In mittlerweile weiter Ferne gab sich Aldhayne seinen neu erlernten Tugenden hin, wie stets wenn er die beruhigende Nähe seines Herren spüren konnte.
Demut und Verantwortungsbewußtsein beherrschten nun sein Tun und nur in den wenigen Augenblicken des Wettkampfs, wenn er all sein Sein und Können darauf konzentrierte der Beste zu sein, konnte man noch das unzähmbare Feuer in ihm spüren, ihm förmlich ansehen wie er brannte.
Nie hätte der Elb besser handeln können, als in jenem Augenblick, wo er zum Zeitpunkt tiefsten Zweifels seinem Ritter erneut die Ehre erwies.
Jetzt noch, einige Tage später war Aldhayne noch überwältigt von der beispiellosen Geste seines Herren.
Die Selbstlosigkeit mit der jener seine eigenen Fehler eingeräumt hatte um Aldhayns Schmach zu vergelten sprach nur ein weiteres Mal für den Großmut und die Weisheit des Elben, der Mal um Mal den Menschen bewies, daß man auch ohne hochgreifende Herrschaftsansprüche ein Land führen konnte.
Aldhayne hatte das begriffen und er hatte seinen seltsam handelnden Herren lieben gelernt. Er liebte den Elfen, wie es einem Fürsten von seinen Lehnsmännern gebührte und er wußte, er würde eines Tages sein Leben lassen um Talris diese Liebe spüren zu lassen.
Um größer zu werden als all seine Taten und schwerer als jedes Wort das er je gesprochen hatte.
Jetzt gerade allerdings galt seine Gedankentiefe den Begleitern seines Herren, wie sein Blick über ihre Gesichter glitt, fuhren zu einem Jeden Emotionen und Ahnungen in seinen Geist.
Da war allen voran Zairon, jener fremdartige, von dessen augenscheinlichen Treue Talris wie verzaubert war. Ein Gefühl wie Eifersucht kam in dem RItter auf, als er daran dachte wie sich sein Herr von dem Fremden beraten und beschützen ließ. Dies waren seine Aufgaben, er war für die Sicherheit seines Fürsten verantwortlich - gerade als seine egozentrische Seite wiederaufleben wollte, besann er sich auf das was zählte.
Zairon stand seinem Herren bei und er wußte viel über das Land und seine Mythen, was hätte er ihm im Geist entgegenzusetzen gehabt?
Seine Augen verließen das blaue Gewand und den glänzenden Schild des Katzenmanens und wanderten zu Ancalima. Sie warf ihm einige Rätsel auf.
War sie doch die Schwester seines Herren wirkte sie uneins mit sich selbst und oft auf Streit aus. Wie eine Wölfin ihre Jungen verteidigte, griff sie präventiv zu Mutmaßungen und aggressiven Warnungen all jenen gegenüber, denen sie mißtraute, und das waren nicht wenige. Konnte er ihr vertrauen? Vertraute sie ihm? Aldhayn wusste es nicht, aber er nahm sich vor sie bei Gelegenheit zu diesem Thema zu befragen. Ihm mißfiel der Gedanke diese Frau im Kampf zu erleben, jedoch beschwichtigte die Eingabe, daß sie als Elbe wohl einem anderen Volk angehöre und somit aus seinem Reglement fallen müsse ausreichend, so daß er ihr Kriegertum tolerieren konnte.
Große Sorgen machte ihm Jefric letzdenn. Seit der merkwürdige Mann am Hofe angekommen war, rankten zahlreiche Geschichten um ihn. Und nicht zuletzt seine unnatürlich scheinende Genesung nach der wohl übelsten Verwundung, die Aldhayne in seinem jungen Leben gesehen hatte, mit einem fremden Herzen im Körper, wie man munkelte, beunruhigte ihn.
Seit Jefric aus dem tiefen Heilschlaf erwacht war, wirkte er noch fremder und weitaus bedrohlicher als zuvor. Er würde ihn im Auge behalten müssen.
So dachte der Krieger, während er Jefric aus dem Blick verlor, einer der wenigen Troßwagen verdeckte seine Sicht.
In seinem Blick gehindert dachte er an ehemalige Weggefährten.... Tearasel und Kal Su....
Er hatte Tearasel nicht geliebt, er hatte sie nicht einmal wirklich gemocht, doch er hatte die düstere und oftmals auf eine kühle Art arrogant wirkende Elbe respektiert wenn nicht gar gefürchtet. So sehr er sich mit ihr zu arrangieren versucht hatte, so sehr schien er sich doch zuletzt in ihr geirrt zu haben. Sie war einfach gegangen und hatte Talris in tiefen Zweifeln und Zorn hinterlassen. Aldhayne war sich nicht sicher, ob es ihn freuen sollte, mit seinem Rat an Talris recht behalten zu haben.
Ja, Tearasels Worte waren Gift für Talris gewesen, doch war der berauschende Anteil daran nicht vielleicht sogar heilsam für den jungegeborenen Fürsten gewesen?
Während er im Stillen abwog, dachte er an Kal Su. Wie arrogant sie doch gewesen war. Wie voreingenommen und hochmütig. Oft hatte er geglaubt sie habe ihn ernsthaft unterweisen wollen, doch am Ende war es doch stets nur Hohn und Spott, den er aus ihren Lehren ziehen durfte. Wenn es auf dieser Expedition eine Frau gegeben hatte, deren Worte Gift und Galle waren, so musste es der Mischling aus Ynis Withrien sein.
Im Nachhinein war er froh um die Lehren jenes ominösen Wappenkönigs namens Vier Winde gewesen, die ihn mehr als einmal vor ihren schadenträchtigen Schelmenstreichen bewahrt hatten.
Für die Interimsheroldin Montralurs schien es ein enormer Spaß zu sein, seinen Ruhm zu schmälern wo immer sie konnte. Und selbst als das Wort ihres Dienstherren, des Fürsten, gebot daß mit dem Heldenschlag zu Felde, jede durch Unwissen erlittene Schmach von seinem Wappen getilgt sein möge, hielt sie mit Schandreden dagegen.
Was war dies für eine Dienerin, die sich über das Wort ihres Herren stellte? Er hatte sie nie Taten vollbringen sehen und es waren auch keine Taten an sein Ohr gedrungen, woher nahm dieses Schandmaul das Recht die Seinen in Frage zu stellen?
Aldhayne spürte wie sein Blut zu kochen begann, nur allzusehr erregte ihn der Gedanke an das ewige Spotten des Mischlings.
Des Mischlings, ging es ihm wieder durch den Kopf und er ertappte sich im Gedanken an die Begegnung mit anderen dieser Art in Ynis Withrien, bei einem Gefühl, das ihm zuvor gänzlich unbekannt gewesen war.
Er fühlte für einen Augenblick eine ungeheure Abneigung gegen die Mischrassen der Katzen und Wolfswesen....
Just als dieses Gefühl Oberhand zu gewinnen drohte, gab der Wagen den Blick auf Talris frei. Alleine der Anblick des Einen der alles in sich vereinte bezähmte den erzürnten Geist des Ritters wieder.
Er besann sich und sah hinüber zu dem sorglos wirkenden Führer.
Ja er würde ihn mit seinem Leben beschützen und wenn es sein musste selbst gegen die Gefährten an seiner Seite.
Das war er dem Herren schuldig, der ihm soviel Liebe angedeihen ließ.