Hellas, ich komme gerade vom Lyra 2 zurück, bin total im Arsch und bissi verkältet.
Die Location:
Als 3-Tages Abenteuercon konzipiert, fand das Lyra 2 auf dem beliebten Jugendzeltplatz in Bonn-Bad Godesberg statt.
Zum Platz gibt es wenig zu sagen, außer daß sein natürliches Gefälle zwischen lästig bis richtig bescheiden (bei Eis, Regen und Schnee) zu bewerten ist.
Die Infrastruktur des Platzes funktioniert, eine große Küche + Außenküche, sowie das Kaminzimmer und der große Saal (wenn man ihn so nennen darf) bieten eine solide und heimelige Grundlage für jeden Con. Die Toiletten und Duschen sind sauber und gepflegt, Warmwasser gibts eigentlich 24/7.
Die Anbindung mit Autobahnen, Bus/Bahn etc ist hervorragend, da es sich wie gesagt um einen fast schon Stadtinternen Zeltplatz handelt.
Einziges großes Manko ist die direkt vor dem Platz verlaufende Straße zum Kongress und Fortbildungszentrum, welches aber anscheinend dieses Wochenende unbesucht blieb. Wodurch auf ein wenig ambientestörenden Asphalt diverse an und abreisen zum nahegelegenen Waldgebiet möglich waren.
Zum Spielgelände:
Aufgrund des etwas widrigen Wetters gab es gleich zu Beginn der Con den ersten Dämpfer, als bekanntgegeben wurde, daß aus Sicherheitsgründen der Platz selbst nicht als Kampfgebiet genutzt werden darf.
Dies schränkte die Möglichkeiten von SL und Spielern ein wenig ein, ließ aber keine sonderliche Unruhe aufkommen.
Hauptschauplätze der Handlung waren dadurch die Taverne als Mittelpunkt des Lagers und der nahegelegene Wald, welcher durch eine klare Strukturierung der natürlichen Grenzen in ein gut bespielbares Gebiet aufgeteilt werden konnte.
Der Wald selbst bot auf breiten Wegen an den meisten Stellen ausreichendes Potential für sicheres und abwechslungsreiches Kämpfen und war auch für ausgiebiges Scouten und Verstecken gut geeignet
Zum Konzept:
Die Paarung eines Militärischen Hilferuf-Plots mit Mystery-Elementen ist immer ein gewagtes Spiel.
Dies zeigte sich auch auf dem Lyra wieder, wo man zeitweise kaum mehr wußte, ob man sich nun im Krieg oder auf einer Entdeckungsreise befindet
Dazu aber später mehr.
Interessant war ein HQ-System mit integriertem Fundus, bei dem nicht nur die Spielerbewertung in die Hände der NSCs gelegt werden konnte, es gab Bilder jedes einzelnen Spielers und die NSC konnten mit farbigen Punkten gutes oder schlechtes Rollenspiel belohnen, sondern auch einzelne Subplots, die SL-Unabhängig inszeniert werden konnten.
Hierzu gab es eine Art "Schwarzes Brett" an dem einige der zahlreichen Subplots mit allen wichtigen Infos aushangen an denen sich die NSC frei bedienen konnten, sich die notwendigen Gefährten, Ausrüstungen und Plotgegenstände besorgen und selbstständig ausspielen.
Dieses System wurde von Funk und einer starken NSC-Koordination unterstützt, was es möglich machte mit einem geringen Aufwand an SLs ständig Subplots am Laufen zu halten und das zwei Nächte lang bis in die frühen Morgenstunden.
Die Organisation:
Mit einem Team von 8 Orgaleuten SLs und Support, sowie einem soliden Fundus und technischen Hilfsmitteln hatte sich BORRR mit einem guten Ressourcenpool an den Start begeben.
Wie wichtig dies bei einer Plotmaschinerie wie zuvor beschrieben sein sollte, zeigte sich, als allerlei Fährnisse diesen Pool nahezu vernichteten. Durch Krankheit, Unfall oder sonstige Ereignisse wurden bis Samstag Nachmittag 5 (!!) der Acht SL/Orga/Support-Hybriden dahingerafft, so daß nurmehr 3 Leute sowohl Küche, NSC-Koord und Haupt-SL schmeißen mussten.
Eine Situation die trotz zeitweisen Strauchelns, Hoffen und Bangens in einem Kraftakt von SL-Besprechung und NSC-Beratung ncoh einmal gerettet werden konnte und einen soliden und meiner Meinung nach befriedigenden Abschluß der Veranstaltung gewährleisten konnte
Der Plot:
Oder besser, die Plots... In mehr als zehn Jahren habe ich es nicht erlebt, daß ein Con dermaßen vollgestopft war mit Subplots.
Extrem gesehen konnte man nicht einmal Pinkeln gehn ohne dadurch einen Seitenstrang aufzunehmen.
Vom Retten einiger Feenwesen angefangen , über Dispute, Diskussionen und Konflikte mit Waldwesen, Räubern und marodierenden Viscoten, entführten, bis hin erkrankten und verwirrten Spielercharakteren und Kräutersuchen, war praktisch alles dabei, was einem in einem Feenwald so zustoßen kann.
Dies war einerseits manchmal ziemlich nervig, da es schwer war einmal ausgiebig Luft zu holen, durchstieß allerdings auch die fast schon fließbandartigen Zeitpläne, der gemeingültigen Con-Maschinerie:
SL-Ansprache um sechs, time in um acht, bis zwei uhr nachts mit <insert random enemy> herumschlagen, irgenwann schlafengehen, morgens um zehn aufstehen bis 12 praktisch in der ot-blase rumhängen da die SL und nsc erst um 6 ins bett gekommen sind, bis 17 uhr plot lösen, 18 endritual, 20 endschlacht, danach besäufnis bis ins schutzkoma, aus dem man um 12 uhr mittags des abreisetages erwacht.
Wer ehrlich ist, findet in diesr Aufstellung ein kleineres oder größeres Körnchen Wahrheit.
Lyra 2 allerdings durchbrach einige wenige dieser Regeln.
Durch das besagte Sub-Plot-System fiel es der Orga leicht lange Zeit IT zu bleiben, zwei Abende zu füllen und sogar die Endschlacht erst für Sonntag Vormittag anzusetzen, was mir persönlich hervorragend gefiel und von den meisten Spielern auch sehr gut angenommen wurde.
Genug jedoch von den Subplots.
Der Hauptplot hatte den Hilferuf eines gewissen Baron von Lyra zum Inhalt, welcher Recken suchte, um sich wieder in seine Heimat zurück zu wagen und zu versuchen seinem Konkurrenten den "Thron" wieder abzujagen.
Leider wurde das von den meisten Spielern vergessen, als die ersten Mystery Elemente in Form eines Werwolfes auftraten.
Es war geradezu faszinierend:
WO auch immer die Orga Mystery-Bröckchen in die Richtung der Spieler warf, fand sich stets ein Pulk, der sich mit Freuden auf sie stürzte.
Der eigentliche Zweck der Reise war ob der Waldwesen und Feen anscheinend schnell vergessen.
Das man hier war um "Krieg" zu führen, interessierte niemanden, wenn es einen Werwolf gab, welcher zu bezwingen war.
Davon kam man erst ab, als der eine oder andere Spieler kurze Zeit verschwand.
Wirklich Aktiv wurden die Spieler aber erst, als eine Fürstentochter entführt, mißhandelt und gefoltert wurde.
Naja so halb, denn die Hälfte der begleitenden Spieler entschieden sich auf halbem Wege dann, doch lieber Kräuter suchen zu gehen, was die verbliebenen Streiter geradewegs in die Arme einer unbezwinbaren Übermacht laufen ließ.
Zuletzt gab es im Grunde genommen drei Fraktionen:
1. Die Militärs mit der Absicht wirklich zu helfen
2. Diverse die sich lieber um den Werwolf kümmern wollten
3. Merkwürdige Söldnerartige Gestalten die dachten, hier ginge es nur darum sich bewirten zu lassen.
Nachdem man erkannte, daß mit diesem Haufen kein Krieg gegen den widerlichen Wüstling der anderen Seite zu gewinnen wäre, ließ man schließlich zu, daß sich um den Werwolf gekümmert wurde, beschloß die Vertreter der einzelnen Reiche mit militärischem Hilfsgesuch zu ihren Herren zurück zu senden und musste sich am nächsten Morgen mit dem Versuch der Viscoten auseinandersetzen, den sogenannten Jagdsitz des Gastgebers "Zwangszuräumen".
Hauptplottechnisch muß ich persönlich resümieren, daß die Mischung aus Mystery und Militär nicht aufgegangen ist, was aber nicht heißen soll, daß der Con nicht dennoch ein Highlight der diesjährigen Larpsaison gewesen ist.
Ich habe selten eine Orga erlebt, die so inbrünstig um ihr Con gekämpft hat, und sich so tapfer wieder und wieder gegen die Umstände gewandt hat und mit geballter Kraft einen funktionierenden Abschluß und gute Unterhaltung zu bieten.
Besonders zu erwähnen wären auch noch einmal die Träume sowohl Freitag auf Samstag- als auch Samstag- auf Sonntagnacht, welche nicht nur liebevoll inszeniert waren, sondern auch so manches Goodie ins Spiel brachten, welches die Lösung gewisser Plotelemente wesentlich erleichterte, sofern man schlau genug war, die damit verbundenen Rätsel zu lösen.
Alles in allem ein süßer Mystery-Con mit hohem Unterhaltungswert, und ein eher mäßiger Militär-Con, durch die zeitweise geradezu deprimierende Attitüde mancher Spieler....
(Natürlich werde ich -nicht- gegen die Viscoten kämpfen, ich bin ein Söldner, ich bin hier um Feen zu sehen!) {zitat ende}
In diesem Sinne, ein schöner Con, mit viel Liebe und Einsatz inszeniert und für den ersten drei Tages Con der BORRR-Orga einsame Spitze.
Weiter so