Beiträge von Diadra

    Alina blickte Lily überrascht an.


    Nein, die meisten Leute finden es gut, dass die Künstler aus verschiedenen Provinzen stammen. Das ist schließlich das Konzept, das auch hinter Renascân steckt.´


    Sie kräuselte ihren Mund etwas geheimnisvoll und zog beide Augenbrauen hoch.


    Nein, es hat wohl eher damit zu tun, dass Frau Diadra von vielen fremden Leuten gesucht wird. Sie kommen in den Laden, fragen nach ihr, und hasten wieder hinaus, wenn ich ihnen sage, dass sie verreist ist. Schon komisch...

    Sie glauben, dass etwas Seltsames hier vorgeht. Deshalb kommen sie nicht rein...


    Alina blickte Lily noch etwas skeptisch an.


    Wieso musste ihr jemand helfen? Sie konnte den Laden auch ganz gut alleine führen. Doch Diadra hatte in ihren Briefen an sie diesen Wunsch geäußert, und das respektierte Alina - wenn auch widerwillig.


    Sie ging an ein paar Regale und räumte Bilder um. Zugegeben, gut gelaufen war der Laden nicht. Wahrscheinlich hatte es sich doch rumgesprochen... aber wer sollte schon davon wissen?

    --am nächsten Morgen--


    Die Sonne war schon lange augegangen, das Treiben in der Siedlung nahm beständig zu und alle Geschäfte hatten geöffnet...


    Nur Diadras Laden blieb seltsamerweise geschlossen, ohne eine Ankündigung an der Tür.


    "Seltsam, seltsam," dachte sich der eine oder andere, der vorbei lief. "Erst verschwindet die Besitzerin, und nun macht der Laden noch nicht einmal auf. Soll das einer verstehen?!"

    -einige Wochen nach Diadras Abreise--


    Alina betrat den Laden am frühen Morgen, da vom vorherigen Abend noch viel Arbeit liegengeblieben war. Bald schon müsste eine neue Lieferung von der Insel eintreffen, mit Gemälden, die Frau Diadra äußerst wichtig waren, wie sie mehrfach betont hatte.


    Sie öffnete die Türe, und blieb wie angewurzelt stehen. Im Eingangsbereich lag eine Papierrolle, zusammengehalten von einer rot-schwarzen Schnur. Alina hob die Rolle auf, öffnete sie, und begann zu lesen.


    Oh nein... Nicht schon wieder!

    "Lieber Emerald,


    drei Wochen sind seit meiner Abreise aus Renascân vergangen, und ich bin inzwischen sicher in Rakutien angekommen. Euch davon zu informieren, ist der Hauptgrund für diesen Brief. Auch wollte ich Euch erläutern, was zu meinem überhasteten Aufbruch geführt hat. Leider hatten wir bei unserem Treffen keine Gelegenheit für ein langes Gespräch.
    Ich weiß nicht, ob Ihr Euch vorstellen könnt, wie es ist, als verlorenes Kind "heim" zu kehren. Zwei Menschen kennen zu lernen, die sich als Vater und Mutter bezeichnen, die einem jedoch nicht im geringsten bekannt vorkommen. Ich fühle mich wie ein Verräter, meinen Eltern gegenüber, aber auch Euch und Renascân, da ich mir meiner Zugehörigkeit zu einem Volk nicht mehr sicher bin. All dies ist schrecklich verwirrend. Ich erfahre über meine Kindheit, meine Vorlieben, mein vorheriges Leben und lausche diesen Geschichten, als würden sie über jemand anderen erzählt. Bin ich das wirklich?
    Meine Eltern haben mir auch berichtet, wie es zu meinem Erinnerungsverlust kam. Dies werde ich Euch jedoch besser persönlich erzählen, um den Umfang dieses Briefes auf einem angemessen Maß zu halten. Weiß ich doch, dass Euer Leben in Renascân auch nicht gerade das Langweiligste ist...
    Ich werde noch einige Zeit hier bleiben und Vergangenheits-Forschung betreiben und das Land erkunden. Wie ich erfahren musste, herrschte bis vor kurzem ein schrecklicher Bürgerkrieg in Rakutien, und nun ist alles im Aufbau - wie in der Siedlung...
    Meine Eltern wollen mich natürlich zum Bleiben überreden. Doch weiß ich, was ich an Renascân vermisse. Daher gehe ich davon aus, dass ich wieder zurückkehre und wir gemeinsam bald einen Humpen Met im Zaunkönig genießen können.
    Zum Schluss möchte ich Euch noch um einen Gefallen bitten. Könntet Ihr jemanden zu meinem Laden schicken, der nach dem rechten sieht? Ich habe einige verwirrende Meldungen von Alina bekommen...


    Ich hoffe, dass sich alles zum Guten wendet, nicht nur für mich, sondern auch für Renascân.


    In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen


    Diadra Ollanda


    P.S. Ich unterschreibe zum ersten Mal mit meinem Familiennamen... ein seltsames Gefühl."

    Bei der morgendlichen Post auf dem Tisch des Prokurators di Lorenzo fand sich auch ein Brief mit einem fremdländischen Siegel...


    Doch die Handschrift war eindeutig zu erkennen: eine leichter, geschwungener Stil mit großen Bogen - Diadras Schrift.

    Hallo,


    hat sich noch mal was ergeben wg. Charbögen?! Da ich aus dem Larp-Tiefschlaf wieder erwacht bin, wäre das auch wieder interessant für mich für die kommenden Cons.


    Ansonsten kann ich Don nur zustimmen, nicht zu viel Schnick-Schnack, und Excel ist am praktischsten... das benutze ich auch.


    Gruß


    Diadra

    -- weiter aus dem Präfekturgebäude --


    Am nächsten Morgen in der Früh sah man Diadra mit einer großen Tasche aus dem Laden kommen. Sie schloss ab, seufzte einmal tief und machte sich dann in Richtung Anlegestelle.

    Diadra drueckte Emerald etwas staerker als gewollt. Man konnte ihr die Sorgen deutlich vom Gesicht ablesen.


    Ich danke Euch, Emerald. Natuerlich weiss ich, dass hier meine neue Heimat ist... aber ich muss es einfach tun.


    Aber macht Euch keine Sorgen... ich werde gesund und munter zurueckkehren und dann feiern wir im Zaunkoenig, wie wir es schon so oft getan haben.


    Sie seufzte tief und verabschiedete sich. Auf dem Weg nach draussen traf sie auf Leandro.


    Leandro! Ich hoffe, Euch geht es gut?

    Emerald, macht Euch ueber die paar Minuten Warten doch keine Gedanken...


    Sie seufzte einmal tief durch und zuckte mit den Schultern.


    Ich habe im Grunde keine Bitte an Euch, ich wollte mich nur verabschieden. Ich werde Renascan heute noch verlassen und mich in Richtung meines Heimatlandes aufmachen... wenn ich es noch Heimat nennen kann...


    Sie blickte nachdenklich an Emerald vorbei, riss sich wieder zusammen und sprach dann weiter:


    Ich weiss noch nicht, wie lange ich fort bleibe. Ich hoffe, nur einige weniges Wochen, Alina wird sich solange um den Laden kuemmern.


    Sie blickte Emerald an


    Es tut mir leid, dass wir in letzter Zeit so wenig Gelegenheit fuer ein paar Gespraeche hatten, sonst haette ich Euch schon frueher informiert...

    -- weiter aus Diadras Laden --


    Etwa zur Mittagszeit traf Diadra am Praefekturgebaeude ein.


    Sie winkte einen Dienstboten herbei und befahl ihm, sie beim Prokurator Di Lorenzo anzumelden.


    Dann wartete sie direkt vor dessen Tuer...

    Gute zwei Wochen spaeter...


    Alina, du darfst nicht vergessen, naechste Woche die neue Lieferung abholen zu lassen. Und denk dran, dass ich zwei Bilder zurueckgelegt habe... du findest sie in meinem Raum.


    Diadra war in Hektik verfallen, atmete aber tief durch und versuchte, sich zu beruhigen.


    Gut. Ich werde jetzt noch einmal beim Prokurator vorbeischauen. Er sollte ueber meine Abreise infomiert sein.


    "...auch fuer den Fall, dass der Laden abrennt", dachte Diadra mit einem skeptischen Blick auf Alina.


    Doch diese sah Diadra zuversichtlich an. Das wird schon, schien sie ihr zu versichern.


    -- weiter im Praefekturgebaeude --

    Aber das ist doch kein Problem, Emerald...


    Bevor sie bis bald sagen konnte, war Emerald schon verschwunden. Diadra schloss hinter ihm die Ladentuer ab und zog sich in ihr Zimmer zurueck...


    Nachdem sie sich mehrere Stunden den Kopf zermartert hatte, schlief sie ueber dem Brief ein und verlor sich in wirren Traeumen...

    Diadra blickte Emerald leicht verwirrt an.


    Dann riss sie sich zusammen und stand auf, um ihn zu begruessen.


    Nun, Emerald, ich habe gerade einen Brief bekommen, der ziemlich ueberraschend war. Sehr ueberraschend, um genau zu sein. Es scheint ein Schreiben aus meinem Heimatland zu sein...


    Zumindest behauptet das der Absender...


    mein Vater!


    Sie blickt ihn aus grossen Augen an.

    Als Diadra am naechsten Morgen das Haus verlassen wollte, um einige Einkaeufe zu erledigen, sah sie den Umschlagl auf dem Boden vor der Tuer liegen.


    Sie hob ihn auf, brach das Siegel und faltete das Paier auseinander. Mit jeder gelesenen Zeile wurde ihre Miene starrer, und schliesslich war sie kreidebleich.


    Kann das sein? murmelte sie zu sich selbst, schuettelte den Kopf und setzte sich erst einmal auf einen Stuhl.

    -- am selben Tag --


    Die Dunkelheit hatte die Siedlung schon seit einigen Stunden fest im Griff und kein Mucks war in den Gassen zu hoeren, von einigen Ratten abgesehen, die um die Ecken huschten.


    Ein dunkler Schatten schlich um Diadras Laden. Eine Gestalt, in einen langen Umhang gehuellt, hielt vor der Tuer inne und blickte dann durch das Fenster ins Innere. Ihr Blick wanderte durch den Teil des Raumes, die sie von hier aus erkennen konnte. Ein scharfes Einatmen war zu hoeren, dann ein Seufzer.


    Die Gestalt griff unter ihren Umhang und zog einen flachen Umschlag hervor. Ein Blick nach rechts und links, dann buecke sie sich und schob das Papier unter der Tuer durch.


    Fuenf Sekunden spaeter war von der Gestalt nichts mehr zu sehen.

    Diadra erhebt ihr Glas ebenfalls.


    ...und auf Euch!


    Sie trinken beide einen tiefen Schluck, dann faehrt Diadra fort.


    Ja, ich gedenke, den Zaunkoenig kuenftig wieder oefter aufzusuchen. Ist denn schon eine groessere Feierlichkeit geplant?

    ...Sabila hat zwei Silber von mir bekommen. Fuer eine Auftragsarbeit ein durchaus vertretbarer Preis.


    Wie werdet Ihr Euren Triumph nun feiern? Es duerfte die erste Wette sein, aus der Ihr als Sieger hervorgeht...


    Diadra zwinkert ihn an.


    Was die andere Sache angeht... ich war bei einem ansaessigen Kuenstler, der bestrreitet, etwas mit dieser Sache zu tun zu haben. Er gab mir allerdings den Namen seines Schuelers, der offenbar hier im Wald eine kleine Huette hat...


    in diesem Augenblick betritt Alina mit zwei Bechern Wein das Zimmer. Diadra hoert auf zu reden, zieht einen Zettel aus ihrer Rocktasche hervor und reicht ihn Leandro.


    Ich hoffe das hilft euch weiter, Leandro.


    Sie blickt sich um.


    Danke Alina. Du koenntest derweil einmal mit dem Abstauben beginnen.