Beiträge von Anderer Magonier

    Mit großen Augen betritt der Junge den Raum und staunt ob der vielen Papiere auf dem Tisch der Procuratorin.
    Für einen kurzen Moment zögert er, dann strafft er sich.
    "Eure Excellenz, eine Botschaft vom Obersten des Ordens für euch."
    Er zieht den versiegelten Schriftköcher hervor und legt ihn auf den Tisch der Procuratorin.

    Der junge Bote, welcher träumend in die Gegend geschaut hatte, zuckt erschrocken bei den Worten der Wache zusammen.
    Dann richtet er sich wieder auf.
    "Wie? Achso, Waffen. Ja natürlich, außer meinem Dolch..." er nestelt einen Jagddolch mit verziertem Griff samt Scheide von seinem Gürtel um ihn Griff voran der Wache zu reichen "... trage ich keine Waffen bei mir."


    Den Arm, welcher nicht den Dolch hält, spreizt er ab und stellt sich etwas breitbeinig hin.

    Für einen Augenblick schaut der Bote mit großen Augen zu den Wachen. Offensichtlich war ihm die Wichtigkeit dieser Position nicht bewusst.
    Dann verbeugt er sich leicht.
    "Dann werde ich warten."
    Er schaut sich um, tritt dann ein Stück beiseite und bleibt stehen, um niemanden im Weg zu sein.

    Im Gesicht des jungen Boten ist zu sehen, dass ihm sein Fehler peinlich ist.
    "Verzeiht meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Rickard aus dem Orden de la Tour des Roses. Ich bin hier auf Geheiß von Jean-Marc de Martine, erster Paladin und Vorsteher unseres Ordens."


    "Ich soll der Paladinanwärterin Chiara Marie Maillard de la Tour des Roses diese..." er deutet mit einem Nicken auf den versiegelten Schriftenköcher "... Botschaft persönlich überbringen."

    Aus Richtung des Hafens kommend schreitet ein junger Mann in ordentlicher Kleidung auf das Präfekturgebäude zu, welches dank der Wachen nicht schwer zu erkennen ist.
    Vor dem Gebäude angekommen, bleibt er stehen und wendet sich an die Wachen.
    "Die Fünfe zum Gruße! Ich bin auf der Suche nach Chiara Marie Maillard aus dem Orden de la Tour des Roses, könnt Ihr mir sagen wo genau ich sie finde?"

    Ein kleines Handelsschiff aus Magonien hatte soeben an der Hafenmole angelegt und wurde vertäut.
    Kurz nach dem Planke ausgebracht ist, verlässt ein junger und gepflegt gekleideter Mann das Schiff.
    Trotz der langen Schifffahrt sind seine Kleider in ordentlichem Zustand.
    Auf dem Wams des jungen Mannes prangt eine kleine stilisierte Rose. Das Bündel des Mannes ist klein, einzig der stabil gearbeitete Schriftenköcher gibt Aufschluss, dass es sich um einen Boten handeln könnte.


    Auf der Mole angekommen spricht der junge Mann kurz mit einem der Matrosen, gibt ihm zum Abschied die Hand und macht sich dann auf in Richtung Oberstadt um das Präfekturgebäude zu finden.

    Rasch schaute er sich um und kratzte sich unauffällig, auffällig den blonden Bart. Seine Blicke huschten durch den Raum, aber scheinbar war niemand da, der ihn hätte beobachten können. Er hockte sich auf den Boden, schaute noch mal zur Tür und öffnete dann den Deckel der Truhe am Fußende seiner Pritsche.
    An die linke Wand gelehnt klemmte ein abgegriffenes Stück Papier. Er holte es hervor und faltete es auf. Zum Vorschein kam eine unbeholfen mit Kohle gezeichnete sehr offensichtlich weibliche Figur. Das Strichmännchen hatte lange, leicht gewellte Haare und eine Art Deckel auf dem Kopf, der möglicherweise ein Hut sein mochte. Die Brüste waren wohl später hinzugefügt, genauso wie das Kleid, das die Strichmännchenfigur züchtig bedeckte.
    Fast schon zärtlich strich der Mann mit dem Zeigefinger über die Zeichnung und verschmierte dabei ein wenig der Kohle. Hastig pustete er über das Papier, faltete es dann wieder zusammen und steckte es dort hin, wo er es her hatte und wo er es sicher verwahrt wusste.

    Orik versuchte die Antworten so verständlich wie möglich zu wählen, als Nuri sie noch beim Frühstück stellte.
    „Nun Goromthie ist unser Urvater, der der uns alle aus dem Fels erschaffen hat. Und der, der uns wieder zu Fels werden lässt. Die Silberbärte sind unser Schwesterclan. Sie sind ein Clan der sich dem Sammeln von Wissen verschrieben hat, deine Erfolgsaussichten waren schlicht bei diesem Clan höher. Es hätte durchaus die Möglichkeit bestanden, dass wir dir nichts über deine Waffe hätten sagen können, während sie es gekonnt hätten. Und wegen dem Schlot, lass es mich so sagen. Unser Clan leidet noch sehr an den Folgen eures Krieges. Ich weiß, dass für euch der Krieg schon fast in Vergessenheit gerät, doch für uns ist die Erinnerung daran noch ziemlich frisch. Wir haben viele Zwerge in der Schlacht gegen euch Menschen verloren, haben unsere Binge damals aufgeben müssen und haben uns hierher zurückgezogen. Als dann noch Einige unserer tapfersten und mutigsten Krieger im Schlot verschwanden, fehlte uns jeglicher Antrieb und Wille ihnen zu folgen.“


    Das war der Erklärungsversuch von Orik und bessere Worte würde er nicht finden können.


    Als die beiden Frauen sich dann auf den Weg machten und dem Ausgang der Höhle entgegen schritten, spürten sie nach einer Weile den belebenden Duft von frischer Luft, der Geruch war so wunderbar und fühlte sich fast berauschend an. Dann folgte die Kälte die sich schneidend in die Lungen der beiden Grub, denn in der Binge herrschte immer dieselbe Temperatur, es wurde dort nicht wirklich kälter und wärmer. Und als sie sahen, wie es heller am Ende des Tunnels wurde, beschleunigten sie instinktiv ihre Schritte, und plötzlich war es soweit. Die waren im Freien. Es war finster Nacht, der Boden unter ihren Füßen von Schnee bedeckt, denn in den Bergen kehrte der Winter schneller ein als im Tal und über ihren Köpfen strahlten vereinzelte Sterne durch die Wolkenlücken, die über den Himmel zogen.


    Es war geschafft, das Abenteuer bei den Zwergen war vorüber und mit einem weinenden und einem lachenden Auge verabschiedeten sich die beiden Frauen endgültig von ihren neuen Freunden.



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    Die Festlichkeit nahm ihren Lauf und immer wieder wurden Trinksprüche in die Runde geworfen, Erzählungen zum Besten gegeben oder einfach nur das Essen genossen.


    Als Nuri das Gespräch mit Orik suchte, war es schon etwas ruhiger geworden und die ersten Zwerge verließen das Fest.


    "Wir werden eine zweite Expedition in die Tiefen schicken. Die Leichname bergen und uns selbst daranmachen zu erkunden, was dort auf uns wartet. Das mit dem Fliegewesen ist natürlich ziemlich beunruhigend, und wir werden auf der Hut sein. Aber Nurinka, erzähl mal, wo kommt ihr beiden eigentlich genau her und habt ihr viele solcher Abenteuer erlebt, wie unten im Schlot?“


    Orik lauschte dem den Erzählungen von Nuri gespannt. Er selbst hatte die Binge nur selten verlassen undkonnte sich die Geschichten von Untoten, Dämonen, Zauber und den anderen Dingen gar nicht vorstellen, umso inspirierter fand er sich am Ende der Erzählungen wieder.


    „Erstaunlich welche Gefahren dort oben lauern, ganz zu schweigen von der Verblendung und der Gier mancher Menschen. Ich leider sind diese wenigen der Grund, warum wir Zwerge solch ein schlechtes Bild von euch Menschen haben und gezwungen sind uns so abzuschotten. Aber umso erfreuliche ist es, dass es auch Ausnahmen wie euch gibt.“


    Dann neigte sich das Fest dem Ende, derweil hat ein neuer Zwergenwechsel begonnen und Orik führte die Frauen zu seinem Wohnbereich und man bettete sich in ruhigem Schlummer.


    Nach dem Aufwachen, war es nun Zeit Abschied zu nehmen und Orik begleitet die beiden Frauen zum Haupttor der Binge.


    „Hier, ein Geschenk von meiner Schwester.“ Orik hielt den beiden Frauen etwas Derartiges hin, wie die Holzbrillen, die manche reichen Pfeffersäcke trugen, nur war diese größer, sodass die ganze Augenpartie bedeckt wurde und anstatt der von runden Öffnungen, gab es nur einen schmalen Sehschlitz wie der eines Helmes. Um sie noch unbrauchbarer erscheinen zu lassen, war dieser sehschlitz auch noch mit einer dünnen Lederhaut bespannt.
    „Wenn ihr nun, nach dieser langen Zeit, dass erste Mal wieder an die Sonne kommen werdet, werden eure Augen mit dem hellen Licht nicht gut zurechtkommen. Setzt diese Brille auf, mindestens einen ganzen Tag lang, dann sollte eurem Augenlicht nichts geschehen. Ich habe euch noch etwas Proviant eingepackt und vergesst nicht den Weg, denn ich euch erklärt habe. Achtet auf die Wegmarkierungen und dann werdet ihr bald in dem Dorf ankommen, indem ihr damals die Händler der Silberbärte getroffen hattet. Macht es Gut und möge Goromthi den Fels unter euren Füße, Festigkeit verleihen.“