Beiträge von Bellaria

    Bellaria stand in der Tür und grinste Emerald ein.


    Ich hoffe nur, dass Ihr nicht enttäuscht seid, ein weibliches Wesen hereingebeten zu haben.


    Wieder grinst sie.
    Sie macht es sich auf dem Stuhl gegenüber von Emerald gemütlich und schweigt einen Moment, in dem sie ein nachdenkliches Gesicht macht. Dann fängt sie an zu sprechen und ihre Züge werden ernst.


    Nun, Ihr habt mich hergebeten. Ihr wisst, worum es geht, Emerald.
    So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Es geht nicht an, dass ich mit Eléna den ganzen Tag an der zugigen Küste verbringe, um sie dort zu lehren. Das schadet uns beiden zu sehr.
    Latoya braucht einen Platz für ihre Schriftübungen. Sie braucht einen richtigen Schreibtisch. Ich brauche mehr Platz für mehr Bücherregale. Auf der Insel gibt es kaum Bücher, das muss sich ändern. Wie soll ich so etwas über diese Zeichen herausbekommen? Ich kann meine Studien so nicht durchführen.
    Ich brauche einen Platz, an dem ich meine Schüler gleichzeitig beaufsichtigen kann und meinen Studien nachgehen kann, sonst komme ich zu nichts mehr. Ich muss meine Magisterarbeit schreiben, meine Zauber weiterentwickeln. Es gibt so viel zu tun...
    Ich hoffe, ihr versteht.


    Bellaria wirkt besorgt und vielleicht auch etwas verzweifelt.

    ---weiter aus Bellarias Haus---



    Als Bellaria das erste Mal am Gebäude vorbeigegangen war, konnte sie noch keine Lichter erkennen. Deswegen hatte sie einen kleinen Spaziergang an die Küste gemacht, wo sie ihre Gedanken hatte schweifen lassen...
    Nun stand sie wieder vor dem größten Haus der Siedlung und trat durch die Tür. Sie grüßte freundlich die Wachen.
    Auf ihre Frage hatte man ihr geantwortet, dass der Procurator diesmal anwesend sei.
    Somit ging sie zu Emeralds Tür und klopfte an.

    Am nächsten Morgen erwachte Bellaria schon sehr früh. Sie hatte nicht gut geschlafen.
    Sie setzte sich auf. Es war noch dunkel.
    Sie wusch sich und zog sich leise an. Dann verließ sie ohne Latoya zu wecken, das Haus.
    Sie wollte noch einmal zu Emerald. Das Anliegen war ihr wichtig und sie wusste nicht, wie sie ihre Schülerin ohne es ernsthaft unterrichten sollte... Im Winter den ganzen Tag an der Küste... Das war nicht gut.
    Sie legte ihren Umhang an und verließ das Haus.




    ---weiter im Präfekturgebäude---

    Latoya überlegte kurz. "Es gibt Einiges aus diesem Buch, das mich interessieren würde, aber ich schwanke noch."


    Lass dir Zeit mit deiner Entscheidung und, wenn du weißt, was du wirklich willst, dann komm zu mir und sag mir Bescheid.
    Du hast für heute genug gearbeitet. Du musst nicht weitermachen, außer du willst. Ich werde nun für uns kochen und danach muss ich mich endlich wieder meinen Studien widmen...


    Bellaria stand auf und ging zu einem der Schränke. Sie holte Töpfe heraus und fing an zu kochen. Wenig später aßen die beiden den Eintopf, den Bellaria gekocht hatte.


    Nach dem Abwasch zog sich Bellaria in den hinteren Teil des Hauses an ihren Schreibtisch zurück. Sie holte die Zeichnungen heraus, die Hrothgar bei der Festivität im Zaunkönig gezeichnet hatte. Dabei fiel ihr ein kleiner roter Rubin herunter. Als sie den Stein in ihre Hand nahm und ihn sich noch einmal genau betrachtete, lächelte sie. Dann legte sie ihn zur Seite und wurde wieder ernst.


    Sie betrachtete die Zeichnungen genau und sah in all jenen ihrer Bücher nach, in denen arkane Symbole erklärt sein konnten, aber sie hatte keinen Erfolg.
    Was hatte Inferno noch einmal gesagt? Schmanistische Magie? Druidische? Hmmm... Das hatte alles keinen Sinn... Die Schwärze in den Gedächtnissen der Betroffenen... Die Zeichnungen... Hrothgars Worte... "Fellwesen" hatte er gesagt... Fellwesen... Aber niemand hatte etwas gesehen. Selbst Bellaria hatte nichts gespürt und im Astralraum war auch nichts mehr, als sie dort ankam...
    Ich habe nicht die richtigen Bücher für eine solche Untersuchung. Ich werde die Akademie in Myrrth oder in Amonlonde aufsuchen. Vielleicht kann dort jemand helfen...
    Sie war nicht zufrieden, dass sie dieses Rätsel nicht lösen konnte, es ärgerte sie sogar sehr...


    Sie ging zurück in den großen Wohnraum und fand Latoya in das Buch vertieft vor. Sie nahm ihre Laute und ging zurück in den hinteren Teil des Hauses.


    Sie arbeitete seit einiger Zeit an einem Heilzauber, der nicht auf arkane Magie basierte, sondern auf die der Barden... Sie versuchte, eine Melodie zu finden, in die sie ihre Heilkräfte einfließen lassen konnte, jedoch konnte sie sich an diesem Abend nicht adäquat konzentrieren.


    Als Bellaria viel später aus dem Arbeitsraum zurückkam, lag Latoya bereits im Bett und schlief friedlich. Bellaria stellte die Laute beiseite und sah, welche Seite des Buches Latoya nicht mehr zugeschlagen hatte - es war die mit dem Fluch...
    Nachdenklich legte Bellaria ihr Nachtgewand an und tat es ihrer Schülerin gleich...

    ---weiter aus dem Präfekturgebäude---



    Einige Zeit später - Latoya hat das Buch bei Seite gelegt und arbeitet wieder an der Verbesserung ihrer Handschrift - betritt Bellaria das Haus.
    Sie nickt Latoya kurz freundlich zu, zieht den Umhang ab und setzt sich dann zu Latoya an den Tisch.
    "Wie war es, Meisterin?" fragt Latoya neugierig.


    Wir haben schon gute Fortschritte gemacht. Ich bin zufrieden.


    "Das freut mich zu hören!"
    Bellaria scheint einmal wieder in ihren Gedanken verloren zu sein. Währenddessen arbeitet Latoya weiter.
    Nach einiger Zeit blickt Bellaria zu Latoya.


    Sag mir, wie ist es dir ergangen? Ist es für dich schwierig, diese Schrift zu erlernen?


    Sie schaut sich die Blätter an, die Latoya mit mit dem Alphabet vollgeschrieben hat.


    Ja, es wird immer besser. Nun zählt die Übung. Als Nächstes solltest du einzelne Wörter schreiben. Ich werde dir für morgen ein Übungsblatt aufsetzen.
    Hast du in dem Buch gelesen?


    Latoya nickt stumm und nachdenklich.


    Bist du zu einem Entschluss gekommen?

    Als ihr Klopfen nach fünf Minuten immer noch nicht erhört wurde, klopft sie ein weiteres Mal an. Als auch auf dieses Klopfen weitere fünf Minuten später keine Antwort kam, drehte sich Bellaria seufzend um und verließ das Präfekturgebäude wieder.



    ---weiter in Bellarias Haus---

    Du hast dir den Stuhl wohl verdient. In sechs Monden wird es auch hier ein Badehaus geben, Mirav und Hrothgar arbeiten daran. Aber nun geh nach Hause und erhole dich. Dann sehe ich dich morgen wieder in alter Frische.


    Bellaria nickte Eléna zu und zusammen verließen sie die Küste. Bald trennten sich ihre Wege und Bellaria lief auf das Präfekturgebäude zu.




    ---weiter im Präfekturgebäude---

    Du hast heute sehr, sehr viele Fortschritte gemacht und kennst nun das Prinzip. Das war der erste und schwierigste Teil und den hast du gut gemeistert.
    Das hat dich aber auch alles viel Kraft gekostet, auch wenn du das gerade nicht spürst. Die Erschöpfung kommt noch.


    Bellaria lächelt.


    Wir werden morgen weitermachen. Wenn du willst, kannst du das, was wir heute gemacht haben noch ein, zwei Mal ganz alleine machen. Aber ansonsten sind wir für heute fertig.

    Bellaria, die Elénas Gedanken lesen und mit ihren Augen sehen kann, kann ein breites Grinsen nicht unterdrücken und ist sichtlich stolz auf ihre Schülerin.


    Ja, Eléna, du kannst es. Auch ohne mich! Ich habe dir nur die Richtung gewiesen, aber du hast das Ziel selbst erreicht!


    Nachdem Bellaria dies gesagt hat, bemerkt Eléna plötzlich, dass Bellarias Hand nicht mehr unter ihrer ist und, dass sie die Flamme alleine halten kann.

    Bellaria kniet sich halb neben, halb hinter Eléna und legt ihre Hand unter die Elénas.


    Und jetzt entspannst du dich erst einmal.


    Bellaria lächelt Eléna aufmunternd zu und wartet, bis sich Eléna einigermaßen entspannt hat.


    Gut so. Nun, schließt du deine Augen, konzentrierst dich und rufst deine Flamme herbei. Versuch entspannt zu bleiben und denk an ein loderndes Feuer. Ich werde dir helfen, die Flamme wachsen zu lassen.


    Bellaria schließt ebenfalls die Augen und konzentriert sich. Sie braucht nun nichts mehr sehen, sie sieht alles vor ihrem geistigen Auge - ihre Umwelt und Elénas Gedanken und sie spürt die magische Energie, die durch ihre Finger fließt, als Eléna die kleine Flamme erzeugt. Die Energie ist nicht konstant, sie ist einmal schwächer und stärker - in dem Maße in dem Elénas Selbstzweifel stärker und schwächer werden...
    Eléna hört Bellarias Stimme in ihrem Geiste, die ihr sagt, dass sie das schaffe. Sie wisse es. Gleichzeitig spürt auch Eléna magische Energien, von Bellarias Hand ausgehen. Diese sind jedoch viel stärker als ihre eigenen und konstanter. Bellarias Trance und Magieströme scheinen Eléna mitzureißen und ohne, dass sie es merkte, ist auf ihrer Hand eine hohe Flammensäule entstanden...

    Bellaria bemerkt Elénas Anspannung und die aufkeimende Enttäuschung. Es würde alles nur noch schlimmer machen, wenn sie sich jetzt entmutigen lässt, denkt sie.
    Dann wächst die Flamme.


    Gut, Eléna.


    Die Flamme wird kleiner und verlischt. Bellaria geht auf Eléna zu und nimmt sie an der Hand.


    Das war sehr gut für den Anfang. Aber nun probieren wir es anders. Knie dich bitte hin, Eléna.
    Gut. Wir werden das nun einmal gemeinsam machen, damit du ein Gefühl dafür bekommst.
    Vertraust du mir?

    Latoya blättert noch einmal zurück zu dem Fluch, den sie überflogen hat. Sie beschließt, sich näher damit zu beschäftigen und fängt an, die ganze Seite durchzulesen.



    "... Der Magier spricht den Fluch über sein Opfer aus, bevor er die magischen Worte DISCRIM KAL NEX MENTEM erklingen lässt. Gleichzeitig träufelt er Essig in ein Feuer.
    [...]
    Durch die Anwendung dieses Spruchs, kann der Magier einem Feind
    schaden, ohne selbst erkannt zu werden, da die verfluchte Person während des Wirkens des Spruches nicht anwesend sein muss.
    [...]
    Die Wirkungen eines Fluches können unterschiedlich sein. Sie dürfen den Betroffenen jedoch auf keinen Fall verletzen oder schaden, sie dürfen ihn nur behindern oder ärgern.
    [...]
    Beispiele sind hierfür, den Fluch auszusprechen, dass der Verfluchte einen ganzen Tag nur in Reimen sprechen kann, dass er als Rechtshänder nur mit der linken Hand agieren kann oder, dass er den Tag über nur Wasser trinken darf. ..."

    ---weiter von der Küste---



    Bellaria betritt das Präfekturgebäude.


    Sie will gerade anklopfen, als sie den Zettel von Deifontes entdeckt. Sie muss lachen... Immer diese Streitigkeiten zwischen den beiden. Sie sind fast schlimmer wie Kinder... Kopfschüttelnd, aber dennoch schmunzelnd, klopft sie an die Tür des Procurators.

    Latoya schlägt das Buch auf und fängt an, zu blättern. Sie erkennt schnell, dass in diesem Buch verschiedene Zauber beschrieben sind.
    Beim Überfliegen ergattert sie einige Informationen über die Zauber...




    "...färbt dazu seine Hände mit dem Kohlenstaub, kreuzt diese vor seiner Brust um die magischen Energien durch die Energie der Erde, verstärkt durch den Kohlenstaub, dem Gegner entgegen zu schleudem. Der Druck der Magie ist dadurch so stark, daß der Gegner sich dem Magier maximal bis auf 3 m nähern kann. ..."


    "Durch das magische Feuer in seinen Händen kann der Zaubernde wilde Tiere und eventuell auch Monster in die Flucht schlagen. Das magische Feuer ist besonders lichtscheuen Rassen wie Orks und Goblins unangenehm. Obwohl diese Rassen das Licht meiden, ist auch dieser Zauber kein hundertprozentiger Schutz gegen sie, da sie in besonderen Situationen ihre Furcht überwinden können. Besonders wirkungsvoll ist
    der Zauber gegen schwächere Untote, die dieses Licht nicht mögen. ..."


    "Wird ein Wesen direkt von dieser Flammenkugel getroffen und zerplatzt sie an seinem Körper, so erhält erhebliche und schmerzhafte Verbrennungen..."


    "...Wirkungen eines Fluches können..."


    "...Zaubernde die Magie von Gegenständen und Personen aufheben beziehungsweise negieren. ..."


    "...schafft der Magier ein unsichtbares und schwereloses Kraftfeld, welches, gleich einer Rüstung, die den ganzen Tag Schutz bietet. ..."


    "... wird so in tiefen Schlaf versetzt..."


    "...jemanden zwingen, eine gerade stattgefundene Begebenheit zu vergessen..."

    Bellaria lächelt Eléna an.


    Das war schon besser! Du bist auf dem richtigen Weg. Aber du bist immer noch zu verkrampft... Entspann dich... Lass dem Feuer und dir Zeit... Lass es langsam wachsen, wie ein Kind. Du erschaffst diese Flamme, somit ist sie in gewisser Weise dein Kind. Sei behutsam und lass ihr Zeit. Es macht nichts, wenn die Flamme nicht sehr viel größer wird am Anfang. Wir haben Zeit, Eléna.
    Nun versuch es noch einmal.

    Hab keine Angst. Es liegt nicht an deinem Talent - bestimmt nicht. Ich weiß, dass du ein großes Potential in dir trägst.
    Aber du hast Angst. Viel zu viel Angst. Du darfst es nicht kramphaft versuchen, dann wird es nicht gelingen. Du musst an dich glauben und du musst davon überzeugt sein, dass du es kannst und willst!
    Als du die kleine Flamme beschworen hast, warst du schon zu verkrampft.
    Du hast Angst, mich und dich selbst zu enttäuschen. Aber du kannst mich nicht enttäuschen. Du versuchst zum ersten Mal etwas, mit deinen Gedanken zu lenken. Das ist sehr, sehr schwer. Es ist normal, dass es nicht auf Anhieb klappt. Es braucht viel Übung.
    Magie ist kein Zwang, kein Krampf. Es ist eine Kunst, wie die Musik - wenn du krampfhaft versuchst, einen hohen Ton zu singen, dann hört sich der Gesang nicht schön an - und die verletzt damit deine Stimme. Wenn du jedoch weich und mit Selbstvertrauen ein hohes Lied singst, sind hohe Töne nicht mehr schwer, es tut deiner Stimme gut und der Gesang hört sich schön an.


    Bellaria lächelte verträumt und stellte zufrieden fest, dass Eléna als Zeichen des Verstehens nickte.


    So, nun probierst du das ganze nochmal. Stell dir vielleicht vor, wie du mit ein paar Freunden zusammen um ein Lagerfeuer sitzt, und dieses immer und immer größer wird... Stell dir eine entspannte Atmosphäre vor. Und vertrau in dich selbst, so wie ich in dich vertraue.

    Als Emerald di Lorenzo die Taverne gerade betreten wollte, kam eine junge Frau auf ihn zugerannt, die er als Latoya erkennen konnte.


    Herr Pocurator, Herr Procurator wartet bitte.


    Noch ganz außer Atem übergab sie ihm ein weiteres Schreiben, welches wiederum mit einem leuchtend rotem Harfen-Siegel verschlossen war.


    Meine Meisterin sagt, ich solle Eure Antwort gleich abwarten und sie ihr mitbringen. Momentan ist sie jedoch an der Küste mit Eléna. Monsieur di Lorenzo, ich kann doch nicht mit leeren Händen zurückkehren und habe noch soviele Aufgaben zu erfüllen...


    Latoya blickte den Procurator fragend an.