Beitrag 5

  • Ein ungewöhnlicher Tavernenabend


    Eine Taverne in der uns nicht unbekannten Stadt Gerund.
    Sie gehört Gurgel, Sohn des Bräu, zwergischer Abstammung, seines Zeichens Bierbrauer und Geschichtenerzähler. Seine Worte gehen, Wie sein gutes Zwergenbier, runter wie Öl, wenn sie von Ehre, Verrat oder wieder einmal von einer Mutprobe berichten, die Gurgel schon bestanden haben will.
    Genau wie sein Besitzer ist auch die Taverne unverkennbar. Während Gurgel klein, rundlich und geschäftig wirkt, wobei er meist irgend etwas in seinen schwarzen, wildwuchernden Zwergenbart murmelt, ist das Gebäude, welches als seine Taverne dient anders gebaut. Sie ist merklich größer als die Gebäude rundum und ist nicht mit Stroh, sondern mit roten Dachziegeln gedeckt. Schon von weitem wirken sie wie die geschuppte Haut aus Drachen. So behauptet Gurgel oft, dass er einmal einen roten Drachen getötet hat und sich dessen Haut genommen hat um sich ein Dach aus Drachenhaut auf seine Taverne zu setzen, doch die Meisten wissen ja, dass das Schwachsinn ist. Jedenfalls brachte dieses in Gerund ungewöhnliche Dach der Taverne den Namen „Zum Betrunkenen Drachen” ein.
    Eines Abends betritt ein Junger Mann den Betrunkenen Drachen. Seine Kleidung ist so auffällig in blau und gelb gehalten, dass er unverkennbar ein Narr oder ein Tavernenbarde sein muss. Mit dem Gebimmel von zahllosen Glöckchen, die an seiner Kleidung befestigt sind, betritt der etwa 20 Götterläufe alte Schelm Ozzimandias die Taverne. Viele Gesichter werden ihm zugewandt und beinahe jeder erkennt ihn wieder. Einige mit Freuden, andere genervt von der Anwesenheit von Ozzimandias. Gurgel begrüßt den soeben eingetroffenen Schelm mit einem lauten: „Heyho, seht mal, wer da kommt!”, da er Ozzimandias bereits kannte, der Gurgel stets mit neuen Geschichten und Neuigkeiten versorgte. Diejenigen, die Ozzimandias nicht direkt umringen und mit Fragen löchern, verkriechen sich zum Großteil in die dunkleren Ecken der Taverne und in ihre Bierkrüge. Bei den Fragen, die an Ozzimandias gerichtet waren, handelte es sich meist um neugierige Fragen nach neuen Geschichten. Mehr oder weniger von der Masse der Leute erdrückt bittet Ozzimandias erst mal um einen Stuhl und etwas zu trinken. Nachdem er sich hingesetzt und an seinem Fruchtsaft genippt hatte bat er zunächst Gurgel eine Geschichte zu erzählen, er selbst wolle kurz verschnaufen.
    So muss die Menge fürs Erste auf die Neuigkeiten von Ozzimandias verzichten. Nachdem die Kundschaft so weit mit Getränken versorgt ist, versammelt man sich um Gurgel, der sogleich mit seiner Geschichte beginnt. Auch Ozzimandias lauscht aufmerksam.


    „Ich erinnere mich noch als wär es Gestern gewesen,” begann Gurgel „als ich mich auf die Suche nach der goldenen Feder des großen und mächtigen Magiers Whash'dhir machte, der diese Feder benutzte um mächtige Bannzauber zu sprechen. Man sagte der Feder nach, dass sie selbst Dämonen von Häusergröße verbannen konnte, wenn man sie auch nur damit berührte. Außerdem sollte sie scharf wie ein Schwert sein, und schwerste Verletzungen bei Drachen und Dämonenpack hervorrufen. Für einen normalen Menschen fühlte sie sich an wie eine normale Feder, aber durch Dämonenpack und Drachen schnitt sie wie ein heißes Messer durch ein Stück Butter!”


    Ozzimandias räusperte sich kurz um Gurgel auf die Unglaublichkeit dieser Geschichte hinzuweisen. Sogleich setzte er erneut an und einige Schmunzelten über den Sinneswandel von Gurgel.


    Ähhhh ... Ich meine ... Das wird häufig so erzählt, doch das ist natürlich Humbug! In Wirklichkeit war sie nur ein Ritualgegenstand unter vielen, die Whash'dhir für ein Verbannungsritual benötigte, wo ein Dämon in einem mehr oder weniger langwierigen Ritual verbannt werden konnte.”


    Gurgel macht eine kurze Pause um einen Schluck Bier zu trinken. Danach wischt er sich mit dem Handrücken über den schwarzen Bart, um die letzten Bierschaumreste zu entfernen. Erst dann fährt er mit seiner Geschichte fort.


    „Sicherlich werdet ihr mir zustimmen, wenn ich jetzt behaupte, dass es gefährlich ist einem Magier um sein wichtigstes Werkzeug zu 'erleichtern'”.


    Einige der Zuhörer nicken, über Gurgels Worte nachdenkend, still vor sich hin.


    „Aus diesem Grunde habe ich mir auch Unterstützung von einem Freund geholt; einem Magier, dem ich vor langer Zeit mal geholfen habe eine wichtige Queste seiner Akademie zu bestehen. Er war in der Lage den Geist denkender Wesen zu manipulieren und Illusionen zu erschaffen”
    „Wie war sein Name” fragt ein neugieriger Kender.
    „Sein Name war Trukh Bilth”


    Auf den Namen hin hört man leises, unterdrücktes Kichern von einigen Zuhörern. Der zweite Krug benetzt Gurgels Lippen und seine Wangen werden schon rosig. Der Alkohol hält auch die Zuhörer bei Laune, die darauf warten, dass der abenteuerliche Teil von Gurgels Mutprobe beginnt.


    „Ein Waldläufer verriet uns, wo wir den Turm des Magiers finden konnten, doch er warnte uns auch vor den zwei Dämonen, die das Tor bewachten. Mich schreckte das jedoch nicht ab. Wir nahmen die versteckten Pfade des Waldläufers um nicht schon hunderte Meter zuvor auf dem Weg aufzufallen. Und so standen Trukh und ich bald schon wenige hundert Schritt vor dem Turm des Magiers. Davor standen allerdings wirklich zwei grausige Dämonen, beide so groß wie zwei Menschen übereinander. Einer war mit einem Schwarzblauen hässlichen Schuppenkörper und einer schwarzblauen Dunstwolke um den Unterleib fürchterlich anzusehen. Seine Augen glühten gefährlich und hinterhältig, verschlagen rot und er hatte lange, scharfe Klauen. Zudem war sein gesamter Rücken mit Tentakeln übersäht. Seine Beine waren aufgrund des schwarzblauen Dunstes nicht auszumachen, vielleicht hatte er auch gar keine. Das riesige Gebiss ähnelte dem eines Haifischs
    Der zweite Dämon war anscheinend eher der Grobschlächtige Draufschlägerdämon. Groß, breit und stark mit dunkelroter Haut und einer speziellen Rüstung aus schwarzem Metall. Ein Dämon zum Kämpfen, einer zum Zaubern, so bildeten die Beiden ein übles Paar.
    Fragend schaute ich Trukh an.
    Dieser begann in seinem Zauberbuch zu blättern und einige Formeln zu murmeln. Plötzlich erschien neben uns ein Portal, ein Traumtor, wie Trukh mir kurz darauf erklärte.
    'Ich rufe die schlimmsten Albträume dieser beiden Dämonen.' fuhr Trukh fort.”
    Auf die ungläubigen Gesichter der Zuhörer meinte Gurgel: „Auch Dämonen haben Albträume! Und so schritt durch das Traumtor von Trukh der riesige Paladin – Gott namens Lig. Trotz, dass es sich nur um einen Traum handelte, grüßten wir die Gestalt mit einem freundlichen 'Heil Lig!', denn man weiß ja nicht, ob der echte Lig zuschaut. Im nächsten Moment stapfte die Illusion schon auf die Dämonen zu. Diese erkannten sofort, um wen es sich bei dem Angreifer mit dem flammenden Schwert handelte und reagierten völlig unterschiedlich. Der schwarzblaue Dämon durchbrach mit seinem Körper das Tor zum Turm und flüchtete sich ins innere, der grobschlächtige Dämon versuchte sich im Kampf mit dem Paladin-Gott. Es kam, wie es kommen musste. Zwei Schwerthiebe des mächtigen Flammenzweihänders später war der Dämon nur noch Geschnetzeltes.”
    Gurgel nutzt die Gelegenheit, wo alle das gerade erzählte geistig verarbeiten und holt sich das dritte Bier. Nach dem ersten tiefen Zug aus dem hölzernen Krug fährt Gurgel mit seiner Geschichte fort:
    „Ich wandte mich an Trukh Bilth 'Zwei Sorgen weniger'. 'Zwei?' fragte er zurück. 'Wieso Zwei?' 'Na das Dämonenpack und das Tor' meinte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Auf jeden Fall war der Weg frei und so betraten Trukh Bilth und ich den dunklen, modrig riechenden Turm. Die Hallen, die wir sahen, waren prunkvoll, jedoch selten benutzt. Der Staub lag zum Teil fingerdick auf Tischen, Stühlen und alten Bildern. Die frischen Spuren des Dämons waren leicht im Staub zu verfolgen. Sie führten zu einer Wendeltreppe, die sich windenden Stufen hinauf bis in ein höheres Stockwerk. Auf halben Weg nach oben hörten Trukh und ich einen lauten, menschlichen Schrei. Wir wechselten nur einen kurzen Blick um dann beschleunigten Schrittes die Treppen zu erklimmen, beide zum Kampf bereit, Trukh mit gezücktem Zauberstab und ich mit gezogener Axt und rasselndem Kettenhemd. Ein Stockwerk höher fanden wir den Verursacher des Schreis. Wir fanden einen Leichnam, oder besser, das was davon noch als Leichnam zu erkennen war. Eigentlich war es mehr ein Gemisch aus Fleischbrocken, Blut, zerrissenen Stoffen und einigen Zauberutensilien.”
    Einigen der Zuhörer scheint die Vorstellung eines solchen Anblicks schon fast zum brechen zu bringen, also hält sich Gurgel nicht länger mit einer weiteren Umschreibung auf. Selbst Ozzimandias dem Schelm scheint die Vorstellung nicht sonderlich zu behagen.


    „In der linken Hand, die als einziges Körperteil noch klar erkennbar war, glänzte etwas goldenes. Und es war nicht einer der Zahllosen Ringe die der Magier Whash'dhir an dieser Hand trug. Vorsichtig löste ich also die gesuchte goldene Feder aus den leblosen Fingern. 'Anscheinend hat der geflüchtete Dämon seinen eigenen Herrn umgebracht, bevor dieser auch nur einen Finger rühren, geschweige denn sich zur wehr hätte setzen können.' Stellte Trukh Bilth trocken fest. Ich kommentierte seine Analyse nicht, da ich nun die goldene Feder in Händen hielt und sie endlich mal in Augenschein nehmen konnte. Ein sehr Unmenschlicher Schrei ließ Trukh und mich jedoch aufschrecken und erinnerte uns daran, dass der geflüchtete Dämon noch irgendwo im Turm sein musste. Trukh fackelte nicht lange und zückte ein Stück Kreide, mit dem er sogleich einen Bannkreis auf den Boden zeichnete. 'Seit wann kannst du Dämonen verbannen?' fragte ich ihn. 'Kann ich nicht.' antwortete er darauf 'Ich habe mal aus Langeweile eine Vorlesung in meiner Akademie mit dem Thema Verbannung besucht. Vom Treppenaufgang zur nächsten Etage, am anderen Ende des Raumes war schon schwarzblauer Bodennebel zu erkennen. Der Dämon nahte. Trukh hatte unterdessen ein Buch aus einem Regal genommen und angefangen darin zu blättern. 'Mach die Feder an deiner Axt fest. Eventuell benötigen wir gleich noch eine wirksame Waffe gegen den Dämon' erklärte er in das Buch vertieft. Kaum hatte ich die Feder mit einem Stück Schnur an der Unscharfen Seite meines Axtkopfes befestigt, da trat er in den Raum. Umwabert von schwarzblauem Nebel und scheinbar wütend. Das Monster öffnete sein riesiges, Haifischzahn-bewehrtes Maul und es erschallte ein extrem lauter, unmenschlicher Schrei. Unerträglich, das sage ich euch. Ich hielt mir sofort die Ohren zu, wobei meine Axt zu Boden fiel. Der Dämon, der darin seine Chance sah, sprang auf mich zu. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass ich mich trotz des betäubenden Schreis noch schnell bewegen konnte.” Ein etwas wehleidiger Blick auf den bequemen Bierbauch, der davon zeugt, dass dieses Abenteuer schon einige Jahre zurückliegen muss. Kurz schien Gurgel in den alten Erinnerungen zu schwelgen.
    „Gurgel”, sagte Ozzimandias, „Gurgel, wie geht es weiter?”
    Das riss den alten Zwerg aus den Träumen, vergangener Zeiten.
    „Wie?! Was?! Ach so ja! ... Noch während der Dämon in der Luft war, rollte ich mich unter ihm weg, griff mir dabei meine Axt und stand schon wieder kampfbereit da, bevor diese Monstrosität selbst aufgestanden war. Ich stürmte also auf den Rücken zu, der tatsächlich überall mit Tentakeln bedeckt war. Ich traf den Rücken mit voller Wucht meiner frisch geschärften Axt, doch das schien den Dämon nicht im geringsten zu kratzen. Noch im Umdrehen erwischte er mich mit einem seiner mit Klauen bewehrten Arme und schleuderte mich durch den halben Raum, wo ich zu Füßen von Trukhs liegen blieb. Dieser fing sofort an irgendwelche Formeln zu murmeln, schüttelte den Kopf und fing von Neuem an. Der Dämon stürzte indes schon auf uns zu. Ich sprang auf um den Schlag des Dämons abzublocken. Dieser holte aus. Ich hob meine Axt und erwischte das Handgelenk des Dämons mit der Federbewehrten Seite meiner Axt. Der Dämon strauchelte und stolperte rückwärts und hielt sich mit der anderen Hand den Stumpf des Arms, wo eben noch die eine Hand war, die jetzt auf dem Boden lag. Schwarzes, dickflüssiges Blut trat aus der Wunde aus. Der Dämon schrie vor Schmerz und Wut. Durch den unkonzentrierten Rückwärtstritt, setzte der Dämon ein Bein in den Bannkreis von Trukh Bilth. Noch ehe dieser registriert hatte was geschah, hatte Trukh eine Bannformel gesprochen. Der Bannkreis leuchtete auf um dann direkt wieder zu erlöschen. Trukh fluchte. Der Dämon hingegen fing an irgendwelche Satanischen Formeln zu Rufen. Seine Stimme war schon grausig genug. Bevor Trukh oder ich irgendetwas unternehmen konnten zeigte der Dämon schon auf Trukh, der plötzlich seinen Stab fallen ließ und die Hände an den Kopf riss. Wie von starkem Schmerz getroffen, fiel er auf die Knie, vollkommen von dem Fluch des Dämons ergriffen. Der Dämon selbst lachte nur ein lautes, transdimensionales Lachen. Ich eilte zu Trukh um ihm zu helfen, doch als ich die Axt auf Seite legte um ihm zu helfen hob er, wie von einem Sinneswandel betroffen, den Kopf und grinste mich breit an. Es war aber kein freundschaftliches Grinsen. Es war das Grinsen eines Wahnsinnigen, der in seinem Innersten mit einem anderen kämpft ... und verliert. Er rief noch 'Hilf mir Gurgel. Ich muss .... ich werde dich Töten'. Der Zwiespalt dieser Aussage war für mich ein ganz klares Zeichen. Ich schrie den Dämon an 'Verschwinde aus dem Kopf meines Freundes!' Doch der Dämon schien mich nur auszulachen. Ich nahm meine Axt und wollte mich gerade auf den Dämon stürzen als mich Trukh von hinten umriss und meine Hände am Boden hielt. Wie gekreuzigt lag ich auf dem Boden, hilflos. Ich versuchte mich zu wehren, zwecklos. Der Dämon kam in meine Reichweite, doch Trukh Bilth saß auf meinem Rücken und hielt mich fest. Ich musste etwas tun. Der Dämon hob den noch mit Klauen bewehrten Arm zum Stich auf meinen Schädel.”
    Das Publikum war erstarrt.
    „Ich nahm all meine Kraft zusammen und bäumte mich unter dem Gewicht von Trukh Bilth auf und schaffte es, ihn abzuwerfen und mich zur Seite zu rollen, bevor die Klauenhand des Dämons knapp neben meinem Kopf in den steinernen Boden einschlug. Trukhs Hände griffen nach meiner Axt. Ich musste ihn wieder los werden. Ich versuchte ihn abzuschütteln, da stürzte sich der Besessene auch schon in das Blatt meiner Axt. Dabei streifte sein Körper auch die goldene Feder. Bevor er sterbend zu Boden ging, klärten sich seine Augen und ich hörte ihn noch etwas flüstern. 'Danke Gurgel' hörte ich.”
    Gurgel wischt sich eine Träne aus dem Auge. Dann atmet er einmal tief durch.
    „Ich fühlte mein Blut kochen. Vor Wut, vor Schmerz einen Freund verloren zu haben. Der Dämon hatte indes die Klaue aus dem Boden gezogen und holte zum nächsten Schlag aus. Ich wollte den Schlag nicht abfangen. Ich wollte Rache. Ich hieb zu mit der Axt und erwischte den Dämon mit der Federseite meiner Axt zentral in die Brust. Der Dämon sackte schwer getroffen in sich zusammen. Ich nutzte die Chance und Schlug mit einem Holzfällerschlag den Kopf des Dämons vom Rumpf. Der Körper des Ungeheuers kippte um und zuckte im Todeskampf. Ich konnte meinen Schmerz nicht überwinden. Ich zerhackte den Körper des Dämons in kleine Stücke, bis sich nichts mehr bewegen konnte. Erst dann merkte ich, dass ich schwach wurde und sackte in mich zusammen, ohnmächtig. Als ich erwachte war alles unverändert. Der Dämon war Tod und Trukh Bilth leider auch. Ich nahm die goldene Feder von der Axt und kehrte Heim. Ich hatte genug der Abenteuer. Also gründete ich meine Taverne hier in Gerund
    Kurze Zeit ist nur Schweigen zu vernehmen. Dann hört man schallendes Gelächter aus einer Ecke von einem Tisch. Ein älterer, grimmig dreinschauender Besucher erhob sich von seinem Tisch und kam auf die Gruppe zu.
    „So ein Seemannsgarn habe ich noch nie gehört. Wahrscheinlich willst du uns weis machen, dass die Geschichte auch noch wahr sei!” Lachte er Gurgel aus.
    „Natürlich ist sie wahr, du ungläubiges Orkgesicht.” keife Ozzimandias den Mann an.
    Der Alte greift sich darauf hin den nächststehenden Krug und warf. Der Krug verfehlte Ozzimandias, da der Alte schon einiges getrunken haben mochte. Ozzimandias macht zwar keine Anstalten zurückzuwerfen, doch schon kommt ein anderer Bierkrug geflogen, der von einem der Zuhörern von Gurgels Geschichte geworfen wurde und trifft den alten Griesgram am Rocke worauf hin sich der Inhalt des Krugs auf dessen Weste ergießt. Schon kurz darauf entbrennt zwischen den Zweiflern der Geschichte und den Freunden von Ozzimandias und Gurgel eine heiße Bierkrugschlacht. Schließlich schafft es Gurgel beide Parteien zu beruhigen und versucht den Streit zu schlichten.
    „Bitte, gebt euch in die Ruhe.”
    Er versucht sogar die Gruppe abzulenken
    „Habe ich euch eigentlich schon mal erzählt, dass das Dach dieser Taverne von einem echten Drachen die Haut ist?”
    „Interessiert uns nicht.” Wurde Gurgel vom alten Griesgram zurückgewiesen.
    Darauf hin verlassen die meisten Gäste die Taverne. Der Abend hatte ein stürmisches Ende genommen. Ozzimandias hilft Gurgel noch, die umgestürzten Tische wieder aufzustellen, verabschiedet sich jedoch direkt danach und verlässt die Taverne. Gurgel schließt erleichtert die Tavernentüre und schiebt den Riegel davor. Danach geht er hinter die Theke um seinen abendlichen Kassensturz zu machen. Er nimmt sein Schreibzeug unter der Theke hervor und bewegt sich in den ersten Stock. Von einem Seitenfenster und über eine Leiter gelangt er auf das Dach. Dort setzt er sich und taucht die goldene Feder in die schwarze, zähflüssige Tinte, das Dämonenblut, welches er als Tinte benutzt um die Einkünfte und Verluste des Abends ins Kassenbuch einzutragen. Dabei streichelt er mehrmals über die Schuppen des alten Drachen, die jetzt das Dach der Taverne schmücken.