüfenden Blick auf den Leichtmatrosen Jack, der sich eben in die Takelage hangelte.

    Sirene hatte Feleya unter Deck gebracht und ihr ihre Kajüte gezeigt, ehe sie zurück an Deck eilte und eben auf die Kommandobrücke stieg, auf der Tauron stand,l breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt und die Nase im Wind.


    Sirene lehnte sich an die Reling und betrachtete den Mann vor sich nachdenklich.
    Eine Hand am Ruder, schien er dieses große Schiff mit sehr viel schlafwandlerischer Erfahrung zu steuern. Er schien immer zu wissen, welche Welle das Schiff von steuerbord oder backbord treffen würde.

    "Nun, wir werden eine Weile unterwegs sein. Aber wir, heißt, eine versammelte Mannschaft von Kerlen und... naja, wir beide. Deswegen wäre es mir lieber, ihr würdet mir Bescheid sagen, wenn ihr auf Deck geht. Denn... viele Männer haben sich bei einer einzelnen Frau nicht mehr so unter Kontrolle, wie es sein sollte."


    Sirene nickte und legte ihre Hand an den Säbel an ihrer Seite, während sie Feleya das Schiff zeigte.

    "Ich weiß wieder, wieso ich Bürokratie nicht mag.", dachte Sirene ud bedankte sich bei Dorian. Er, der so regeltest war, würde ihr nicht helfen. Sie seufzte und Schritt den Steg wieder hinauf, wo Feleya auf sie wartete. Shirin seufzte und rang sich ein Lächeln ab.
    "Verzeiht, Madame, aber... Die Geschäfte, ihr versteht. Lasst mich Euch Eure Kajüte zeigen, sie liegt direkt neben der Meinen, wenn Ihr etwas brauchen solltet, zögert nicht, mich anzusprechen."
    Sie blickte Feleya an und wartete auf ihre Reaktion.

    "Ich Suche in Taurons Auftrag nach demjenigen, der sein Schiff beschmiert hat. Und ich konnte nicht umhin, die Jungen in ihrer Unterhaltung zu hören. Ich würde euch um etwas bitten. Würdet ihr der Sache nachgehen, wenn ihr die beiden einbestellt? Ich denke, es ist für alle Beteiligten besser, wenn der Schuldige der Garde überstellt wird. Selbstjustiz ist, soweit ich weiß, in Renascàn nicht gern gesehen." Sie hatte leise zu Dorian gesprochen und darauf geachtet, dass es sonst kein neugieriges Ohr mitbekam. Nun lehnte sie sich zurück und wartete auf seine Antwort.

    "Aye, mein Captain!", antwortete sie und sah ihm nach, ehe sie den Blick auf Feleya richtete und ihr freundlich zunickte. Sie kam den Stek hinunter, um die Elfe zu begrüßen, wobei ihr die Jungen, die vom Gardisten aufgehalten wurden, nicht entgingen. Als der unselige Satz"... Frauen sind zum Putzen da..." ins Ohr drang, richtete sich ihr Blick auf Dorian. "Hauptmann... Könnte ich euch kurz sprechen, wenn ihr hier fertig seid?" Sie streckte Feleya die Hand hin und begrüßte sie. "Willkommen auf der Asalto Ehilos. Entschuldigt mich doch bitte noch einen Augenblick, ihr könnt, wenn es euch beliebt, schon an Bord gehen. Ich bin sofort bei euch."
    Dann wartete sie auf Dorians Antwort.

    Lächelnd griff sie unter ihre Jacke und zog die Dokumentenmappe hervor, die sie vor seinem Wutanfall in Sicherheit gebracht hatte. Dann nahm ihr Gesicht einen seltsamen, nicht zu deutenden Ausdruck an. Sie schien zu überhören, dass er ihr gerade fast Meuterei unterstellte - sie wäre nie ohne ihn gefahren. Und das wusste die Mannschaft und das wusste eigentlich auch er. Daher überhörte sie das "entwendet", nur in ihren Augen blitzte einen Moment Gefühl auf, ehe der Blick wieder der undurchdringlichen See glIch. Sie griff nach einem kleinen silbernen Kettchen, an welchem ihr Kajütenschlüssel um ihren Hals hing. Doch momentan hing noch ein Schlüssel daran, den sie jetzt löste und ihn Tauron in die Hand legte.


    "Ich wusste, du würdest kommen", hörte Tauron ihre Stimme leise, als er sich auf den Weg in seine Kajüte machte. Wenn er in seine Kajüte ging, würde er alles sortiert und für die Abreise fertig vorfinden.

    Shirin stand oben auf der Offiziersbrücke und hatte Tauron kommen sehen, Das triumphierende Glitzern in ihrem Blick wich qauch nicht, als er seine Mannschaft zusammenrief. Der Steuermann neben ihr lehnte sich über das Steuerrad.
    "Okay, okay. du hattest Recht. Er ist gekommen."


    Sirene nickte und blieb am Geländer stehen, um auf Tauron zu warten, der jetzt die Treppen hochkam.

    ------------> Vom Handelskontor kommend


    Sie war jeden Tage dort gewesen, um nach ihm zu sehen... jeden Tag, seit er so ausgerastet war, seitdem er teilweise nicht mehr er selbst gewesen war. Diese Fee war gegangen, Sirene hatte schweigend etwas zu Essen hingestellt, was der Smutje zubereitet hatte und war wieder gegangen. Abend für Abend... vier Tage lang.


    Sie hatte das Schiff, welches mit voller Ladung in den Hafen gekommen war, abgenommen und sich um die Ladung gekümmert. Sie hatte die Lasten löschen lassen und sich mit den Händlern herumgestritten, bis sie den ausgemachten Preis herausgerückt hatten. Alles, sowohl die Papiere, als auch das Geld, ebenso wie das, was sie aus Taurons Schreibtisch hatte retten können, hatte sie sorgsam in ihrer Kajüte verschlossen. Jetzt war es einen Abend vor der Abreise der Asalto Ehilos und Shirin ging nachdenklich auf dem Offiziersdeck auf und ab. Die Hände im Rücken verschränkt, die Stiefel blank poliert, nur einzelne Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und wehten unter dem Dreispitz hervor. Sorgenvoll starrte sie abwechselnd zum Kontor hinüber und dann hinaus in die aufgepeitschte See. Ein Sturm zog auf.


    "Sir?", der Steuermann war zu ihr auf Deck getreten und strich fast liebevoll über das Steuerrad. "morgen müssen wir auslaufen. Glaubt ihr... dass wir es ohne den Captain tun müssen?"
    Sirenes Augen verrieten nicht, was sie dachte. Mit ernstem Gesicht blickte sie wieder zum Kontor, dann auf die Sturmwolken...


    " Ich bin mir ganz sicher. Er wird kommen!"

    ---------------->Vom Zaunkönig


    Glanwen öffnete die Haustür und schloss sie hinter sich wieder.


    "Injalah? Fin? Tin? Ist irgendjemand da?"


    Einige Räume weiter klingelte es und das vertraute Flügelschlagen der Zwillingsbrüder und Fin und Tin kamen herangeschwirrt.


    "Himmelslied, Himmelslied!"
    "Ihr seid ja wieder da!", riefen die beiden im Chor und ließen sich auf Glanwens Schultern nieder.
    Glanwen seufzte leise und nickte.


    "Ja, ich bin wieder zuhause. Sagt, ihr beiden, wo ist Injalah?"
    "Draußen, im Garten, bei den Blumen...", erwiderte Fin und lächelte.
    Glanwen nickte und öffnete die Terassentür und trat einige Schritte in den Garten hinaus.


    "Injalah? Bist du da?"
    Ein dunkler Lockenkopf kam hinter einem Baumschößling hervor und Augenblicke später wurde ein Junge sichtbar, der an die sechzehn Sommer alt schien.
    "Der Tee ist bereits fertig, Lady Himmelslied."

    "Exakt. Aber wie schon gesagt, Freier reden doch auch gerne mal zwischendurch. Also...", sie drückte ihr den kleinen Lederbeutel in die Hand, der verheißungsvoll klimperte.
    "Das ist nur die Anzahlung. Wenn ich die Info habe, gibt's nochmal so viel. Und je nach Anzahl der Beteiligten noch etwas drauf. Sag's dem Schankjungen im Zaunkönig oder schreib's auf, wenn du schreiben kannst und gibs im Zaunkönig ab. "


    Sirene nickte ihr zu und wartete, ob sie noch Fragen hatte.

    "Dacht ich's mir doch, dass du dir sowas erst mal anhörst. "sie klimperte mit einem Lederbeutel, ehe sie fortfuhr: Es geht um eine Information, die ich gern hätte. Du hörst doch viel während der Arbeit und manche Kunden reden auch gerne... Mich würd interessieren, wer das große Schiff neulich beschmiert hat... "sie wartete die Reaktion der Dirne ab.

    "Soso. Mach dir da mal keine Sorge. Ich hätte da eine Aufgabe für dich, die dir noch ein zusätzliches Taschengeld einbringen könnte....", Sirene hatte die Stimme gesenkt und schaute der Dirne mit stahlblauem Blick fest in die Augen

    Dennoch... es ließ ihr keine Ruhe. Also wandte sie ihren Blick an die Dirne, die immer noch an der hausecke lehnt und die Arbeiter betrachtete, wie ein Raubtier seine Beute. Sirene machte ihr ein Zeichen, ihr um die Häuserecke zu folgen, um mit ihr zu sprechen. Dort wartete sie.

    "Na, wenn se meinen...", Sirene seufzte leicht und erhob sich von der Kiste, auf der sie bei ihrem Plausch mit dem alten Fischer gesessen hatte. Vielleicht hatte er Recht? Vielleicht war es einfach nur eine dumme idiotische Neckerei, eine Diffamierung von Randgruppen, wie sie immer wieder mal vorkam, mal wurden die Hryländer diffamiert, dann wieder ging es gegen die Lorenier...


    Sie lächelte dem Fischer zu und dankte für den Fisch, ehe sie weiterschlenderte.

    Frustriert stieß Sirene die Luft aus. Der alte Fischer würde ihr anscheinend nichts erzählen, nicht mal, wenn er was wusste...



    "ich würd schon gern wissen, wer sowas macht. Vor so jemandem muss man sich ja in Acht nehmen.", wagte sie einen letzten Versuch.