Die Gärten der Herschaftsstadt 2

  • ~~~ Von den Toren kommend ~~~


    Er verbrachte viel Zeit, durch die Gärten der Stadt zu spazieren. Er war froh das sich hier nichts geändert hatte und niemand die öffentlichen Spaziergänge kontrollierte.
    Dieser Ort war friedlich. Trotz der kalten Jahreszeit, strahlte eine gewisse Wärme aus. Sein Blick wanderte durch die Straßen. Er setzte sich auf eine Bank inmitten des Gartens und beobachtete das Geschehen. Heute waren einige Bürger, die ebenfalls durch den Garten spazierten. Sie unterhielten sich über vielerlei Dinge. Talris hielt einen Moment inne.

  • --- Von den Toren kommend ---


    Endlich riss Feena sich los vom Anblick des Baumes. Sie ging hinein und hinauf in ihr Zimmer. Dort hielt sie erneut einen Augenblick inne, bevor sie entschlossen ihren nun mehr oder weniger unbrauchbar gewordenen Bogen auf eine Truhe legte und ihren alten elbischen Bogen wieder zur Hand nahm. Sie strich kurz über das Holz, dann prüfte sie die Sehne und als sie sie für gut befand, legte sie sich den Bogen über die Schulter.


    Nochmals blickte sie sich kurz im Zimmer um. Es war lange her, dass sie hier gewesen war. Sie trat an das einzige Fenster und blickte hinunter in die Gärten. Alles wirkte so friedlich. Sie lächelte schief. Diese friedliche Stimmung dort unten wollte so gar nicht zu der Stimmung in ihrem Inneren passen. Dann schüttelte sie kurz den Kopf, als wolle sie trübe Gedanken vertreiben und wandte sich zur Tür.


    Sie verlies ihr Zimmer und den Herrschaftsbaum, um sich zu den Ställen zu begeben. Ihr Weg führte sie durch die Gärten, die sie eben noch von oben betrachtet hatte. Mit zügigem Schritt ging sie entlang der Bäume, Rasenflächen und Sträucher, in Gedanken schon bei ihrem Pferd und kaum auf ihre Umgebung achtend. Und so dauerte es einige Augenblicke bis sie begriff, dass ihr Unterbewusstsein gerade eine bekannte Person ausgemacht hatte. Sie blieb stehen und wandte sich einer Bank zu, die in der Nähe stand. Erstaunt hob sie die Augenbrauen und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie den Mann erkannte der dort sass. Sie ging auf ihn zu.

  • "Ich habe es dir versprochen und nun bin ich hier." Er begrüßte Feena und bot ihr einen Platz auf der Bank an. "Wie ich sehe, hat sich auch deine Gruppe stark verkleinert. Es ist auch viel Zeit seit unserem Treffen in den Wäldern vergangen. Ich hoffe eure weitere Reise war ruhig?"

  • Als Feena sah, dass auch er sie erkannt hatte, lächelte sie.


    „Es ist schön, dich zu sehen, Talris.“ Sie begrüsste ihn ebenfalls. Auf seine Bemerkung hin, sah sie kurz rechts und links neben sich und grinste dann.


    „Ja, ich allein bin übrig geblieben.“


    Dann nahm sie auf der Bank neben ihm Platz und nickte.


    „Danke der Nachfrage, unsere weitere Reise war ruhig. Wir haben nichts und niemanden mehr getroffen, nicht einmal ein Wildschwein.“ Sie grinste ehe sie fortfuhr. „Xanthia fand in Luskir ein Schiff, dass sie ins Dunkelmeer bringen wird. Und Corridiel ist seiner Wege gegangen.“


    Sie sah ihn an und musterte ihn einen Augenblick mit leicht schiefgelegtem Kopf nun wieder ernst.


    „Und bei dir? Wie ist es dir ergangen, nachdem du uns verlassen hattest? Geht es Aldhayn wieder gut?“

  • Er schmunzelte als Feena Aldhayne erwähnte. "Sein Heimatort hat seine Genesung sehr gut voranschreiten lassen.
    Und darüber hinaus hat er mich löblicherweise noch nach Mythodea begleitet."


    Er hielt kurz inne, atmete tief ein und aus bevor er fort fuhr "Es ist so schön friedlich hier geworden. Was meinst du Feena?" Seine Haltung war sehr ruhig. Ohne angespannte Vorsicht wie früher. Man sah ihm an, dass er sich zwar geborgen fühlte, dennoch die Situation im Griff hatte.

  • Talris’ Schmunzeln irritierte sie etwas und sie zog kurz die Brauen zusammen, doch dann nickte sie.


    „Es freut mich zu hören, dass es ihm wieder besser geht. Damals im Wald erschien es mir, als würde er sich nicht so schnell erholen können….“


    Sie brach ab und für einen kurzen Moment verlor sich ihr Blick irgendwo hinter Talris Rücken. Sie war erstaunt, dass Aldhayn offensichtlich wieder schnell auf die Beine gekommen war und Talris sogar auf einer Reise begleitet hatte. Das hatte sie nach dessen Kampf mit dem Nymbra nicht erwartet. Die ganze Geschichte, Aldhayn selbst, erschien ihr äusserst merkwürdig. Sie überlegte, ob sie Talris weiter dazu fragen sollte, entschied sich dann aber dafür, das auf einen geeigneteren Zeitpunkt zu verlegen.


    Auf seine Frage hin, blickte Feena Talris wieder an. Sie nickte.


    „Ja, du hast recht. Hier ist es wirklich friedlich.“ Sie betonte das ‚hier’ ein wenig.


    Talris entspannte Haltung war ihr nicht entgangen und so versuchte auch sie möglichst unbefangen zu klingen.

  • Feena fühlte sich ertappt. Sie grinste, wie immer in so einer Situation. Dann ging das Grinsen in ein Schmunzeln über. Eigentlich sollte es sie nicht wundern, dass Talris sie so leicht durchschaut hatte.


    „Nuuuunnn, “ begann sie gedehnt, „eigentlich möchte ich jetzt nicht über Aldhayn sprechen, wo wir uns gerade erst wieder begegnet sind.“ Sie lächelte ihn an.


    „Aber gut, ich kann nicht verhehlen, dass er mir sehr sonderbar vorkam, damals in jener Nacht.“


    Sie überlegte kurz, wie sie formulieren sollte, was sie damals beschäftigte und was nun mit Talris Auftauchen wieder an die Oberfläche gekommen war.


    „Er hat mit dem Nymbra gekämpft und dieser hat ihn verletzt, vermutlich vergiftet. Er war extrem geschwächt und hat sich trotzdem von niemandem helfen lassen wollen. Und als du ihn mit dir nahmst, hat Xanthia eine merkwürdige Äußerung getan, die diese im Nachhinein nicht erklären konnte.“ Oder wollte, fügte sie in Gedanken hinzu.
    „Nun erzählst du mir, dass er wieder wohlauf ist und dich auf eine Reise begleitet hat.


    Feena stoppte und zuckte mit den Schultern. Wie sollte sie das erklären? Sie schwieg und sah Talris fragend an.

  • Er wartete noch eine Weile und lauschte dem Wind...


    "Einige von uns sind nicht das für das sie sich ausgeben, liebe Feena. Die Natur beherbergt viele Geheimnisse... Auch du bist ein Geheimnis, auf deine Art... Und so auch Aldhayne.
    Ich konnte mit ihm einige Worte wechseln... Nach seiner Genesung, die doch einige Tage in Anspruch genommen hatte.... Doch viel möchte ich ihm nicht vorwegnehmen.... Er will sicherlich selbst über seine Heldengeschichte sprechen.....


    Woran ich mich erinnere, ist, dass Aldhayne eine besondere Gabe besitzt. Etwas das ich am Tage seiner Ernennung zum Hüter spürte. Von dem ich aber nie gesprochen habe......


    Diese Gabe sahen wir an jenem Abend im Wald, doch es war sein "menschlicher" Stolz, der uns abhielt ihm zu helfen."


    Er richtete seinen Blick zum Herschaftsbaum und verharrte eine Weile ......


    "Wie gesagt, ich glaube die Antwort auf deine Frage, kann dir nur Aldhayne selbst beantworten."

  • Feena hörte aufmerksam zu und ihr Gesichtsausdruck war freundlich und neutral, wenn sie auch zu Beginn ein Lächeln unterdrücken musste, da Talris’ Worte klangen, als würde ihre eigene Mutter zu ihr sprechen.


    Dann jedoch zog sie ein wenig die Brauen zusammen. Nun sagte Talris es auch. *sahen wir*. Sie, Feena, hatte nichts gesehen damals, wenn sie auch sicher gewesen war, dass dort etwas passierte. Sie hätte gern mehr darüber erfahren, respektierte aber Talris’ Entscheidung Aldhayn nicht vorgreifen zu wollen. Und so nickte sie nur. Eines interessierte sie aber dennoch.


    „Was meinst du, wenn du von ‚menschlichem Stolz’ redest, Talris?“

  • "Meine Erfahrung ist jene, dass es verschiedene Arten des "stolzes" gibt. So ist eine Mutter stolz, wenn ihr kleines Kind die ersten Schritte vollführt. Ein Vater ist stolz, wenn sein Sohn ihn bei seiner Arbeit entlastet.....


    Andersrum gibt es einen Stolz, der einem Krieger seinen Mut und seine Kraft gibt. Der Stolz den er sich während seiner Kämpfe oder questen aufgebaut hat. Ein Krieger kann stolz auf sein Ansehen sein, oder auf seine Taten. Umso verletzlicher scheint mir so ein Krieger, wenn man diesen Stolz bricht.


    Meistens geschieht so etwas durch das herabwürden seiner Taten und wenn man ihn verhöhnt.


    Aldhayne zum Beispiel ist sehr stolz auf seine Taten und umso mehr verletzt es ihn wenn man jene herabwürdigt, seien sie nun großartig oder nicht in unseren Augen."

  • Feena sah Talris aus zusammengekniffenen Augen von der Seite an.


    „Krieger sind also stolz auf ihre Taten?,“ sagte sie dann, mehr zu sich selbst. Sie dachte daran, was Xanthia zu diesem Thema gesagt hatte und wie ihre eigene Einstellung dazu gewesen war. Dann fragte sie unvermittelt:


    „Bist du stolz, wenn du gekämpft hast und einen Sieg davontragen konntest?“

  • "Nur wenn ich dadurch Gute Menschen vor schlimmen Unheil bewahren konnte. Und nicht auf den Kampf selber, sondern auf die Gewissheit, das ihnen kein Unheil wiederfahren ist."


    Er hielt kurz inne und schien nachdenklich zu sein...


    Dann fuhr er fort


    "Aber stolz darauf jemand anderen getötet zu haben war und bin ich nie gewesen.


    Der Tod gehört zum Leben wie die Nacht zum Tage.
    Ich denke jedesmal darüber nach wie es wäre, wenn ich nicht meine Fähigkeiten als Krieger einsetzen würde. Was die konsequenzen von meinem handeln sind.


    Sicherlich hat mein Feind auch Familie... Kinder, eine Frau.... Wie wird sie weiterleben? Solche Dinge beschäftigen einen Guten Krieger, denn die Medallie eines Kampfes weist immer 2 Seiten auf.


    Doch im Kampf selber, muss der Krieger Herr über seine Sinne sein. Er darf sich nicht von Gefühlen lenken lassen. Denn diese Gefühle können seinen Tod oder den Tod vieler anderer bedeuten."

  • Feena hörte Talris aufmerksam zu und nickte zu der ein oder anderen seiner Bemerkungen. Dann schwieg sie eine ganze Weile in Gedanken versunken und ihr Blick verlor sich erneut irgendwo zwischen den Bäumen.


    Schließlich sah sie ihr Gegenüber wieder an.


    „Ich bin noch nie stolz darauf gewesen einen Kampf geführt zu haben. Noch ihn gewonnen zu haben und schon gar nicht, jemanden getötet zu haben. Wenn es sich nicht vermeiden lässt zu kämpfen, dann kämpfe ich und wenn ich dadurch jemandem helfen, ihn vor Tod und Unheil bewahren konnte, dann bin ich froh, vielleicht sogar glücklich, dass ich helfen konnte. Aber stolz?“ Feena schüttelte langsam den Kopf. „Nein, stolz bin ich darauf nicht.“


    „Macht dieser Stolz den Krieger aus, Talris?“ Sie sah den Elben fragend an, jedoch ehe er antworten konnte, fuhr sie fort.


    „Du sprichst wahr, Talris, wenn du sagst, dass ein Krieger die Folgen seiner Handlungen bedenken sollte. Auch wenn ich denke, dass das ein jeder tun sollte, aber vielleicht trifft es auf einen Krieger mit seinem tödlichen Handwerk nur noch mehr zu. Aber wie ist es möglich seine Gefühle im Kampf auszuschalten?“


    Sie stoppte, ein wenig verlegen, so viele Fragen zu stellen. Aber dieses Thema beschäftigte sie und Feena wusste nur zu gut, dass sie noch viele solcher Gespräche führen musste, bis sie mit sich im Reinen war.


    Sie lächelte.


    „Entschuldige bitte, dass ich soviel frage. Ich habe nicht oft die Gelegenheit, mit jemandem darüber zu reden.“

  • Verwundert sah er sie an. "Aus welchem Grund nicht? Muss ich erst soweit reisen, um deiner Fragen Herr zu werden?" er lächelte sie freundlich an...


    "... Und wenn dem so ist, so will ich gern die weiten Strecken jedesmal zurücklegen um deine Fragen zu beantworten.


    Ich freue mich jedesmal erneut mit dir reden zu können."


    Er schwieg einen Moment...


    "Doch bevor ich dir gerne jede Frage beantworte, würde ich dir eine Frage stellen wollen. Gibt es etwas neues das du mir berichten kannst?"

  • Feena hatte freundlich zurückgelächelt, als sie seine Worte hörte. Dann jedoch stutzte sie und schaute nun ihrerseits etwas verwundert.


    „Etwas neues?“


    Sie dachte einen Augenblick angestrengt nach. Was mochte Talris damit meinen? Etwas neues seit sie sich das letzte Mal begegnet waren? Oder generell etwas der letzten Monate?
    Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, da sie nicht wusste, was Talris seit seinem Weggang aus Montralur alles gemacht hatte. Sie sah ihn fragend an.


    „Was möchtest Du wissen, Talris? Etwas Montralur betreffend? Ich fürchte, da weißt Du mehr als ich. Ich war viel unterwegs und wenn ich zurück in meine Heimat komme, meide ich für gewöhnlich die belebten Orte und suche die Stille, so dass ich möglicherweise nicht immer alles sofort erfahre, was wichtig und erzählenswert wäre.“


    Sie zuckte mit den Schultern.


    „Ich könnte Dir aus Amonlonde oder Athalien berichten. Und, ja, dass vor einiger Zeit der Herzog von Yerodin Gefolgsleute suchte, um sein Land zu befreien. Was aus diesem Vorhaben geworden ist, ob er erfolgreich war, das weiß ich leider nicht.“


    Etwas ratlos sah sie ihn an.

  • "Komm mit. Wir erkundigen uns was in Montralur die letzte Zeit vorgefallen ist.
    Unterwegs könntest du mir vielleicht berichten wie es Connar in Yerodin ergangen ist, scheinbar hast du ihn getroffen?"
    Freundlich überspielte er ihre Ratlosigkeit und sah und wies Feena mit einem schmunzeln vor zu gehen.


    "Ich glaube am Turm der Talscharok oder vor dem Herschaftsbaum sollten wir uns zuerst erkundigen. Dort werden wir sicherlich Antworten finden.


    Zumal der Anblick eines Wunderschönen Wunders dort zu sehen ist, das ich seit einiger Zeit noch einmal gerne von der Nähe sehen würde...


    Was meinst du Feena?"

  • Feena nickte stumm und stand auf.


    *So willst du mir meine Fragen wohl doch nicht beantworten* dachte sie bei sich.


    Sie ging neben Talris her, ihm jedoch die Führung überlassend, da sie sich seines Zieles nicht sicher war.


    „Der Mann, den du Connar nennst, ist das der Herzog von Yerodin? Ich habe ihn nicht wirklich getroffen. Ich war lediglich auf Burg Gerund, als er dort Kämpfer und Späher für seine Truppen suchte. Danach habe ich nichts mehr von ihm gehört.“