Beiträge von Thraxas

    Thraxas schaute die Geweihte noch einen Moment traurig an, dann seufzte er und sagte mit einem kleinen Lächeln: "Das ist so nicht immer ganz richtig, Frau Alanis! Ein Haus kann sehr gut auf den Trümmern eines anderen errichtet werden, es festigt sogar seinen Untergrund damit. Und so ist es auch mit uns, wenn wir es schaffen, auf dem Fundament unserer Erfahrungen, der Guten, wie der Schlechten, denn beide gehören zum Leben, weiterzumachen und aufzubauen, dann wird unser Haus sicherer als je zuvor."
    Er drehte sich um und sah wieder aus dem Fenster. "Das ist das Schlechte an einem langen Leben, so viele gehen vorher und nicht jeder davon geht, weil er stirbt."


    Einen Moment später drehte er sich wieder um, schaute Alanis an und sagte: "Wir sollten tatsächlich überlegen, was geschehen ist und warum, warum diese Bilder wieder in meinem Kopf waren und mich dermaßen beherrscht haben."

    Ohne zu antworten wandte sich der Landsknecht ab und ging zum Fenster. Eine ganze Weile schaute er einfach stumm hinaus, dann sagte er leise, so das Alanis es gerade noch verstehen konnte und ohne sich umzudrehen: "Ich weiß nicht, ob das wirklich gut ist, Euer Gnaden. Da ist so vieles und so viele habe ich verloren."
    Nachdem er das gesagt hatte, drehte er sich doch um und sein Gesicht war eine Maske voller Trauer und Schmerz.

    Thraxas' Gesichtsausdruck wechselte von kampfbereiter Entschlosseneheit zu tiefer Betroffenheit. Es sah so aus, als wolle er einen Schritt auf die Priesterin zu machen. "Euer Gnaden..." begann er zerknirscht, blieb aber dann doch stehen und die Arme, die schon auf Alanis' Schulterhöhe gehoben waren, sackten herab.
    "Euer Gnaden, verzeiht mir! Ich weiß nicht, was mit mir los war. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Ich kann mir das nicht erklären."

    Thraxas fuhr herum und trat einen Schritt zurück während er den Dolch wieder in die Scheide gleiten ließ. Er legte den Kopf schief und fragte: "Wieso das? Und wenn er nur eine Gefahr für mich darstellt und nicht für euch, was passiert dann?"
    Dann schaute er sich nochmal mißtrauisch um. "Und ihr habt wirklich niemanden bemerkt?"

    Der Landsknecht wandte sich nicht Alanis zu, sondern behielt weiter Tür und Fenster im Augen und bewegte sich so, daß er zwischen diesen beiden und Alanis stand.
    "Bleibt hinter mir, Frau Alanis!" befahl er schroff.
    Dann fragte er zischend: "Habt ihr ihn gesehen, wo ist er hin?"

    Thraxas hielt gehorsam die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Ein, aus, ein, aus. Immer langsamer und ruhiger atmete er und versuchte an etwas Gutes zu denken. Es gelang ihm relativ leicht, dann nahm er etwas Schlechtes dazu und versuchte es aus sich herauszudrängen, das war schon schwieriger.
    Und weiter füllte der Duft des Weihrauchs den Raum.
    Der Landsknecht war vollkommen in seine Gedanken versunken. Plötzlich bemerkte er aus den Augenwinkeln einen schwarzen Schatten. Als er hinsah, war da nichts.
    Atmen, weiter ruhig atmen. Der Duft des Weihrauchs dringt jetzt stärker in die Nase des Landsknechts.
    Leise, schleichende Schritte.
    Wieder ein Zipfel Schwarz am Rande des Blickfelds.
    Worte in einer fremden, unheimlichen Sprache, leise, kaum zu verstehen.
    Dann ist seine Präsenz überwältigend, er muß hier sein.
    Thraxas' Hand gleitet in einer fließenden Bewegung zum Dolch, reißt ihn aus der Scheide, während er selber aufspringt und herumwirbelt, mit einem wütenden Schrei auf den Lippen will er sich dem Feind entgegen stürzen. "Claudius!"


    Seine eigene Stimme reißt ihn aus seiner Trance und er öffnet die Augen. Da ist kein Claudius, nur Alanis und er selbst, mit gezogenem Messer und kampfbereit steht er mitten im Arbeitszimmer der Priesterin und schaut sich hektisch um.

    Thraxas schaute Alanis skeptisch an. "Gut," sagte er aber, "ich werde es gern versuchen. Dann kniete er sich hin, setzte er sich auf seine eigenen Bein, schloß die Augen und begann ruhig zu atmen. Ohne die Augen zu öffnen, fragte er: "Ist das ein bisschen so, wie wenn ich mich in ein Gebet vertiefe?"
    Ruhig atmete er weiter, während der Duft des Weihrauchs langsam den Raum füllte und immer stärker zu riechen war.

    Thraxas betrachtete erst Alanis und dann das Stückchen Kohle skeptisch. "Ist es nicht ein Widerspruch seinen Geist wandern zu lassen und Ruhe in sich selbst zu finden?"
    "Sie wird Weihrauch benutzen." dachte er.
    "Aber es wird anderer sein, als den, den er immer benutzt hat."
    machte er sich in Gedanken Mut.
    "Außerdem braucht sie ihn wahrscheinlich, um meditieren zu können und wenn sie es ohne nicht kann, dann kann sie es mir nicht zeigen." argumentierte er gegen sein unbehagen.
    "Aber gut, schauen wir mal, wie weit wir kommen, euer Gnaden!"
    sagte er dann laut und setzte sich hin.




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    Wieso geht "kursiv" hier eigentlich nur in "Fett" oder habe ich was übersehen?

    "Ehm." machte der Landsknecht. "Ich weiß nicht genau. Ich habe dieses Wort schon einmal gehört. Wenn es die Einheit von Geist und Körper meint, dann benötige ich dazu mein Schwert oder meinen Bidenhänder, manchmal tut es aber auch ein Stock." meinte er unsicher.

    Der Landsknecht tat, wie ihm geheißen und fand sich wenig später im Arbeitszimmer ein. Der Geruch von kaltem Weihrauch lag wieder in der Luft. Bilder blitzten in seinem Geist auf, Bilder, die er hoffte erfolgreich verschüttet zu haben. Energisch schüttelte er den Kopf, zwang sich das Arbeitszimmer zu betreten und legte die Decken vor dem Schrein aus.

    "Gut, wenn euch das gelingt, dann solltet ihr beginnen auch nicht mehr zu eurem Schaden kompliziert zu sein." sagte Thraxas voller ernst, nur um lachend hinzuzufügen: "Wir müssen die Frage nicht diskutieren, Euer Gnaden. Ihr habt das, was ich noch zu beherrschen trachte bereits gemeistert und daher kann nur ich der Schüler sein."

    Der Landsknecht hielt mühelos dem Blick Alanis' stand. "Seine Schwächen zu erkennen, ist der wichtige erste Schritt nicht an ihnen zugrunde zu gehen, aber weitere Schritte müssen folgen.
    Einem Menschen, der durch was auch immer seine Mitte verloren hat, hilft man nicht, indem man ihn wieder in den Zustand vor dem Ereignis versetzt, denn er ist nicht mehr dieser Mensch. Er ist ein anderer Mensch und hat also auch eine andere Mitte, er muß akzeptieren, das er sich neu auf die Suche machen muß, aber er muß sich nicht mit dem neuen Zustand abfinden." Der Landsknecht hatte sich bei diesen Worten ebenfalls über den Tisch gebeugt, um Alanis in die Augen zu schauen, jetzt lehnte er sich wieder zurück und fragte schmunzelnd: "Seid ihr so kompliziert, daß ihr mich töten oder mir ernsthaft wehtun würdet, wenn ich etwas sage, was euch nicht paßt euer Gnaden? Wenn nicht, dann hatte ich schon kompliziertere Bekanntschaften."

    "Aber das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages!" Thraxas klang ehrlich entsetzt. "Wie bewältigt ihr nur den Tag ohne ein kraftspendendes Frühstück?"
    Dann wandte er sich dem zweiten Teil von Alanis' Aussage zu. "Ihr kämpft heute noch mit einer lange zurückliegenden Sache und eure Kräuter helfen euch nicht lange." wiederholte er. "Euer Gnaden, ihr braucht mich nicht, um aus dem Gleichgewicht zu geraten, ihr habt es noch nicht wieder gefunden. Solltet ihr den Wunsch verspüren es wiederzufinden, dann werde ich euch dabei gerne behilflich sein, wenn ihr soweit seid."
    Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. "Und bis es soweit ist - oder ich wieder aufbrechen muß - werde ich auf euch aufpassen, denn ich weiß, ihr könnt das nicht alleine und eben habt ihr es zugegeben."

    Bei der Erwähnung Borons verzog Thraxas ein wenig das Gesicht. "Wenn ihr den Namen, des stillen Herrn etwas weniger laut und offensiv aussprechen könntet, wäre ich euch dankbar, denn es könnte ja sein, daß er dann so richtig auf einen aufmerksam wird und das will beim Herrn des Todes keiner."
    Dann lächelte er wieder. "Ja, Bishdariel ist der Traumbote und er gehört zum stillen Herrn, der ja auch der Herr des Schlafes, Vergessens und des Rausches ist."
    Er verteilte die Schüsseln, die er zuvor gefüllt hatte. "Ich hoffe, diese Art Frühstück sagt euch zu!
    Warum schlaft ihr wenig bis schlecht; Euer Gnaden? Gerade ihr als Heilerin und Kräuterkundige solltet wissen, was Abhilfe schafft."

    Thraxas stellte heißen Haferbrei, Honig und Nüsse auf den Tisch. "Ich schlafe in der Regel traumlos, da Phex und nun auch noch die Silberne mich überreichlich beschenkt haben, ist mir Bishdariel wohl nicht mehr wohl gesonnen. Man kann eben nicht von jedem Gott die volle Aufmerksamkeit bekommen." sagte er lachend.


    "Und ja, ich habe recht gut geschlafen. Ich hoffe, ihr auch!"

    An diesem Morgen blieben Alanis diese Dinge alle erspart. Es drang sanfter Lichtschein aus der Küche und als sie sie betrat bemerkte sie den Kessel mit Wasser, der schon über dem Feuer hing. Jetzt konnte sie auch das Geräusch von draußen, welches sie bisher eher am Rande registriert hatte zuordnen. Es hörte sich an, als hackte da jemand Holz.


    Kurz nachdem die Priesterin die Küche betreten hatte kam der Landsknecht ebenfalls in den Raum. Auf dem Arm hatte er eine Fuhre Holzscheite. "Praios zum Gruße, Frau Alanis! Ich hoffe, ich habe euch nicht geweckt!" sagte er gutgelaunt.

    "Ich hoffe, das ist gut!" lachte der Landsknecht.
    "Nun sollte ich zumindest ins Bett gehen und ihr vielleicht auch, Euer Gnaden, denn ihr seht doch sehr müde aus." teilte Thraxas seine Beobachtung mit.
    Zwischenzeitlich war die Küche soweit aufgeräumt und deshalb konnten sie getrost schlafen gehen.
    Der Landsknecht erhob sich und sagte: "Gute Nacht, Frau Alanis! Mögen euch Marbos Arme sanft umfangen und Bishdariel euch schöne Träume senden1"
    Dann wandte er sich zum gehen und strebte seinem Zimmer entgegen.

    Thraxas nickte. "Ja, ich bringe nur Heilungen mit dieser Gabe in Verbindung. Ich will euch einige Beispiele geben." sagte er und erzählte dann von dem Zwerg, dem er und Tomori auf ihrer Reise in den Kosch noch vor dem ehernen Schwert aus einer misslichen Lage befreit hatten. Der Zwerg war in einer dunklen Gasse in einen Hinterhalt geraten und bereits schwer verwundet, die beiden Gefährten kamen hinzu und konnten die Angreifer töten oder vertreiben, der Zwerg lag da ob seiner schweren Verwundungen eigentlich schon im Sterben. Tomori hatte gemeint, ihre Magie würde ihm nicht helfen können, denn der Schock, der dabei entstünde würde ihn wohl töten. Thraxas hatte nicht akzeptiert, daß er nichts mehr tun könne und den Zwerg operiert. Zuerst hatte Tomori halbherzig assitiert, aber je länger die Operation dauerte desto weiter war sie zurückgewichen. Thraxas hatte einige Stunden operiert, war aber dermaßen konzentiert, daß er die vergehenden Zeit und Tomoris Rückzug nicht bemerkt hatte.
    Später hatte er die gute Konstitution des Zwergen für den Erfolg verantwortlich gemacht.


    Die nächste Geschichte handelte von Thure, diese kannte Alanis aber schon in groben Zügen und deshalb hielt er sich kurz.
    Noch einige weitere Heilungen waren denkwürdig gewesen, die Ruras nachdem die Dunkelelfen sie in die Finger bekommen hatten und noch zwei, drei weitere, bei denen die Wunden unerklärlicherweise nur noch sehr wenig bluteten, sobald Thraxas' Hände die Verletzten berührt hatten.


    Zum Schluß berichtete er von den Spiralchaoten, die er vor dem Silbernen Tor heilte, weil niemand ihnen helfen wollte und Tomori ihn gebeten hatte, weil sie sonst Magie zur Heilung wirken wollte, was Thraxas nicht hatte zulassen wollen, weil er glaubte, die Magie führe sie wieder näher zum Chaos.
    Diese Spiralchaoten hatten während seiner gesamten kurzen Behandlung auf dem Feld geschrien, als litten sie große Schmerzen, insbesondere Nuquerna, die gefallene Elbe und Thraxas Todfeindin.
    Nunja, er war mit allen nicht zimperlich gewesen, aber so große Schmerzen hätten sie nicht haben dürfen.


    "Bei allen diesen Heilungen hatte ich die Silberne im Geiste, habe aber nur bei einigen in Gedanken oder in Worten um ihre Hilfe gebeten. Auch war ich nach den Heilungen unterschiedlich stark erschöpft. Am meisten bei dem Zwerg und später dann bei Thure. Diese beiden waren wohl auch dem Tod am nächsten." schloß er die Erzählung ab.

    Zu Alanis erster und letzter Bemerkung schmunzelte Thraxas. "Wir werden sehen, wie gut oder schlecht ich für euer Gleichgewicht bin, Euer Gnaden. Natürlich hoffe ich, gut für euch zu sein!" entgegnete er.
    "Es wäre schön, wenn ich beim nächsten Fest euren Meister mal kennenlernen könnte. Aber jetzt ist das unwichtig. Ich teile seine Meinung, daß es hilfreich sein kann, Dinge vollständig zu verstehen, wenn man sie erklären muß."

    Thraxas lachte. "Und sicher wären sie begeisterter über einen jüngeren, formbareren Eleven."
    Dann grinste er breit und setzte hinzu: "Und ob ich wirklich dazu tauge, euch eure Mitte finden zu lassen, wird sich erst noch weißen müssen. Ich hoffe, ich bewirke nicht das Gegenteil!"