Maeriel wird unsanft von ein paar Händen aus ihrem Versteck gerissen. Schlaftrunken wehrt sie sich gegen die grobe Behandlung, als sie von zwei kräftigen Matrosen über das Deck geschleift wird.
'Sch... .' , denkt sie und späht zu dem mit Ölhaut verdeckten Verschlag auf der Backbordseite des Schoners zurück, in dem sie seit dem Beginn der Reise recht gut gelebt hat und wo jetzt noch ihre spärlichen Besitztümer liegen.
Es ist noch früh am Tage, und dennoch steht schon eine wärmende Sonne über dem Ozean. Das Schiff, die "Hoffnung", rollt sachte hin und her, einlullend für jene, die es sich erlauben können, zu dieser Uhrzeit noch zu schlafen - alle zahlenden wie nicht zahlenden Passagiere.
Maeriel wird auf die Planken gestoßen und erblickt ein paar schwarze, auf Hochglanz polierte Stiefel - ihr Blick wandert höher und erfasst das Gesicht des Kapitäns. Seine Gestalt und sein Gebahren hat sie aus ihrem Versteck heraus schon eine ganze Weile beobachten können. Und sie ist sich sehr bewusst, dass sie jetzt einen Haufen Ärger am Hals hat.
"Was haben wir denn da?", sagt er gefährlich leise und greift unter ihr Kinn, um ihr Gesicht zu betrachten. "Jetzt wird mir einiges klar. Die verschwundenen Lebenmittel zum Beispiel." Er denkt kurz nach und wendet sich zu seinem ersten Offizier um, mit dem er einen Blick tauscht. Dann blickt er wieder zu Maeriel. Hinter ihr nähern sich Schritte und als sie es wagt, hinzusehen, kann sie gerade noch beobachten, wie ein Matrose den Sack mit ihrer Kleidung bringt und beginnt, ihn vor den Augen des Kapitäns auszuschütten und die Kleidung zu untersuchen. Als er nichts findet, schüttelt der Matrose nur mit dem Kopf. "So, das verschwundene Geld hast Du nicht. Dennoch kann ich blinde Passagiere nicht dulden und Du kannst froh sein, dass ich nicht ganz anders mit Dir verfahre. - Männer - ab ins Wasser mit ihr."
"Nein!", kreischt sie, als sie ergriffen und zur Bordwand gezerrt wird. "Das könnt Ihr nicht machen. Ich bin.. ."
Dann kippt ihre Welt und sie schlägt hart im Wasser auf.