Beiträge von Motte

    Dulin prägt sich die Richtung ein und macht sich dann auf den Weg zurück zu ihrer momentanen Unterkunft. Hunger ist fürs vergessen und ihre Gedanken ordnen bereits die Termine des kommenden Jahres und darüber hinaus. Dennoch winkt sie ihrem Schüler zum vorläufigen Abschied noch zu.


    Es ist ganz gut, dass sie vorrausschauend genug war um ihn zu bitten sie zur mitternächtlichen Mahlzeit abzuholen, denn sie ist sich bewusst wie sehr sie dazu neigt die Zeit völlig zu vergessen. Auch hat die Vergangenheit bereits mehr als einmal gezeigt, dass sie über eine Aufgabe die Bedürfnisse ihrer Physis schlicht vergisst. So bemerkt sie kaum etwas von ihrem Umfeld.


    Im Quartier angekommen macht sie es sich zunächst bequem und beginnt dann damit den Plan in den Kristall zu speichern; Tag um Tag, Mond um Mond, Diagnosen für Reisezeiten und deren Varianz, je nach gewählter oder für angemessen erachteter Methodik und Route. Prioritäten und Kategorien, nach fixen unverrückbaren Terminen, Aufschiebbarkeiten und auch eventuelle Verzichte, falls ein höher priorisierter Auftrag Vorrang verlangt. Über diesem Plan, der mehr und mehr an Umfang und Tiefe gewinnt vergisst sie bald die Zeit und kurz darauf auch den Ort ihres Aufenthaltes. Ganz und gar versunken in die Arbeit und mit Geist und Gedanken tief im klaren Gitter der kristallienen Matrix.

    "Magst du micht dann vor dem Mitternachtsmahl abholen kommen? Ich würde die Zeit gerne nutzen um meinen Terminplan zumindest für die absehbare Zeit zu strukturieren und zu speichern", entgegnet sie daraufhin, "Ich möchte das schnell fertigstellen."
    Der Gedanke an Ruhe oder Schlaf sind zwar verlockend, aber sie können und werden warten. Es scheint ihr durchaus angebracht, bereits bei ihrer nächsten Begegnung das geforderte vorzuweisen.

    Auch Dulin weiß wann ein Gespräch beendet ist und sie entlassen ist, also tut sie es dem Wächter gleich und verlässt nach der unvermeidlichen Verbeugung den Raum.


    Schon auf dem Weg nach draußen überlegt sie auf welchem Weg sie ihre "Termine" am besten niederlegt. Aber es gibt wohl nur einen Weg dies hinreichend vollständig zu tun. Sie kramt also in einer der leineren Taschen, die sie immer und stets begleiten und nickt zufrieden, als sie nach kurzem Suchen einen Speicherkristall findet.


    Draußen versucht sie die Zeit einzuschätzen, gibt dies aber schnell auf.


    "Wieviel Zeit haben wir?", fragt sie stattdessen einfach und spielt nicht minder nervös als vor der Begegnung mit dem Kristall.

    "Ja, vai sera Perondae" antwortet sie immer noch sachlich und sowohl den Klang von Skepsis als auch Verachtung absichtlich ignorierend, " mein Lanori ist der Ansichr, dass die doppelte Belastung durch die antropologischen Studien lediglich eine Herausforderung darstellen wird. "

    Dulin versucht derweil ihre Nerven zu beruhigen. Auch wenn sie den Kopf nicht hebt spürt sie den forschenden Blick. Aber sie ist nicht gewillt sich davon durcheinanderbringen zu lassen oder eine unnötige Blöße zu geben. Das ilyrische Protokoll und jahrelange Indoktrination gewinnen schlußendlich die Oberhand. Und so wartet sie, dass die Perondae ihre Musterung abschließt.

    Wortlos und einen halben Schritt hinter Endúneath vollführt Dulin die ilyrische Variante der Respektsbezeugung. Dabei achtet sie darauf die Regeln zu befolgen, welche man sie gelehrt hat. So wartet sie ab, auf ein Knie gesunken, den Kopf gesenkt und die Fingespitzen der Rechten auf dem Boden.

    Nachdem sie sich hinreichend präsentabel fühlt verlässt sie das Quartier und verlässt sich zunächst einmal auf ihre Nase. Von dem Steg vor dem oberen Eingang aus lässt sie den Blick über den Teil der Siedlung schweifen, den sie von dort aus sehen kann.


    Und so macht sie sich auf die Suche nach einem richtigen Abendessen und Endúneath, wobei sie den Verdacht hegt beides recht zeitnah zu finden.

    Dulin beäugt die Kleidung kritisch und schaut an sich herab. Ihre Reisegewänder sind staubig und der Saum hat auch schon sauberere Zeiten erlebt. Also wählt sie den praktischen Weg und nutzt die Gelegenheit für eine Wäsche und schlüpft in die frische Kleidung. Während sie sich um ihre Haare kümmert und bedächtig die Bürste durch die lange Mähne zieht knabbert sie gedankenverloren an dem Inhalt des Tabletts.

    Dulin wählt die hintere der Schlafstätten und verstaut ihr Bündel in der Kiste. Als sie ihre Bücher auf der Ablage niederlegt hört sie die Stimme von draußen. Sie wendet den Blick gerade noch schnell genug um zu erkennen, wie sich jemand vor dem Flechtwerk bewegt.


    "Adelandayu", erwiedert sie schlicht. "Danke für die Aufmerksamkeit."

    Die Elfe wirft einen eher skeptischen Blick auf das Gebilde. Wieder ein Baum. Um nicht sofort eine Entscheidung treffen zu müssen und auch um ein paar Augenblicke Zeit zu gewinnen, die zwischen ihr und dem Betreten des Quartieres liegen verneigt sie sich noch einmal dankend in Richtung der Wächterinnen.


    "Vielen Dank!"


    Damit reist sie sich zusammen und wählt ihrer Neugier folgend den oberen Raum.

    Die kleine Siedlung erinnert sie an ihre Reise nach Tivall und auch an Alagos Fuin. Der noch kleine "Baum" im Zentrum der Siedlung weckt einmal mehr ihre Neugier und auch einen gewissen Grad an Ehrfurcht.


    "Bis gleich!", antwortet sie seinen Abschiedsworten und wendet sich der Wächterin zu. Mit einer stummen Geste erklärt sie ihre Bereitschaft zu folgen.

    Als die Schatten dichter werden und das Licht der Sonne so zu einer angenehmen Dämmerung wandeln lüftet Dulin den schmalen Schleier, mit dem sie ihre Augen verborgen hatte. Je weiter sie der Pfad führt und je dichter der Bewuchs wird hält sie sich näher an ihrem Begleiter als zuvor, immer darauf bedacht ihn so lange wie möglich zwischen sich und den Pflanzen zu halten.


    Auf Endúneath Willkommensworte hin breitet sich ein warmes Lächeln auf ihren Zügen aus. Selbiges gefriert jedoch mit erstaunlicher Geschwindigkeit zu einer neutraleren Maske stiller Höflichkeit, als die Wächterinnen aus den Schatten treten. Wie sie es glernt hat erwiedert sie die Verneigung der Wächterin mit der zu Gebote stehenden Höflichkeit und wartet ab. Es scheint sie nicht zu überraschen, dass sie einmal mehr bereits erwartet werden.