Während dessen saß Michael de Moriba in seinem Arbeitszimmer über der Korrespondenz, die liegen geblieben war.
Die Geschäfte schienen weiterhin gut zu laufen - zumindest, wenn man den Büchern Glauben schenken konnte. Das machte Michael sehr zufrieden. Zufriedener wäre er jedoch, könnte er sich langsam zur Ruhe setzen, denn auch er wusse, dass er nicht jünger wurde. Hätte er seine neue Gattin nur einge Jahre eher kennengelernt bzw. wäre für eine Ehe bereit gewesen, hätte er vielleicht noch selbst einen Nachfolger zeugen können. Nun aber lag seine ganze Hoffnung in Marie.
Er wusste, was er ihr aufbürdete, musste er aber doch hier egoistisch sein, wenn er wollte, dass seine viele Arbeit einen Sinn hatte. Marie könnte dieses Unternehmen als Frau nicht alleine führen und es sollte im Familienbesitz bleiben.
Dann wurde ihm ein Schriftrolle gewahr, die er noch nicht geöffnet hatte - diese aber ein ihm bekanntes Siegel trug.
Eine Depesche von Tuok. Er bracht das Siegel und las geschwind den Inhalt.
Seine Miene erhellte sich. Tuok berichete ihm, dass seine Tochter Anwärterin zur Hofdame bei der Fürstin Celeste von Kaotien ist und diese zur auf eine Zusage ihrerseits warte. Was für eine Fügung des Schicksals! Marie hatte zwar erzählt, dass sie des Öfteren in der Gesellschaft der Fürstin war - zuletzt sogar als Gesellschaft zu einer Reise mitgenommen wurde, aber nicht, dass sie gebeten wurde, Hofdame bei der Fürstin zu werden.
Er nahm sich vor, noch heute mit ihr darüber zu sprechen, ob vor oder nach dem Essen. Unwillkürlich schaute er auf die Uhr und sah, dass es bereits kurz zuvor war.
Er stand auf und ging in sein Schlafgemacht hinaus, um sich für das Abendessen umzuziehen.
Seine Frau saß am Frisiertisch und schaute in ihr Anlitz. Sie legte gerade eins der Schmuckstücke an, welches ihr Michael nach der Hochzeit schenkte. Er hatte es für sie auf Reisen erstanden und es stand ihr vortrefflich.
Er hatte es nicht fertig gebracht, den Schmuck seiner verstorbenen Frau an seine jetzige zu übergeben und beschlossen, diesen vollständig an Marie zu übergeben, wie er es bereits mit einigen Stücken getan hatte.
Seine Gattin strahlte ihn an: "Mein Lieber - da bist Du ja endlich!"
"Ich war noch im Arbeitszimmer und habe die Korrespondenz durchgesehen. Wie ich hörte, war Marie hier. Es ist schön, dass es Dir wieder besser geht - Du siehst übrigens bezaubernd aus!"
Frau de Moriba stand auf und ging auf ihn zu: "Danke... wie bezaubernd, kannst Du mir ja beweisen..." Sie lächelte ihn verführisch an.
Michael verstand sofort, was seine Frau wollte. "Nicht jetzt, mein Liebling - es ist schon spät. Das Dinner wird bald serviert. Aber stell Dir vor, ich habe Post von meinem alten, lieben Freund Tuok erhalten, der mir berichtet hat, dass Marie Anwärterin zur Hofdame bei der Fürstin Celeste von Kaotien ist. Sind das nicht wunderbare Neuigkeiten!"
Michael sah sie freudestrahlend an, drehte sich dann aber um, um sich einige Sachen aus einer Kommode zu holen, während seine Gattin ihn spöttend anlächelte und erwiderte: "Für wahr, mein Lieber, für wahr..."