Dinge die es niemals gab

  • Da gibt es doch tatsächlich Menschen, die haben für Träume nur Spott übrig und sehen sie als Zeitverschwendung an. Doch Träume sind genauso ein Teil eures Daseins wie das Schlagen eurer Herzens. Träumen und Phantasieren sind wertvolle Geschenke, denn dadurch erlebt ein einziges Leben zahllose andere Leben, vergleichbar den vielen Blüten an einem einzigen Zweig. Diejenigen, die nicht träumen können, müssen von denen bedauert werden, die diese Gabe haben. Sie werden niemals den Zauber kennenlernen, von der wirklichen Welt in eine Traumwelt hinüberwechseln zu dürfen, von einer Dimension zur anderen zu gehen, die unseren fünf Sinnen unbekannt ist, als ob ein Vorhang nach dem anderen zur Seite gezogen würde, um eine aufregende Welt von Farben, Taten, Errungenschaften und Fähigkeiten zu enthüllen. Jedes Volk hat zu jeder Zeit die Bedeutung des Träumens gekannt. Wurden die Träume aufgeschrieben, nennen wir sie heute Mythen oder Legenden oder Märchen. Sie gehören zum großen Schatz unserer geheimen Welt und können uns in Nullkommanichts nach Walhall oder zum Olymp bringen. Sie erklären uns alles, wonach wir uns sehnen, und nähren unsere instinktive Vorstellung, das es noch Welten außerhalb der unseren gibt. Träume oder Phantasieren bedeutet nur eine Flucht aus der Realität, bis wir durch das große Tor gehen, das zum allerletzten Traum führt. Und doch gibt es da nur einen schattenhaften Vorhang zwischen der Wirklichkeit und der Phantasie.


    Die Phantasien der Vergangenheit sind die Realitäten der Gegenwart. Im Jahr 1901 schrieb Herbert George Wells seinen Roman (Der erste Mann auf dem Mond), und seine Zeitgenossen sahen darin nichts anderes als Gedankengänge der Phantasie. Doch noch innerhalb der Lebenszeit vieler, die im Jahr 1901 geboren wurden, gingen tatsächlich die ersten Menschen auf dem Mond spazieren. Zweifellos werden noch viele andere Wellsschen Phantasien Realität werden und vielleicht können wir sogar bald so leicht durch die Zeit reisen, wie wir jetzt durch den Raum reisen. Alles, was wir als Teil unseres Lebens ansehen, war einmal pure Phantasie.


    Die sagenhaften Wesen der Vergangenheit konnten in Pferdewagen ohne Pferde unterwegs sein, mit jedem Wesen im ganzen Universum reden, dem Feuer Gehorsam beibringen und Krankheiten mit ihren magischen Kräften heilen. Wir haben heute Autos, Radios, Flugzeuge, Elektrizität, Laserstrahlen, Wunderdrogen und Unterseeboote. Unsere Vorfahren hätten alle diese Dinge als Ausgeburten unserer Phantasie angesehen. Ein Wissenschaftler kann durchaus bedauern, das es eine Verbindung zwischen Wissenschaft und Phantasie gibt, doch die Phantasie steht immer an erster Stelle. Durch sie kann ein Mensch sich etwas vorstellen, und ohne Vorstellungskraft ist Wissenschaft unmöglich. Jede Erfindung ist das Ergebnis einer Phantasievorstellung. Man muß dabei unlogisch sein statt logisch, sich Eingebungen hingeben statt der Wirklichkeit, nach innen gehen statt dem Augenschein trauen. Nach der volkstümlichen Meinung benutzten die ersten Schöpfer der Phantasie in der Form von Mythen und Legenden die Phantasie, um alle Wunder des Kosmos zu erklären, die sie selbst nicht verstanden. Doch es gibt einen Kosmos ebenso in uns selbst wie um uns herum, und dieser ist viel größer als alles, was wir mit unseren nach außen gerichteten Fähigkeiten sehen oder hören. Die großartigen oder furchteinflößenden Bilder unserer Vorstellungskraft, die Stimmen und die Musik in unseren Köpfen, tauchen aus einer grenzenlosen Welt auf, für die wir noch keinen Namen haben. der Kosmos in uns enthält alle Götter und Dämonen, die jemals vom Menschen erfunden wurden, mit all ihrer magischen Schöpferkraft, die als mystischer Samen in unseren Herzen und Gedanken angelegt ist. Wir sind in der Lage, diese Kräfte zu nutzen, um Freude und Freiheit zu erfahren oder um körperliche oder geistige Zerstörung zu schaffen. Alles was wir tun können, ist zu hoffen, das wir ein wenig Verständnis für diesen grenzenlosen Kosmos in uns wecken können.


    Das, was wir Phantasie nennen, ist der erste Schritt zu diesem Verständnis hin, denn sie ist die Vorstellungskraft, aus der alles Wissen entspringt.