Vom Hafen zur Stadt- und andersrum

  • Der Duft umgibt die Priesterin wie eine schmeichelnde Wolke. Moos und Baumstamm nehmen sie auf und die Erleichterung sich setzen ist enorm. Ihre Beine fühlen sich so schwer an. Erst jetzt merkt sie wie groß die Müdigkeit ist und der Versuchung die Lider zu schließen läßt sich kaum widerstehen.

  • Alanis gähnte und blinzelte. Die Müdigkeit übermannte sie immer stärker, wahrscheinlich hatte sie auf dem Schiff einfach zu wenig geschlafen und sich selbst und ihre Kräfte, was den Marsch zur Stadt anging, schlichtweg überschätzt. Sie entschied sich, sich vom Baumstamm hinunter in das weiche Moos rutschen zu lassen und ein wenig zu schlafen. Dies war immerhin Amonlonde - hier konnte nichts passieren.


    Einen Moment später schon saß sie im Moos, fragte sich in einem letzten geistigen Aufbäumen, ob der Gedanke mit der Sicherheit in Amonlonde nicht doch etwas stark sarkastisch gewesen war und schlief dann, an den Baumstamm gelehnt, ein.

  • Was sich geraume Zeit durchaus rührt ist eine kleine Gruppe Hîn, die die Umgebung der Straße zwischen dem Seehafen und Estel Haeron patrouillieren. Eigentlich führt ihr Weg nicht an der Stelle vorbei, an der die Priesterin schläft, aber ein bestimmter Geruch, den sie aus der Entfernung wahrnehmen, weckt ihre Aufmerksamkeit. Mit vor dem Gesicht gebundenen Tüchern nähern sie sich interessiert um die genaue Position der Pflanze zu bestimmen und dann in Amonlonde melden zu können.


    Erstaunt nimmt Helathel, die vorderste der Wächterinnen, zur Kenntnis, dass die Pflanze wohl schon ein Opfer gefunden hat. Ein Handzeichen später nähert sich die Gruppe zügig um zu sehen, ob die Beute noch am Leben ist.

  • *Fordern wir die Echadith an?* stellt Elenoë in den Raum.
    Helathel schüttelt nur den Kopf, zieht eines ihrer beiden Schwerter und trennt die verbindenden Ranken zwischen der Blume und der Priesterin durch. *Wir fordern eine Trage an. Und das hier ist noch nicht vorbei. Wir bringen sie außer Reichweite und sehen zu dass wir alle Rückstände entfernt bekommen.*


    Zu viert ist es kein größeres Problem die Priesterin auf die nötige Distanz zur Blume zu bringen. Dort angekommen machen sich die Wächter daran, sämtliche Stellen an Alanis' Körper von den Ranken zu befreien, die darauf zu wuchern begonnen haben.

  • Alanis von den Ranken zu befreien stellt die Wächter vor keine großen Probleme. Die Pflanzen lassen sich leicht entfernen und an den Kontaktstellen mit der Haut der Menschenfrau tritt nur wenig Blut aus.
    Doch je länger sie sich in der Nähe der Pflanze aufhalten desto stärker spüren auch sie die Wirkung, die von der feuchtwarmen Luft noch verstärkt zu werden scheint.

  • "Das muss vorläufig genügen, " konstatiert Helathel nachdem sie zumindest das Gröbste beseitigt haben, "Wir müssen mehr Abstand gewinnen.".
    "Die Straße ist hinreichend weit entfernt, sonst wäre die Pflanze schon früher aufgefallen. Und ein Karren könnte sie schneller in die Stadt bringen als wir sie in die Botschaft," schlägt Elenoë vor. Erstere Wächterin nickt nur, also wird die Priesterin erneut gepackt und in Richtung Straße geschleppt, wo die weitere Versorgung erfolgen soll.

  • Helathel gibt ein Signal zum Anhalten an ihren Trupp und wendet sich an den Karrenlenker, sobald dieser sein Gefährt zum Stehen gebracht hat. "Ihr kommt gerade rechtzeitig," ihr elbischer Akzent ist nur noch leicht vernehmbar, "wir haben eine Verletzte im Wald gefunden. Es wäre sicherlich in ihrem Sinne, wenn sie schnell in die Stadt gebracht werden könnte."

  • Der Fahrer hat den Hut abgenommen und kratzt sich jetzt am Kopf. Er begutachtet die Frau und bemerkt die Reste der Ranken.
    "Ins Gestrüpp gerannt, hm?", stellt er fest.
    "Dann tun wir sie mal ins Hospital... Lad auf, Mädchen." Er nickt Helathel zu und öffnet das hintere Ende seines Karrens um mit ein paar Griffen die Ladung so zu arrangieren, daß Alanis darauf noch Platz findet.
    Als die Elfen die Frau abgelegt haben klettert er schwerfällig wieder auf den Bock und schwingt die Rute über den Ochsen.

  • Die Elbin bedenkt die Anrede mit einer hochgezogenen Augenbraue, widmet sich dann aber zusammen mit den anderen der Aufgabe. Sie verabschieden sich von dem Fuhrmann mit einem dankenden Nicken, bevor sie ihr Patrouille im Wald fortsetzen.


    Nur wenig später fangen zwei Reiter den Karren ab, um ihn in Richtung Hospital zu eskortieren.

  • Ein Schiff aus Renascân legte an diesem frühen Morgen an. Nebel waberte über dem dunklen Hafenwasser und Tau lag in der Luft, die bereits einen warmen Tag versprach.


    Alanis verließ mit einem dankbaren Blick gen Himmel ihr schwankendes Transportmittel und bedankte sich bei den Seeleuten, die ihr eine schwere Kiepe und den Rest ihres Gepäcks, das aus einem weiteren Rucksack und zwei großen Taschen bestand, zu Füßen stellten, mit ein wenig Geld.


    Suchend sah sie sich nach einer Möglichkeit um, zur Stadt zu kommen.

  • Am Ende eines Kais beladen zwei Männer einen Ochsenkarren. 'Gisberts' steht in ungelenken Buchstaben auf dem Gefährt - für den, der aelm-arthosische Schriftzeichen lesen kann.
    Ei gutest Stück weiter westlich, nahe der Mündung des Caranduin, liegt eine der Flußbarken vertäut.

  • Alanis legte den Kopf zur Seite und versuchte das, was auf dem Karren stand, zu lesen. Leider war ihr Aelm-Arthosisch ungefähr so gut wie ihr Drow - vorhanden, aber holprig. Sie überlegte, was sie ihrem schmerzenden Rücken und ihrem flauen Bauch antun konnte und entschied sich, lieber mit dem Karren zu fahren.


    Sie schleppe ihr Gepäck zu den beiden Männern hinüber und rief sie an, ob man sie mitfahren lassen könne.

  • Da ein kleiner aber durchgehend stabiler Prozentsatz der Umsätze von Gisberts Fuhrunternehmen dem Transport von Passagieren -meist solche, die ihrem Magen eine Fahrt auf dem Fluß nicht mehr antun wollen - zu verdanken ist, laden die beiden Männer Alanis und ihr Gepäck ohne viel Federlesen oben auf den Karren.
    Der Fahrer stell sich als einer der Söhne des Fuhrunternehmers vor, und nach kurzem Schulterklopfen der Männer untereinander schwingt er sich auf den Bock und nimmt den Leitstecken zur Hand.

  • Alanis, derweil auf dem Karren und auf ihrem Gepäck sitzend, macht es sich so gemütlich wie irgend möglich und schließt ein wenig die Augen. Tatsächlich ist das Knarren des Wagens, seine Bewegungen und das Schnaufen der Tiere im hohen Maße einschläfernd. In den Nächten an Bord hatte sie wenig Schlaf bekommen. Meist war sie auf Deck herumgetigert und hatte sich in lebhaften Farben ausgemalt, was in Renascân derweil geschehen mochte - lebhafte Farben, die meistens in ein alles verschlingendes Schwarz übergingen, wenn sie daran dachte, dass sie möglicherweise bei einer Rückkehr im Gefängnis landen konnte. Andererseits, so versuchte sie es sich immer zu sagen, sollte sie schon ein wenig Vertrauen in die Männer haben, an die sie sich gewandt hatte. Doch diese Selbstbeschwichtigung war ungefähr so erfolgreich wie der Versuch, ein Feuer mit einem Glas Wasser zu löschen.

  • Gisberts Sohn scheint einer von der schweigsamen Sorte zu sein, jedenfalls versucht er nicht von sich aus ein Gespräch mit dem Fahrgast anzufangen. Die Zugochsen arbeiten sich gemächlich die Südstraße entlang - die seit Alanis' letztem Besuch tatsächlich stellenweise ausgebessert wurde - und je weiter der Tag fortschreitet, und je weiter sie sich vom Meer und seinen frischen Briesen entfernen, desto schwüler und wärmer wird die Luft.

  • Nach einem Nickerchen, dass irgendwann aufgrund eines Schlaglochs abrupt endete, schlug Alanis die Augen auf und rieb sich ihren steifen Nacken. Früher hätte sie die Strapazen so einer Reise ohne Probleme weggesteckt, heute fühlte sie sich einfach nur noch müde und alt.


    Die Hitze, die sie nach dem Schläfchen empfing, empfand sie als unausstehlich und so suchte sie aus ihrer Kiepe einen Wasserschlauch, um etwas zu trinken und auch den Männern nach vorne zu reichen.


    Ihr streng geschnittenes, graues Kleid machte es ihr nicht unbedingt leichter und sie spähte mit Hoffnung zum Himmel hoch, ob es noch Regen geben würde - und damit eine Abkühlung.