Nahezu ein Monat war seit dem Wegritt der Garde des Bärengrundes vergangen. Eine Lange Zeit, bedachte man daß die letzte Schlacht anstand.
Gut Bärenfels lag in Trümmern, die Leiber der Besiegten zerfetzt an mahnende Kreuze geschlagen. Hoch über den Palisaden erhob sich das Banner des ewigen Blutes. Frisch im Lebenssaft der noch zu Folternden getränkt schimmerte es zur Mittagsstunde wie Rotes Gold. Nymbras Patroullierten die verkohlten Palisaden denen zu Fuße sich ein weiterer Angriffstrupp sammelte.
Heute sollte es nun endlich soweit sein, die zähen Opferrassen, die in weiser Vorraussicht die Tore ihrer Garnison hinter sich vermauert hatten, sollten endlich in dem steinernen Verlies zu Tode kommen, welches ihnen nach ihrer vernichtenden Niederlage der großen Schlacht letzte Zuflucht geboten hatte.
Heermeister Kiha-Nal, Sohn der ehrwürdigen Ratsfrau Koh-Nal hatte sich schon viel zu lange von dem Ritter Montralurs an der Nase herumführen lassen. Dieser Narr der mit purer Gewalt und naiver Angstlosigkeit wieder und wieder danach suchte ihn herauszufordern.
Gerade ließ er sich die Berichte der letzten Spähertrupps vorlegen, aus denen Hervorging, daß die Arsoyschlafhöhlen gestürmt und leer vorgefunden wurden. Zorn stieg in ihm auf, fast drei Wochen hatte er darauf verschwendet Aldhayn und seine Krieger in ihrem Steingrab zu vernichten, drei Wochen die er dafür hätte nutzen können die Bären zu finden, und erst vor zwei Tagen hatte er sich darum gekümmert.
Er ließ sich eine Verbindung zum OKNA herstellen und trat in magischer Form repliziert vor den Rat:
"Ehrwürdiger Rat der Ältesten zu Nymshalla, ich bringe Neuigkeiten aus dem Süden, wo unser Feldzug gegen die Opferrassen weiter fortgeführt wird!"
Vor sich sah er den Rat der Ältesten wie Daar-Kaal der Vorsitzende sich erhob und zu ihm sprach:
"Berichte, Kiha-Nal, Sohn der ehrwürdigen Meisterin der Schatten, Koh-Nal. Ist der Menschenwurm vernichtet und die Bärenbrut dem Einen unserem Gott geopfert worden?"
Kiha-Nal stockte, halb im Zorn halb in Angst über daß was er nun sagen würde. Schließlich jedoch holte er tief Luft und setzte fort:
"Nein, Meister Daar-Kaal! Die Opferrassen haben sich in einer Festung verschanzt, meine besten Sappeure versuchen sie seit zwei Wochen zu unterminieren, bislang jedoch erfolglos. Jedoch ist das von euch gesandte Geschütz heute angekommen. Wir werden ihre Mauer hinwegfegen wie Nichts, meine Truppen bereiten sich gerade auf den Angriff vor."
"Und die Bären, was ist mit den Arsoy, wurden sie gefunden?"
Ja Herr.... wir haben ihre Höhlen gefunden... jedoch waren sie..... leer!"
Man sah wie Zorn in Daar-Kaal aufwallte, jedoch zügelte er sich, bevor er mit entschlossener Stimme fortfuhr
"Kiha-Nal, du wirst den Angriff anführen, wenn ihr bis zum Morgengrauen nicht die Nachricht vom Sieg übermitteln könnt, bist du deines Amtes, deines Ranges und allen damit verbundenen Privilegien entbunden. Ich haabe schon zu lange meinen Großmut auf dir Ruhen lassen. Brak-Zuss hätte den Bärengrund schon vor Monaten unserem Gott geopfert!"
Kiha-Nal erzürnte bei der Erwähnung des Kommandanten der Ersten. Er hasste diesen Mann. Immer wieder bekam er den Vorzug vor ihm selbst. Immer bekam er die Ehre für gemeinsam geschlagene Schlachten. Doch nun sollte es vorbei sein, ein unsäglicher Hass stieg in ihm auf. Er unterbrach die Verbindung ohne weitere Worte und brüllte derart erschreckend, daß selnbst gestandene Veteranen unter den Nymbras zusammenfuhren.
Dann ließ er allen Truppen den Marschbefehl geben un d Aufstellung nehmen.
Nicht länger wollte er die Schmähungen dulden.
Unterdessen ahnten die Opfer in der Festung noch nichteinmal was ihnen bevorstand. Bauern und Soldaten, Frauen und Kinder, Handwerker und Reisende blickten diesem Tag ebenso verängstigt wie Hoffnungsvoll entgegen wie jedes Mal seit dem sie die Tore hinter sich vermauert hatten.
Im Unterirdischem Gewölbe hatte Aldhayn seinen Kommandostand. Er war jenseits des Menschlichen erschöpft und Wundbrand zehrte an seinem Leib. Wie die meisten seiner Soldaten hatte auch er die letzte Schlacht des Bärengrundes mit kaum mehr als dem Leben überstanden.
Mit Tränen in den Augen betrachtete er seither Tag um Tag die stetig neu entfachten Trümmer seines einstmaligen Gutshauses. Gerade wollte er wiede rnach Freiwiliigen suchen gehen, die unter Umständen ein wenig frisches Wasser und etwas zu Essen für die hungernden Flüchtlinge jenseits der festen Mauern zu bekommen versuchen sollten. Auch wenn von den Freiwiligen der letzten Tage kein Einziger zurück gekommen war.
Doch nun trat Askalion von Tuhre durch die Tür, er war so bleich wie verwundet und sagte nur:
"Sir Aldhayn, das solltet ihr euch ansehen!"
Aldhayn folgte, und als er auf der Brüstung der Festung angekommen war, da erblickte er ein mächtiges Trebuchet, größer als jedes, daß er je erblickt hatte. Er wollte just sein Erstaunen zum Ausdruck bringen, als das Treb auslöste und ein mächtiger Stein einen gewaltigen Riß in der Festungswand entstehen ließ. DIe Mauern würden einer solchen macht niemals standhalten können.
Beobachtend mit welcher Geschwindigkeit die Nymbras das monströse Geschütz nachluden machte er eine grobe Schätzung wie lange es wohl dauern würde bis die Mauern einbrechen würden. In den Frühen Abendstunden wäre es vorbei.
Aldhayn sah gen Himmel und murmelte:
So lange habe ich gehofft nachdem unser Schicksal besiegelt war und nun sollen all diese guten Menschen sterben, weil kein Wesen Montralurs in der Lage ist uns zu helfen?
Askalion bat um Verzeihung da er nicht verstanden hatte, was Aldhayn gesagt hatte. Doch dieser machte nur eine abweisende Handbewegung und meinte dann:
"Gebt jeder Frau, jedem Greis, jedem Kind, all jenen die in der Lage sind ein solches zu halten Schwert, Forke oder andere Klinge in die Hand. Rüstet sie mit allem was wir hier haben, in den frühen Abendstundne wird der Wall fallen, und dann kommen sie. Jeder der dann noch Leben will, wird darum kämpfen müssen."
"Wir haben keine Chance oder, Sir Aldhayn?"
Aldhayn schüttelte nur den Kopf, erst nach einem Moment der Stille antwortete er:
"Die Bären sind nicht gekommen, weder als wir sie brauchten, noch im letzten Monat. Wahrscheinlich sind sie alle tot, mein Freund es ist vorbei, wir können nur Hoffen daß wir unsere letzte Schlacht so begehen, daß wir noch einmal Leben dürfen in Stolz, bevor sie uns wie unwürdiges Vieh abschlachten. Ich werde mit allen die es wagen ihre erste Welle aufzuhalten versuchen. Vielleicht findet ihr einen Weg um durch den Wald zu entkommen, wenn wir den Durchbruch nur lang genug halten."
"Aldhayn, ihr habt seid Tagen nicht geschlafen, ihr esst nicht und das Fieber plagt euch, ihr solltet nicht an der Front stehen, wenn sie kommen. Lasst mich das tun, ich vertrete euch in Ehre und Würde! Ruht, erwartet euren Feind so erholt wie irgendmöglich."
Der Ritter war gerührt von der Opferbereitschaft des Reisenden, dennoch wußte er, daß die verbliebenen Männer des Bärengrundes keinem anderen in die letzte Schlacht folgen würden als ihm selbst. daher lehnte er dankend ab.
Sie sahen zu wie das nächste Geschoss sich am langen Arm in die Luft erhob und beschlossen zu gehen. Als sie gerade den Wall verlassen hatten und sicheren Fußes im Hof angekommen waren, Schlug der mächtige Stein gerade dort ein, wo sie vor wenigen Sekunden noch gestanden hatten.
Doch keiner zuckte mehr zusammen, keiner sah sich auch nur um. Jeder von ihnen wußte, daß dies ihr letzter Tag war und es war egal geworden, wann, denn sterben würden sie sowieso.
Die Zeit verging, die Menschen wurden ausgerüstet und das Treb tat weiter seine Arbeit. Wallposten wurden zerquetscht, Flüchtlinge zerstoben unter den einfallenen Steinen doch keine Panik brach aus. Alle wußten sie, daß es Zeit war zu sterben.
.... der Abend kam.....