Beiträge von Marie Babette de Moriba

    Die Musiker hörten auf zu trommeln und abrupt endete die Trance, in die Marie gefallen war. Sie stand mitten auf der Tanzfläche und wusste für einen kurzen Moment nicht, wo sie war, wo sie hin wollte. Doch da stupste sie auch schon die fremdländische Frau an und zeigte in eine Richtung.


    "Ihre Richtung, da lang," sagte sie zu Marie und Marie ging in diese Richtung.


    Herr Bedevere saß noch immer am Tisch, am Wein nippend und sah zu ihr.


    "Puuhhh.. mir ist vielleicht warm geworden!" sagt Marie zu dem Herrn Ritter, der sie schmunzelnd ansah. "Ist noch was zu trinken da? Wo ist überhaupt Dunja - und der Kapitän?" Marie schaute sich im Raume um, sah die beiden vor lauter Leuten aber nicht.

    Die fremde Frau spricht zu Marie:


    "Kommen weiter... Jetzt gehen in Knie etwas... Ja, ja, soo..."


    Die Frau stellt sich hinter Marie und legt ihre Hände auf Maries Hüften und drückt sie runter.


    "Junge Frau schaukeln mit Hüfte - hin und her."


    Die Frau bewegt mit ihren Händen Maries Hüften hin- und her.


    Marie bemerkt, dass es ihr gar nicht so schwer fällt, so zu tanzen, auch wenn es sehr ungewöhnlich für sie ist. Sie dreht sich zu der Frau um, versuchend immer noch im Takt zu bleiben. Die fremde Frau sagt zu ihr:


    "Nicht denken, fühlen! Trommeln hören und lassen treiben Körper und Seele."


    Marie musste lachen. Schloß die Augen und versuchte nur die Musik wahrzunehmen. Etwas unangenehm war es ihr... sie hatte das Gefühl, jeder würde sie beobachten. Sie hörte wieder:


    "Nicht denken, fühlen..."


    Marie fühlte, wie sie fortgeführt wurde, weiter in die Mitte der Tanzenden... die Tänzerin zog Maries Arme in die Höhe und bewegte sie in Schlangenbewegungen. Marie öffnete die Augen. Die fremde Frau lächelte ihr aus den tiefschwarz umrandeten dunklen Augen entgegen. Ihr Haar war ebenfalls schwarz und schimmerte im Kerzenschein über ihr. Sie hatte überall an ihrem Oberteil und Rock klimperde Münzen hängen, die bei jeder Bewegung Geräusche entlockten.
    Marie hatte nie eine schönere Frau gesehen. Wäre sie ein Mann, würde sie sich wahrscheinlich von ihr angezogen fühlen.

    "Ohhh... ich bin kein mutiger Mensch wie Ihr! (?)"


    Eine Schankmaid kam an den Tisch mit einem Tablett, reich gefüllt an diversen Getränken, die sie auf den Tisch abstellte. Dunja hatte wohl schon bestellt. Die Maid schenkte gerade dem Ritter einen Becher voll Wein ein und setzte ihn vor ihm ab. Marie reagierte schnell, schnappte sich schnell den Becher, trank ihn in einem Zuge aus und entschuldigte sich bei Herrn Bedevere:


    "Verzeihung - das war unhöflich, aber nötig, um Mut zu fassen," zwinkerte sie ihm zu, stand auf und ließ sich von der fremdländischen Frau fortführen.

    "Und wer sagt, dass ich das bedauerlich finden würde," zwinkert Marie dem Herrn Ritter zu.


    "Wart Ihr schonmal hier?"


    Marie schaut auf eine dunkle Schönheit, die einige Schritte vor ihnen tanzt und mit ihrem Bauchnabel ganz fantastische Sachen machen kann. Marie fragt sich gerade, wie sie das wohl hinkriegt und ob sie...? Da kommt die Tänzerin auf sie zu. Wahrscheinlich hatte sie gemerkt, dass Marie sie ganz fazsinierend ansah.... Sie streckt ihre Hand nach Marie aus und sagt in einem merkwürdigen Akzent:


    "Kommen mit!"


    Marie schaut zu dem Ritter und sieht etwas verwirrt aus... Wie, mitkommen? Was hatte sie denn vor? Marie schüttelte unwillkürlich den Kopf.


    "Aäähhhh, nein.... ich.... nicht..."

    Marie schaut sich mit offenen Mund im Raum um... ihre Augen leuchteten. So ein wildes Treiben hatte sie noch nie gesehen, obwohl sie aus einer Hafenstadt stammte, hätte ihr Vater es nie gestattet, dass sie sich jemals an einem solchen Ort aufhielte - aber es gefiel ihr. So viele unterschiedliche Menschen aus aller Herren Länder und alle haben sie miteinander Spaß und sind unbekümmert.


    Marie ging mit den beiden Herren zu dem Tisch, den Dunja gewiesen hatte.


    Trommelmusik mit Dudelsack, Gejauchze, springende Tänzer, hüftschwingende Tänzerinnen... soviele Dinge, die man auf einmal wahrnehmen musste... Marie wusste nicht, wohin sie zuerst schauen sollte...

    Die 'Meerjungfrau', das hört sich spannend an... *lach


    Marie wollte nicht mehr Trübsal blasen oder an ihre Zukunft denken. Heute Abend wollte sie Spaß haben und alles vergessen. Und wie könnte man das besser als mit ihrer Freundin und zwei sehr netten Herren an ihrer Seite...


    "Auf zur 'Meejungfrau'!"

    Marie deutet an, aufstehen zu wollen.


    "Ich glaube, ich brauche jetzt wirklich etwas frische Luft."


    Sie schaut Dunja an. Ihr taten die Worte leid, die sie so leichtsinnig geäußert hatte; wollte sie ihrer liebe Freundin nicht so hart gemeinte Worte entgegen bringen. Sie war in eine düstere Stimmung gekommen ob des Themas, was gar nicht beabsichtigt war. Marie war wieder bewusst geworden, in welchem Dilemma sie selbst festsaß. Sie hattes so leid, von ihrem Vater wie eine Marionette behandelt zu werden und von anderen so angesehen zu werden, als sei sie nur eine schöne hohle Puppe. Sie fühlte sich momentan so verloren und hoffte, dass ihr die bevorstehende Reise mehr Klarheit / Hoffnung verschaffen würde...


    Marie weiß nur zu gut, dass sie es trotz des kargen Lebens im Kloster besser hatte als andere. Schließlich hatte sie auch ein Stück auf die Welt außerhalb der Klostermauern erhaschen können, als Bettler, Kranke und sehr verarmte Familien ins Kloster kamen, um Hilfe zu erbitten. Sie hatten noch weniger bis gar nichts...

    "Dunja, Du vergißt immer, ich habe den größten Teil meines Lebens im Kloster verbracht. Wir haben dort nur einfach gelebt. Eine Zelle mit einem Bett, einem Nachttisch, einer Truhe. Nicht mal ein Stuhl, keine schönen Kleider, sondern einfache, praktische und kratzende Kleider - im Winter darüber nur einen Kurzmantel und kratzige Socken. Privatsachen durften wir nicht behalten und mussten sie abführen. Flora hat mir heimlich Bücherseiten ins Kloster geschmuckelt, wenn sie zu Besuch war, denn private Briefe wurden vor Übergabe erstmals von der Mutter Oberin gelesen. Von morgens bis abends nur beten und arbeiten. Ich hatte nicht immer so gepflegte Hände. Es gab keine Privilegien dafür, dass Dein Vater viel Geld dem Kloster gegeben hat oder wenn jemand - wie eine "Mitstreiterin" im Kloster - sogar von Adel war. Ich bin erst seit vier Jahren raus aus "dieser Welt".


    Ja, es ist um einiges angenehmer, so zu leben, das will ich nicht abstreiten. Aber wenn man es gewöhnt ist, nichts zu haben, dann stört es einen irgendwann nicht mehr. Hätte mein Vater sich nicht doch noch entschlossen, mich für seine Zwecke einzusetzen, wäre ich wohl doch noch Nonne geworden."


    Traurig denkt Marie an die Zeit zurück. Sie war hart gewesen, besonders zu den kalten Jahreszeiten. Kaum hatte sie etwas anderes als das Innere des Kloster gesehen. Sie fühlte sich wie eine Gefangene... nun war sie in Freiheit - und irgendwie immer noch eine Gefangene - nur auf andere Art.


    Es gibt halt Menschen, die das Glück haben, selbst zu entscheiden - frei von allem. Und es gibt Menschen, die sich nach dem Faden richten müssen, der ihnen vorgesponnen wurde. Und dazu gehörte sie wohl unweigerlich, denn sich gegen ihren Vater aufzulehnen, wagte sie einfach nicht.

    "Du hast ja auch irgendwie Recht, Dunja. Mein Verstand sagt, es wäre besser so zu heiraten, als schlecht darzustehen. Und Eltern wollen sicherlich nur das beste für ihre Kinder. Aber manchmal fragen sie ihre Kinder einfach nicht, was sie wollen oder akzeptieren es nicht, weil sie meinen, alles besser zu wissen. Meine romantische Seite sagt mir wiederum, es muss doch möglich sein, ohne einem anderen Hintergrund als der Liebe in den Stand der Ehe einzugehen - egal, ob man dann arm wäre..."


    Marie überlegt, dass es besser wäre, auch dieses Thema zu wechseln, bevor die Herren sich zu sehr langweilen.


    "Wie wäre es nach dem Essen mit einem kleinen Spaziergang? Etwas frische Luft würde sicherlich gut tun!"

    "Du meinst 'aus Liebe'?! Nach den ganzen Gesprächen mit Tuok und meinem Vater kommt es mir eher so vor, als würde man heutzutage nicht aus Liebe heiraten und wenn ja, zumindest nicht nur. Irgendwelche Geschäfte etc. stecken meist dahinter, auch wenn man es nicht offen ausspricht. Oft habe ich schon feststellen müssen, dass das Hochtspaar eher wie eine Art 'Ware' gehandhabt wurde, um Vorteile zu ergattern aus dieser Beziehung."


    Marie hatte sich mittlerweile abgefunden, jemals aus Liebe zu heiraten. Ihr Vater hatte ihr sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass er eine Liebesheirat nicht gutheißen könnte, wenn sie unter dem war, was er von ihr abverlangte.


    Ihr Blick ging in die Leere und da waren sie wieder, die schönen Augen, die sie immer verfolgten. Sie schüttelte den Kopf, um sie wieder loszuwerden und sagt dann:


    "Aber das ist auch ein Thema, über das man sicherlich die unterschiedlichsten Meinungen haben kann."

    Bei dieser Antwort spürte Marie sofort Dunjas schmunzelnden Blick auf sich. Sie brauchte nicht mal in ihre Richtung zu sehen... und so vermied sie es auch, sie anzusehen...


    "Oh, ich dachte nur, Ihr Herren von Stand werdet bereits früh verheiratet. Ich hörte, bei einflussreichen Familien meist der Politik wegen..."

    Marie ist ruhig geworden, lauscht dem Gespräch der beiden Herren und ißt ihren Teller auf.


    Sie hofft, das das Thema bald wechselt. "Reisen" war ihr doch etwas zu heikel geworden... Noch hatte der Herr Ritter nicht geantwortet auf ihre Frage hin... nun wollte sie es auch am liebsten nicht mehr wissen, nur um das Thema nicht "aufzubauschen". Ihr fiel aber auch nicht ein, wie sie geschickt das Thema wechseln konnte.

    "Lieber Herr Bedevere, Ihr seid jetzt auf dem Weg wohin? Kaotien?"


    Marie war ja nicht neugierig, nur keimte etwas Angst in ihr auf, dass der Ritter - würde er erstmal ihre Geschichte hören - ihr anbieten würde, sie gen Heimat mitzunehmen. Von Kaotien nach Rendor war es ja nicht mehr allzu weit...

    "Nichtstun?! Oje... das bin ich ja gar nicht gewöhnt. Ich habe mir bisher immer was gesucht, und sei es, den Kontor aufräumen, Gartenpflege etc... Hast Du Bücher hier? Vielleicht wäre es mal wieder an der Zeit, eins zu lesen... oder aber...", Marie wendet sich an den Kapitän: "Ihr könntet mich in die "Geheimisse" der Schifffahrt einweihen, lieber Bedwyr. Ihr habt mir zwar schon Einiges erklärt, doch real in Anwendung alles mitzuerleben bzw. eventuell auch etwas selbst mit anzupacken, ist doch was anderes..."


    Doch dann überlegt Marie: "Oder wäre das unschicklich, Dunja?"


    Marie dachte ebenso an das Paar Hosen, die sie gekauft hatte. Sie hatte nie zuvor "Damenhosen" gesehen, geschweige denn getragen. Sie befand sie aber für die Reise auf einem Schiff als "praktisch" und kaufte sie mit einigen anderen Kleidungsstücken bei dem Schneider, den sie in einer kleinen Gasse gefunden hatte. Dunja würde sicherlich herzhaft lachen, wenn sie sie in sowas sehen würde... Marie lachte plötzlich laut auf aufgrund ihrer Gedanken... verduzt wurde sie von den anderen angesehen... Upsss

    "Teils, teils... ich hatte einen Matrosen mitgenommen, der so freundliche war, es mir gleich anzubieten, als ich Dich gesucht hatte und ich Dich nicht finden konnte. Der Arme! Er hatte nicht gewusst, worauf er sich da einließ!" *lach


    Marie zwinkerte Dunja verschwörerisch zu.


    "Mit dem Spanferkel sind auch die anderen Sachen, die ich noch erwartete, angekommen. Ich bin also komplett. Von mir aus kann es jederzeit losgehen," sagte Marie freudestrahlend mit einem Leuchten in ihren Augen.


    Sie war so aufgeregt. "Ihr" Abenteuer würde endlich beginnen... Was sie wohl alles zu sehen begekommen würde... Ihre Gedanken schweiften in die Ferne...

    "Oh, vielen Dank, Herr Bedevere."


    Es wurde aufgetischt. Marie schmeckte das Spanferkel besonders gut, war es doch recht zart und mit einer Honigmarinade und Rosmarin/Thymian-Gemisch gewürzt. Das Schlachtkraut war lange gekocht, hatte eine angeheme Süße und Säure und war zudem mit Speck versehen.


    Nach einiger Zeit fragt Marie:


    "Dunja, wann werden wir denn aufbrechen? Ich glaube, ich habe alles erstehen können in der Stadt, was ich brauche für unsere Reise..."