Beiträge von Jolante

    Jolantes Lächeln blieb die ganze Zeit auf ihrem Gesicht, als Morgaine mit ihr sprach. Nur der Ausdruck ihrer Augen veränderte sich.


    Häh?


    Es brauchte etwas, bis sie Morgaines Worte wirklich in Bedeutung gefasst hatte. Doch auch dann blieb ihre Freundlichkeit und Kindlichkeit bestehen.


    Ich hab doch nur gefragt was du machst!? Du wuselst hier die gane Zeit rum und redest nicht mit mir und ich war neugierig. Und mir ist langweilig. Deshalb hab ich gefragt, was du machst.

    Was machst du da?


    Morgaine hatte nicht bemerkt, wie Jolante aufgestanden war. Hatte sie sie überhaupt bemerkt? Doch plötzlich erklang Jolantes Stimme sehr nah an ihrem Ohr - gerade, als sie dabei war, das Geld aus der Kasse zu nehmen.

    Schlaf gut, Patuljak!


    Die Schankmaid unterbrach ihr Summen nur kurz. Als sie kurze Zeit später den Blick über die Gäste schweifen ließ, um zu sehen, ob alle versorgt waren, war sie schon wieder in der Melodie versunken.

    Die Tür ging auf und eine lächelnde, pummelige Frau mit blonden Zöpfen betrat die Taverne. Zielstrebig ging sie hinter den Tresen.


    Halloooooo Patuljak! Na, wie läuft es heute?


    Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie in die Küche und war auch erst einmal einige Zeit verschwunden, bevor sie wieder erschien und sich auf einen Schemel hinter dem Tresen platzierte. Ihren schwarzen Mantel hatte sie wohl in der Küche gelassen und nun war ihre rot-schwarze Kleidung gut zu sehen. Wer etwas genauer hinsah, konnte ein tatzenförmiges Muttermal unter ihrem Mieder hervorlugen sehen. Die Schankmaid saß lächelnd auf ihrem Schemel und summte fröhlich eine leise Melodie.

    I-i-i-i-i-i-ch bi-i-i-i-i-n no-o-o-o-ch ni-i-i-i-i-icht so-o-o-o la-a-a-ange hi-i-i-ier.


    stammelte Jolante. Sie schaute gerade wirklich jämmerlich aus und wirkte so, als ob sie jeden Moment eine gehörige Predigt oder Schlimmeres erwartete.


    U-u-u-und i-i-in Lo-lo-lorenien wa-a-a-ar i-i-i-ich a-a-a-auch no-o-o-ch ni-i-i-ie...

    Sie hatte gerade genüsslich auf die Münze gebissen, da hatte der Gardist die andere Münze aufgehoben.


    Nicht mit Gold bezahlen? Das hab ich ihm auch gesagt. Wer zahlt denn schon mit Gold... außer die hoooooohen Herren. Wenn der Herr Präfekt oder die Procuratoren hier ankämen mit Gold, dann wär das ja ganz was Anderes, aber so... Und schmecken tun die Dinger auch nicht...


    Sie streckte ihre Zunge heraus und schaute sehr angewidert.

    Jolante nahm die Münze, die auf dem Tresenliegen geblieben war, und betrachete sie mit Staunen. So etwas hatte sie noch nie gesehen, also musste es genauer begutachtet werden. Sie hatte Geschichten gehört, in denen alte Männer auf Goldmünzen bissen. Das probierte sie aus, wer weiß, ob sich das nicht so gehörte...


    Dass die andere runtergefallen war, beachtete sie nicht. Sie war grade viiiiiiiiel zu beschäftigt.

    Essen. Wunderbar.


    Jolante wuselte in die Küche und kam mit einer vollen Schüssel Eintopf wieder.


    An welchen Tisch soll ich die Schüssel bringen?


    Man durfte ja nicht riskieren, dass der Mann in seinem Suff das gute Essen verschüttete.


    Bier kommt gleich. Wollt Ihr denn dann mit der Münze da anzahlen und trinken und essen, bis die Münze aufgebraucht ist?

    Jolante war schockiert! Der Gute Mann hatte doch jetzt schon viel zu viel und jetzt wollte er eine ganze Goldmünze versaufen! Aber die Kundschaft vergraulen war kein guter Plan. Also machte sie gute Miene zu bösem Spiel...


    Wisst ihr, wie VIIIIIIIEL Bier ihr für so eine Goldmünze bekommt???
    Aber ich kann Euch auch etwas Leckeres zum Essen anbieten. Wir haben heute einen leckeren Eintopf da. Oder wie wäre es mit einem edlen Bramante-Wein? Oder wie wär's mit einem weichen Bett? Ein Einzelzimmer ist heute sogar noch frei...

    Skurril. Jolante freute sich.


    Aber... aber... aber... hier kann man doch nicht mit Gold zahlen... das kann ich doch nicht wechseln... wenn hier jeder kommen würde und mit Gold zahlen, dann wären wir ja arm, weil wir dann kein Kupfer mehr hätten!

    Ach, was verkauft Ihr denn Hübsch...


    Dann erblickten ihre Augen die Goldmünzen. Dieselbigen wurden riiiiiiiesengroß und die Kinnlade klappte ihr runter.


    Sind die eeeeeeecht?
    Darf ich mal anfassen?
    Als ich hierher gekommen bin, kannte ich noch nicht mal Silber und jetzt... jetzt kommt hier jemand mit Gooooldmünzen!

    Jetzt strahlte Jolante übers Ganze Gesicht. Fröhliche Menschen waren etwas GAAAAAANZ was Anderes! Sich freuende Menschen waren toll und da freute sich Jolante gleich mit.


    Hat es denn einen Grund, weshalb Ihr Euch so freut?
    Seid Ihr etwa Vater geworden oder will Euch eine hübsche Braut endlich heiraten?

    Nun gut, wenn ihr unbedingt wollt... Aber hier wird keine Schlägerei angefangen und wer kotzt, der putzt! Ja, so ist das!


    Immer noch mehr als skeptisch schenkte sie dem Betrunkenen ein Scorisches Dunkles ein. Ganz geheuer war ihr der Bursche nicht. Sie würde ihm im Auge behalten. Im besten Fall schlief er gleich einfach auf einem der Tische ein.

    Bist du dir sicher, dass du noch mehr trinken willst? Also, ich an deiner Stelle... ne... wenn's am schönsten ist, soll man aufhören... aber Mumme ist auch lecker!


    Jolante nahm genüsslich einen Schluck kalter Oxhöfter Mumme zu sich.


    Hmmmmmmmmmm...

    Nachdem Talinor die Situation geklärt hatte, nickte Jolante zufrieden. Sie hatte ja gleich gesagt, dass Morgaine zu Talinor gehen solle. Netter fand sie diese Person trotzdem nicht und so blieb sie hinter dem Tresen, kassierte Delpior ab und wartete auf eine weitere Aufgabe.


    Als Leto sie mit Blicken zu sich rufte, stand sie auf und ging zu dem Tisch, an dem er und Darius saßen.



    Was darf es sein, der Herr?

    Ich habe gute Ohren!


    Jolante schüttelte leicht den Kopf, nie das Lächeln verlierend. Es hatte keinen Sinn, mit dieser Person zu reden. Sie war viel zu verloren in ihrem inneren Ungleichgewicht. So ging sie hinter den Tresen zurück und sagte beim Weggehen.


    Möge die Göttin dieses verlorene Kind auf den rechten Weg führen und sie an ihrer Güte und ihrem Schutz teilhaben lassen.


    All ihre Worte meinte sie ernst und freundlich; Ironie war ihr vollkommen fremd.

    Jolante sah Morgaine an und lächelte. Sie würde sich nicht auf diese Provokation einlassen. Sie atmete ruhig und überlegte genau, bevor sie die Stimme erneut hob. Dass Morgaine so abfällig über sie sprach, obwohl Jolante in Hörweite war, machte ihr diese Frau nicht gerade sympathisch.


    Ich bin mir sicher, dass du etwas falsch verstanden hast. Als ich hier angekommen bin, war Patuljak ganz alleine hier und kam mit den ganzen Gästen nicht nach. Da hab ich ihm geholfen und Talinor hat gesagt, dass ich hier erstmal zur Probe arbeiten kann. Mehr weiß ich nicht.
    Du solltest dich beruhigen und mit Talinor sprechen. Die ganzen schlechten Gefühle tun dir und deiner Umgebung sicherlich nicht gut. Du solltest an deiner inneren Ruhe und Ausgeglichenheit arbeiten.

    Da kam eine fremde Frau in den Zaunkönig und ging einfach so hinter den Tresen und in die Küche. War das hier üblich? Jolante fand das sehr seltsam und stand auf. Als die Frau wieder aus der Küche kam, sprach sie sie an.


    Hallo! Was machst du denn in der Küche? Kann man dir helfen? Ich bring auch gerne was zu essen nach draußen. Dafür bin ich ja auch da. Ich weiß ja nicht, was hier so üblich ist, ich bin ja noch neu, aber zu Hause in Taurien hätte man das nicht einfach so machen können, nein nein. Aber ich weiß ja nicht, wie das hier so ist und ob Talinor das nicht stört oder so. Ich muss wohl noch so Einiges lernen hier.