Beiträge von Feena Eryniell

    "Die Orks machen was?"


    Feena schaute etwas verblüfft, als Keshra erzählte. So etwas hatte sie noch nicht gehört. Dann überlegte sie kurz.


    "Warum verbünden sich Athaliens Orks dann nicht mit euch, um die bösen Pakk zu bekämpfen?"

    Feena nickte.


    "Ah, ich verstehe."


    Sie dachte einen Augenblick darueber nach, wie es wohl sein wuerde so abgeschieden zu leben, wie es Keshras Stamm getan hatte. Feena wusste von der Sippe ihrer Mutter, dass diese ebenfalls zurueckgezogen lebte, war sie doch selbst eine zeitlang dort gewesen. Aber sie wussten trotzdem, was um sie herum passierte. Bei den Pakk schien es anders zu sein. Sie hatten gelernt, sich zu verstecken und den Kontakt zu allen Menschen zu vermeiden, aus Angst. Das stellte sie sich furchtbar vor.


    Sie sah Keshra erneut an.


    "Ihr sagtet, dass euer Stamm den Kontakt mit den Menschen vermied. Hattet ihr Verbindung zu anderen Voelkern? Und kann ich daraus schliessen, dass Athalien hauptsaechlich von Menschen bewohnt wird?"


    Feena bemerkte, dass sie mal wieder ins fragen geriet, eine ihrer Eigenschaften brach sich Bahn, wenn sie erstmal Interesse an etwas gefunden hatte. Aber sie hoffte, dass die Pakk sich dadurch nicht belaestigt fuehlte.

    Als Feena erneut die Geschichte der Pakk hörte, zogen sich ihre Augenbrauen unwillkürlich zusammen. Beim Gedanken daran, was diese Magier dereinst mit ihrer Macht angestellt hatten, stieg Wut in ihr auf und sie musste sich etwas zusammenreissen, um sich dies nicht anmerken zu lassen. Sie war sich ja schliesslich mit sich selbst schon einig geworden, dass die Pakk selbst nichts für ihr Schicksal konnten.


    Sie hörte Keshra weiter interessiert zu, bis diese schwieg.


    "Ihr habt euch in Athalien nicht lange aufgehalten und doch nennt ihr dieses Land eure Heimat? Darf ich fragen, wo ihr gelebt habt?"

    Feena hatte Turaks Blick ruhig erwidert und schaute ihm jetzt allerdings etwas erstaunt hinterher, als er aufstand und zur Theke ging. War nicht er es, der erzählen sollte, um vielleicht etwas Klarheit zu gewinnen? Sie schaute zu Keshra.


    "Alles was ihr erzählen wollt und was helfen kann zu verstehen, euch und mir."


    Erwartungsvoll und mit einer auffordernden Geste schaute sie die Pakk an.

    Feenas Lippen umspielte ein Lächeln, als sie Turak sagen hörte, dass er sich selbst in dieser Verantwortung sah. So war es immer. Das hatte sie schon bei so vielen gesehen. Dann wurde sie wieder ernst, als der Pakk sie aufmerksam beobachtete.


    Sie schüttelte langsam den Kopf. Turak war ein guter Beobachter, dachte sie bei sich, auch wenn er diesmal ihren Blick und ihren Gesichtsausdruck auf sich bezogen und damit falsch gedeutet hatte.


    "Nein. Es ist nichts." Sie sah ihm offen und direkt in die Augen. Turak hatte den sicheren Eindruck, dass sie ihn nicht anlog, aber vielleicht verschwieg sie einfach etwas.

    Feena hatte verstehend genickt, als Turak erklärte. Sie hörte ihm aufmerksam zu und ertappte sich dabei, wie sie forschend in sein Gesicht sah, als würde sie nach etwas suchen.


    Dann sah sie die Angst im Blick des Pakk. Es rührte sie, dennoch blieb ihr Blick offen und ruhig, so als versuche sie, ihn damit zu beruhigen. Als er geendet hatte, ruhten ihre Augen teilnahmsvoll auf ihm, dennoch lächelte sie leicht.


    "Ich verstehe euer Problem. Aber ich höre auch, dass ihr von 'eurem' Volk redet. Das heisst, obwohl es erst sechs Monde sind, fühlt ihr euch ihnen zugehörig. Das ist erstaunlich, aber - das ist gut."


    Sie sah ihn fest an.


    "Warum, glaubt ihr, erwartet man soviel von euch? Was ist es, dass die Erwartungen gerade auf euch ruhen lässt?"


    Feena schaute ihn jetzt aufmunternd an.


    "Ihr fühlt für euer Volk. Das wird euch helfen, ihnen zu helfen. Ihr wisst um die Probleme in eurem Land, ihr teilt sie mit, so dass andere euch helfen und unterstützen können und ihr seid in der glücklichen Lage etwas tun zu können, da euch hier keine Gefahr droht. Ihr solltet nicht ängstlich sein und die Zukunft fürchten, denn ihr habt schon viel getan, um sie für euch und euer Volk angenehmer zu gestalten. Der erste Schritt ist getan, Turak. Zögert nicht, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Denkt nach, was ihr bisher getan habt und überlegt, was weiter zu tun ist."


    Sie schwieg einen Moment und starrte vor sich ins Leere, einen inneren Kampf ausfechtend. Dann sah sie wieder hoch und Turak an.


    "Wenn es euch hilft, erzählt mir, was in Athalien geschah und was ihr glaubt, das geschehen wird. Manchmal werden die Dinge klarer, wenn man sie ausspricht."

    Feena schaute etwas erstaunt, als Turak ihr ins Ohr flüsterte. Dann runzelte sie die Stirn und sah ihn eine zeitlang nachdenklich und etwas beunruhigt an. In ihrem Kopf arbeitete es. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie schaute zu Keshra, dann wieder zu Turak und überlegte. Dann, endlich, nach einer ganzen Weile konnte Turak in ihrem Gesicht erkennen, dass sie offensichtlich eine Entscheidung getroffen hatte. Sie sprach leise, als sie antwortete.


    "Ihr sprecht von Dingen, Turak, die für mich nur schwer zu verstehen sind. Natürlich weiss ich um die Macht von Magie und was sie für Auswirkungen haben kann, aber was sie wirklich alles zu tun vermag, das entzieht sich meiner heutigen Kenntnis."


    Sie machte eine kleine Pause.


    "Ich danke euch fuer das Vertrauen, dass ihr mir entgegenbringt."


    Sie neigte leicht den Kopf.


    "Und ich kann sehr gut verstehen, dass euch dieser......dieses.....Ereignis sehr beunruhigt und verunsichert hat."


    Sie schwieg. Es war schwer die richtigen Worte zu finden.


    "Aber ist es nicht so, dass, wenn der Kopf verwirrt ist und nicht weiss, was richtig oder falsch ist, man immer auf sein Herz hören sollte? Und der Rat eines Freundes zur richtigen Zeit", damit schaute sie kurz zu Keshra, "ist auch oft hilfreich."

    Feena hatte dem Gespräch der beiden schweigend zugehört. Sie deutete die Sehnsucht in Turaks Blick als Sehnsucht nach seiner Heimat. Das konnte sie gut nachvollziehen. Und dass er etwas für sein Volk tun wollte, nun, auch das war für einen Krieger wohl völlig normal.


    Sie sah allerdings auch die Unsicherheit und Unentschlossenheit. Als beide schwiegen, fragte sie vorsichtig:


    "Was macht euch unsicher, Turak? Was meint ihr mit, damals hättet ihr gewusst, was zu tun sei?"


    Sie legte den Kopf ein wenig schief und schaute die Pakk offen an. Keinerlei Neugier war in diesem Blick. Wohl ehrliche Anteilnahme und die eigene Unsicherheit, ob diese Fragen nicht ein wenig zu direkt waren.

    Feena hatte ebenfalls wieder Platz genommen. Jetzt laechelte sie.


    "Ja, vermutlich."


    Sie schaute nach einem ihrer Becher. Es war immer noch von dem Met in einem von ihnen. Sie nahm einen Schluck.


    "Was meint ihr, Turak, wollt ihr den Baum heute noch sehen oder bleiben wir lieber noch etwas hier, verbringen einen hoffentlich ruhigen Abend mit etwas erzaehlen und ich zeige ihn euch morgen, wenn es hell ist?"

    Nachdem Wanagi sich von ihr verabschiedet hatte, blieb Feena einen Augenblick nachdenklich stehen. Dann wandte sie sich der anderen Skruta zu und ging zu dieser.


    "Es hat mich gefreut eine Gefährtin Wanagi's kennengelernt zu haben. Auch dir wünsche ich eine gute Weiterreise, Wiyakawe."


    Sie hielt ihr ebenfalls die Hand hin.

    Feena war die winzige Regung aufgefallen, aber sie zeigte es nicht, da sie im Moment nichts damit anzufangen wusste. Sie verstand auch nicht, was Wanagi sagte, hörte aber ihrer beider Namen heraus und nahm an, dass es etwas ähnliches zu dem war, was sie zuvor selbst gesagt hatte.


    Ihr Blick blieb freundlich und das Lächeln verschwand auch nicht bei Wanagis Abschiedsgruss. Hatte sie doch mit diesen oder ähnlichen Worten gerechnet. Sie kämpfte innerlich um eine ähnliche Formulierung, da sie glaubte, Wanagi würde derartiges erwarten. Aber sie brachte es nicht über sich, nickte daher nur und drückte Wanagis Hand.

    Feena nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Sie lächelte, auch wenn ein leichter Schatten über diesem Lächeln lag.


    "Unsere Wege werden sich wieder kreuzen, Wanagi. Ich bin mir sicher, dass das Schicksal meint, wir hätten da noch einiges zu klären."


    Jetzt war ich Lächeln offen und freundlich, sie erhob sich und trat auf die Skruta zu.


    "Bis dahin, lebe wohl. Und mögen die Sterne über dich wachen."


    Sie reichte ihr die Hand.

    Feena bemerkte die Skepsis der beiden Skruta und Keshra's. Sie schaute sie der Reihe nach an, bevor sie Turak antwortete.


    "Jederzeit, Turak. Vermutlich wird der Baum nicht weglaufen."


    Sie grinste breit.


    "Er wird euch gefallen", fügte sie dann mit einiger Bestimmtheit hinzu.


    Ihr Blick glitt wieder zu Wanagi.


    "Und du? Willst du mitkommen?"

    Feena lachte laut auf.


    "Reisen? Dahin muss man nicht reisen. Der Baum ist hier in der Stadt. Ich kam mit Talris direkt von dort, als wir in diese Taverne kamen. Es ist nicht sehr weit. Man kann dorthin gehen."


    Sie lächelte über die offensichtliche Neugier in Turaks Blick.

    Feena lächelte erneut. Sie sah Wanagi an und schüttelte leicht den Kopf.


    "Nein, Wanagi. Baum ist nicht gleich Baum. Jeder Baum ist anders, keiner gleicht dem anderen. Und alle haben sie eine ihnen eigene Kraft innewohnen."


    Zu Turak gewandt fuhr sie fort.


    "Es sind keine Häuser, die in den Herrschaftsbaum hineingebaut wurden. Der Baum ist das Haus. Ich bin sicher, er ist einzigartig. Er erinnert in seinem äusseren Aussehen an elbische Behausungen, ist aber, soweit ich weiss, nicht elbischen Ursprungs."


    Sie lächelte erneut.


    "Ich kann ihn euch gern einmal zeigen. Auch dir, Wanagi, wenn es dich interessiert."

    Feena schaute zu Wanagi, als diese vom Gehen sprach. Ihr Blick war nachdenklich. So war ihnen wohl doch nicht viel Zeit zum Sprechen geblieben. Vielleicht könnte sie in Erfahrung bringen, wo die Skruta lagerten.


    Die Halbelbe lächelte, als Turak nach dem Baum fragte.


    "Der Herrschaftsbaum. Er heisst so, weil er der Sitz des Mon'Tra'Ar ist, des Herrschers über Montralur."


    Sie zuckte leicht mit den Schultern.


    "Zumindest solange es einen solchen Herrscher gibt. Hat Ciryon euch noch nicht davon erzählt? Er selbst, als Hüter Montralurs, hat ein Zimmer dort."


    Feena setzte sich ein wenig aufrechter hin.


    "Wenn ihr den Herrschaftsbaum noch nicht gesehen habt, müsst ihr unbedingt einmal dorthin gehen. Ich könnte ihn euch beschreiben, aber ihr müsst ihn mit eigenen Augen gesehen haben."

    Feena nickte auf Turaks Antwort hin. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie weiter das Geschehen am Eingang.


    "Vielleicht sollten wir Ciryon suchen und das abklären. Diese Taverne scheint mir nicht die schlechteste zu sein, aber er mag doch etwas anderes im Sinn gehabt haben."


    Sie lächelte Turak zu, dann wurde ihr Blick nachdenklich.


    "Ich weiss nicht, ob es möglich ist, euch im Herrschaftsbaum unterzubringen. Ich habe dort ein Zimmer."


    Sie überlegte und zuckte dann mit den Schultern.


    "Wir werden es sehen."

    Feena hatte das Geschehen am Tisch mit ausdruckslosem Gesicht aber aufmerksam verfolgt. Sie hatte es ja kommen sehen, doch diesmal würde sie nicht eingreifen. Sie war Turak dankbar, dass er aufstand und versuchte, das schlimmste zu verhindern, auch wenn das keinen Erfolg zu haben schien.


    Feena war einigermassen irritiert über das Verhalten der beiden Skruta und insbesondere über das Verhalten Wanagi's. Was trieb die Kriegerin dazu ihre Gegenüber derart zu behandeln? Überhaupt fragte sie sich, was diese beiden dazu veranlasste gemeinsam umherzuziehen, wenn sie sich eigentlich ständig in den Haaren lagen Aber vielleicht konnte man das auch nicht am Verhalten weniger Stunden festmachen, länger kannte sie zumindest Wiyakawe noch nicht. Trotzdem erschien es ihr irgendwie seltsam.


    Sie warf den beiden, wie sie sich dort kampfbereit gegenüber standen, noch einen nachdenklichen Blick zu, dann begann Turak zu sprechen und sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zu.


    Sie lächelte, als sie seine Antwort hörte.


    "Nun, wenn ihr noch länger in Montralur seid, wird sich sicher eine Möglichkeit finden. Wo werdet ihr während eures Aufenthaltes hier unterkommen? Hat Ciryon etwas vorbereitet?"

    Feena war automatisch Turak's Blick gefolgt, als dieser zu Wiyakawe sah. Irritiert sah sie auf die Narben an deren Arm und fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte. Sicher, Narben waren nichts besonderes, vermutlich schon gar nicht bei einem Skruta, aber diese hier sahen nicht so aus, als wären sie im Kampf entstanden. Sie zog die Augenbrauen ein wenig zusammen, als sie Wanagi's Reaktion sah. Feena verstand nicht, was die Skruta gesagt hatte, aber dass sie Wiyakawe weiteren Alkohol vorenthalten wollte, war ihr klar. Dies war sicher eine löbliche Absicht in Anbetracht der Tatsache, dass die rotgeschminkte Skruta schon einiges an Met zu sich genommen hatte, aber die Halbelbe vermutete auch, dass es nun wieder Ärger geben würde.


    Sie schaute wieder zu Turak und hörte, was er ihr antwortete. Jetzt leuchteten ihre Augen förmlich auf und sie nickte.


    "Gern würde ich lernen, solche Tränke herzustellen."


    Sie wollte bereits fortfahren, da legte sich ein kleiner Schatten über ihr Gesicht.


    "Es ist schade, dass ihr nur auf der Durchreise in Montralur seid. Ihr werdet sicher weiter müssen, um die Dinge in eurer Heimat zu regeln. Aber wenn es eure Zeit einmal erlaubt, dann kommt gern hierher zurück und zeigt mir, was ihr könnt. Und wenn es dann etwas gibt, was ihr von mir wissen möchtet, zögert nicht, zu fragen."


    Sie nickte ihm freundlich fragend zu.

    Feena biss in ihren Apfel und hörte aufmerksam zu. Echtes Interesse lag in ihrem Blick. Sie hatte von schamanistischen Dingen nicht viel Ahnung. Der einzige Schamane, der ihr mal über den Weg gelaufen war, war der gewesen, der mit Wanagi damals in Rabuuntal gelagert hatte. Und was jener dort angestellt hatte, war für Feena's Begriffe mehr als fragwürdig gewesen. Seitdem war sie etwas zurückhaltend, was das Schmanentum anging. Aber sie war neugierig und immer bereit, etwas zu lernen.


    "Nun, ob das was ihr tut nun etwas mit Hexenküche zu tun hat oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich für meinen Teil habe mit Hexen jedenfalls keine schlechten Erfahrunge gemacht. Aber das gehört hier nicht hin. Ich habe natürlich schon von derlei Tränken gehört aber niemals mit jemandem gesprochen, der sie selber herstellen kann. Noch konnte ich ihre Wirkung jemals selbst beobachten."


    Sie schien nun ebenfalls Gefallen an dem Thema gefunden zu haben und beugte sich ebenfalls vor.


    "Von der spirituellen Seite, die ihr anspracht, verstehe ich nicht viel. Aber ich halte diese Tränke für eine ausgezeichnete Art zu heilen. Vermutlich aufwendig in der Herstellung aber jederzeit einsetzbar."


    Sie überlegte kurz.


    "Vielleicht könnt ihr mir bei Gelegenheit einmal mehr dazu erzählen? Ich würde sehr gern etwas mehr dazu erfahren. Es ist gut, sich auf diesem Gebiet auszutauschen, was meint ihr?"