Beiträge von Thraxas

    Erstaunt zog der Landsknecht eine Augenbraue hoch. Währenddessen nutze Bergfuß die Nähe der Priesterin um den Korb anzustoßen, schnaubte zufrieden als einige Äpfel herausfielen und schnappte schnell nach einem von denen, die den Boden schon erreicht hatten.


    Thraxas lachte laut auf. Befahl seiner Stute dann mit einem einzigen Wort an Ort und Stelle zu bleiben und half die Äpfel aufheben. "Verzeihung, Frau Alanis! Ich hätte noch erwähnen sollen, daß Bergfuß nicht nur launisch, sondern auch äußerst gewitzt ist." lachte er.


    Nachdem er sich beruhigt hatte, lächelte er und sagte: "Euer Gnaden, ganz allgemein gesprochen, wenn ich irgendwann eine Frage stellen sollte, die ihr nicht beantworten wollt, dann verstehe ich das gut und bitte euch mir das dann einfach zu sagen." Und schon schloß er eine Frage an: "Und was hat euch dazu gebracht euren Lebenswandel zu ändern?"

    "Das kann ich natürlich tun." erwiderte Thraxas. "Aber zuerst bringen wir meine Sachen zu euch, dann mache ich mich auf den Weg. Ich hoffe nur, daß Bergfuß sich bei den Bauersleuten benimmt. Ich werde ihm gleich mal gut zureden." seufzte der Landsknecht.


    "Was ist denn eigentlich zwischen euch und der Frau Urschel vorgefallen, daß ihr beiden euch so gar nicht mehr mögt?" fragte er dann.

    Als Bergfuß Frau Urschel erblickte rollte er etwas mit den Augen und legte kurz die Ohren an. Als ihm dann aber der Apfelduft aus Alanis Korb in die Nase stieg und er dann auch noch einen der Äpfel näherkommen sah wurde er lammfromm, stiebitzte den Apfel sehr vorsichtig von Alanis Hand und fraß ihn genüßlich, während Thraxas ihn aus der Box führte - nicht ohne vorher der Stute eine Möhre gegeben zu haben.
    Die Wirtin wich noch weiter zurück, als Bergfuß die Box verließ und sah fast flehent zum Landsknecht. Dieser nickte ihr zu und sagte: "Danke, Frau Urschel, ich denke, wir kommen hier allein zurecht."
    Ohne ein weiteres Wort verließ die Frau schleunigst die Scheune. Der Landsknecht grinste breit und belud die Tiere. In wenigen Augenblicken war alles verstaut und es konnte losgehen. Thraxas hatte Bergfuß an der Braunen Sattelhorn gebunden, so das Alanis kein Tier führen mußte.
    "Geht voraus, wir folgen dann." sagte der Landsknecht freundlich.

    "Ach eigentlich gleich nur mit Frau Urschel das Bündel auf Bergfuß laden." lachte der Landsknecht. "Ob Ihr dabei gebissen werdet muß sich dann noch zeigen. Am Besten ihr bestecht das Tier erstmal mit einem halben Apfel, denn er ist so launisch wie seine einstige Besitzerin."
    Dann hatten sie den Stall auch schon erreicht und betreten. Thraxas hielt auf eine BBox mit zwei Tieren zu. Einer braunen Stute und einem grauen Maultier mit zotteliger Mähne.
    "Darf ich vorstellen, Frau Alanis, meine Braune und Bergfuß!"

    Thraxas kam bald die Treppe herunter, wechselte noch kurz ein paar Worte mit der Wirtin und Alanis hörte, daß die Frau sich überschwenglich von Thraxas verabschiedete und ihm versicherte, hier sei immer ein Zimmer frei, wenn er nochmal einkehren wolle.
    Dann trat der Landsknecht breit grinsend vor die Tür, beladen mit Satteltaschen, einem Zweihandschwert und einer Armbrust, gefolgt von Frau Urschel, die ein weiteres großes Bündel trug strebte er dem Stall entgegen.
    "Einen kleinen Moment, ich bin gleich soweit oder wollt ihr mir im Stall helfen?" fragte er im Vorbeigehen.

    Auch Thraxas hatte die Wirtin freundlich gegrüßt und sagte dann auf Alanis' Erklärung und mit einem Seitenblick auf die Wirtin: "Ich glaube, ich verstehe.
    Aber auch ich hätte es sicher vorgezogen ein eigenes Haus zu haben, wenn ich länger an einem Ort verweilen würde, in den eigenen Wände kann man sich ganz anders entfalten."
    Er wandte sich ab und strebte zur Treppe, über die Schulter sagte er: "Ich hole nur schnell meine restlichen Sachen und dann holen wir die Tiere aus dem Stall."
    Und schon war er die Treppe auch schon halb hinauf.

    Thraxas lächelte bei der Reaktion der Bäuerin auf seine Erscheinung und bei ihrem Vorschlag wurde sein Lächeln noch breiter, ersparte es ihm doch die schwere Feldarbeit. "Gern, werde ich das tun." erwiderte
    er daher schnell. "Und ich werde natürlich zusätzlich für das Futter der Tiere zahlen, da kannst Du mir dann ja heute abend oder morgen einen Betrag nennen, Frau Nieselitz!"

    Thraxas gefiel es nicht, dass Alanis sich vom Dienst im Hospital freistellen ließ, aber sie hatte seinen Einwand abgewehrt. Der Landsknecht war fest entschlossen dann später seine Dienste dem Hospital anzubieten, um diese Zeit auszugleichen.


    Jetzt bewegte er sich über den Markt und schaute sich die verschiedenen Auslagen an. Den Haupteinkauf erledigte er dann tatsächlich am Stand des Waisenhauses. Als er fertig war schlenderte er ziellos weiter, da sie keinen Treffpunkt ausgemacht hatten. Allerdings machte er sich wenig Sorgen, dass sie sich nicht wiederfinden würden, da der Markt nicht so groß war.
    Und kurz darauf bemerkte er Alanis, vertieft in das Gespräch mit einer älteren Frau. "Guten Tag!" sagte er.

    "Verz..." begann der Landsknecht, endete aber abrupt als er merkte, dass er sich erneut entschuldigen wollte.
    "Ich halte es aber für erforderlich auf eure Befindlichkeiten zu achten, wie ihr versuchen solltet auf meine zu achten, denn wir werden ein paar Tage zusammen verbringen." Thraxas lächelte. "Ich denke, dass wird klappen, denn auch ich sage, was ich denke und halte durchaus aus, wenn ihr mir etwas Unangenehmes sagt. Und ich schätze es so ein, dass wir uns beide nicht absichtlich mit Worten verletzen wollen. Nun lasst uns weitergehen und die Dinge regeln, die uns von dem eigentlichen Grund meines Hierseins ablenken." Bei seinen nächsten Worten blickte er wieder zu Boden. "Denn noch habe ich den Mut mich dem zu stellen, aber ich weiß nicht wie lange noch."

    Der Landsknecht hatte den Blick des Bauern bemerkt, störte sich aber nicht daran, er war es gewohnt überall wo er hinkam angestarrt zu werden. Seine Kleidung war für so gut wie jeden ungewöhnlich, die bunten Farben, der Schnitt und die provokativen Elemente waren doch so anders als das was der brave Landmann oder Handwerker trug, dass er immer die Blicke auf sich zog. Dazu die zahlreichen Federn am Hut, sein bestimmtes Auftreten und seine Haltung taten ihr übriges.
    Überrascht schaute er Alanis an und schien schon wieder betroffen. "Aber...aber, wenn ihr Nachtdienst hattet, dann solltet ihr jetzt Ruhen, dann bin ich doch ungelegen gekommen."
    So herrisch und bestimmend er auftreten konnte, so sehr versuchte er eine Verärgerung von Menschen zu vermeiden, die er achtete.

    Der Landsknecht hob den Kopf und lächelte ein wenig. "Das hoffe ich sehr, Frau Alanis!" entgegnete er. "Später könnt ihr mir vielleicht erklären, warum ihr weniger optimistisch seid als ich und ob ich zu optimistisch bin."
    Dann schaute er aufmerksam zum näher kommenden Karren und trat vom Weg, um ihn passieren zu lassen.

    Der Landsknecht bemerkte sehr wohl Alanis BItterkeit, sie war zu offensichtlich in ihrem Gesicht und in ihrer Stimme, als das sie seinem, durch Jahrezehnte der Verantwortung für ihm unterstellte Männer und Frauen, geschulten Blick und Ohr hätte entgehen können und er war zutiefst betroffen. Er blieb abrupt stehen und seine Betroffenheit war ihm deutlich anzusehen. Schnell versicherte er: "Ich habe es wirklich nicht böse gemeint, Frau Alanis! Auch in eurer Gegenwart fühle ich meiner Gabe nicht würdig und ich weiß auch nicht, ob man die Schwester wirklich beneiden muß. Unsere Leben haben uns so geformt, wie die Götter es für uns bestimmt haben. Wenn wir alle wie Schwester Lora wären, so wäre das sicherlich auch nicht nur von Vorteil.
    Und wenn wir alle unsere Idole mit Leichtigkeit oder auch nur irgendwann erreichen könnten, nach was sollten wir danach streben? Ist es nicht gut jemanden zu haben, den man für Besser hält, so daß der Hochmut im Zaum gehalten wird und wir einen Ansporn haben, jeden Tag?"
    Thraxas hatte schnell geredet, einfach das, was ihm in den Sinn gekommen war und senkte jetzt betreten den Blick. "Bitte verzeiht mir euer Gnaden, wenn ich an einer Wunde rührte!"

    Thraxas schwieg eine ganze Weile. Als Alanis schon glauben musste er wolle gar nicht antworten, sagte er: "Schwester Lora wäre unter anderen Umständen die näherliegende Wahl gewesen, da habt ihr sicher recht. Aber Schwester Lora lebt in Kargath und nach Kargath zu gehen ist für mich aufgrund eines Urteils des Königs fast unmöglich. Ich darf dorthin, aber im schlimmsten Fall müsste ich dann vielleicht alles verraten woran ich glaube oder tun was ich für richtig halte und mich danach einem neuen Verfahren stellen.
    Aber noch aus einem anderen Grund ist es vielleicht besser hier bei euch zu sein, wir beide sind Feldscherer, wir haben beide schon Dreck gefressen, wie es bei uns heißt, dies verbindet uns. Schwester Lora wirkt so rein, in ihrer Gegenwart fühle ich mich, nunja unwürdig. Und von dem, was ich bisher von euch weiß, glaube ich, seid ihr mir ähnlicher als Schwester Lora. Betrachtet dies aber bitte nicht als Anmaßung oder Beleidigung!"

    Thraxas lächelte verschmitzt. "Ich bin gerne hier. Wenn auch der Anlass ein anderer sein dürfte."
    Sein Lächeln schwand und er setzte hinzu: "Ich verstehe, was ihr meint, aber ihr seid nicht mehr 20 und deshalb habe ich euch heute nichts mehr voraus."
    Jetzt lächelte er wieder. "Hoffentlich habt ihr es durch unser beider Lebenserfahrung einfacher!"

    Thraxas lächelte Alanis an, antwortete aber nicht direkt auf ihre Frage, sondern sagte: "Ich glaube nicht, dass der Hund einen schlechten Geschmack hat."
    Dann schaute er wieder nach vorne und sein Blick wurde nachdenklich.
    Erst nach einigen Augenblicken sprach er weiter.
    "Ich habe keine genaue Vorstellung, eurer Gnaden. Die Silberne selbst hat mir nahegelegt" - er betonte das Wort seltsam - "meine Gabe so ausbilden zu lassen, dass ich sie kontrollieren kann, keinen körperlichen Schaden mehr nehme, wenn ich sie anwende und auchniemand anderen ausversehen schädige."
    Dann wandte er ihr den Blick wieder zu und fragte verwundert: "Aber warum glaubt ihr, ich hätte euch irgendetwas voraus, Meisterin? Ihr habt eure besondere Gabe gemeistert, mir wurde sie gerade erst offenbart."

    "Oh, gut!" antwortete Thraxas. "Wenn die Frau auf dem Markt ist, ist dies sicher der beste Weg."


    Als er das Bellen vernahm wirbelte er herum und spannte sich an. Als der Hund sich dann aber friedlich verhielt entspannte er sich, hielt sich aber zurück. "Das Tier scheint euch sehr zu mögen. Füttert ihr ihn hin und wieder?"

    Thraxas drehte sich zu Alanis um. "In..." unserem Haus im Kosch, wollte der Landsknecht spontan antworten, aber dieses Haus gab es ja nicht mehr. Er hatte es vernichtet. Und auch ein uns gab es nicht mehr, sie hatte sich auf radikale Weise anders entschieden. Kurz huschte ein Schatten über seine Züge, dann aber lächelte er Alanis wieder an und sagte fast heiter: "Ich wohne dort, wo ich gebraucht werde oder auch nur dort, wo meine Tagesreise endet."

    Thraxas folgte Alanis und blieb dann etwas seitlich der Zimmertür stehen. "Maronen und Äpfel ergeben eine gute Füllung." meinte er. Überlegte kurz und ging dann schoneinmal nach draußen in den Garten und betrachtete die Kräuter, die Alanis angepflanzt hatte.

    Thraxas lachte. "Pilze, so denn hier auch gerade Pilzzeit ist und feines Wurzelgemüse. Wollt ihr eine Suppe vorher, dann könnte ich da etwas aus Kürbis zubereiten.


    Aber sicherlich ist entscheidender, was ihr im Haus habt oder was wir noch bekommen können."


    Dann schickte sich der Landsknecht an die Treppe herunter zu gehen und meinte: "Aber das könnten wir ja vielleicht auch auf dem Weg besprechen."