Beiträge von Feena Eryniell

    Feena bemerkte, dass Dunja das Gespraech zwischen Richard und den Neuankoemmlingen beobachtete. Sie sah ebenfalls in diese Richtung, genau in dem Augenblick als die verschleierte Elbin den Bogen voll auszog und die Sehne los lies, ohne dass ein Pfeil auf ihr lag. Sie verzog kurz das Gesicht, als ob sie Schmerzen erleiden wuerde, doch einen Moment spaeter waren ihre Zuege wieder glatt und ausdruckslos.


    Ihr Interesse war erwacht.

    "Wir werden groesstenteils in unbewohntem Gebiet unterwegs sein. Erst auf gut der Haelfte der Strecke kommen wir in eine Stadt, wo wir wieder Verpflegung aufnehmen koennten. Natuerlich koennen wir unterwegs auf die Jagd gehen und Wasser gibt es auch reichlich. Das solltet Ihr bei der Planung beruecksichtigen."


    Feena ueberlegte einen Augenblick, dann fuhr sie fort:


    "Das Gelaende welches wir durchqueren ist nicht besonders anspruchsvoll, aber die Reise wird relativ lang sein. Bedenkt dies, wenn ihr Eure Reittiere auswaehlt."


    Sie wandte sich an den vierten der York Brueder:


    "Und ihr, Leomyr von York? Werdet auch Ihr uns zur Herrschaftsstadt begleiten?"

    Feena schaute leicht irritiert, als der vierte York-Bruder an den Tisch kam. Sie musterte ihn mit einem schnellen Blick und nickte ihm dann zum Gruss zu. Amuesiert hoerte sie dem Geplaenkel zwischen Dunja und ihm zu.


    Sie wollte gerade auf die Fragen ihrer zukuenftigen Mitreisenden antworten, als die Tuer der Taverne erneut aufging. Die eintretenden Personen wurden von ihr aber nur kurz mit einem Seitenblick bedacht, dann wandte sie sich wieder dem Tisch zu.


    "Wie schon gesagt, wir sollten den heutigen Tag nutzen unsere Reisevorbereitungen zu treffen. Pferde jeglicher Art gibt es hier gleich um die Ecke. Sie koennen dort gemietet oder auch gekauft werden. Ich habe dort mein eigenes untergebracht und es scheint mir ein ordentlicher Stall zu sein."


    Als sie weiterreden wollte, wurde sie von den Worten des Fremden unterbrochen, der wohl die ganze Taverne auf sich aufmerksam machen wollte. Sie blickte mit gerunzelter Stirn in seine Richtung. Bei seinen Worten dachte sie, dass sie auf ihren Streifzuegen durch die Waelder in den letzten Wochen keine Anzeichen von einer Gefahr fuer die Herrschaftsstadt bemerkt hatte. Allerdings war sie auch nicht immer in unmittelbarer Naehe gewesen. Sie wartete den weiteren Verlauf des Gespraechs ab.

    Als die Schankmaid an den Tisch trat, bat Feena um einen Becher frischen Wassers.


    Sie hörte die Frage Dunjas und Danaras Antwort darauf und nickte den beiden zu:


    "Ihr könnt tatsächlich Euer Geld tauschen, wenn ihr mögt. Ich bin allerdings sicher, dass Ihr auch mit Eurer eigenen Währung keine grösseren Probleme haben werdet."


    Sie steckte ihren neu erworbenen Bogen in die Hülle und legte ihn zu ihrem Bündel. Den Köcher hängte sie wieder an einen Stuhl, bevor sie sich an den Tisch setzte und auf das Getränk wartete.


    "Nun, wann wollen die Damen und Herren denn aufbrechen?", fragte sie in die Runde. "Da wir eine ganze Zeit lang unterwegs sein werden - bis zur Herrschaftsstadt sind es mit dem Pferd gut vierzehn Tagesritte - schlage ich vor, den heutigen Tag für die Besorgungen zu nutzen. Die Verpflegung will eingekauft sein und vermutlich müsst Ihr Euch um Reittiere kümmern?"

    Feena brauchte nicht lang zu überlegen. Das war definitiv ein gutes Geschäft. Gute Bögen waren auf Montralur schlecht zu bekommen und für einen Bogen dieser Qualität hätte sie gut und gern das dreifache bezahlen müssen.
    Sie griff erneut in ihre Tasche und beförderte ein weiteres Silberstück zutage. Sie reichte es Richard mit den Worten:


    "Dann sind wir uns einig, Richard von York. Diesen Bogen für zwei Silber und ich führe Euch zur Herrschaftsstadt, so wie besprochen."


    Sie reichte ihm die Hand, um den Handel zu besiegeln.

    Als Feena Owens Äusserung hörte und darauf Richards Antwort, unterdrückte sie ein Grinsen. Sie überlegte kurz, was Richard über das Währungssystem in seiner Heimat erzählt hatte und was sie nun in ihrer eigenen Währung entsprechend dafür rechnen musste. Da sie zu keinem Ergebnis kam, überlegte sie, was sie für einen Jagdbogen dieser Art in Montralur würde bezahlen müssen.


    "Nun, werter Richard, da ich Eure Währung nicht zur Verfügung habe, biete ich Euch ein Silber für Euren Bogen. Was sagt Ihr dazu?"


    Zu Dunja und Danara gewandt sagte sie:"Sobald die Herren und ich uns handelseinig geworden sind, können wir gern die bevorstehende Reise besprechen. Ich kann Euch dann gern alles erzählen, was ihr wissen wollt und müsst. Habt bitte noch einen Augenblick Geduld."


    Dann sah sie wieder zu Richard und wartete auf seine Antwort.

    Feena sah Richard einen Augenblick lang ernst an, dann sagte sie:


    "Ich danke Euch fuer das grosszuegige Angebot, mir den Bogen als Gegenleistung fuer meine Scout-Dienste zu ueberlassen. Ich fuerchte nur, dass ich dieses Angebot so nicht annehmen kann."


    Sie wandte sich an alle am Tisch als sie weitersprach:


    "Ich will Euch gern den Weg zur Herrschaftsstadt zeigen und Euch dorthin begleiten. Seit allerdings Krieg in diesem Land herrscht, sind die Wege Montralurs nicht immer sicher und ich kann daher nicht dafuer garantieren, dass wir wohlbehalten dort ankommen werden, auch wenn ich mein Moeglichstes dafuer tun werde."


    Sie sah erneut zu Richard.


    "Ihr seht, ich kann die Gegenleistung, zumindest im Bezug auf die Sicherheit, vielleicht nicht erbringen. Wuerdet ihr auch eine Bezahlung in barer Muenze annehmen?"


    Ihr Blick streifte die Edelsteine, die Dunja auf den Tisch gelegt hatte, als sie auf Antwort wartet.

    Nach Owens Erklaerung nickte Feena anerkenned, dann folgte sie ihm wieder hinaus in den Hof. Dort angekommen spannte sie sofort den dunklen Bogen, denn der hatte es ihr besonders angetan. Sie legte einen Pfeil auf die Sehne und schoss auf das Fass. Diesmal traf der Pfeil mittig ins Spundloch. Sie setzte direkt einen zweiten hinterher.


    "Ihr habt recht. Dieser Bogen schiesst sich weicher, als Euer Eschebogen."


    Sie schoss einen weiteren Pfeil. Man haette den Eindruck gewinnen koennen, dass ihr das Schiessen mit diesem Bogen Freude bereitet.


    "Ich denke, es ist nicht notwendig, das ich die anderen Boegen ausprobiere. Ich habe mich schon fuer diesen entschieden."


    Sie sah Owen laechelnd an.

    Als Feena Richard sah, grinste sie. Dann schaute sie interessiert zu den Boegen, die Owen auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Sie nahm sie der Reihe nach in die Hand und unterzog sie derselben Pruefung wie Owen's Bogen zuvor.


    "Ihr habt recht", sagte sie,"sie sehen in der Tat schon eleganter aus."
    Sie strich mit der Hand ueber den dunklen Bogen, den sie als letzten genommen hatte.


    "Dieser hier scheint genauso gebaut zu sein wie die anderen und doch hat er eine andere Farbe. Verratet ihr mir, wieso? Ist es dasselbe Holz? Oder hat er ein anderes Geheimnis?", sie sah Owen an.


    "Vielleicht sollte ich auch mit diesen ein paar Schuesse machen", sie wies auf den dunklen Bogen und einen der hellen. "Wollt ihr mich nochmals hinaus begleiten? Es wird nicht lange dauern."

    Feena hörte den Ausführungen Owens interessiert zu. Als dessen Bruder sich in das Gespräch einmischte, hob sie irritiert die Augenbrauen. Ihr Blick drückte in etwa das aus, was im selben Moment von der Dame Dunja ausgesprochen wurde.


    Sie wandte sich zu Dunja und sagte: "Lasst es gut sein. Wahrscheinlich habt ihr recht mit der Annahme, dass es nicht so gemeint war, wie es sich anhörte." Sie lächelte vielsagend.


    An Owen gerichtet sagte sie: "Ich würde mir auch diese Art von Bogen sehr gern einmal anschauen. Wenn es Euch also nicht zu viel Mühen bereitet, so lasst gern einen herbringen."


    "Und jetzt würde mich natürlich auch einmal interessieren, was denn ein Bogen von York kosten soll!", Feena blickte erwartungsvoll in die Runde.

    Feena schaute die junge Frau etwas überrascht an. Sie überlegte einen Augenblick, dann sagte sie zu ihr:


    "Ja, mir ist Euer Gesicht auch bekannt. So schliesst Euch mir an, wenn Euch ein Ritt zur Herrschaftstadt nicht zu beschwerlich erscheint. Würdet Ihr mir Euren Begleiter noch vorstellen bevor wir aufbrechen?"


    Dann wandte sie sich Richard von York zu:


    "Ich werde den Bogen hauptsächlich zur Jagd verwenden, ich bin kein Soldat. Der Pfeil muss gut beschleunigt werden, damit ich ein Ziel auch auf grössere Entfernung sauber treffen kann. Welche Art von Sehne haltet ihr für diesen Zweck für am geeignetesten? Ich hörte von Eurem Bruder, dass ihr in Eurer Heimat einige Erfahrung mit dem Bogenschiessen habt. So bin ich gern bereit, mir Eure Meinung dazu anzuhören."


    Sie zog wieder einen ihrer Pfeile aus dem Köcher und reichte ihn Richard.


    "Hier habt ihr einen meiner Pfeile. Diese Art benutze ich zur Jagd. Sie sind recht widerstandsfähig."

    Feena hörte Owen aufmerksam zu, als dieser erzählte. Es war höchst interessant, was er über den Kriegseinsatz von Bögen in seiner Heimat berichtete. Sie wollte ihn bei Gelegenheit näher dazu befragen. Als sie an den Tisch traten, war sie gespannt, was man ihr für ein Angebot machen würde.


    Als die Pfeile vor ihr auf den Tisch gelegt wurden, nahm sie sie auf, sortierte Owen's aus, reichte sie diesem und steckte ihre eigenen in ihren Köcher.


    "Habt dankt", sagte sie zu der jungen Frau. "Ihr wollt mich also begleiten? Zur Herrschaftsstadt? Wie kommt ihr dazu anzunehmen, dass ich dorthin will?"

    Feena bedankte sich für dieses Kompliment mit einem Nicken und einem Lächeln.


    "Nun, das sicher nicht. Ich verdiene damit meinen Lebensunterhalt," sagte sie, wie zur Erklärung.


    Mit einem Blick auf den Bogen fuhr sie fort:


    "Ich denke, diese Schüsse haben ausgereicht mir die Eigenschaften Eures Bogens zu zeigen. Es ist ein sehr schönes Stück. Ich würde gern mit Euch ins Geschäft kommen."


    "Wollen wir wieder hineingehen oder mögt ihr ihn", damit wies sie auf ihren eigenen Bogen in seinen Händen, "noch weiter probieren? Ich sehe, dass er Euch gefällt. Also bitte, wenn ihr mögt", mit einer Handbewegung deutete sie Richtung Fass.


    "Sagt, Owen, wo habt ihr den Umgang mit dem Bogen erlernt?"

    Feena quittierte die Entschuldigung der jungen Frau mit einem kurzen Kopfnicken, ohne sich jedoch umzusehen. *Menschen*, dachte sie bei sich, *was ein Elb manchmal an Beobachtungsgabe zuviel hatte, hatten die Menschen eindeutig zu wenig.*


    Sie beobachtete, wie Owen den Pfeil auflegte und ihren Bogen prüfend mehrmals auszog. Dann verfolgte sie den Flug des Pfeils und war nicht überrascht, als dieser sein Ziel genau traf. Sie antwortete ihm:


    "Selbstverständlich, gern. Schiesst nur so oft ihr wollt. Ich sehe, mein Bogen ist bei Euch in den besten Händen."


    Sie konzentrierte sich nun wieder auf den Bogen in ihren Händen. Der Pfeil lag bereits auf. Sie zog aus, schoss und setzte den Pfeil geradewegs gegenüber ihrem ersten Pfeil ans Loch. Blitzschnell zog und schoss sie einen dritten und einen vierten Pfeil und als sie den Bogen wieder senkte, war das Spundloch von vier Pfeilen gleichmässig umrahmt.

    Feena drehte sich um, als die Tür zum Hof nochmals aufging, überrascht, dass ihnen jemand gefolgt war. Als die junge Frau sie ansprach, fiel ihr wieder ein, wo sie sie schon einmal gesehen hatte. Es war auf der Festlichkeit zu Ehren des Suvari Zairon gewesen. Sie musterte die Frau aufmerksam und als diese zu ihr sprach antwortete sie:


    "Wenn ihr einem Elben zusehen wollt, so solltet ihr Euch einen Elben suchen."


    Dann wandte sie sich wieder Owen zu und wartete, dass dieser seinen Schuss machte.

    Feena nahm den Bogen und reichte Owen den ihren im Austausch. Sie spannte den Bogen auf, zog einen Pfeil aus dem Rueckenkoecher und legte ihn auf die Sehne. Als sie die Sehne bis zum gewohnten Auszug zog, spuerte sie das hohe Zuggewicht des Bogens.


    *Hmm, sehr gut,* dachte sie.


    Sie zielte nur kurz und loeste dann den Schuss. Der Pfeil schnellte von der Sehne. Es machte "trrrrr" als er sich in das Holz des Fasses bohrte. Er steckte direkt links neben dem Loch. Feena verharrte einen Augenblick und spuerte dem Schuss nach.


    "Nicht schlecht," sagte sie zu Owen gewandt. "Er schlaegt nur ganz leicht in der Hand und er laesst sich gut stabilisieren."


    "Ihr habt den naechsten Schuss", sagte sie waehrend sie schon einen neuen Pfeil aus dem Koecher zog und auflegte.

    "Gern."


    Feena suchte die Hintertuer. Beim Blick durch die Taverne fiel ihr eine weitere junge Frau auf, die ihr bekannt vorkam. Sie ueberlegte kurz, widmete sich aber dann wieder ihrem eigentlichen Vorhaben, schritt auf die Hintertuer zu und fragte im Vorbeigehen den Wirt, ob sie seinen Hinterhof mal kurz zweckentfremden duerften. Dabei hob sie die Hand mit dem Bogen. Als der Wirt daraufhin anzueglich laechelte und nickte, schuettelte sie den Kopf, ging dann aber durch die Tuer in einen langen, schmalen Hinterhof.


    Sie blickten auf die Rueckseite mehrerer Haeuser. Im Hof standen einige Faesser, Kisten waren gestapelt und allerlei Unrat lag herum. Eine Katze verschwand blitzschnell, als sie auf den Hof traten.


    Feena ruempfte die Nase.


    "Lasst uns schnell ein paar Schuesse tun. Drinnen ist es weitaus angenehmer als hier," sagte sie und schnippte mit dem Fuss ein Stueck altes Brot weg.


    "Was soll unser Ziel sein?", sie sah sich suchend um.

    Feenas Zuege verhaerteten sich. Sie schaute Owen an.


    "Ich habe meine Gruende."


    Dann wandte sie sich dem Tisch zu, an dem sich die junge Frau mit William unterhielt. Sie hoerte, dass diese zur Herrschaftsstadt wollte. Da sie selbst auch diese Absicht hatte, wandte sie sich an sie:" Entschuldigt, ich habe gerade gehoert, dass ihr den Weg zur Herrschaftsstadt sucht? Wenn ihr moegt, koennt ihr Euch mir anschliessen. Sobald ich hier in der Stadt meine Geschaefte erledigt habe, werde ich dorthin aufbrechen."


    Dann richtete sie das Wort wieder an Owen:"Nun, wann werdet ihr Euer Spiel beendet haben? Ich bin neugierig auf diesen Bogen." Sie laechelte: "Und sollte er gut sein, kann ich Euch vielleicht sogar ein groesseres Geschaeft vermitteln."

    "Bitte lasst Euch nicht bei Eurem Spiel stören". Es amüsierte Feena, dass dieser Mensch offensichtlich dem Glückspiel genauso zugetan war, wie dem Geschäfte machen.


    Als sie sah, dass Owens Blick auf ihren eigenen Bogen fiel, reichte sie ihm diesen mit den Worten: "Dies ist ein Bogen elbischer Bauart. Habt ihr so etwas schon einmal gesehen?" Sie wies auf die besonders geschmückten Enden und die Verzierungen. "Ich habe ihn vor langer Zeit vom Volke meiner Mutter bekommen. Er wurde aus dem Holz der Bäume in den Elbenwäldern gefertigt und ist schon sehr alt aber immer noch der beste Bogen, den ich je geschossen habe." Bei diesen letzten Worten sah sie Owen herausfordernd an.


    "Ich werde ihn nun nicht mehr benutzen aber wenn ihr mögt, dürft ihr ihn gern einmal probieren. Ich bin sicher, er wird Euch gefallen."


    "Ihr wolltet wissen, gegen wen hier auf Montralur Krieg geführt wird? Nun, es sind die Nymbras. Ihr seid nicht von hier, daher warne ich Euch vor ihnen. Es sind blutgierige Wesen, erschaffen, um zu töten."