Beiträge von Glanwen Menelir

    "Ich denke, ich versuche das Scorische Dunkle.", antwortete sie ihm und lehnte sich im Stuhl zurück. Ihre Augen streiften durch den Raum, verfolgten die Bewegungen der Schankmaid.... gut, dass ihr so eine Karriere erspart geblieben war.

    Sie lächelte und tat es ihm gleich, was den Säbel anging. Ließ sich langsam auf einem der bequemen Stühle nieder und streckte unterm Tisch die Beine aus.


    Ihren Hut nahm sie nicht ab, zu lieb war ihr das gute Stück, dass sie schon solange begleitete.


    "Was empfehlt ihr mir?", fragte sie Tauron geraderaus.

    ---------------------------->>> Kommend von der Anlegestelle



    Sie betraten zu zweit die um diese Zeit doch recht belebte Schankstube.
    Tauron ging vorneweg, Sirene zwei Schritte hinter ihm. Ihre Hand lag locker auf dem Knauf ihrer Waffe, eine alte Angewohnheit von ihren Reisen, die sich hier in ihrem neuen Zuhause aber langsam auflöste. Sie erspähte einen Tisch mit freien Stühlen und machte Tauron darauf aufmerksam.

    "Fein!"


    Sie sprang die Stufen zum Hauptdeck hinunter


    "Aye aye, Captain! Vernichten wir den inneren Feind - den Alkohol!"


    Den Blick, mit dem er sie einen Moment lang bedachte, schien sie nicht zu bemerken. Und seine Gedanken konnte sie ja, den Göttern sei Dank, nicht lesen. Also kam sie die Planke hinunter, sicheren festen Schrittes, den Dreispitz wieder in den Nacken geschoben, mit einem kecken Grinsen im Gesicht. Als sie neben Tauron stand, richtete sie sich den Waffengurt und strahlte ihn an.
    "Wenn ihr soweit seid, El Asalto, bin ich es auch."

    "Aye, mein Captain", und damit schwang sich Sirene von der Reling und schob mit dem Fuß Schrubber und Schwamm sowie den Putzeimer beiseite, strich sich die Hosen glatt, band sich den Pferdeschwanz neu und schaute ihren Captain erwartungsvoll an.


    "Worauf warten wir dann noch?"

    Sie lachte. " Das Schiff blitzt von der Brigg bis zum Mast, das Einzige, was mein Captain wieder eingedreckt hat, ist das Achterdeck. ", ihr Lächeln war neckisch wie das Taurons. "wofür er mir jetzt eigentlich im Zaunkönig einen ausgeben könnte." Sie wandte den Blick nicht ab.

    "Ich hatte es befürchtet", sie seufzte theatralisch, grinste einen Augenblick, ehe ihr Blick wieder ernst wurde: " Ich werde Euch versuchen, keine Schande zu machen, Captain. " Der Wind lockerte ihr Haar und ließ sie verwegen aussehen. Ein breiteres Grinsen erschien auf ihrem Gesicht: "Aye, mein Captain."

    Jetzt zeigte sich ein weitaus tieferes Verstehen in den meerblauen Augen, als sie Taurons Blick erwiderte.
    Ja, er hatte Recht.


    Als Segelmacherin hatte sie sich nur um das Schiff kümmern müssen, sie hatte zwar das Vertrauen des Captains genossen, aber ihres nie jemandem geschenkt, außer den starken Planken, die sie trugen.


    Aber jetzt, als rechte Hand des Captains, konnte sie sich ein solches Verhalten nicht mehr leisten. Und das begriff sie jetzt.
    Ein Lächeln glitt über ihre Züge, als sie kurz eine Hand auf Taurons legte und sie drückte: "Ich denke, jetzt habe ich verstanden, was ihr meint, Captain.", sagte sie leise.

    Jetzt zuckte sie doch zusammen.
    "Sie reden darüber, dass ich mich um das Schiff kümmere?", ihre Augenbrauen hoben sich erstaunt.
    "Nur weil ich nicht tagaus tagein nach Whiskey stinke und schnarche, wie ein Walross?", ihre Stimme war ernster, als ihr Gesicht es zuließ. Ihr Ton war kühl.


    Dann jedoch sah sie Tauron wieder an.
    "Wenn mein Captain es wünscht, werde ich mich seinem Wunsch selbstverständlich beugen.", sie sah auf das Deck und strich einen Moment zärtlich über das blankgescheuerte Geländer.


    "Es ist nur so, dass ich Schiffe weit mehr liebe als Menschen.", einen Moment ließ sie den Wind auffrischen und ihre blauen Augen strahlten:


    "El Asalto!",


    jetzt zierte wieder ein Grinsen ihr Gesicht.

    Wieder strich sie sich die störrischen haare aus dem gesicht, während er sprach, aber sie löste den Blick nicht einen Moment von seinen Augen.


    Oh, sie verstand. Sie verstand nur zu gut, was er meinte. Sie hatte vor Tortuga eine Meuterei miterlebt, hatte erlebt, zu was Menschen fähig waren, die wochenlang auf engstem Raum miteinander lebten, wenn sie in Rage gerieten.



    Sie ließ sich ein wenig Zeit, die Worte zu verdauen, die er ausgesprochen hatte, ehe sie nickte.


    "Ich verstehe Euch sehr gut. Ich weiß, worauf es ankommt, wenn jede Hand an Bord diejenige sein MUSS, in welche du blind dein Leben legen musst."


    Einen Augenblick lang sieht sie ihn nur an, der Wind weht über das Deck, ehe sie mit tiefem Ernst antwortet: "Und auf meine Hand werdet ihr immer zählen können, mein Captain."

    Mit einem wehmütigen Lächeln hatte sie sein Umherwandern beobachtet, hatte beobachtet, wie seine staubigen Stiefel neue Abdrücke auf dem frisch geschrubbten Deck hinterließen, das noch nicht trocken gewesen war.


    Jetzt schwang sie sich auf die Reling des Achterdecks und schaute ihn aufmerksam an, als er sich zu ihr herumdrehte und sie zurechtwies:


    "Das habe ich wohl verstanden, Captain, aber es scheint mir dennoch angebracht, Euch mit Captain anzusprechen. Ich hab's nich anders gelernt und die wenigen feinen Manieren, die ich noch zusammenkratzen kann, hebe ich mir für den Captain auf, in diesem Fall für Euch!".

    Sie war so sehr in ihre Arbeit vertieft gewesen, dass sie ihren Captain nicht hatte kommen hören. Als er nun jedoch vor ihr stand und sie ansprach, schrak sie zusammen und schaute zu ihm auf. Das Haar hatte sich aus dem Pferdeschwanz gelöst und hing ihr in wirren Strähnen ins Gesicht. Sie strich es mit ihrer ganz eigenen Geste zurück, sprang auf die Füße und salutierte vor ihrem Captain, so wie sich das nunmal gehörte.
    Auf seine Bemerkung hin konnte sie nicht umhin, eine Sekunde lang erschrocken zu schauen, entspannte sich aber bei seinem Lächeln.


    "Aye, mein Captain, das müsstet ihr wohl, wenn ihr nicht genau wüsstet, dass euer Schiff uns beiden nur wegen Einer untreu werden könnte: Wegen der See.", neckte sie ihn mit einem schelmischen Grinsen und legte den Schwamm zur Seite.

    PLATSCH!!!


    Der Eimer Seifenwasser entleerte sich auf das Achterdeck, das Wasser hatte aber wenig Gelegenheit, sich schnell davon zu machen, denn jetzt fuhr eine Scheuerbürste und ein Schwamm mit geübtem Griff über die Holzplanken.
    Ein Liedchen summend, kniete Sirene auf dem Boden des Achterdecks und scheuerte ihn gründlichst.


    Man könnte sich wundern, wieso der Erste Maat als dem Captain direkt Untergebener diese niedrige Arbeit versah, aber Sirene war da ihrer ganz eigenen Ansicht. Tag für Tag im Hafen in den Schänken rumzuhängen, das war ihr auf Dauer zu langweilig. Also schrubbte sie lieber das Deck, polierte jeden Messinggriff an Bord, scheuerte sogar den Frachtraum, brachte das gesamte Schiff von der Brigg bis zum Mast auf Vordermann.


    Leise lächelte sie. Es war ihr Zuhause geworden. Seit einigen Monden war sie nun hier in Captains, nein, Commodore van Daiks Diensten und hatte ihre Entscheidung bisher nie bereut. Man behandelte sie mitlerweile mit Respekt, zeigte ihr an Bord, dass man sie achtete, dass man ihre Meinung schätzte. Am allermeisten jedoch zeigte es das Schiff selbst, das ihr Geborgenheit, Sicherheit und soviel mehr gab. Deswegen verwöhnte Sirene ihren "Liebling", wie sie es zärtlich nannte, auch bei jedem längeren Landgang. Hätte man sie gefragt, ob sie einen Geliebten hätte, sie hätte gelächelt, genickt und geantwortet: "Ja, das habe ich. Die Asalto Ethilos!"

    Sie reichte ihm die Hand, in welche er einschlug.
    "Dann findet ihr mich entweder im Zaunkönig oder in Bellarias Haus", antwortete sie und machte sich mit einem "Gute Arbeit" und einem Winken verabschiedete, die Magier im Schlepptau.

    Sie lächelte. "Hm... die Herren hatten sich bereiterklärt, die Steine... nun, mit Magischer Zauberkraft aneinanderzubinden... etwas, dass eure Arbeiter nicht vermögen. Auch werden sie sich um Schutzzauber um das Haus kümmern. Aber ich wollte keinesfalls eure bemühungen unterbrechen." Sie wendete sich zu den Herren um, "Der Herr Architekt hat Recht. ich denke, fürs erste seid ihr in der Akademie besser aufgehoben. Ich werde euch rufen lassen, wenn der hausbau vollendet ist. Dann werdet ihr euren Teil beitragen können."
    Sie wendet sich wieder an den Architekten und schaut ihn fragend an. "Wäre dies zu eurer Zufriedenheit?", ihr Lächeln ist offen und freundlich.

    "Na, was ist denn hier los?", fragte der Architekt, der sich eben noch über den Bauplan und die Zeichnungen gebeugt hatte.


    Die Arbeiter, die eben dabei waren, den Mörtel anzurühren, um sich an die zweite Etage des Hauses zu wagen, hielten inne, als einige Gestalten, offenbar Magier, den Schauplatz des Geschehens, also die Baustelle betraten.


    Die vorderste Gestalt hob die Kapuze an und das blonde lange Haar der Bauherrin selbst wurde sichtbar. Sie lächelte und reichte dem Architekten die Hand.


    "Seid gegrüsst, Meister. Ich habe euch Verstärkung mitgebracht. Dies hier sind Magier des Herzogs Patela zu Nevenburg, der sie mir freundlicherweise als Begleitschutz und als Helfer beim Hausbau zugeteilt hat!"


    Sie entrollt ein Pergament mit dem Siegel Nevenburgs versehen.


    Glanwen wartete ruhig auf des Architekten Reaktion.

    Vom Präfekturgebäude her kommend



    Glanwen betrat die Taverne und nickte den Anwesenden freundlich zu.
    Sie trat ans Schwarze Brett und brachte dort ein Pergament an.
    Als sie die Taverne verließ, war dort zu lesen:



    Arbeiter gesucht! Für den Bau eines Hauses werden Arbeiter gesucht. Maurer, Zimmerleute, Handwerker, Schreiner, Architekten, wer auch immer Arbeit sucht, wird diese hier finden. Es soll euer Schaden nicht sein.
    Des Weiteren folgt eine Wegbeschreibung und eine Uhrzeit.


    Unterschrieben ist das Pergament mit
    Glanwen Himmelslied, Meisterbardin zu Atvia

    Am Abend kehrte Glanwen wie versprochen mit zwei großen Pergamentrollen zurück. Sie legte beide vor Herrn Huber auf den Tisch und lächelte.


    "Ich habe zwei Entwürfe. Sagen Sie mir, welcher von Beiden den Herrn Procuratoren wohl eher genehm ist."

    Glanwen lächelte Bellaria aufmunternd zu. Sie war stolz, dass ihre Freundin sich der Wehrhaftigkeit entschlossen hatte, sich NICHT einfach kommentarlos abstechen zu lassen, wie Dankwart sie gewarnt hatte.


    Glanwen selber hatte jahrelang daran zu knabbern gehabt.