Beiträge von Jyla Windgeflyster

    Das lässt sich der Kleine auch gerne gefallen.
    Irgendwann schaut er aus dem Fenster, durch das ein klarer, sonniger Herbsttag zu sehen ist. Wer weiß, vielleicht einer der letzten, bevor Regen und Kälte es bald ungemütlich draußen werden lassen...
    "Koda ei?" fragt der Kleine.
    Wie es mit den Wölfen bei Erin ist, lässt sich Broin gerne von Tieren ablenken. Seine größte Freude ist es, wenn Tara ihn auf der Kutsche mitnimmt oder Lira ihn mal vor sich auf der Stute sitzen lässt. Ansonsten rennt er hinter jedem Tier her, das er sieht und ruft "Ei!". Nur in letzter Zeit muntert ihn das nicht immer auf, es ist aber immer noch ein gutes Mittel...

    Broin führt Tara in das Zimmer, das Jyla bewohnt, wenn sie in Amonlonde ist.
    Vor Jahren war sie eines Tages dort zunächst für eine Weile eingezogen, unglaublich dankbar für die freundliche Aufnahme durch Tara.


    Nun präsentiert sich der Raum noch immer als helle Kammer mit Bett, Tisch und Schrank, doch es sind auch persönliche Gegenstände der Halbelbe eingezogen, die zeigen, dass sich hier jemand 'zu Hause' fühlt.
    Von den Kindern gefertigte Bilder und Basteleien hängen an den Wänden und von der Decke, die Utensilien zur Heilkräuteraufbewahrung und -verarbeitung stehen auf einem Teil des Tischs und dem Fensterbrett, Schreibmaterialien - Papier, Feder und Tintentöpfchen nehmen einen anderen Teil des Tisches ein. Es stehen Kerzen an verschiedenen, strategisch günstigen Positionen. Sorgsam in Lederbahnen gewickelte Bücher stehen und liegen herum. Schaffelle im und ums Bett zeugen von einer Gemütlichkeit-liebenden Person, Spielzeug und Babyutensilien, wie z.B. saubere Stoffwindeln und Tragetücher, verraten die Mutter. Die Tin-Whistle und die Holz-Whistle stehen in einer Tontasse. Eine Tasche hängt über der Stuhllehne, ein Winterumhang - über das Fußende des Bettes geworfen - sieht aus, als komme die Bewohnerin des Zimmers gleich zurück.
    Doch wer weiß, wonach er suchen muss, sieht, sie ist für länger weg. Ihr Schmuck ist nicht da - insbesondere die Holzkette, die die Kinder für sie gemacht hatten, ihr Reisebesteck, das große Kräuterbuch, ein Großteil ihrer Sommerkleidung, ihr Tagebuch, die Lieblingsschreibfeder, die Beutelchen, die sie immer am Gürtel trägt - all das fehlt.


    Inmitten dieser Flut von Erinnerungen an seine Mama steht Broin und streichelt verloren über ein Blätterkunstwerk vom vergangenen Herbst...

    Broin schaut zu der Frau hoch, die für ihn schon fast Mutterersatz ist (von Yael mal ganz zu schweigen). In seinen Augen und auf seiner gerunzelten Stirn spiegelt sich die Frage, die er schon nicht mehr wörtlich zu stellen braucht: 'Wann kommt Mama?'
    Und so bleiben seine Lippen fest zu einem Strich zusammengepresst...

    Plötzlich wird es in der Stube stil. Von Weinen und Schlafmangel erschöpft ist Erin in Liras Armen eingeschlafen.
    Der verstörte Broin kommt in die Küche und kuschelt sich wortlos in Taras Arme.

    Es ist Herbst.
    Seit den Vorfällen auf Quantarameira sind Broin und Erin quasi Halbwaisen. Und als wäre das nicht schon schlimm genung, ist auch ihre Mutter seitdem verschwunden.
    Nachdem sie, noch vollkommen paralysiert, in Begleitung von der Händlerin Fiona Krambambuli zu den Dracheninseln aufgebrochen war, hatte niemand mehr etwas von ihr gehört.
    Den Bewohnern des Hauses und allen 'anderen Babysittern' fällt es schwer den zunehmend quengeligen Kindern diesen Umstand zu erklären - weiß doch niemand, was mit Jyla passiert ist, nachdem sie Quantarameira verlassen hatte.


    Es ist kurz nach Mittag. Den ganzen Morgen schon hat nichts die kleine Erin beruhigen können, die seit dem Aufwachen weinend nach ihrer Mama gefragt hatte. Nicht einmal etwas zu Essen hatte sie gewollt. Alle machen sich Sorgen, das Kind sieht durch von Albträumen verursachten Schlafmangel, Essensverweigerungen und das viele Geheule abgehärmt aus...
    Auch Broin ist in den letzten Mondumläufen ungewohnt ernst und nachdenklich für sein Alter. Macht selbst er sich schon Sorgen um seine kleine Schwester?
    ...

    Jyla schaut Tara verwirrt an:


    "Woher weisst, du, dass sie nach Talosia unterwegs ist? Und wieso ist sie dann überhaupt 'unten'?"


    Jyla betont das Wort, so dass klar wird, dass sie nicht genau weiß, WAS 'unten' überhaupt sein soll...

    Auch Jyla schreckt auf. Was war denn nun los...?... so spät noch...?


    Endri richtet sich auf, macht einen Buckel und sträubt ihr Fell. Sie mag unerwarteten Trouble (ausser den, den sie selbst verursacht) nämlich gar nicht.



    Erwartungsvoll schauen alle zur Türe...

    Die Tür schiebt sich einen Spalt weiter auf und mit einem ganz leisen Begrüßungs-Geplapper wuselt Endri in den Raum.
    Glücklich in die Runde "labernd" kuschelt sie sich irgendwo hin, schließt die Augen und vibriert still vor sich hin. (komisches Vieh; schnurrt tonlos)
    Jyla schaut sich das Wesen an und schüttelt wieder einmal den Kopf. Wo auch immer Endri hergekommen war, ganz zu schweigen von dem Rätsel ihrer Art und Rasse, irgendwie passte dieses lustige Tier ganz gut in dieses Haus. Bisher hatte sich niemand näher mit den Fähigkeiten Endris beschäftigt - wenn man von Lex mal absah, der Endri und ihre Eigenschaften vermutlich besser kannte, als irgend jemand sonst.


    Aber irgendwie ist die Stimmung zu gemütlich um sich jetzt über Endris oder irgend etwas anderes den Kopf zu zerbrechen....

    "Das trifft sich gut, ich möchte ohnehin ein bisschen machen, um was mit nach Quantarameira zu nehmen, die Arnika in unserem Garten hier blühen schon so schön-"


    Sie stockt und überlegt kurz...



    "Obwohl... wenn ich noch ein bisschen warte, blühen die Ringelblumen auch und dann kann ich die beiden kombinieren..."


    Leise vor sich hinmurmelnd kombiniert Jyla im Geiste verschiedene Heilpflanzen und auch die ein oder andere Komponente für angenehmen Duft oder Entspannung....


    "... Rosenblütenblätter... könnte man... müsste gehen... die Kamille.... nicht zu viel... [usw.]"

    "Woher kommen sie denn? Wenn du zu viel gesungen oder gesprochen hast, kann einfacher Himbeer- oder Brombeersaft Wunder wirken. Bei Erkältungshalsschmerzen gibts verschiedene Sachen - Malven- oder Kamillentee oder heißer Zwiebelsaft mit viel Honig."


    Als sie sieht, wie Tara das Gesicht verzieht muss sie grinsen.


    "Schau nicht so! Es schmeckt tatsächlich besser, als es klingt. Und wenn du zwei- dreimal am Tag eine Tasse trinkst, ist der Halsschmerz schnell weg und du beugst sogar Husten vor."


    Sie überlegt kurz:


    "Ich hab noch eine gute Mischung da, das geht schneller, als jetzt Zwiebeln zu matschen. Wenn du den Tee mit Honig süßt, hast du auch schon eine gute Wirkung. Ich hol schnell was!"


    Sie wuselt aus dem Zimmer, hoch in ihr Zimmer und schaut dort einige dunkle Gläser durch, die in einem Regal in einer dunklen Ecke stehen durch. Sie greift sich das Glas mit der Beschriftung "Malve, Huflattich, Spitzwegerich"...

    Es ist ein ruhiger Abend im Haus.
    Jyla war auch heute wieder mit allen Kindern draussen - sie waren mit dem neuen Bollerwagen im Wald und haben Waldmeister für eine Mai-Bowle gesammelt. Irgendwann haben die Kids angefangen, den Bollerwagen mit Grashalmen und Blümchen zu schmücken. Das gefiel allen so gut, dass zurück beim Haus alte, bunte Tuchfetzen genommen wurden, und damit die biologische Deko durch eine dauerhafte ersetzt wurde. Skoda durfte die Reste fressen und war auch glücklich.
    Nun wird es langsam dunkel draussen, die Kinder liegen müde vom langen Tag in ihren Betten, und die Erwachsenen (einschließlich Lira) sitzen noch gemütlich in der Stube beisammen....

    Jyla und ihre beiden Kinder schlendern über den Markt. Sie sind auf der Suche nach einem Bollerwagen, lassen sich aber Zeit, mal hier und mal da zu schauen. An einem Stand mit Gebäck ersteht die Halbelbe für ihre kleinen ein paar Kekse, die sie beim weiteren Rundgehen zwischen den Händlern an sie verteilt. Gefällt einem der Kinder etwas besonders, bleibt der kleine Tross stehen und schaut es sich näher an.
    Irgendwann ersteht Jyla für Broin noch eine große, bunte Holzkugel und für Erin ein weiches Schnufffeltuch, was die kleine zu Entzückensquietschern veranlasst.
    Dann machen sie sich auf zum Wagner, bei dem sie für ein kleines Geld, das Jyla ihrem Sparbeutel für diesen Zweck entnommen hat, einen leichten Bollerwagen in Leiternoptik kaufen.
    Jyla setzt die vollkommen begeisterten Kinder in das Wägelchen, stopft diesen mit ihrem Umhang aus (langsam wirds eh warm) und alle verabschieden sich von dem Händler mit freundlichem Winken.
    Dann gehts zurück durch die Siedlung zu Taras Haus...

    Irgendwann tauchen auch Jyla und ihre Kinder auf, frühestücken in gesellig-freudlicher Runde und machen sich dann zum Aufbruch bereit.
    Jyla bietet allgemein für "eventuelle Eventualitäten" ihre Hilfe an (und weiß, dass Kassi sich nicht scheuen wird, darauf zurück zu kommen, sollte es nötig werden) und fragt dann, ob sie noch etwas vom Markt besorgen soll, bevor sie den Rückweg zu Taras Haus antritt.



    ....




    Schließlich gibt es ein herzliches Umarmen-Knuddeln-undsoweiter, und die kleine Sippe Windgeflyster macht sich auf den Weg gen Markt, um den für den Vortag geplanten Bollerwagen-Einkauf nachzuholen.......