Die Nacht, welche das Manöver beendet hatte und für die Menschen und Elben in einer Feier geendet hatte, war für sie eine Wendung gewesen. Erst hatte sie mit dem Menschen Magus Malglin gesprochen, der ihr versichert hatte, dass es ihrem Vater in Amonlonde besser ginge. Aber geht es ihm besser? Ist er nicht nur einfach verweichlicht? Dann hatte sie mit ihrem Vater gesprochen. Auch das war ein merkwürdiges Gespräch. Bereits nach wenigen gewechselten Worten hatte er ihr die Wahrheit über die Vorgänge in Arakur und besonders in Arakien gesagt. Tiefe Bestürzung durchlief sie und ihre Jugend rächte sich. Sie hätte sich in ihrem Alter nicht auf ein solches Gespräch einlassen sollen. Sie hatte geweint. Sie stand vor ihrem Befehlshabenden und weinte wie ein Kind. Aber sie war doch eine Kriegerin. Von den Göttern auserkoren, mit ihren Brüdern und Schwestern, Reiche zu erschüttern. Und gerade als sie glaubte es könne kaum noch unerträglicher werden, tat der große Alte noch etwas viel unglaublicheres. Er schloss sie in seine Arme. Nicht wie ein Mann es mit einem Weib tut, sondern wie sie es hier von Eltern mit ihren Kindern gesehen hatte. Voller Wärme und Mitgefühl. Das Gefühl von Wärme und Trost durchflutete sie und die Tränen flossen noch hemmungsloser. Er hatte ihr Worte ins Ohr geflüstert. Worte die sie beruhigten und die ihr sagen sollten, das sie sicherlich den Körper einer Kriegerin hatte, aber noch lange nicht den Geist. Er sagte sogar das dies gut so wäre, denn so wäre sie noch in der Lage zu lernen wie die Sterblichen ihr Leben leben. Als wenn sie das bräuchte.
Gerade versucht sie das alles abzuschütteln als Jala mit ihrem neuen Bruder sieht. Die Gefährtin ihres Vaters ging so mit den Kindern um wie sie es von ihren Eltern gelernt hatte. Und ein Stich der Eifersucht ging durch ihr Herz. All das war ihr in den Jahren der Ausbildung entgangen. Dort hatte sie nur Härte und Kampf gelernt. Kampf gegen die Sterblichen, gegen die uasuaas, gegen andere Ausgeburten Kamas und gegen ihre Brüder und Schwestern des Ordens. Nur der Beste wird überleben und eine Karriere im Orden machen. Ihr Vater hatte sie kurz nach Arakur geholt, wo sie auch nur unter ihm gedient hatte. Dann wurde sie nach Rhodur gebracht, wo sie ihre Ausbildung beenden sollte. Dann hatte er sie herbringen lassen und sagte ihr voller Schmerz, dass er all die Jahre bedaure die er ihr gestohlen habe, in denen sie nicht Kind sein durfte, in denen sie nicht sein Kind gewesen war. Er hatte ihr gesagt, dass er Stolz auf sie sei und ihr beibringen wolle mit den Sterblichen auszukommen. Er hatte ihr sogar anvertraut, dass der Rat der Sterblichen ihm das versprechen abgerungen hatte keine Drogurim mehr zu weihen. Er hatte ihr gesagt das die Unsterblichkeit ihr vorenthalten bleiben sollte, weil die Menschen es wünschten. Sie würde alt werden und sterben. Schwach und kraftlos sterben. Wieder rollt eine Träne über ihre Wange und sie wischt sie trotzig weg. Doch der Schimmer in ihren Augen verrät sie. In seinen Armen zu liegen war das schönste, dass sie je gespürt hatte. Sich im so eng verbunden zu fühlen hatte sie mit Glück und Schmerz gleichermaßen erfüllt.
Sie wendet sich von Jala ab und geht zurück in ihr Gemach. Die Unsicherheit ist nicht weniger geworden. Doch seit jener Nacht war ihr Vater anders zu ihr und sie würde diese Gefühle weiter erforschen. Nicht zuletzt hatte er ihr versprochen mit Malglin über ihre Weihe zu sprechen. Sie wollte ewig leben und ihren Schutzbefohlenen dienen, so wie es ihr Vater für sich beschlossen hatte.