Beiträge von Holt Berkenbrecht Arnulfson

    Der Ritter sah sie ernst an.
    "Sehe ich so aus, als dass ich Euch Gewalt antun würde, Lady Sonea? Ich habe meinen Standpunkt, den ich auch leidenschaftlich verteidige. Aber ich habe gelernt, dass viele, viele gute Leute einen anderen haben. Und wenn mir Eure Position nicht gefallen sollte, nunja, dann ist es eben so. Ich würde aber niemals Euch Gewalt antun und das Gastrecht Magoniens verletzen..."
    Mittlerweile hatten die Knappen einen weiteren Krug Wein und ein weitere Glas auf den Tisch gebracht, Herr Berkenbrecht schenkte sich und den Damen ein.
    "Es ist an Euch, Eure Position darzulegen - Ihr müsst dies aber nicht. Aber es wird Euch hierdurch kein Nachteil entstehen..."

    Der Ritter verneigt sich vor Dunja.
    "Von meiner Seite aus gibt es keinen Unbill und ich werde bestimmt nicht behaupten, dass ich in diesem Bereich mehr Erfahrungen habe. Aber eben die meinen, aus denen ich meine Schlüsse gezogen habe. Gerne höre ich aber auch Erfahrungen anderer zu, ein Geschenk des Grauen Drachen ist es, immer wieder etwas Neues dazu zu lernen..."
    Dann blickte er zu Sonea.
    "Was meinten Mylady?"

    "Oh bitte, Lady Dunja, verschont mich mit Eurem Spott. Ihr wisst es ganz genau, wie ich es meine - und wenn Euch die Gesellschaft von Dämonen oder ihrer Anbeter lieber ist, lasst es mich wissen, dann ziehe ich mich gerne zurück."
    Er sah sie an.
    "Ich verstehe auch nicht, was diese Nachhaken soll. Ist es nicht so, dass bei unzähligen Schlachten die Diener der Finsternis besiegt werden mussten, um zu vermeiden, dass Unschuldige geknechtet werden? Soll doch dieser Dämonenmeister seine Fakten als die wahren erachten, das deutet mir nichts. Wir entscheiden, was richtig und was falsch ist. Toleranz ist sehr wichtig, diese Tugend entspringt der Demut. Aber auch sie hat ihre Grenzen und die liegen genau darinnen, dass irgendwelche Dämonenlehren nicht als mögliche Wahrheit in Betracht gezogen werden."
    Er schüttelte den Kopf.
    "Wir können das ganz einfach machen, Lady Dunja - wem würdet Ihr mehr vertrauen oder wessen Wort? Mir oder dem Dämonenmeister?"

    "Nun, müssen tun wir das nicht. Es bleibt vielmehr nichts anderes übrig. Chaos ist ein Feind des Kreislaufes und sucht diesen zu vernichten. Wir müssen uns wehren, das ist alles - und das ist leider ein Fakt... Und seine Diener, die Dämonen, wollen uns nur Übles."
    Er trank einen Schluck.
    "Was Eure Definition des Chaos angeht, nunja, sie ist schon ein wenig verklärt, denke ich, doch maße ich mir nicht an, sie gutzheißen oder abzuurteilen. Dies sind Dinge, wo die Sterblichen versuchen, eine Erklärung zu schaffen, wo es vielleicht keine Erklärung gibt. Und ich denke auch, dass Ordnung und Chaos irgendwo ihren gemeinsamen Ursprung haben. Doch sollten wir uns an die Fakten halten und diese sagen, dass die Diener des Chaos der Ordnung ein Feind sind. Und ich diene dem Kreislauf der Drachen und somit sind sie meine Feinde. Oft genug wurde diese Ansicht im Felde bewiesen!"
    Er winkte nach der Schankmaid und wandte sich dann zu Sonea.
    "Verzeiht, ich bin unhöflich - was möchtet Ihr trinken, Mylady?"

    "Nunja, jetzt kommen wir in den Bereich der Definitionen. Jemand, der von Drachen zurück gesandt wird, nenne ich nicht wirklich einen Untoten. Und auch die Tatsache, dass die Drachen wohl aus dem Chaos entstanden sind, heißt noch lange nicht, dass sie dessen Feind nicht sein dürfen."
    Er lächelte.
    "Indes habe ich auch niemals die Existenzberechtigung derer abgesprochen, nur, dass wir, die Diener des Kreislaufes, jene bekämpfen müssen."
    Er sah sie direkt an.
    "Was erzählt Ihr Euch in Eurer Heimat über die Damones?"

    "Nun, keiner der sechs Drachen hat die Dämonen erschaffen, sie sind Wesenheiten außerhalb des Kreislaufes, Diener des Chaos, welches danach trachtet, jegliches Element der Ordnung zu zerstören. Und der Kreislauf der Drachen ist ein Element der Ordnung. Und Untote stehen gegen den Schwarzen, der das Ende des Kreislaufes ist, was tot ist, soll tot bleiben - und jene gequälte Seelen, die unschuldig dazu verdammt sind, zu wandeln. müssen erlöst werden."

    "Das kann ich mir rege vorstellen..." Der Ritter schaute versonnen, dann wurde sein Blick wieder ernst.
    "Wesen, die außerhalb des Kreislaufes stehen? Dämonen, Untote und solch ein Grobzeug. Zudem sind solche, die diese Wesen anbeten oder verehren höchst verdächtig - wie zum Beispiel Drow oder ähnliches..."

    "Ja, manche Herrschaften treiben es da ein wenig zu weit, manche Ceriden zähle ich durchaus auch dazu. Aber sollen sie glücklich werden mit ihrer Art... Der Rote achtet vor allem die Tat, jemand der handelt. Und das muss nicht immer ein Mensch sein, auch wenn es Wesenheiten gibt, die eindeutig außerhalb des Kreislaufes stehen und für die jene Toleranz nicht gilt."
    Er sah sie neugierig an.
    "Und Ihr habt die Avatare der Drachen wirklich gesehen? Den Roten, den Silbernen und den Rest auch?"

    "Da habt Ihr recht - schließlich dient jeder, der den Drachen folgt, allen sechs Drachen. Nur einen wählt man aus, um dessen Weg fester zu beschreiten. Bei mir ist dies der Rote - auch wenn ich zu Beginn meiner Knappschaft eher dem Silbernen zugetan war, und zu manchen Teilen heute auch bin, auch wenn ich ganz und gar dem Roten gehöre."
    Der Ritter lächelt.
    "Und auch in einem anderen Punkt kann ich Euch leider nicht beipflichten, ich habe mit Rotschimmer keine Probleme..."

    "Oftmals werden Kriege aus nichtigen Gründen geführt, etwas, wa sich auch nicht verstehe. Aber Ihr habt recht, Renascan ist wirklich ruhig, ich komme gerne hierher. Und doch ist es wichtig, für die eigenen Werte und Ideale einzustehen - und notfalls auch in den Krieg zu ziehen."
    Er seufzte.
    "Auch wenn es nicht immer Freude bereitet - und auch wenn viele glauben, jemand, der dem Roten folgt, hat nur Kampf und Krieg im Sinn."

    "Man wird niemals gezwungen, eine Seite zu wählen. Entweder man kann wählen, oder nicht. Wenn Ihr dies nicht konntet, war es sicherlich richtig, zu gehen. Aber wenn ich Euren Titel richtig verstanden habe, seid Ihr auch auf dem Fest der Drachen zugegen. Habt Ihr dort eine Wahl getroffen?"

    "Oh, keine Ursache, Mylady, ich trage Euch ganz bestimmt nichts nach. Ich kann mir wohl vorstellen, dass unsere Sitten und Gebräuche arg fremd für Euch sind. Mein Ansinnen war es auch nicht, Euch zu maßregeln, sondern vielmehr Euch zu helfen, Euch an diese zu erinnern. Von meiner Seite aus besteht kein Problem, indes bitte ich Euch, mich vorher zu konsultieren, solltet Ihr die Waffe untersuchen wollen."
    Er hielt kurz inne.
    "Und was meintet Ihr wegen Mythodea?"

    "Nun, da kann ich Euch leider nicht helfen. Diese Waffe habe ich von meinem Rittervater zru Schwertleite erhalten. Er sagte, er habe diese Waffe in den Ruinen seiner Feste, der Starkenburg, gefunden. Er kam mit der Waffe nicht ganz zurecht und hat sie daher mir geschenkt. Was diese Waffe ist oder einst war - ich weiß es nicht. Sie dient mir treu, wenn auch ich festgestellt habe, dass sie ihren eigenen Willen zu haben scheint, nicht jedem ist so wohl gesonnen, der sie in die Hand nimmt."

    "Nun gut, andere Völker, andere Sitte, das kenne ich in der Tat. Ich nehme natürlich Eure Entschuldigung an, Mylady!"
    Er verneigte sich ebenfalls noch einmal knapp.
    "Wenn ich mich vorstellen dürfte, meine Name ist Berkenbrecht Arnulfson. Ich bin ein Ritter des Roten Drachens zu Vinland."
    Und er gab Sonea einen Handkuss.
    "Mit wem habe ich die Ehre?"