Bellaria machte einen etwas besorgten Eindruck, auch wenn sich Eléna sicher war, dass dies nichts mit ihrer Person oder den Studien zu tun hatte. Auch war ihre Lehrmeisterin etwas abwesend und mit ihren Gedanken beschäftigt. Eléna traute sich jedoch nicht, Bellarias Gedankengängen zu stören. Sie wusste schließlich nicht, wie wichtig diese waren.
Verzeih mir. Es gibt momentan zu viele Dinge, über die ich mir Gedanken machen muss und zu viele Dinge, die erledigt werden müssen.
Bellaria versuchte zu lächeln, obgleich es ihr nicht wirklich gelang.
Wir müssen noch einen Moment auf Latoya warten. Sie erledigt gerade noch etwas für mich. Setz dich doch solange. Du kannst dir von dem Tee nehmen, wenn du möchtest. In der Zwischenzeit werde ich die erklären, wie ich mir die ersten Tage vorgestellt habe. Wenn du irgendwelche Einwände, Kritik oder Verbesserungsvorschläge hast, dann sag es mir und teile mir vor allem mit, wenn du etwas nicht verstehst oder wenn du gar merkst, dass der Spruch doch nichts für dich ist. Vielleicht kann man ihn später zu Ende erlernen.
Eléna nickte stumm.
Gut, wir werden heute damit anfangen, dass du versuchst, die Flamme, die du schon erzeugen kannst, größer werden zu lassen. So wie ich es dir vor ein paar Tagen gezeigt habe. Das wird deine Aufgabe der nächsten Tage sein, die Flamme zu vergrßern und sie schließlich zu formen. Wir werden verschiedene Übungen machen. Du wirst nicht nur eine Kugel formen lernen, sondern jede Form, die du formen willst! Sei es eine Kugel, eine Pyramide, ein Schwert oder eine andere Form.
Wenn du das beherrschst, dann werden wir daran gehen, die Flamme zu bewegen und sie schließlich zu werfen.
In diesem Moment betrat Latoya das Haus und teilte Bellaria mit, den Brief Emerald di Lorenzo überbracht zu haben. Dann begrüßte sie Eléna.
Ich werde diesen Brief noch beantworten. Es ist mir sehr wichtig. Ihr beiden könnt euch gerne noch etwas unterhalten, aber ich brauche etwas Ruhe beim Schreiben. Latoya, ich muss dich noch einmal bitten, den neuen Brief dem Procurator zu überbringen. Am besten du wartest diesmal, bis er geantwortet hat. Dann weißt du, was du zu tun hast. Ich lege dir das Buch auf den Tisch im Hauptraum. Auch Feder und Pergament werden dort liegen und Vorlagen für deine Übungen. Wenn du oder jemand anders mich sucht, wirst du uns am Küstenstreifen nördlich der Anlegestelle finden. Doch sei vorsichtig. Wir sind dort, weil wir normalerweise die einzigen Lebwesen dort sein müssten. Das, was wir vorhaben, ist am Anfang sehr schwer und kann mitunter gefährlich sein.
Latoya nickte und unterhielt sich kurz danach leise mit Eléna, während Bellaria ein Antwortschreiben an Emerald verfasste. Kurze Zeit später kam sie aus dem kleinen Zimmer zurück mit einem Stapel Pergament, Feder und Tinte und einem ledergebunden Buch, welche sie auf den Tisch legte. Den Brief mit dem leuchtend rotem Harfen-Siegel übergab sie Latoya und dankte ihr für ihre Mühen.
Als Latoya abermals das Haus verließ, legte Bellaria sich ihren Umhang um und nickte Eléna aufmunternd zu. Gemeinsam verließen sie das kleine Haus und liefen in Richtung Anlegestelle.
---weiter am Küstenstreifen---