Der Tempel der 5 Gottheiten

  • An der Außentür des Tempels war ein Papier angebracht. Wie es dahin gekommen war? Man weiß es nicht...in großen, geschwungenen Buchstaben ist zu lesen (so man des Lesens mächtig ist)


    "DIE GÖTTER BEWEINEN UNSERE OPFER!!!
    QUEIENFELS IST ÜBERALL!!!
    BESTRAFT DIE LORENISCHEN MÖRDERTRUPPEN IN TEMPTURIEN!!!"

  • ----------------> Von der Anlegestelle



    Als sie sich dem Tempel näherte, sah sie schon von weitem das Papier an der Tür. Mit einem verärgerten Knurren riss sie es mit einem Ruck ab nachdem sie es gelesen hatte, murmelte etwas wie "Gottloses Pack" und öffnete dann die Tür um den angenehm kühlen Raum dahinter zu betreten.


    Sofort ließ sie ihr Bündel sinken und legte das Papier darauf. Dann ging sie zum Altar und sank auf ein Knie herab. Mit gesenktem Kopf und auf den Boden gestützten Handflächen verharrte sie in demütigem Schweigen.


    Die Schöße des rostroten Mantels waren hinter ihr ausgebreitet und ihre Beine steckten in leichten, schwarzen Hosen. Ihr Haar war zu einem strengen Knoten zurück gebunden, den auch der Wind auf dem Meer nicht hatte zerzausen können. Wie als ob sie die Narbe geradezu betonen wollte, steckte eine Spange mit roten und schwarzen Federn an ihrer rechten Schläfe im Haar.

  • Nach einigen Minuten erhob sie sich wieder, strich die Mantelschöße glatt und sah sich suchend um. Bis auf einige Kerzen, deren Flammen zuckende Schatten auf die Wände malten, schien der Raum unbelebt. Langsam ging sie zu einer der Kerzen, strich mit der Rechten über die Flamme, murmelte dabei leise Worte. Mit der Linken griff sie in ihre Gürteltasche und streute einige Krümel in die Flamme, die kurz aufleuchteten und dann knisternd vergingen. Zufrieden wandte sie sich dann ab und maß den Raum noch einmal mit einem prüfenden Blick, ob nicht doch noch jemand kommen würde.


    Dann nahm sie ihr Bündel, steckte das Pergament in die Tasche und verließ den Tempel wieder. Vor der Tür legte sie ihr Gepäck ab und ging daneben in die Hocke. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt, schloß sie die Augen und genoß halb dösend die letzten Strahlen der untergehenden Sonne auf ihrem Gesicht.

  • Vom Tempelinneren dringt heftiges Gepolter, begleitet von einem blechernen Dengeln, gefolgt von lautstarkem Schimpfen einer männlichen Stimme, das kurz darauf in ein ungehaltenes, leiseres, wenn auch immer noch deutlich hörbares Gemurmel übergeht


    "...Stufe...alles nochmal...einsammeln...kanndochwohlnichtsein...mussausgerechnetmir...himmelnochmal..."

  • Horchend hob sie den Kopf und runzelte mißbilligend die Stirn. So ein Lärm im Angesicht der Götter war nicht das, was sie gewohnt war. Dann stand sie auf und betrat wieder den Tempel.


    Schweigend und mit einer hoch gezogenen Augenbraue schaute sie sich das Schauspiel an und wartete, bis man sie bemerkte.

  • Ein junger, etwas hagerer Mann mit halblangen schwarzen Haaren kniete auf dem Boden und war damit beschäftigt, eine stattliche Anzahl an Kerzenständern, Metallkelchen und Kerzen, die sich weitläufig über den Boden des Flurs verteilt hatten, wieder auf ein Tablett zu schichten, welches er mit einer Hand zu fixieren versuchte. Dabei murmelte er nach wie vor in sich hinein, und obwohl man keine wirklichen Worte erkennen konnte, war leicht zu bemerken, dass er nichts schmeichelhaftes von sich gab. Als er aufsah und Andara bemerkte, zuckte er zusammen und das Tablett entglitt ihm, worauf sich die eingesammelten Utensilien wieder ihren Platz irgendwo auf dem Fußboden suchten.


    "...JA...WIE ACH...neeeeeeeeeeeeeeee...." entfuhr dem Mann, und er sah reichlich hilflos abwechselnd in alle Richtungen, in die ihm die Dinge entwischten. "....ja...dann wohl nochmal..."

  • Langsam ging sie zum ihm hin und nahm ihm das Tablett aus der Hand um es ihm dann hinzuhalten, damit er in Ruhe darauf stapeln konnte.


    Mehr Ehrfurcht im Angesicht der Götter würde Euch besser zu Gesicht stehen.


    meinte sie ruhig. Dennoch war die Mißbilligung in ihrer Stimme klar zu hören.


    Ihr solltet sie um Vergebung bitten. Nicht jeder von ihnen ist so gnädig wie die Liebliche.

  • Der Mann blickte auf uns sah Andara einige Sekunden ins Gesicht, ohne etwas zu sagen, er schien fast eingefroren. Dann machte er sich daran, die heruntergefallenen Gegenstände aufzusammeln und auf das Tablett zu stellen


    "Ihr habt ja recht, ihr habt ja recht. Danke für eure Hilfe. Manchmal wollen die Dinge halt nicht, wie sie sollen, und dann kommt auch noch Pech und meine Schusseligkeit dazu. Auf jeden Fall danke für eure Hilfe."


    Nochmal unterbrach er kurz sein Sammeln


    "Ich bin Pervan. Und ihr?"

  • "Andara ist mein Name." sagte sie nach einer kurzen Pause.


    "Könnt Ihr mir sagen, wo ich Pius finde?"


    Ihren Gegenüber ließ sie alleine aufstehen und verzichtete darauf ihm eine helfende Hand zu reichen. Statt dessen drückte sie ihm sobald er auf beiden Beinen stand das Tablett zurück in die Hand.

  • Bedächtig öffnete Ashaba die Tür und trat ein.


    Mit einem kurzen Nicken begrüßte sie die zwei anderen im Raum und ging, nachdem sie die Fremde kurz gemustert hatte, schweigend zu den Schreinen, wo sie sich auf die Knie nieder ließ und die Hände zu Fäusten geballt auf die Oberschenkel stützte.


    Still sprach sie ihr Gebet, bedachte jeden der Fünfe mit besonderen Worten. Laya bat sie eine schützende Hand zu halten über die Familien der Gardisten, Teldron bat sie um eine gesegnete Urteilskraft, Kapal um die Willenskraft zu tun, was ihr oblag. Ellyris dankte sie für die reiche Ernte, die der Sommer den Siedlern versprach und Akestera bat sie um Erkenntnis in einer Sache, die ihr noch immer Kopfzerbrechen bereitete.

  • Dragion betrat dem Tempel und ließ sich vor dem Schrein der Ellyris nieder um zu beten... Es erfreute ihn, dass so viele Menschen sich gerade im Tempel aufhielten.


    Er schüttelte den Kopf und fing an zu beten.

  • Kurz nickte sie Dragion zu, stand dann auf und wühlte in ihrer Tasche. Zum Vorschein kam ein gelber Bernstein mit kleinen Einschlüssen. Noch einmal trat sie vor Kapals Schrein und legte den Brocken Harz dort ab.

  • Vor dem Tempel war das laute Gekreische einer Frau zu hören


    "Frauen und Kinder haben sie abgeschlachtet! Frauen und Kinder! Und ihr wollt mir erzählen, dass es keinen Krieg gibt?"


    Der Frau gegenüber standen ein Mann und eine Frau mittleren Alters, einfach gekleidet wie die Frau auch, und redeten mit ziemlich ratlosen Gesichtern auf sie ein. Offenbar erfolglos.

  • Mit wenigen energischen Schritten war sie bei der Tür und riß selbige auf. In einigen Augenblicken machte sie sich ein Bild von der Lage und ging dann auf das Grüppchen los. Laut fragte sie mitten in das Gespräch rein:


    "Was ist hier los?"

  • Die Frau ging jetzt in panisches Kreischen über und fuchtelte wild mit den Armen, als die anderen beiden versuchten, sich ihr zu nähern


    "Nichts ist los! Alles ist los! Sie werden alles in Brand setzen, bei den Göttern!!! Sie haben ein ganzes Dorf abgeschlachtet!!!"


    Die beiden anderen machten etwas verängstigt einige Schritte zurück, während der Mann Ashaba ein Schriftstück hinhielt. Darauf stand


    Neuste Nachrichten!
    Blutbad in der magonischen Heimat!
    Krieg zwischen Tempturien und Lorenien droht!
    Ihr wollt mehr erfahren? Kommt in die Taverne "Zaunkönig"


    Dann stammelte der Mann "Queienfels...über 50 Tote..."


    Währenddessen stand Pervan wortlos in der geöffneten Tür des Tempels.

  • Sie warf nur einen kurzen Blick auf das Schriftstück um es zu überfliegen, dann wandte sie sich wieder der Frau zu.


    "Ruhe jetzt, Weib! Oder willst du in den Karzer wandern?"


    brüllte sie der Frau ins Gesicht und kam ihr gefährlich nahe.

  • Die Frau hielt kurz inne, dann wurde ihr Kreischen so laut und grell, dass man sich fast die Ohren zuhalten musste. Worte waren dabei nicht mehr zu erkennen, auch vollführte sie geradezu einen Veitstanz, so war sie außer sich

  • Gespielt ruhig lockerte sie den Knüppel an ihrem Gürtel so, dass die Frau es sehen musste. Dann packte sie das Weib am Oberarm und zog sie unsanft zu sich heran, so dass sie Nase an Nase standen.


    Noch einmal ganz deutlich sagte sie während sie die Augen ihrer Gegenüber fixierte


    "Ruhe. Jetzt."


    Mit jeder Bewegung, die die Frau noch weiter vollführen mochte, wurde der Griff um ihren Oberarm stärker.

  • Das Zappeln der Frau wurde weniger, allerdings versuchte sie hin und wieder, sich mit wildem Geruckel loszureißen. Auf den immer fester werdenden Griff an ihrem Oberarm reagierte sie abwechselnd mit panischem Gekreische oder heftigen Gewimmer, offenbar je nachdem, ob gerade Verzweiflung oder Wut überwog.