Beiträge von Merdyn von Carn Gislafoth

    Nachdem Lian die Tür hinter dem Elben und dem Reichskanzleirat geschlossen hat setzt sich Merdyn auf einen der Stühle, die Tasse findet ihren Platz auf dem Tisch. Erwartungsvoll blickt er den hochgewachsenen Krieger an.

    Nur kurz zuckt Merdyns Mundwinkel, bevor er sich, auf seinen Stock gestützt erhebt und seine Tasse leer trinkt. Obwohl er von klein auf mit Lukranispriestern Umgang hat und selbst sein eigener Bruder einem Orden im Nordosten des Reiches angehört, so verblüfft ihn die innerliche Ruhe und Sanftmut des Klerus immer wieder.


    "Danke, Bruder Lian. Lukranis mit uns."


    Der Reichskanzleirat schenkt sich nochmal Tee in seine Tasse und träufelt etwas Honig hinein, bevor er auffordernd zu Lian blickt, auf dass dieser vorgehen möge.


    "Sollte mein Sekretär nach mir suchen, so sagt ihm bitte, dass er hier auf mich warten soll."

    Während sich das Gespräch zwischen dem großen Krieger und Bruder Lian entwickelt hört Merdyn aufmerksam zu. Er gießt sich Tee in seine Tasse nach, fügt etwas Honig hinzu und rührt dann scheinbar gedankenverloren in der Tasse herum.

    Merdyn entspannt sich in der friedlichen Atmosphäre, unterstütz durch den Tee mit Honig, zusehends.


    "Alle Entscheidungen, die nur er treffen kann, wurden besprochen und stehen fest. Daher werde ich schnellstmöglichst nach Proudmoore zurück kehren, um den Kronrat einzuberufen und sie umzusetzen."


    Er nimmt einen Schluck seines Tees zu sich.


    "Seit ihrem überraschenden Erscheinen haben wir auf die Schachzüge der Chaosmayd nur reagieren können. Es ist langsam an der Zeit, dass wir die Initiative ergreifen."

    Der Reichskanzleirat von Daynon seufzt leise und nickt bei den Worten des Lukranisgeweihten.


    "Es ist schwer gegen den Zorn und die Wut zu stehen, während der Protektor von Pernardir wie vor einigen Wochen noch vor einem steht und von Massakern an Frauen und Kindern berichtet. Aber ja, Ihr habt Recht."


    Merdyn nimmt seine Tasse und nippt an seinem Tee. Kurz verzieht er das Gesicht, als er feststellt, dass das Getränk noch zu heiß ist.


    "Aber wie stark sich das Land seit dem Fall von Leutnant Marek verändert hat zeigt sich auch wieder hier und jetzt: Mißtrauen hat Sie in unsere Reihen gesäht. Eine Saat die aufgegangen ist und uns zu bisher undenkbaren Maßnahmen zwingt."

    "Habt Dank, das wird reichen."


    Mit einem erfreuten Gesichtsausdruck nimmt Merdyn den Honig entgegen und betrachtet, wie Lian ihm Tee in die Tasse gießt. Dann träufelt er etwas Honig hinein.


    "Wer trägt in unseren Tagen in diesem Land keine schwere Last, Bruder Lian!?"


    Merdyn nimmt seine Tasse und pustet leicht über die Oberfläche, bevor er sie wieder auf die Tischplatte stellt.


    "Aber dies ist der Ort und der Augenblick etwas zu entspannen, um Kraft zu sammeln für die Aufgaben, die noch vor uns liegen."

    Merdyn quittiert Thalions Ankündigung, sich mit seinen Gefährten zurück ziehen zu wollen, mit einem knappen Kopfnicken. Er blickt ihnen hinterher, wie sie den Raum verlassen, setzt sich dann auf einen Stuhl, bevor er sich an Lian wendet.


    "Sie sind sehr mißtrauisch."


    Es ist eine reine Feststellung, in der weder Vorwurf noch Verwunderung liegt.


    "Habt Ihr hier auch Tee mit Honig?"

    Ein leichtes Lächeln umspielt die Lippen des Reichskanzleirates, sein Kopf senkt sich leicht, ohne jedoch den Blick von der Elbe zu nehmen. Auch Merdyn ist in den Jahren seit ihrem letzten Treffen gealtert, doch bei ihm ist dies auch sichtbar: Die Falten haben sich tiefer in sein Gesicht gegraben, sein Gang ist gebeugter als früher. Es ist die Last der Verantwortung, die auf seinen Schultern liegt - zu einer Zeit, in der das Königreich von Khaszura bedroht ist wie seit Menschenaltern wohl nicht mehr. So liegt ein Hauch von Verständnis in seinem Blick, denn mehr als ein Mal hat er selber schon darüber nachgedacht den König um die Entbindung von seinen Pflichten zu ersuchen und sich fernab der Bedrohung niederzulassen. Letzendlich war es der König selbst gewesen, der ihm ins Gewissen geredet und ihn an seine Pflicht gegenüber dem Königreich, dem daynitischen Volk und nicht zuletzt an seine Loyalität gegenüber Elrik III. selbst erinnert hatte.


    Als der hochgewachsene, dünne Elb ihn anspricht, wendet er diesem seinen Blick zu. Ein belustigendes Lächeln und ein kurzer spontaner Ton der Erheiterung ist von Merdyn zu vernehmen, als der Elb die amüsante Beschreibung für das langsame Vorankommen der Reisenden vorträgt.


    "Die Frage kann ich Euch leider nicht beantworten, denn ich habe noch keinen Blick in den Stall geworfen."


    *... und habe es auch nicht vor* fügt Merdyn in Gedanken hinzu.


    "Aber sicher können Euch Lian oder Iladar darüber Auskunft geben."

    Auf Tear'asels Reaktion hin wandert Merdyns linke Braue nach oben. Einen Augenblick erfolgt keine weitere Reaktion, bis er plötzlich mit den Schultern zuckt.


    "Führst Du Deine Gefährten nur durch das schöne Königreich Daynon oder hat es einen besonderen Grund, dass man Dich nach den ganzen Jahren wieder sieht?"

    Von den Tischen kommend gleitet sein Blick erst zur Elbe, die das Wort erhoben hatte.


    "Proudmoore wird erfreut sein über jede Person, die in der Lage ist eine Waffe zu führen - zumal wenn sie schon bei den Gehörnten gedient hat."


    Leicht neigt er vor der Elbe sein Haupt. Das erste Mal an diesem Abend blitzt in seinen Augen ein Funke Freude und Respekt auf, welcher alleinig Tear'asel gilt.

    "Für Euer Ansinnen sei Euch Dank gesagt, aber ich hoffe doch, dass meine Eskorte ausreichen wird. Und verzeiht, wenn ich das so offen sage: ich habe es eilig und eine geruhsame Reise wird unsere Fahrt nach Proudmoore nicht. Wir werden den Pferden Einiges abverlangen."


    Kurz wendet er den Kopf von Thalion ab, um einen Blick auf die Tische zu werfen, ob dort vielleicht ein Kännchen Tee und eine Tasse, vielleicht sogar etwas Honig aufgetaucht ist.

    Mit einem leichten Seufzen erhebt sich Merdyn, sich leicht auf seinen Stock abstützend. Selbst stehend ist der Krieger mehr als einen Kopf größer als er selbst, aber sitzend war es wahrhaftig zu beschwerlich eine Unterhaltung zu führen, wenn man weit nach oben blicken muss.


    "In den Wäldern zu nächtigen ist aber weder bequem noch der Gesundheit zuträglich, Herr ... Krieger. Und auch aus diesen Gründen begleitet mich eine Eskorte. In ausreichender Größe und vortrefflicher Güte, wenn ich das hinzufügen darf."


    Er zieht die Stirn leicht in Falten.


    "Aber warum ist das für Euch von Belang?"

    Der Reichskanzleirat wendet sich dem hochgewachsenen Krieger zu, als dieser ihn anspricht und letztendlich seine Frage stellt.


    "Ja, ich werde morgen früh nach Proudmoore aufbrechen - das habt Ihr richtig verstanden. Ist das auch Euer Weg?"


    Kurz blickt er zu Tear'asel hinüber, bevor er seine Augen wieder auf dem Mann ruhen lässt.

    Aufmerksam blickt Merdyn von Carn Gislafoth die Männer und Frauen einzeln an, der Vorstellung der Elbe folgend. Jedem nickt er kurz und verhalten zu - und fragt sich, ob die ehemalige Gehörnte auch ihn vorstellt oder er das selbst in die Hand nehmen muss. Er wartet einen kurzen Moment ...

    Merdyn nimmt mit einem leisen Seufzen auf einem der Stühle Platz und schließt die Augen. Es war eine beschwerliche Reise gewesen, die ihn durch den Süden bis über Carnwich hinaus zu den Trollsümpfen geführt hatte. Beschwerlich auch, weil der Reichskanzleirat Eile befohlen hatte. Schon jetzt sehnt er sich nach Proudmoore und seinem Arbeitszimmer, um seine Glieder auszuruhen. Auch wenn ihm bewusst ist, dass dieser Augenblick auch nur den Anschein von Ruhe haben wird, denn wie immer wird es genug zu tun geben. Umso mehr genießt er die Ruhe und Besinnlichkeit der alten Mauern von Asbraven Keep, die unter den schützenden Händen von Lukranis dem Reisenden Obdach bieten.


    Langsam durchdringt die Wärme seine Kleidung und Merdyn öffnet seine Augen wieder, bevor er sich etwas umständlich erhebt und seinen Mantel auszieht. Er legt ihn, sorgfältig gefaltet, über die Stuhllehne, bevor er, seinen Flanierstock locker in einer Hand haltend, wieder seinen Platz einnimmt. Sein ruhiger Blickt gleitet über die Reisenden und mehr als ein Gesicht kommt ihm vage bekannt vor, wenn er auch Niemandem außer Tear'asel einen Namen zu ordnen könnte.

    Nur in einer leichten Andeutung senkt der Mann sein Haupt, um die Begrüßung durch die Elbe zu quittieren.


    "Einige Jahre werden vergangen sein."


    Fast beiläufig klopt er sich Staub von der Reise, den er gerade auf dem Stoff entdeckt hat, von seinem Mantel.


    "Sicher wird sich die Zeit für ein Gespräch ergeben, bevor ich morgen nach Proudmoore weiterreise. Aber jetzt hätte ich gerne eine Räumlichkeit für die Nacht - und vielleicht zuerst einen warmen Tee."


    Fragend blickt er den Ordensvorsteher Liam an.

    Als die Tür geöffnet wird wendet sich Merdyn von Carn Gislafoth, in einen dunklen Reisemantel gehüllt, der von einer längeren Reise kündet, und leicht auf einen Flanierstock gestützt von seinen Gesprächspartnern ab und blickt zum Eingang, in dem langsam einige Personen sichtbar werden. Kurz huscht sein Blick mit einem mißtrauischem Stirnrunzeln ob der vielen offen getragenen Waffen über die Gruppe, bis seine Augen auf eine Person der Gruppe hängen bleiben und sich für einen kurzen Augenblick vor Überraschung weiten. Eine Braue ruckt leicht nach oben.


    "Tear'asel nya Wyn !?"


    Mehr eine Feststellung als eine Frage.