Beiträge von Thankmar

    Im Wind schwankend wie eine dicke Kogge in wildester See brummt ein Käfer heran. Den rundlichen, schwarz glänzenden Leib stemmt er trotzig gegen den Wind. Vor ein paar Tagen hatte ihn die warme Sonne hervorgelockt, einen frühen Frühling zu wagen. Doch jetzt ist es wieder kälter geworden. Als er in Emmas Windschatten kommt, schießt er voran, da plötzlich der Widerstand fehlt. Mit einem leisen Geräusch landet er auf ihrer Schulter und kriecht in eine Falte ihrer Kleidung, die ihm ein wenig Schutz bietet. Ob er plant dort zu bleiben? Schlecht zu gefallen scheint es ihm offenbar nicht.

    Der Laufbursche Wenzel Freiwald näherte sich schnellen Schrittes dem Präfekturgebäude. Bei den Wachen machte er kurz halt, um einige Worte mit ihnen zu wechseln und ihnen die Ankunft der Dame Kassandra zu Amonlonde anzukündigen. Dann verschwand er im Gebäude und informierte auch dort die jeweiligen Stellen in den eifrig klappernden Mühlen der renascânschen Verwaltung.

    Die nächste Verneigung des Burschen war noch etwas tiefer


    "Sehr wohl. Sehr gerne, Dame Kassandra zu Amonlonde. Ich werde eilen und eure Ankunft ankündigen, Dame Kassandra zu Amonlonde. Habt Dank, Dame Kassandra zu Amonlonde"


    Dann nahm er seine Beine in die Hand, nicht ohne in einiger Entfernung stehen zu bleiben, sich herumzudrehen und sich nochmals zu verneigen. Dann machte er kehrt, setzte seine Kopfbedeckung wieder auf und stob in Richtung Präfekturgebäude davon.

    "Sehr wohl, Hohe...verzeiht...sehr wohl, Dame Kassandra zu Amonlonde. Seht mir nach, dass ich eure Ortskundigkeit in Frage gestellt habe, Dame Kassandra zu Amonlonde. Und...Wenzel. Mein Name ist Wenzel Freiwald, Dame Kassandra zu Amonlonde. Kann ich noch etwas für euch tun, bevor ich euch bei seiner Exzellenz ankündige. Dame Kassandra zu Amonlonde?"

    Der offenbar übliche Bewegungsablauf, dem man den Burschen wohl im Umgang mit politischen Gästen der Präfektur eingetrichtert hat


    "Sehr wohl, Hohe Dame Kassandra zu Amonlonde. Ganz wie ihr wünscht, Hohe Dame Kassandra zu Amonlonde. Sehr gerne."


    Nach einer weiteren Verneigung geht er einige Schritte in Richtung Oberstadt, nur um dann doch nochmals zurück zu kommen


    "Wünscht ihr, dass ich in sichtbarer Entfernung vorauslaufe, Hohe Dame Kassandra zu Amonlonde? Ich weise euch dadurch gerne und untertänigst den Weg zum Präfekturgebäude, damit ihr nicht mit Umwegen behelligt werdet, Hohe Dame Kassandra zu Amonlonde."

    Wieder verneigt sich der Bursche, ohne danach eine gerade Haltung anzunehmen


    "Sehr wohl, Hohe Dame Kassandra zu Amonlonde. Ganz wie ihr wünscht, Hohe Dame Kassandra zu Amonlonde."


    Eine weitere Verneigung, sicherlich würde der Bursche eher früher als später im Hospital wegen eines Rückenleidens vorstellig werden


    "Seine Exzellenz, der Procurator der Vereinigt-Magonischen Festlandspräfektur Renascân,der hochehrenwerte Emerald di Lorenzo, schickt mich zu euch, um euch seine besten Grüße zu entbieten und eine Einladung auszusprechen. Er wäre höchst erfreut, euch in der Präfektur begrüßen zu dürfen. So es euch genehm ist, Hohe Dame Kassandra zu Amonlonde."

    ...fast unmittelbar vor dem Tempel der Fünf Gottheiten wird Kassandra - kommend aus dem Botschaftsgebäude der Republik Amonlonde - von einem jungen Burschen angesprochen, der sich respektvoll langsam nähert und sich zum Gruß verneigt. Einfach, aber doch adrett gekleidetet. Recht unsicher, wirkt er allerdings.


    "Die Fünfe zum Gruße! Werte...ähm...Hohe...Hohe Dame Damar zu Amonlonde?"


    Etwas fragend schaut er, immer noch leicht verneigt, nach oben. Eine ungewollt komische Haltung.


    "....nehme ich an?" schiebt er schnell nach, und zieht sich seine Kopfbedeckung vom Kopf, um sie etwas verschämt in seinen Händen zu kneten.

    Die Urschel saß unten in der guten Stube. Leise versuchte sie summend Kassandras Melodien aufzugreifen. Im Kamin knisterte die Glut während die Frau ihre Füße auf einen Schemel gelegt strickte und heißen Wein schlürfte, der auf dem Tisch neben ihr stand.

    Ludwig schaute skeptisch in den grauen Himmel über Renascân, als er leicht fröstelnd vor die Tür trat.


    "Hmmmm...zieht ganz schön an." murmelte er. "Zeit, mal anzuheizen. Das Zeug wird brauchen, bis es durchgebraten ist. Ist ja'n ganz schönes Ding.".


    Er wuchtete ein Schild heraus, "Heute Knuspriges aus dem Meer" war dort mit gewohnt ungelenken Buchstaben zu lesen.


    Dann kehrte er ins Haus zurück und machte sich an die Arbeit.

    Durch das weit offene Tor sieht man einen Mann, der die üppigen Brüste einer Frauenfigur poliert. Offenbar hat man hier eine Galionsfigur vor sich. Der Gesichtsausdruck der Frau ist wild, ihr Mund zu einem Lachen geöffnet, ihre Haare wehen im Wind. Ihr nackter Oberkörper scheint aus den Planken hervorzubrechen. Über das Motiv kann man sagen, was man will: Hier zeigt sich großartige Schnitzkunst.
    Kurz schaut der Polierer auf, wendet sich aber dann wieder seiner Arbeit zu.


    Ein anderer steht auf "Ich hol ihn." sagt er kurz angebunden. Scheinbar ist er nicht so gesprächig.


    Kurz darauf kommt Cornelis Gaesbeck, der hrayländische Meister, auf die beiden Neuankömmlinge zu. Bei diesen Temperaturen trägt er einen dicken Fellkragen an seiner Filzjacke. Als er seinen Hut lupft, bringt er damit eine weit fortgeschrittene Glatze zum Vorschein.


    "Frau Damar, es ist mir eine Ehre." Er verbeugt sich leicht und deutet einen Handkuss über Kassandras Rechter an. Dann wendet er sich ihrem Begleiter zu. "Cornelis Gaesbeck." stellt er sich vor und streckt ihm eine Hand hin.

    Geschäftiges Hämmern und Sägen erklingt aus dem Gebäude neben der Werft. Ein fast fertiges Schiff - zierlich ist es und schlank - liegt noch auf dem Trockenen und wird wohl bereits in den nächsten Tagen ins Wasser entlassen. Auf einem Gerüst steht ein junger Mann und pinselt in geschwungenen Buchstaben den Namen auf den Bug: Salzprinzessin.


    Die Reling hat ganz vorne eine Aussparung, in der ganz offensichtlich noch etwas fehlt.

    Ein schweigsamer Mann kommt bald darauf mit frisch befüllten Säcken nach oben. Das Stroh verströmt einen Duft, der den vergangenen Sommer erahnen lässt. In Kassandras Kopfkissen hat jemand offenbar noch ein paar Zweige Lavendel getan. Der Elb muss ohne auskommen. Ob das schlicht seinem Geschlecht oder der Form seiner Ohren geschuldet ist, kann man nicht genau sagen. Bald darauf bringt Ella auch die versprochenen Decken nach oben und bespricht mit Kassandra die Essenszeiten.

    Bei "jeder ein Zimmer" scheint sie ein wenig erleichtert zu sein.


    "Ah, Kassandra Damar. Daher kenne ich Euch also. Ich hoffe, Eurem Gatten geht es gut. Ich bin Ella, Ella Urschel."


    Dem Elben nickt sie mit einem freundlichen Lächeln zu und erwidert so sein Schweigen. Vielleicht weiß sie auch nicht recht, wie man mit so einem Elben reden sollte? Arg viele hatte sie sicherlich noch nicht zu Gast gehabt.


    "Folgt mir bitte. Jost wird sich um Euer Gepäck sofort kümmern. Lasst das einfach erst mal hier stehen."


    Sie geht voran die Treppe hinauf. Oben ist offenbar ein Zimmer belegt. Auch der Schlafsaal hat ein paar wenige Bewohner. Zwei Türen, die nebeneinander liegen, stößt sie auf. Die Zimmer sind nicht groß, aber sauber. Jeweils ein kleines Fenster bietet den Blick auf das herbstliche Meer. Auf dem Bett liegt ein Laken aus Leinen, darunter sieht man eine Bespannung aus Hanfseilen. Eine Truhe mit Vorhängeschloss steht am Fußende der Bettstatt. Ansonsten gibt es noch ein Tischchen mit einer Schale und einem Krug und einen Stuhl dazu.


    "Jost wird die Säcke sofort füllen."


    Offenbar weiß sie sehr genau, wen sie da vor sich hat. Zumindest bei Kassandra.


    "Und Decken werde ich Euch auch bringen."

    Sofort hört man eine Tür klappen und eine ältere Frau kommt herein. Sie wischt sich die Hände an einem Handtuch ab, da sie offenbar grade in der Küche tätig war. Wenn sie wegen des Elben überrascht ist, lässt sie es sich nicht anmerken.


    "Die Fünfe zum Gruße. Willkommen. Ich hoffe, Ihr seht es mir nach, dass ich Euch nicht die Hand gebe. Ich backe grade Kuchen." Sie deutet hinter sich zu der offenen Tür.


    "Was kann ich denn für Euch tun?"

    Einige Seeleute lungern neben und auf einem Stapel Kisten und Säcke herum, der offensichtlich bald verladen werden soll. Ein Dunkelhaariger schubst einem anderen den Ellenbogen in die Seite und deutet dann auf die beiden Neuankömmlinge. Ein anderer nimmt sein Süßholz aus dem Mund und starrt die beiden mit unverhohlener Neugier an. Der Dunkelhaarige sagt etwas - für sehr feine Ohren mag so etwas wie "...oft ungezogen..." und "... warst ein böser Bub'..." herüberwehen - und die anderen kichern los.

    Welke Blätter hatte der Wind gegen die Tür geweht, wo sie vorerst im Türsturz liegen geblieben waren. Ein Tier hatte ein kapitales Loch im Garten gebuddelt und war - angesichts des Chaos - hoffentlich zumindest erfolgreich bei seiner Suche nach irgendwas gewesen.


    Alles schien wie immer. Der Stichweg lag ruhig in der Herbstsonne. Nur das regelmäßige Geräusch einer Säge mischte sich in den Nachmittag. Neu war ein weiteres Haus, das wohl über den Sommer am Stichweg entstanden war.


    Es schmiegte sich eng an den Hang. Daneben war ein hölzerner Schuppen, dessen Tor weit offen stand. Drinnen konnte man den Ursprung des Geräusches erkennen: Ein Mann um die 40 bearbeitete gerade ein Stück Holz. An den Wänden hingen allerlei Gerätschaften und seine Werkbank verriet rege Geschäftigkeit. Hinter dem Haus gingen eine dralle, dunkelhaarige Frau mit roten Wangen und ein Mädchen ihrem Tagwerk im Gemüsegarten nach, der wohl gleichzeitig mit dem Haus entstanden sein musste.


    Lachend hob das Mädchen, fast schon eine junge Frau, einen großen, orange leuchtenden Kürbis auf und legte ihn in eine Schubkarre. Ihre erste eigene Ernte?
    Der kleine Gemüsegarten war eingezäunt. Wohl vorgesorgt, denn eines der vier dort stehenden Schafe reckte den Hals in scheinbar unmögliche Länge und versuchte mit gespitzten Lippen an den Pflanzen zu zupfen. Vergeblich.


    Schräg neben dem Schuppen, fast direkt gegenüber Alanis' Haus, stand eine neue Bank. Das Holz war noch hell und wenig vom Wetter berührt. Saß man dort, so konnte man aufs Meer hinaus sehen und die letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Jahres genießen.


    "Dem neuen Beginn
    deine schützende Hand"


    war dort auf der Rückenlehne zu lesen. Daneben hatte man kunstvoll eine Bärin und ihre zwei umhertollenden Junge in das Holz gegraben.