Beiträge von Roxy

    "Vielleicht gar keine so schlechte Idee. Bleiben wir zusammen. "


    Vorsichtig ging Nibra los. Sie folgte der Straße und musterte die Menschen und Häuser. Als ihr eine Frau über den Weg läuft fragt sie diese höflich nach dem Ort in der Stadt, wo sich die meisten Reisenden finden lassen würden.
    Etwas verdutzt über die Fragestellung meint die Frau schließlich: "Ja, dass wird wohl der Hafen sein. Ich würde mich aber in Acht nehmen, denn da tummeln sich auch Taschendiebe und besonders abends allerlei Gesocks!" Sie zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger weiter die Straße hinunter.
    Dann schaute die Frau an Nibra herunter und wieder hoch. "Wie dem auch sei. Ich bin in Eile. Ich hoffe ihr findet was oder wen ihr auch sucht. "
    Und geschäftig ging die Frau davon.


    Nibra wandte sich an ihre Begleiter. "Habt ihr gehört? Ein Hafen! Ich glaub es nicht. Diese Stadt liegt am Meer!"
    Nibra klang begeißtert und ging unbeirrt und schnellen Schrittes weiter die Straße entlang. Deshalb roch es hier so seltsam, dachte sie bei sich.

    Nibra nickte und sah über die Schulter. Die beiden Männer waren schon weg. "Vielleicht ist hier in der Nähe ein Gasthaus, eine Taverne oder ein anderer belebter Ort, wo die Leute Reisende kennen und vielleicht schon von Malbeverin gehört haben."
    Fragend sah Nibra die beiden anderen an.

    "Das kann ich verstehen." pflichtet ihr Nibra bei. Ihr Ton ist wieder freundlich.


    "Die beiden Männer haben mir gesagt, dass wir in "Glessar" sind. Aber nicht auf Malbeverin, sondern einem Gebiet, dass sie "Montralur" nennen." Ernst sieht sie die beiden an.


    "Hat jemand von euch schon einmal von Montralur gehört? Irgendwoher kenne ich den Ausdruck, aber es hilft mir wahrlich kein Stück weiter."

    Antra schien nicht nur misstrauisch sondern auch hartnäckig zu sein.


    "Ich komme aus Kafun und die Annahme, dass keiner von uns dreien hier hingehört war eine reine Vermutung. Ihr habt ja selbst gesagt, dass ihr keine Ahnung habt wo wir sind." Eigentlich war es gegen all ihre Prinzipien so barsch mit einer Person zu sprechen.


    Sie schwieg einen Moment. Es war ihr einfach zuwider plötzlich woanders zu sein als gewollt. Sie musterte die beiden nochmals. Heruntergekommen sahen sie nicht aus, aber wer wusste denn schon, ob man ihnen trauen konnte?


    Nibra klopfte sich kurz den Staub von ihrer weiten Hose und ging dann auf die Straße zu. Sie sah zwei Männer, die in ein Gespräch vertieft waren und am Straßenrand standen. Nibra ging auf sie zu und stellte sich ohne ein Wort zu sagen neben sie und wartete. Die beiden redeten weiter, doch dann schien sie einer der beiden sie aus dem Augenwinkel bemerkt zu haben, denn sie verstummten und sahen Nibra verwundert an.


    "Kann ich dir helfen, Kleine?"


    Nibra überhörte den Ausdruck und fragte höflich:
    "Verzeiht, können sie mir sagen wo ich mich hier befinde? Ich meine welche Stadt das hier ist?"


    Verwundert sah der Mann zu seinem Nachbarn und dann wieder zu Nibra.
    "Das hier ist Glessar. Scheinst ja nicht von hier zu kommen, oder Kleine?"


    Nibra überlegte einen Moment. Glessar? Davon hatte sie noch nie gehört. Wo sollte das sein? Und wie weit war das wohl von Kafun weg?


    Der zweite Mann schien ihre ratlosigkeit bemerkt zu haben.


    "Wo sollte es denn hingehen? Von hier aus führen viele Handelsstraßen in andere große Städte. Montralur ist schließlich nicht gerade klein." Seine Stimme klang spaßend, doch nach Scherzen war Nibra nicht gerade zu Mute. Die beiden Männer lachten.


    "Montralur?"
    Nibras Stimme klang zugleich fragend aber auch verzweifelt.


    Verwundert verstummten die beiden Männer bei Nibras Frage. Wie runzelten die Stirn und sahen sich gegenseitig fragend an. Vielleicht hielten sie das für einen Scherz, vielleicht wussten sie auch einfach nicht was sie von Nibra und ihren Fragen halten sollten.


    "Habt Dank." sagte sie knapp, drehte sich um und ging zu Antra und Archiebald zurück.

    Verwundet sieht Nibra die Fremde an. "Nun, ich bin... oder eher gesagt WAR ich gerade in Cahershiveen angekommen, auf der Suche nach einer Taverne..."
    Sie stutzte. Konnte das zusammenhängen?
    "In den Schankraum bin ich gar nicht erst gekommen. Als ich die Tür öffnete war ich plötzlich hier."


    Sie wandte sich Archiebald zu. "Gut, dann lasst uns sehen."

    Mit einem Lächeln begrüßte Haku den Wirt. Es war schön wieder hier zu sein. Die Taverne hatte schon immer etwas Einladendes gehabt. Hier hatte sie Turak, Amaya und Amadahy kennengelernt.


    Sie überlegte einen Moment.
    "Habt ihr Tee? Wenn ja, dann hätte ich gern welchen."


    Sie folgte Turak an den freien Tisch. "Endlich mal wieder in einer Stadt. Manchmal tut es gut unter Leuten zu sein. Findet ihr nicht?" Auf ihrer Reise waren sie manchmal tagelang niemandem begegnet, da genoss sie nun das emsige Treiben auf den Straßen und das lebhafte Gemurmel der Taverne.

    Verwundert sieht sich Nibra um. "Aber wie kann ich hier sein, wenn ich gerade noch ganz woanders war?"


    Anschließend blickte sie an sich runter. Körperlich schien ihr wirklich nichts zu fehlen und auch ihre Habseligkeiten, die sie bei sich getragen hatte waren noch alle da.


    "Wir sollten jemanden fragen wo wir sind, vielleicht ergibt sich daraus wie wir wieder nach Hause kommen."


    Sie blickte sich noch einmal um und sah dann Richtung Hoftor, das zu einer Straße führen schien.

    Nibra nimmt die Hand an und zieht sich auf die Füße. "Mir scheint nichts zu fehlen, habt Dank. Ein Sausen in den Ohren, aber das scheint schon zu vergehen." Sie blickt von Antra zu Archibald und wieder zurück. "Mein Name ist Nibra Su bint Mira."
    Dann sah sie sich um. Sie musste sich eingestehen, dass sie keine Ahnung hatte wo sie sich befand. Sie runzelte die Strin. "Verzeiht, die Frage mag etwas unbeholfen klingen, aber: Wo sind wir?"

    Langsam öffnete Nibra die Augen. Über sie beugten sich zwei fremde Gestalten, die auf sie hinabblickten. Fragend starrte sie zurück. Sie merkte, dass sie auf dem Boden lag, was ihr in diesem Moment befremdlich vorkam. Was sollte das? In ihren Ohren herrschte ein monotones Surren, dass sie sich nicht erklären konnte. War sie gestürzt, oder etwa... niedergeschlagen worden? Sie starrte die beiden Fremden an. "Was wollen sie von mir? "

    Haku öffnete die Augen. Sie lag am Rand eines Pfades. Neben ihr Turak und Zera, die noch zu schlafen schienen. Haku sah sich zögerlich um. Sie erkannte, dass es der Weg zur Herrschaftstadt war, auf dem sie vor dem Ruf des roten Drachen gereist waren. Sie stand langsam auf und wie ein Schwall heißes Wasser kamen die Kopfschmerzen. Sie stöhnte. "Verdammter Skruta-Schnaps!" knurrte sie vor sich hin.
    Zuerst regte sich Zera, dann auch Turak und wachten auf. "Guten Morgen, ihr beiden." Ihr Gepäck lag ordentlich verpackt neben ihnen. "Wir sind wieder zu Hause."

    "Ja, ich denke ich sollte sie nicht allein lassen." sagte Haku.
    "Außerdem ist es leichter von der Herrschaftsstadt aus zu reisen. Dort treffen viele große Straßen zusammen und viele Reisende kommen und gehen."

    Haku verkniff sich bei Turaks Worten einen bissigen Kommentar. Sie kannte den Weg in die Herrschaftsstadt nicht und war wohl auf die beiden angewiesen. Außerdem schien es ihr, selbst bei solchen Umständen, besser nicht allein zu reisen.
    "Wenn ihr mich lasst reise ich mit euch in die Herrschaftsstadt."

    Haku schüttelte den Kopf. Tränen standen in ihren Augen. So vieles war im Drakenweld passiert, dass sie beweinen könnte.
    Zuerst war es das unerwartete Zusammentreffen mit Turak gewesen, der, genau wie sie, dem Ruf Montralurs gefolgt war. Sie wusste nicht gegen wen sie ihren Groll richten sollte.
    Gegen Turak? Der sie umgebracht hatte, obwohl es laut ihm einen anderen, einfacheren Weg gegeben hätte und behauptete Amadahy habe die anderen in den Tod geführt?
    Oder gegen Amadahy, die Turak angegriffen hatte, als sie seine Worte hörte? Sie war es gewesen, die Turak an sich gekettet hatte, um ihn vor sich selbst zu schützen, auch wenn er sich mit allen Kräften gewert hatte.


    Amadahy hatte den Drakenwald bei Anbruch der Nacht verlassen. Nun ging Haku einen Weg entlang, den auch andere Reisende bei ihrer Abreise genommen hatten.
    In einiger Entfernung sah sie zwei Personen auf dem Weg. Dann kam ein Reiter entgegen und hielt bei den beiden an. Haku schloss Schritt für Schritt auf und erkannte nun, dass es Turak und Zera waren, die vor ihr stehen geblieben waren. Unbeirrt ging Haku weiter. Eigentlich wollte sie ohne Turak eines Blickes zu würdigen an den beiden vorbeigehen, als sie Turak sagen hörte: "Wir werden in die Herrschaftsstadt reisen und Amadahy besuchen." Der Reiter machte kehrt und ritt davon. Haku blieb abrupt stehen und sah zu Turak und Zera. Sie ging auf Zera zu. "Ist Amadahy in der Herrschaftsstadt?" Sie sah zuerst Zera und dann Turak an.

    Haku starrte die Suvari verwundert an. "So schlimm?" Sie nickte betrübt und streichelte Amadahy über die Schulter. "Aber was könnte diese Unruhe verursacht haben? Ich meine... was ist so einflussreich, dass es das Land selbst erschüttert?"


    Ihre Gedanken hatten sich von Turak und den Pakk abgewandt und waren jetzt ganz bei ihrer Heimat selbst.

    "Nein, will ich nicht." plichtete sie Amadahy bei. "Ich bin wieder nach Montralur gekommen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich hier sein sollte. Ich hatte eine böse Vorahnung, ein schlechtes Gefühl. So wie du es hattest, nur wohl um einiges schwächer wie es scheint."


    Sie gingen wieder neben einander her und Haku wuschelte sich in den Haaren rum. Die Luft war schwül und der Boden nass.


    "Ist das Gefühl bei dir vielleicht stärker gewesen, weil du eine Suvari bist?"

    Haku bleib stehen und nickte. "Zu gern hätte ich geglaubt, dass er es getan hat um mich nicht zurück lassen zu müssen."


    "Aber als ich das gehört habe war ich so wütend, dass ich alles stehen und liegen lassen habe und blindlings davon gegangen bin. Hauptsache weg von Turak." Langsam ging sie weiter. "Ich hätte auf diese ach so wertvolle Erfahrung ruhig verzichten können." sagte sie bissig.

    Haku nickte. Das was Amadahy erzählte klang besorgniserregend.


    Dann antwortete sie auf Amadahys Frage.
    "Lange hat es mich nicht in der Siedlung gehalten. Nachdem ich auf der Reise mit dir mit mir ins Reine gekommen bin wollte ich noch eine Sache klären die ausgeblieben war. Ich wollte von Turak wissen, warum er mich in der Nacht der Toten gegen meinen Willen umgebracht hat. Ich wollte es von ihm hören." Hakus Blick sankt zu Boden. Nach einem langen Moment des Schweigens sah sie wieder auf. "Er sagte zu mir, dass er mich umgebracht habe, um zu sterben ohne das Leben zu verlieren und so den wahren Wert des Lebens zu erkennen." Ihre Worte klangen wütend. Sie konnte Turaks Beweggründe nicht verstehen. Sie wollte sie nicht verstehen.