Beiträge von Elias zu Winterau

    "Nunja,", setzt Elias fort, "der Glaube an die Götter, an alle Götter, ist in unserem Land stark verwurzelt. Doch es ist nicht allein der Glaube, nein, es ist auch das Wissen um die Götter und deren Existenz, der uns Dorlónier, unser Leben und unseren festen Glauben prägt. Mehr als einmal haben uns die Götter hilfreich zur Seite gestanden, haben uns im Kampfe gegen das Zwielicht beigestanden und mit uns gestritten."

    "Gerne..."


    antwortet Elias erfreut über das Interesse, während er seine Tasse Shaifëa entgegenhält. Nachdem diese den Tee nachgefüllt und auch Siria und sich selbst noch nachgegossen hatte, fängt er an, zu erzählen:


    "Nun, Leylinda ist eine der fünf Götter, sie ist die erste Tochter der Sonne. Sie war auch die erste, die zur Erde herunterstieg um die Welt zu dem zu machen, was sie heute ist. Es war ihr Werk, wodurch die ersten freien Völker erschaffen wurden, die Elben, die Zwerge und die Menschen. Leylinda beschützt seither dieses Leben, das durch ihre Mutter, der Sonne wächst und gedeiht.
    Hiermit steht Leylinda für die Schöpfung, aber auch für die Heilung und die Landwirtschaft, für die Ehe und die Gastfreundschaft."

    "Natürlich, hab vielen Dank, Shaifëa."


    Elias kniet sich ins Moos neben der Stelle, wo er eben noch gesessen hatte. Er holt aus seinem Gepäck eine kleine Tonflasche heraus, sowie ein kleines Buch, in welchem er erst suchend blättert um es dann aufgeschlagen vor sich hinzulegen. Siria selbst begibt sich an ihrem Platz in eine andächtige Pose. Elias dreht seine Handflächen nach oben, schaut zu den Bäumen hinauf und spricht nach ein paar Augenblicken völliger Ruhe:


    "Leylindas Mantel umgebe uns,
    Herrin des Lebens, liebe uns,
    Tochter der Sonne, entzünde uns,
    unter dem Himmel vereine uns
    und wandle mit uns im Lichte.
    Mütter unserer Mütter,
    führt mit eurer Hand die unsrige,
    erinnert uns, das Herdfeuer zu entfachen,
    es leuchtend hell zu halten,
    das Leben zu hüten.
    Eure Hände sind unsere,
    Tag und Nacht,
    wenn wir Leben schaffen
    und Leben hüten.
    Leylindas Mantel um uns,
    Leylindas Erinnerung in uns,
    Leylindas Führung,
    das Leben vor Schaden zu wahren,
    vor Unwissenheit,
    vor Herzlosigkeit,
    diesen Tag und diese Nacht
    das Licht zu behüten
    vor dem reißenden Zwielicht,
    von Morgengrau bis Dunkel,
    von Dunkel bis Morgengrau.
    Aus Liebe zur Herrin des Lebens."


    Ruhe kehrt wieder ein, als Elias endet. Er entkorkt die kleine Flasche, hält sie in den Himmel, der Sonne entgegen, oder besser dorthin, wo er die Sonne vermutet.


    "Im Namen Leylindas,"


    Er gießt etwas vom Dornfelder Opferwein auf den Waldboden,


    "für die Erde,"


    hält die Flasche vor sein Gesicht


    "und für das Leben."


    und trinkt einen Schluck daraus.
    Er verschließt die Flasche wieder, verstaut sie in seiner Korbkiste, setzt sich wieder an seinen Platz und bedankt sich mit einer leichten Geste bei den Anwesenden, fürs Mitbeten, fürs stille Zuhören.

    Elias schaut in die Richtung, in die die beiden verschwunden sind. Er trinkt seinen Tee aus und stellt die Tasse auf einen Stein zwischen sich und dem Feuer. So langsam gefällt ihm der Wald der Mondelben immer mehr. Er ist zwar stockfinster, aber die Ruhe, die er ausstrahlt, das verbogene Leben, dass hier überall seinen Weg geht, beeindrucken ihn zusehens.
    Da er aufgrund der vielen Ereignisse in den letzten Tagen kaum dazu kam, in Ruhe ein Gebet zu Leylinda zu sprechen, erscheint ihm dieser Ort nun hierfür genau richtig.


    "Ach, Shaifëa, würde es Dir etwas ausmachen, wenn ich hier an diesem schönen, ruhigen Ort ein Gebet für Leylinda sprechen würde? Du bist natürlich herzlich dazu eingeladen."

    Ein Lächeln macht sich auf Elias' Gesicht bemerkbar, er nimmt einen der Kekse, die ihm weitaus besser schmecken als der getrocknete Fisch.


    "Nun, die Zeit werde ich mir gerne nehmen, um eure mondelbische Art zu verstehen. In Dorlónien gibt es so gut wie keine Elben und der Umgang mit eurem Volk ist für mich etwas völlig Neues. Doch ich hoffe, dass auch ihr euch die Zeit nehmt, unser Volk, das dorlónische, zu verstehen."


    Zu Shaifea gewand sagt er:


    "Ja, sehr gerne!"

    "Ah, Deine Ordens-Zugehörigkeit bringt die Antwort also mit sich."


    Elias begibt sich kurz in Gedanken, behält diese aber für sich. Wohl sind die Mondelben ebenso Nachfahren von Liranon und Lariel, wie alle anderen Elben auch. Doch irgendetwas in der Vergangenheit trieb sie in die Dunkelheit und sie gewöhnten sich über Generationen hinweg daran. War es nicht im Zeitalter der Götter, als sich die Elben aus Schmach wegen ihrem Verrat in die tiefsten Wälder zurückzogen? Wenn dort der Ursprung ihrer Erscheinung liegt, dann hatte dieses Volk damals vermutlich die tiefsten aller Wälder gefunden.
    Ein zufriedenes Lächeln zeigt sich auf Elias Gesicht, zufrieden damit, wohl den eigentlichen Hintergrund des Ursprungs des mondelbischen Volkes gefunden zu haben. Aber auf was trafen sie damals in diesen dunklen Wäldern?


    "Bei der Philosophie Deines Ordens sprachst Du von Feinden, die ihr dank eurer Fähigkeit in der Dunkelheit zu leben, eben auch dort bekämpfen könnt. Welches sind den diese Feinde in eurer Heimat, die ebenfalls in der Dunkelheit leben?"

    Elias denkt über diese Antwort nach, versucht sie zu verstehen. Doch es ist nicht die Frage des Wie, sondern des Wann und Warum, die ihn interessiert:


    "Endúneath, danke für Deine Erklärung. Euer Volk hat also irgendwann einmal angefangen, den Wald nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Aber warum hat es den Wald dann so völlig dunkel gemacht? Waren die Augen eurer Vorfahren zu diesem Zeitpunkt, als sie den Wald veränderten, bereits an die Dunkelheit gewöhnt? Und wenn ja, warum?"

    Mehr beiläufig registriert Elias Ivoreths Antwort, kann er sich schon denken, dass dieses Volk über arkane Kräfte verfügt. Doch dann schießen ihm Gedankengänge in den Kopf, die ihn stutzig werden lassen und ihn zum Nachfragen anregen:


    "Moment, ihr lasst die Bäume durch eure arkanen Kräfte wachsen. Das ist der Grund, warum die Bäume auf eurem Heimatkontinent so hoch sind?"