Beiträge von Feena Eryniell

    Feena musste lächeln, als sie den etwas irritierten Gesichtsausdruck des Pakk sah. Statt einer Antwort ging sie auf eine der Wachen zu und erklärte kurz, wen sie als Gast mit in den Baum nahm. Dann winkte sie Turak und Keshra ihr zu folgen.


    "Hier entlang."


    Sie übernahm erneut die Führung und leitete die beiden über diverse Treppen und durch etliche Gänge immer weiter hinauf. Endlich blieb sie stehen und wies auf eine Tür.


    "Hier ist das Zimmer des Hüters."


    Sie trat zur Seite, um Turak den Vortritt zu lassen.

    Einige Zeit ging Feena schweigend weiter und bald tauchte der Herrschaftsbaum vor ihnen auf. Sie blieb kurz stehen und deutete auf ihn.


    "Das waeren wir."


    Jetzt in der Dunkelheit konnte man die Ausmasse des Baumes nur erahnen. Schaute man an ihm hinauf, sah man dutzende von Lichtern in verschiedenen Hoehen. Feena lies nur kurz ihren Blick darueber gleiten, dann wandte sie sich wieder zum gehen und steuerte auf den Eingang zu.

    Feena runzelte die Stirn, nickte aber. Sie hatte ihr Schrittempo leicht erhöht, da sie merkte, wie eilig Turak es hatte.


    "Solltet ihr Recht haben und Ciryon der gleichen Ansicht sein, klingt es so, als liesse sich das Problem nicht von hier aus angehen."


    Sie bogen um eine Häuserecke und waren nun auf einer etwas breiteren Strasse. Diese würde sie in Kürze direkt zum Herrschaftsbaum führen.


    Feena schaute zu Turak und deutete nach vorn.


    "Es ist nicht mehr weit. Wollen wir hoffen, dass Ciryon in der Stadt ist."

    Als die beiden Pakk die Taverne verlassen hatten, und Turak zu erzählen begann, hatte Feena die Führung übernommen und war losgegangen. Sie hörte ihm zu, verstand aber nicht alles. Im gehen dachte sie nach.


    "Und ihr seid sicher, dass das Auftauchen des Kreuzes bedeutet, dass das andere Grab gefunden wurde? Woher wisst ihr das? Ihr sagtet, ihr nehmt nur an, dass das Kreuz die Grabstätte kennzeichnet."

    Feena hatte einigermassen ueberrascht beobachtet, was sich da gerade abspielte. Sie erkannte sehr wohl, dass Turak in hoechster Aufregung war, fand sein Verhalten aber ansonsten sehr seltsam. Als die beiden Pakk in Richtung Theke verschwanden, erhob auch sie sich. Sie nahm ihren Bogen wieder an sich und ueberlegte, was der Stuhl wohl kosten mochte, dessen Ueberreste immer noch dort drueben lagen. Da sie mitbekommen hatte, dass der Wirt nicht hinter seinem Tresen stand, war sie unschluessig, was sie geben sollte und ob sie einfach so den Gastraum verlassen konnten. Wie sie noch darueber nachdachte, stand Turak schon wieder neben ihr und sah sie fragend an.


    Sie nickte.


    "Selbstverstaendlich kann ich euch zum Baum fuehren, Turak. Allerdings wuesste ich gern, was euer ploetzlicher Aufbruch zu bedeuten hat. Und, seid ihr sicher, dass wir Ciryon am Herrschaftsbaum finden werden? Hat er gesagt, dass er dorthin gehen wollte, als er die Taverne verlies?"


    Sie legte sich den Bogen ueber die Schulter und kramte in ihrer Guerteltasche nach einigen Muenzen. Nochmals in Richtung des Stuhls schauend entnahm sie der Tasche etwas Geld und wandte sich zur Theke. Ueber die Schulter sagte sie:


    "Ich muss noch meine Schulden begleichen."


    Sie legte das Geld neben dem der Pakk auf den Tresen und hoffte wirklich, dass es genug war. Nun, sie konnte morgen wiederkommen und nachzahlen, falls dem nicht so sein sollte.


    Dann ging sie zurueck und sah Turak und Keshra an.


    "Wir koennen los."

    Feena hatte Keshra zugehört und dann Turak mit einem freundlichen Nicken begrüsst, als er wieder zu ihnen an den Tisch kam.


    Sie lauschte schweigend dem Wortwechsel der beiden. Es freute sie, dass ihr Gespräch mit den Pakk beide einer mögliche Lösung für ihr Problem näher gebracht hatte. Als Turak die Karte auspackte, schaute Feena interessiert darauf. Sie bemerkte, dass der Pakk plötzlich völlig abwesend schien und beobachtete ihn scharf.

    Feena nickte wiederum und ein flüchtiges Lächeln erschien auf ihren Lippen.


    "Ja, sicher. Es ist alles in Ordnung."


    Sie starrte einen Augenblick an Keshra vorbei und versuchte, die dunklen Gedanken zu vertreiben, die Keshras Worte heraufbeschworen hatten. Dann blickte sie die Pakk wieder direkt an.


    "Darf ich fragen, wie Turak und ihr euch kennengelernt habt?"

    Feena hatte aufgeschaut, als Keshra zu sprechen begann. Sie sah mit unbewegtem Gesicht ihre Gegenüber an und nickte nur knapp zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Ihre Augen spiegelten jedoch noch etwas von der Traurigkeit wider, die zuvor in Keshras Blick zu sehen war.


    Erneut blickte sie vor sich auf den Tisch, unschlüssig, ob sie ihre nächste Frage stellen sollte oder nicht.

    Feena nickte.


    "Wer ist.....verzeiht, wer war dieser Gorn? Ich hörte Ciryon von ihm reden und glaube, dass ich ihn einmal auf Montralur sah. Aber das ist lange her und ich habe ihn nie wirklich kennengelernt."


    Sie sah Keshra aufmerksam an.

    "Hm", Feena war sich nicht sicher, ob es wirklich so unmöglich war jemanden von der Falschheit seines Tuns zu überzeugen. Aber Keshra und Turak kannten sich in Athalien besser aus, als sie, und so musste sie das erstmal so hinnehmen. Wo war überhaupt Turak? Feena drehte sich zur Theke um, um zu schauen, was Turak dort trieb. Dann wandte sie sich wieder zum Tisch.


    Wieder gingen ihr einige Dinge durch den Kopf. Sie wusste noch nicht genug, um sich wirklich ein Bild machen zu können. Es gab noch so viele Fragen.


    Sie blickte zu Keshra.


    "Wo ist Ciryons Platz in dieser Geschichte? Was kann er tun und wie ist es überhaupt zu einer Zusammenarbeit mit ihm gekommen? Wisst ihr das, Keshra?"

    Feena schaute etwas betroffen. Sie konnte sich vorstellen, wie Keshra sich fühlen musste als jemand, der von dieser 'Jagd' betroffen war. Was dieser König dort vorhatte, konnte sie nicht verstehen. Er hatte angst, aber einsperren war doch nicht die Lösung. Feena schaute auf Keshra und dachte über das besprochene nach. Der Pakk Meinung zu diesem Herrscher hatte ziemlich bestimmt geklungen.


    "Woher wisst ihr so genau, wie der König ist? Es muss doch eine Möglichkeit geben an seinen Verstand zu appelieren. Oder ist er vor Angst so verblendet?"

    Feena nickte.


    "Wenn die Orks eine so grosse Gemeinschafts sind und ihre Hilfe damit nützlich ist und auch erwünscht ist, dann sollte man auf jeden Fall darüber nachdenken, einen Abgesandten zu ihnen zu schicken."


    Ihr Blick wurde wieder nachdenklich, sie rief sich in Erinnerung, was damals in Athalien geschehen war.


    "Die Elben verteidigen ihr Reich? Nun, dann scheinen sie sich aus allem heraushalten zu wollen. Was ist mit dem König? Was ist er für ein Mensch? Wer unterstützt ihn?"

    "Hm, man müsste sie mal fragen."


    Feena sah ihre Gegenüber nachdenklich an.


    "So wird dieser Konflikt, als Konflikt zwischen Pakk und Menschen gesehen? Auch wenn die Pakk zweigeteilt sind. Was ist mit den Elben? Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, waren sie ebenfalls beteiligt an der Erschaffung eures Volkes. Halten sie sich aus dem, was der König tut völlig heraus? Ich erinnere mich, dass wir es mit Elben zu tun bekamen, als ich seinerzeit in Athalien war."