Zwei Männer stehen an einem Steilhang zu dessen Fuß sich eine nicht enden wollende Anzahl an Männern durch ein enges Tal schlängelt.
Sie sind in dichte Pelzmäntel gehüllt und der Schnee geht ihnen bis zu den Knien. Aufmerksam beobachten sie wie Gruppe hinter Gruppe unter immer neuen Bannern den Eingang des Canyons passieren.
Der Tritt ihrer zahllosen Stiefel lässt das Gestein in einem unirdischen Ton brummen und die spärlichen Bäume am Hang zittern.
Schließlich wendet sich einer der Beiden dem anderen Zu.
"Das ist verdammtnochmal das größte Heer das ich je gesehen habe, Aldhayn" bemerkt er leise, die Antwort seines Gefährten ist nur ein Nicken.
"Willst du es immernoch tun?" legt der Fragende nach.
Erneut nickt der Andere, "Ja Arok, dies ist der Grund weshalb mein Vater auf meine Rückkehr bestand. Wenn wir sie hier nicht besiegen, dann nirgendwo.."
Arok schüttelt den Kopf, bald werden die ersten der Fremden das andere Ende des Tales erreicht haben: "Das ist Wahnsinn, wir sind viel zu wenige...!"
Aldhayn legt den Pelzmantel ab und zieht sein Rufhorn hervor: "Vertrau mir, es wird gelingen.... Es muß gelingen... Ich kenne meine Heimat"
Dann legt er die viel zu kalten Lippen an das Horn und bläst einen langen Signalton.
Kaum ist jener verklungen beginnt der Schnee auf der Gegenseite in das Tal zu stürzen, erst wenig, dann eine immer größer werdende reißende weiße Welle, dahinter werfen vielleicht ein oder zweihundert Männer Speere in das Tal, welche sie in Bündeln vor sich in den Boden gerammt hatten.
Der Feind im Tal drängt in Richtung des rettenden Eingangs, doch oberhalb desselben stehen Bogenschützen und fällen die ersten Reihen; Nur Wenige entkommen. Dahinter geraten die Massen ins Stocken, Soldaten stolpern, drängen, stampfen. Begraben und zertreten sich gegenseitig, bis die Weiße Welle den Talgrund erreicht.
Zahlreich sind die Schreckensschreie der Sterbenden als sie lebendig unter Massen von Schnee vergraben werden.
Dann kehrt Stille ein, gespenstig, wartend.
"Komm Arok, dies wird sie nicht lange aufhalten, bald werden sie sich befreit haben....Wir müssen sie vorher erwischen!"
Aldhayn zieht sein Schwert, springt in den Hang, rutschte ihn halb kniend halb stehend hinab dem zersprengten Feind entgegen und gleich tun es ihm etwa 50 Mann mit gezogenen Waffen. Andere Bogenschützen halten die wenigen Nachrückenden am Eingang zum Tal auf und drängen sie zurück.
Der Kampf im Tal ist ungleich, die armen Teufel die sich vom Schnee befreien können, finden einen schnellen Tod unter dem Schwert. Jene die kämpfen und siegen finden sich unter Pfeilen oder Speeren wieder, der ungleiche Kampf endet am frühen Abend.
Die Überheblichkeit ihrer Anführer hat den Fremden aus den schwarzen Landen den Tod gebracht. Ihre Zahl können die Verteidiger der Nordmark noch immer nciht erfassen, doch es müssen Tausende gewesen sein. Die Meisten hatten es garnicht wieder aus dem Schnee heraus geschafft
Der Ort für den Hinterhalt war gut gewählt.
Doch nun gilt es der Nachhut zu entkommen, welche mit mindestens zwei und einer halben Tausend Mann den Tod ihrer Kameraden zu rächen suchen.
Ein schwieriges Unterfangen, ein blutiges Unterfangen, das Aldhayn die Hälfte seiner Männer kostet. Doch sie sind entkommen der Sieg ist errungen, und eine weitere Tat geht in das Lied von Aldhayn ein.
Es ist in der Nacht dieses Abends, in einem Zurückgezogenen Lager, als die wenigen Unverletzten rasten und sich um ihre Kameraden kümmern, als Aldhayn beschließt, von seiner neuen Gabe gebrauch zu machen und zusammen mit dem Dorfältesten seinen Geist auf die Reise zu seiner Frau zu schicken.
Tränen steigen ihm in die Augen, als er Weib und Kind vor sich sieht, und gerade will er sie in seine Arme schließen, als er spürt wie stechend ein Pfeil von hinten seine Brust durchschlägt ungläubig und überrascht blickt er auf die Spitze die aus seinem rechten Brustkorb ragt, als just daneben eine Zweite erscheint. Erst dann kommt der Schmerz und die sichere Erkenntnis, daß der Feind sie erfolgreich verfolgt hat.
Bedauernd kippt er vornüber und wird bald von der gnädigen Kälte seienr Schmerzen beraubt....
Niemand kann sagen wie lange es her ist, als Aldhayn erwacht, er befindet sich in einer Höhle, ein kleines Feuer brennt neben ihm. Doch dieses brennt nicht im Entferntesten so schmerzhaft und hell, wie jenes in seiner Seite.
Dies ist er Augenblick da er erkennt, daß er nicht geträumt hat, das er noch immer am Leben ist. Zischend entfährt die Luft seinen Lungen, als er versucht den Schmerzensschrei zu unterdrücken.
Kaum einen Augenblick später fällt ein Schatten auf ihn, dessen Umriß ihm fremd ist. "Dein Freund hatte gesagt daß es eine dumme Idee war" erklingt die Stimme einer Frau, einer jungen Frau, vielleicht 20 Frühjahre zählend.
Der Krieger kann sie nicht wirklich sehen, der Schmerz benebelt seine Sinne.
"Mein Name ist Naiyra ich wohne hier, und ich habe dich und ein paar deiner Freunde aus dem Schnee gezogen. Man hat euch wirklich übel zugesetzt. Erzähl mir was im Tal passiert ist? Arok sprach die ganze zeit im Fieber nur von dir und das du gesund werden musst. Wer bist du?"
Aldhayn war sich nciht ganz klar, wie er die Aussage des mädchens einordnen sollte, er hatte eine Ahnung, doch ungeprüft wollte er diese nicht äußern. "Was meinst du mit aus dem Schnee gezogen?"
Nayira kniete sich ab, nun konnte er sie erkennen, sie war hübsch, ein Mensch, aber mit elbengleichen Zügen. "Im Tal, das Donnertal, ihr müsst gekämpft haben, viele eurer Freunde sind tot. Auch zwei die ich geholt habe, es sind nur noch du, Arok, Ma´Ruq und zwei andere übrig, aber die schlafen noch. Mein Bruder sucht noch nach anderen Überlebenden."
Der fremde Name ließ Signalhörner ertönen in Aldhayns Kopf, dieses MÄdchen hatte im Tal und im Umkreis alle Überlebenen aufgegabelt, derer sie habhaft werden konnte und peppelte sie nun in dieser Höhle auf. Er hoffte nur, daß es diesem Ma´Ruq schlechter ging als ihm selbst, doch dieser Wunsch sollte ihm anscheinend nicth erfüllt werden. Ein Großgewachsener Fremdländer mit eingebundenem Arm kam, ein Bündel Holz unter dem gesunden Arm tragend in die Höhle. Die Begrüßung des Mannes mit diesem Namen erklärte ihn eindeutig zum Sieger im Bereich der körperlichen Tauglichkeit. "Danke Maruq," nahm ihm Nayira das Feuerholz ab, "dein Freund ist jetzt auch wach geworden, sein Name ist..."
Dem Fremdländer reichte ein einzelner Blick um zu begreifen, mit wem er es zu tun hatte, er griff zu seinem Gürtel und erinnerte sich, daß er ohne jede Waffe hier erwacht war. Er griff in das Feuer und zog ein glühendes Scheit heraus um es als Waffe zu gebrauchen, als Nayira sich dazwischen stellte und ein kurzschwert zog.
"Stop! Hier wird niemand angefasst" sie warf einen prüfenden Blick auf Aldhayn, ob dieser auch irgendwelche Dummheiten vorhatte, dann einen witeren zurück auf Ma´Ruq..."Jetzt verstehe ich, ihr seid gar keine Freunde, ihr habt gegeneinander gekämpft! Ihr seid Feinde!"
Sie bedrohte den Fremdländer, hielt ihn in Schach, bis dieser beschloss, daß der glühende Scheit zu heiß für seine Hand war, und ihn zurück ins Feuer warf. "Gut so, was auch immer ihr für einen Grund hattet gegeneinander zu kämpfen, bis ihr alle, und ds gilt auch für eure Freunde, Gesund seid, bleibt ihr hier und ihr werdet euch gegenseitig helfen! Oder...."
Sie machte einige geschickte Streiche mit dem Kurzschwrt in der Luft, "Ich zeige euch Streithähnen die Gesetze der Natur! habt ihr mich verstanden?"
Die Blicke Aldhayns, der sich inzwischen aufgerappelt hatte, so das er halb sitzend halb liegend auf seinem linken Arm stützte und Ma´Ruqs welcher sich mißbilligend auf seine vier Buchstaben setzte und seinen Feind eingehend musterte zeigten ihr, daß sie es hatten.
"Das werde ich Seth berichten müssen, da haben wir uns ja einen schönen haufen Streithähne eingefangen....."